Daylight Dies
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Interview
Das neue Album "Lost To The Living" der Düster-Metaller von DAYLIGHT DIES steht, trotz einer kleineren Verzögerung, auch hier zu Lande endlich in den Startlöchern, um mit melancholischer Musik dem Wetter ein paar Stunden Aufmerksamkeit streitig zu machen. Lest hier, was Schlagzeuger Jesse Haff zu den Zielen fürs neue Album und Plänen für eine Europa-Tournee zu sagen hat.
Hey Jesse. „Lost To The Living“ kommt in Europa und Amerika endlich in den Handel, wie fühlst du dich gerade?
Wir haben das letzte Jahr sehr hart an diesem Album gearbeitet, deshalb fühlt es sich gut an es endlich in die Freiheit zu entlassen.
Habt ihr bereits ein bisschen Feedback zur neuen Veröffentlichung bekommen, wie ist die Reaktion der Fans?
Der Presserummel hat jetzt erst begonnen, aber die Mehrheit von dem was ich gesehen habe war außergewöhnlich positiv, sowohl von den Medien als auch den Fans. Es ist belohnend von Leuten zu hören, die uns erzählen, dass sie mit ihm eine Verbindungen auf einer emotionalen Ebene eingehen konnten, dass es eine „wichtige“ Botschaft für sie hat. Größtenteils höre ich die Leute sagen, dass das unser bestes Album ist, viel besser kann es kaum werden.
Candlelight Records nennt das neue Album „das erwachsenste und Varianten reichste Album eurer Karriere“. Würdest du dem zustimmen und warum?
Absolut. So wie wir als Songwriter erwachsen werden, reifen wir auch als Menschen. Wir haben uns gewandelt im Vergleich zu den 21 Jährigen, die „No Reply“ oder den 25 Jährigen, die „Dismantling Devotion“ geschrieben haben. Wenn du älter wirst, willst du die Art und Weise in der du dich ausdrückst an die Person anpassen, die du geworden bist. „Lost To The Living“ umfasst diese Veränderungen und alle Schwierigkeiten des Leben, die du vielleicht nicht verstehst wenn du jünger bist. Das Licht fällt nun aus einem anderen Blickwinkel auf die Sache, die Figuren im Schatten sind gewachsen und decken in gewisser Weise neue Muster auf.
Auf „Lost To The Living“ haben wir einen Song ohne Verzerrung und nur mit klarem Gesang wie „Last Alone“, gleichzeitig haben wir sehr aggressive und lebhafte Songs wie „Descending“ oder mehr grübelnde, emotionale Betrachtungen wie „The Morning Light“. Es hört sich alles nach DAYLIGHT DIES an, aber es geht in verschiedene Richtungen.
Meiner Meinung nach ist das Songwriting auf „Lost To The Living“ nicht ganz so komplex wie auf seinem Vorgänger „Dismantling Devotion“, es erinnert mich mehr an das Album „No Reply“ aus dem Jahr 2002. Der Fluss der Musik ist wieder etwas einfacher und etwas weniger spielerisch als 2006. Was waren eure Ziele als ihr das neue Material geschrieben und aufgenommen habt, verglichen mit euren früheren Veröffentlichungen?
Ich würde nicht sagen, dass „Lost To The Living“ weniger komplex ist, ich denke sogar, dass es ebenso viele wenn nicht noch mehr Schichten gibt und es vielleicht sogar noch mehr „spielerisch“ ist, da es so vielseitig daher kommt. Womöglich fallen einem diese Elemente nicht nach den ersten paar Hördurchgängen auf, vielleicht sind sie subtiler und zeigen sich erst über die Zeit hinweg. Einige Leute haben mir gesagt, dass das Album für sie mit jedem neuen Durchgang wächst.
Ich würde definitiv nicht zustimmen, dass es mehr wie „No Reply“ ist. Die Ziele waren die Elemente auszuweiten, von denen wir dachten, dass sie auf „Dismantling Devotion“ gut funktioniert haben, zum Beispiel die „Strings“, der klare Gesang und die verschiedenartigen Herangehensweisen an die Schichten und den Aufbau von Gitarren. Wir haben persönlich sehr hohe Erwartungen, also wollten wir sie erfüllen oder noch übertreffen. Wir wollen nichts aufnehmen, bei dem wir selbst nicht fühlen, dass es so gut oder noch besser ist als das, was wir bereits vollbracht haben.
Euer Bassist Egan O’Rourke ist wieder auf zwei Songs dieses Albums mit seiner klaren Stimme zu hören. Besteht aufgrund der unterschiedlichen Stimmung, den die klaren und die harschen Vocals von erzeugen, irgend ein Unterschied in Herangehensweise, mit der ihr Songs für Nathan (Ellis, anm. d. Red.) und Songs für Egan schreibt?
„Last Alone“ war wahrscheinlich der einzige Song, der bewusst für die klare Gesangsstimme geschrieben wurde. Ansonsten ist eigentlich es immer sehr offensichtlich, welche Art von Gesang wir wollen, wenn wir das Schreiben der Musik abschließen. Wir benutzen nicht beide gleichzeitig. Wie du gesagt hast, die Stimmung zwischen ihren Gesangsstilen ist extrem unterschiedlich, so dass es einfach ist, abhängig von unserer Vision für den Song, eine Entscheidung zu treffen.
Gab es keine Pläne die beiden Stimmen in einem Song zu kombinieren, wie wir es schon ein klein wenig auf „Dismantling Devotion“ hören konnten? Warum habt ihr euch dafür entschlossen, sie nicht miteinander zu mischen?
Es gab keine willentliche Entscheidung dafür oder dagegen sie zu zusammen mischen. Ich nehme an die Songs haben das für sich selbst entschieden. Ich glaube nicht, dass es wichtig ist, sie miteinander zu verbinden. Wenn ein Song davon profitieren könnte, warum nicht, wenn nicht, dann scheiß drauf.
Euer früherer Sänger Guthrie Iddings hat an den Texten von vier Songs auf diesem Album mitgearbeitet. Ist er in gewisser Weise immer noch Teil von DAYLIGHT DIES oder wie kam diese Zusammenarbeit zustande?
Er ist kein Mitglied der Band mehr, aber wir alle sind noch immer sehr gute Freunde. Er ist eine hervorragend kreative Person in meinen Augen und ich hab die Texte geliebt, die er für „No Reply“ geschrieben hat. Dankenswerter Weise hat er zugestimmt als ich ihn fragte, ob er ein paar Texte für das neue Album schreiben würde. Es gibt kein böses Blut oder so etwas.
Die Musik von DAYLIGHT DIES erinnert mich sehr oft an kalte oder regnerische Herbsttage, sie erschaffen eine sehr dicke, melancholische Atmosphäre voller Depression, Aggression aber auch Hoffnung. Wie schwierig ist es in diese Stimmung zu kommen wenn man an den Songs arbeitet und woher bezieht ihr eure Inspiration für die Musik und die Texte?
Du kannst dich selbst nicht in die Stimmung zu schreiben hinein zwängen. Entweder passiert es oder nicht. Deine Beschreibung von dem, an das dich unsere Musik erinnert ist eine angemessene Einschätzung, aber das tatsächliche Wetter des Tages diktiert nicht das Schreiben. Es kann Inspiration sein, aber hauptsächlich kommt die von Selbstbeobachtung und der Analyse des Lebens. Manchmal wird keiner wochenlang in der Stimmung sein zu schreiben, dann fließt es auf einmal wie ein Fluss .. sehr unvorhersehbar.
Da DAYLIGHT DIES euch limitiert wenn ihr Gefühle abseits von Tod oder anderen dunklen und melancholischen Themen auszudrücken wollt, hast du oder haben die anderen Bandmitglieder irgendwelche anderen Projekte um unterschiedliche musikalische oder thematische Wünsche aus zu leben?
Nicht wirklich. Wir sind alle Fans dunkler Musik und wenn du bedrückt, wütend, frustriert oder einfach nur nostalgisch und melancholisch bist, dann tendierst du dazu Inspiration zu finden. Ich denke nicht, dass man sonderlich oft die Inspiration zum Hinsetzen und Musik schreiben findet, wenn man einen großartigen Tag hat. Es ist am besten, diesen Moment dann einfach zu genießen.
Habt ihr irgendwelche Pläne mit eurem Album dieses oder das kommende Jahr in Europa zu touren?
Das ist unsere oberste Priorität, aber ich bin mir nicht sicher ob das passieren wird. Es ist offensichtlich unglaublich teuer, aber wenn wir die richtige Tourmöglichkeit verfügbar haben, dann werden wir auf den Zug aufspringen. Candlelight hat Interesse daran signalisiert, uns für dieses Album rüber zu bringen, aber so weit sind keine Pläne in Arbeit. Ich hoffe das ändert sich.
Wie ist eure Beziehung zu anderen Bands eures Genres, zum Beispiel KATATONIA? Gibt es da irgendwelche Verbindungen oder Freundschaften innerhalb der Szene oder seid ihr größtenteils für euch selbst?
Ich persönlich bin sehr gut befreundet mit ihnen, ich kenne Anders und Jonas (Andreas Nyström und Jonas Renske, Anm. d. Red) seit 1996. Wir hatten das Glück mit extrem netten Bands zu touren, deshalb haben wir sehr gute Beziehungen zu allen, mit denen wir getourt sind.
Okay, und hier noch die Chance für irgendwelche letzten Worte zu den deutschen Fans und den Lesern unseres Magazins.
Wenn ihr so weit gelesen habt, dann hört euch ein paar Songs von „Lost To The Living“ an und, wenn sie euch gefallen, kauft das Album oder lernt ein bisschen mehr darüber auf
Danke für deine Zeit.
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