Day Eleven
Ich fühle mich ziemlich angepisst, dass Kurt Cobain nicht weitermachen konnte und weitere Alben veröffentlicht hat...
Interview
Nachdem mich „Sleepwalkers“, das zweite Album der Finnen von DAY ELEVEN, positiv überraschte und die Band diese Woche auch auf Tour in Deutschland unterwegs ist, war ich natürlich sehr gespannt darauf, was Janne Aleksi Pajari (Vocals, Guitar) und Kimmo Kärkkäinen (Bass) so alles zu sagen haben, woher sie ihre Inspirationen nehmen und was sie über Kurt Cobain denken.
Hallo Janne! Hi Kimmo! Als ich euer neues Album „Sleepwalkers“ rezensierte, war ich positiv überrascht. Denn auf diesem Album habt ihr diesen besonderen Vibe der frühen Neunziger ohne altmodisch zu klingen oder sogar andere Bands zu imitieren. Gratuliere! Beschreibt das Album doch mal etwas näher aus eurer Sicht.
Janne : „Sleepwalkers“ ist definitiv ein Heavy-Rock-Album, jedoch mit dem Unterschied, dass wir aufgeschlossen gegenüber jeder Art von Musik sind. Wir sind immer daran interessiert, neue Wege zu gehen und neue Einflüsse zu verwenden. Wir haben keine Formel anhand der wir unsere Musik komponieren und arrangieren, wir nutzen und benutzen so ziemlich alles was uns in den Sinn kommt und schauen einfach was passiert. Auf „Sleepwalkers“ findest du Grunge, Metal, Punk, Pop und noch ’ne Menge mehr. Das klingt dann in etwa so wie die guten alten Alben von FAITH NO MORE. Wir haben unser zweites Album letztes Jahr im Herbst in Schweden und Finnland aufgenommen, und rückblickend muss ich sagen, dass wir keinerlei Probleme mit diesem Album hatten, alles war so einfach. Wir hatten auch einen grossartigen Producer, nämlich Jens Bogren, der bereits mit Bands wie KATATONIA und OPETH gearbeitet hat, und er nahm uns die grosse Last von den Schultern, die wir noch mit unserem Debüt „Almost Over Everything“ hatten, welches wir selbst aufgenommen und produziert haben.
Kimmo : Hey Jens, ich bin in jeglicher Hinsicht total stolz auf „Sleepwalkers“, und zwar deshalb, weil wir uns alle am Songwriting beteiligt und richtig gut zusammengearbeitet haben, ich denke das hört man auch. Natürlich hatten wir einige Diskussionen untereinander, aber wir hatten viel Spass bei den Aufnahmen. Ein schönes Kapitel im Leben unserer Band.
Welche Bedeutung hat der Titel „Sleepwalkers“ und wie passt er zum Album?
Janne : Auf diesem Album geht es thematisch darum, endlich aufzuwachen und der Realität ins Auge zu sehen anstatt alles hinzunehmen und quasi ferngesteuert durch’s Leben zu gehen, dich sogar selbst zu belügen. Wir hatten einen Song namens „Sleepwalkers“, aber leider hat er es dann doch nicht auf’s Album geschafft. Der Titel gefiel uns aber so gut, dass wir ihn für das Album verwendet haben.
Wie beschreibt ihr selbst euren Musikstil?
Janne : Wir sind ein Haufen von Jungs, die irgendwie jede Art von Musik lieben und ihre ersten Gitarren in den frühen Neunzigern bekommen haben. Und was ergibt sich daraus? Aufgeschlossener Heavy-Alternative-Rock…
Kimmo : Jeder in der Band ist am Songwriting beteiligt, also haben wir fünf kreative Köpfe mit völlig unterschiedlichen Soundideen. Allerdings lass‘ ich mich in letzter Zeit stark von Olli’s Siebziger-Jahre-Gefühl inspirieren, haha.
Woher nehmt ihr allgemein eure Inspirationen?
Janne : Das hängt ganz von der Umgebung ab. Zu Hause schreibe ich zum Beispiel so eine Art Pop/Folk und der richtige Heavy-Scheiss kommt mir immer in den Sinn, wenn wir uns zum Üben treffen. Ich nehme meine Gitarre, spiele einfach drauflos und schaue was passiert.
Kimmo : So ein richtig fieser Kater ist wundervoll um Musik zu schreiben. *lacht* Ausserdem lasse ich mich auch ganz gern mal von den anderen inspirieren. Wenn ich zum Beispiel neue Songideen höre, sprudelt es förmlich aus mir heraus.
Welche Bands haben einen grossen Einfluss auf euch und eure Musik und was hört ihr selbst heute so am liebsten?
Janne : Ich höre so ziemlich alles querbeet. Im Moment höre ich oft JOHN FRUSCIANTE’s Album „Inside Of Emptiness“, das meiner Meinung nach so ziemlich alles schlägt, was die RED HOT CHILI PEPPERS bisher veröffentlicht haben. Und was jeden einzelnen in der Band angeht, so wirst du sicherlich hören können, dass wir uns beim Spielen unserer Instrumente sehr nahe an den GUNS’N’ROSES und BLACK SABBATH orientieren und die Drumbeats haben wie alle von MÖTLEY CRÜE geklaut…
Ha Ha, verstehe. Welche Bedeutung steckt hinter eurem Bandnamen „DAY ELEVEN“?
Janne : Unser Bandname besteht aus zwei Wörtern, die zusammen einen guten Klang ergeben…da steckt also nicht wirklich eine tiefere Bedeutung dahinter. Es kann alles und nichts bedeuten, alles was du willst. Auf lyrischer Ebene geht’s bei uns – wie ich schon vorhin sagte – darum aufzuwachen, also spätestens um 11 Uhr, haha, jeden Tag bewusst zu leben und einfach das Beste daraus zu machen.
OK, gehen wir mal etwas in der Musikgeschichte zurück. Was denkt ihr über den Selbstmord von Kurt Cobain oder meint ihr, er wurde ermordet, wie’s in vielen mysteriösen Gerüchten immer mal wieder zu hören bzw. zu lesen ist? Hat euch sein Tod auf irgendeine Art und Weise die Augen geöffnet, so dass ihr heute evtl. etwas anders denkt als zuvor?
Janne : Was Cobain angeht, denke ich, war das einfach eine traurige Situation. Natürlich gibt das der Rock’n’Roll Story an sich einen gewissen romantischen Touch, aber in Wirklichkeit fühle ich mich ziemlich angepisst, dass er nicht weitermachen konnte und weitere Alben veröffentlicht hat, denn auch heute noch verehre ich seine Alben und höre mir NIRVANA von Zeit zu Zeit gern an. Wenn wir etwas von seinem Selbstmord lernen können, dann ist es das, was Drogen mit dir und deinem Geisteszustand alles anrichten können. Drugs can fuck you up bretty bad. Ich habe mir erst neulich nochmal Gus Van Sant’s Film „Last Days“ angeschaut, der auf gar keinen Fall eine Biographie Cobains darstellt, aber trotzdem eine ziemlich beunruhigende Stimmung erzeugt und zeigt, wie sein Leben zum Ende hin vielleicht tatsächlich ausgesehen haben mag. Das alles stimmt schon nachdenklich…
Kennt ihr eigentlich die Jungs von AGONIZER? Ihr Debüt-Album „Birth / The End“ wurde ja jetzt über Spinefarm veröffentlicht. Mögt ihr die Musik?
Janne : Sorry, ich hab‘ die Jungs bisher noch niemals getroffen und ich kenne ihre Musik ehrlich gesagt auch nicht.
Na gut, dann zu einem ganz anderen Thema. Was gefällt euch am besten: Live-Shows zu spielen, im Proberaum zu üben oder im Studio ein Album aufzunehmen?
Janne : Ganz eindeutig, ich mag jeden Aspekt sehr! In einer Band zu spielen bedeutet nicht, sich ein bestimmtes Ziel zu setzen und dieses stur zu verfolgen – du musst jeden Aspekt mögen damit alles auch einen Sinn ergibt, denke ich. Im Proberaum entwickelst du die ganzen Ideen, die du letztendlich im Studio perfektionierst. Und live zu spielen ist dann die letzte Erfüllung der ganzen Sache. Ausserdem basiert unsere Band auf Freundschaft, also immer wenn wir zusammen abhängen, bist du mit deinen besten Kumpeln zusammen und hast ’ne Menge Spass.
Kimmo : Das ist alles so unterschiedlich und gehört doch zusammen. Aber ich liebe es vor allem im Studio zu sein und die fertigen Songs zu hören. Das ist immer wieder ein unglaubliches Erlebnis. Auf der anderen Seite möchte ich es auf gar keinen Fall vermissen, live zu spielen.
In dieser Woche seid ihr noch gemeinsam mit NEGATIVE in Deutschland auf Tour. Mögt ihr die Jungs eigentlich? Und denkt ihr, ihr passt überhaupt zusammen? Ich meine, NEGATIVE spielen ja eher 80er Glam Rock mit leichtem Gothic Vibe und ihr spielt Alternative, Grunge und Punk Rock der 90er…
Janne : Wir haben zwar musikalisch eine unterschiedliche Grundlage, aber ich denke es ist gut, dass wir uns mit dem selben Musikstil nicht gegenseitig in die Quere kommen oder sowas in der Art. Aber beide Bands spielen Rock’n’Roll – ich mag es sowieso nicht, Bands in Schubladen zu stecken und ich bin der Meinung, dass das niemand tun sollte. Wir haben schon mit allen möglichen Bands zusammengespielt, angefangen von Black-Metal- über Industrial- bis hin zu Kaugummi-Pop-Bands und es hat immer irgendwie gepasst, auch wenn’s nur für ’n Schockeffekt gut war, haha… Aber wir kennen die Jungs von NEGATIVE ja schon etwas länger, denn schliesslich sind wir ja auch auf dem selben finnischen Label, und bisher sind wir immer gut miteinander ausgekommen.
Welche Ziele habt ihr euch als Band gesteckt, die ihr erreichen wollt und wo seht ihr euch in…sagen wir mal…fünf Jahren?
Janne : Ich hoffe wir haben bis dahin zwei weitere, richtig geile Alben und sind so bekannt, dass wir ’ne Menge Leute mit unserer Musik erreichen, ohne Kompromisse und unsere ehrliche Seite zu verleugnen. Und hoffentlich touren wir Deutschland dann schon zum zehnten Mal…
Kimmo : Wenn es uns möglich ist, immer noch befreundet zu bleiben und uns persönlich nicht auf die Nerven gehen, dann sage ich dieser Band eine grosse Zukunft voraus. Also… Ich hoffe, dass wir in fünf Jahren immer noch befreundet sind und immer noch viel Spass zusammen haben, das ist eigentlich alles was ich möchte.
Sehr schön, das finde ich gut. OK, mal ganz spontan, was ging euch soeben durch den Kopf, woran habt ihr gerade gedacht?
Janne : An diese hübsche Frau, in die ich total verschossen bin. Und an die Alpträume, die ich gestern Nacht hatte, weil ich Bret Easton Ellis‘ „Lunar Park“ vor dem Schlafen gelesen habe… Dieses Buch ist ein total abgdrehter Hirnfick…
Kimmo : Bier. Ich versuche auszunüchtern bevor die Tour richtig losgeht, damit ich eine möglichst gute Figur auf der Bühne abgebe. Naja, wir werden sehen… Haha.
Danke für das Interview und viel Spass noch weiterhin auf Tour! Die letzten Worte an unsere Leser gehören euch:
Janne : Kommt zu unseren Shows, wenn ihr euch überraschen lassen wollt!
Kimmo : Danke für die Geduld, bis hierhin gelesen zu haben. Ich hoffe wir sehen uns zu einem unserer Gigs irgendwo und irgendwann.
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Stile | Alternative Rock, Grunge, Indie-Rock |
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