Dawn
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Interview

DAWN sind zurück. Seit Ewigkeiten. Zumindest in Ankündigungen. Irgendwie. Doch nun sind die Schweden tatsächlich im Studio! Grund genug, Chef und Gitarrist Fredrik Söderberg kurz vor Mittsommer mit ein paar Fragen zum Stand der Dinge zu behelligen, die der gute Mann nach Kräften so unvage wie irgend möglich beantwortet hat.

DawnDAWN kündigen ihre Rückkehr schon geraume Zeit an, seit 2004 oder gar 2003 oder etwas in der Größenordnung. Jetzt seid Ihr offensichtlich tatsächlich dabei, ein neues Album aufzunehmen, deshalb will ich ganz direkt fragen: Passiert ES diesmal wirklich? Wie stehen die Chancen, dass wir vor Ende des Jahres tatsächlich ein neues DAWN-Album zu hören bekommen? Bei last.fm hat jemand die Formulierung geprägt, „The Fourfold Furnace“ sei das „Chinese Democracy“ des schwedischen Black Metal. Das ist ziemlich amüsant. Und auch nicht ganz aus der Luft gegriffen, oder?

Wir sind momentan im Studio Monolith (das Studio unseres Schlagzeugers Tomas Asklund) und haben bereits Gitarren für fünf Songs aufgenommen. Wir werden bis Ende September 2008 (Die Jahresangabe ist hier wirklich wichtig. -Ed.) weiter aufnehmen und mixen. Ob das Album letztendlich noch in diesem Jahr erscheint, hängt von den Plattenfirmen ab, mit welchen wir zu tun haben.
„The Fourfold Furnace“ ist vielleicht in irgendwelchen Foren „Chinese Democracy“, aber auch nur dort. Fakt ist, dass wir das Album jetzt aufnehmen und die Scheibe so schnell wie möglich rausbringen wollen. Es gibt keine rechtlichen Probleme, kommerzielles Denken oder Ähnliches in Verbindung mit diesem Album, only real Death/Black Metal.

Die Aktivitäten von DAWN waren in den letzten Jahren sehr überschaubar. Die Alben wurden neu aufgelegt, Ihr habt ein Video gemacht, dann gab’s mal eine neue Website. Das ist nicht gerade umwerfend viel. Was habt Ihr eigentlich die ganze Zeit getrieben?

Von 1999 bis 2004 habe ich mit Tomas Asklund an neuen Liedern gearbeitet, um das Album fertigzustellen. Dann war er mit dem Aufbau seines Studios beschäftigt, und wir haben eine kurze Pause eingelegt. Wie mittlerweile jeder weiß, hat Tomas dann bei DISSECTION vorgespielt und mit der Band bis 2006 gearbeitet. Tomas Asklund ist der einzige Schlagzeuger, mit dem ich an DAWN arbeiten will, und er ist ein volles Mitglied der Band – deswegen haben wir einfach geduldig auf seine Rückkehr gewartet.
Ansonsten habe ich während der letzten Jahre mein Motorboot auf Vordermann gebracht, viel geangelt, Sport getrieben, neue Verstärker gekauft und die Dinge im Zusammenhang mit DAWN erledigt, die Du bereits erwähnt hast. Und nebenbei hatte ich jede Menge Zeit, Lieder zu überarbeiten und neue zu schreiben, um dieses Lebenswerk zu komplettieren.

Moment! „Lebenswerk komplettieren“? Willst Du uns hier in einem Nebensatz mitteilen, dass DAWN nach „The Fourfold Furnace“ Geschichte sind?

Nein, nein, keine Sorge. Ich spreche nur von „Lebenswerk“, weil ich soviel Energie, Geduld und Herzblut (sowie ganze zehn Jahre… -Ed.) in das Album gesteckt habe, dass es sich mittlerweile fast wie ein Lebenswerk anfühlt. Für DAWN gibt es ein Leben auch nach „The Fourfold Furnace“. Wenn die Zeit reif ist, werden wir uns an ein weiteres Album machen.

Die Rehearsalaufnahme auf Eurer Myspace-Seite hört sich ziemlich vielversprechend an. Stilistisch nicht weit von „Slaughtersun“ entfernt, vielleicht etwas aggressiver und mit kräftigem Bass. Zumindest klingt das Stück eindeutig nach DAWN, nicht wie eine neue Band, die nur zufällig die gleichen Mitglieder hat. Ausgehend von jenem Stück, wie wird das fertige Album Deiner Meinung nach klingen? Ist das Lied bei Myspace repräsentativ für den Rest oder eher eine Hitsingle? Was für eine Produktion strebst Du für „The Fourfold Furnace“ an, vor allem im Vergleich zu „Slaughtersun“?

Wir haben definitiv Elemente von „Slaughtersun“ beibehalten. Allerdings geht die Reise auch in Richtung eher dunkel-melodischer, klassischer DAWN-Klänge. Die klassischen Gitarrenarrangements, Melodien, Riffs und unser Spiel sind typisch DAWN, nur eben reifer. Und weit entfernt von dem, was andere Bands heutzutage machen. Wir spielen immer noch sechssaitige Gitarren und einen viersaitigen Bass, nur eben einen Halbton tiefer gestimmt. Es gibt immer noch jede Menge Tremolo, aber wir mixen das jetzt mit mehr klassischem Gitarrespiel.
Wir sind mittlerweile an einem Punkt in den Aufnahmen angekommen, an dem wir uns eine Unmenge an Referenzen in Sachen Produktion anhören. Sicher ist auf jeden Fall schon jetzt, dass die Gitarren viel besser als auf „Slaughtersun“ klingen werden, heavy, massiv, mit ordentlich Druck, aber trotzdem sehr definiert. Das Schlagzeug haben wir noch nicht aufgenommen, aber Tomas ist ein Aufnahmegenie und wird DAWN zu neuen Höhen führen.

Wie sieht’s mit den Texten aus? Wofür stehen DAWN im Jahre 2008 inhaltlich? Was ist „The Fourfold Furnace“? Wird uns das Cover (wie im Falle „Slaughtersun“) bei der Interpretation des Albumtitels helfen?

Hass, Aggression, Ablehnung der Gesellschaft, Gewalt, Mord. Das sind unsere Themen. „The Fourfold Furnace“ ist ein großartiger Titel, da es sich um unser viertes Album handelt (Fragt mich nicht, wie der gute Mann da gezählt hat. -Ed.). Wie bei „Slaughtersun“ wird auch jetzt das Cover dem Albumtitel mehr Bedeutung verleihen.

„The Fourfold Furnace“ lässt nicht zuletzt durch den DISSECTION-Job Eures Trommlers so lange auf sich warten. Jetzt scheint Mr. Asklund bei der etwas glaubwürdigeren der beiden GORGOROTH-Versionen die Stöcke zu schwingen. Wird sich das auf DAWN auswirken? Natürlich zanken die Leute sich noch, wer denn nun GORGOROTH sein darf, darüber hinaus hat Infernus ja schon seit Ewigkeiten nichts für GORGOROTH komponiert, wie also schätzt Du Eure Möglichkeiten ein, das Album fertig zu bekommen und eventuell auf Tour zu gehen, bevor Tomas für Infernus den Taktgeber machen muss?

Infernus‘ Projekt (Man beachte die Vermeidung von Namen! -Ed.) wird sich nicht auf das neue DAWN-Album oder eventuelle Gigs auswirken. Wir werden unser Album in trockenen Tüchern haben, bevor da überhaupt die Aufnahmen beginnen. Tomas wird auf dem Infernus-Album trommeln, und darüber hinaus ist noch nichts entschieden.

Da wir das Touren ja schon angesprochen haben… wird das was passieren? Sonderlich oft habt Ihr ja in der Vergangenheit nicht live gespielt – seid Ihr überhaupt aufgetreten? Wahrscheinlich habt Ihr noch keine konkreten Pläne, aber wie sieht es denn auf der Wunschebene aus: Würdest Du mit DAWN gern auf Tour gehen?

Oh, wir haben schon ab und zu mal gespielt, aber es war in der Tat nicht oft. Ich hoffe, wir können irgendwann auf Tour gehen und dergleichen, aber momentan konzentrieren wir uns ganz auf das Album.

Auf Eurer Myspace-Seite ist von einem „secret“ „Major“label die Rede. Was genau sollen wir uns darunter vorstellen? Was ist „Major“? Regain? Nuclear Blast? Sony? Wann wird es in dieser Angelegenheit handfeste Informationen geben?

Wir haben mit ein paar größeren „major labels“ (O-Ton) verhandelt, aber noch wurde nichts unterschrieben. Wann es weitere Infos geben wird, kann ich also auch nicht sagen. Ich weiß nur, dass wir Labels aufgeschlossen gegenüber stehen, die nicht versuchen, uns abzuziehen. Momentan führen wir Gespräche mit zwei Vertretern dieser Spezies.

„Slaughtersun“ war das letzte groß(artig)e Album dieser besonderen Art von melodischem schwedischen Black Metal. Seitdem ist dieser spezielle Stil fast ausgestorben, und heutzutage führen nur noch einige wenige Sonderlinge wie BLOT MINE die Tradition weiter. Warum ist das so? Alben wie „Welcome My Last Chapter“ sind doch absolute BM-Sternstunden. Dennoch wurde dieser Stil nie so populär wie schwedischer olympischer (schneller, härter, lauter) BM à la MARDUK oder DARK FUNERAL. Oder wie das norwegische Gerödel. Ist die Musik schlicht zu gut? Besteht Hoffnung, das Genre als solches wiederzubeleben, oder muss man als geneigter Hörer mit einem Album alle paar Jubeljahre zufrieden sein?

Als Mitbgründer dieser speziellen Stilmixes bin ich natürlich verwundert, dass so wenige Bands diesem ultimativen Metalstil frönen. Wie Du schon sagst, vielleicht ist die Musik tatsächlich zu gut. Oder zu komplex. Die meisten Bands, die sich in der Vergangenheit an diesem Stil versucht haben, sind auf falsche Art und Weise zu melodisch geworden. Wenn Death/Black Metal falsch gespielt wird, mit zuviel Keyboard und dergleichen, dann verliert er seine bösartige Aura. Mein Hauptaugenmerk waren immer dunkle, melodische Riffs. Keyboards werden bloß eingesetzt, um den epischen Charakter der Musik zu unterstützen. DAWN als Band arbeitet auf der Basis von Gitarrenriffs, und ich denke, wir werden mit dem neuen Album einen großen Schritt nach vorne machen. Vielleicht können wir dem Genre mit „The Fourfold Furnace“ ja sogar ein bisschen Leben einhauchen.

Es gäbe natürlich noch viele Fragen, die ich an dieser Stelle an den Mann bringen könnte, aber ohne ein neues Album wären die noch spekulativer als die bisherigen. Und nur in der Vergangenheit will ich auch nicht bohren, das hat immer was von Stagnation. Deshalb hebe ich mir diese Fragen lieber für das nächste Interview auf, das wir führen werden, wenn „The Fourfold Furnace“ tatsächlich das Licht der Welt erblickt. Die letzten Worte gehören natürlich Dir. Danke für Deine Zeit und Glad Midsommar!

Danke für das erste DAWN-Interview seit einigen Jahren. Wir werden zurück kommen, und zwar stärker, schneller, dunkler und epischer als zuvor.

24.06.2008

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