Das Kammerspiel
Das Kammerspiel
Interview
Das Drittwerk von DAS KAMMERSPIEL ist fraglos ein Album, das nicht jedermanns Sache ist, dadurch aber um Welten interessanter ist als der X-te Klon der Bands Y oder Z. Der Kopf hinter diesem eigenwilligen Projekt, Dirk Rehfus, ist nicht nur ein vorzüglicher Multiinstrumentalist und Songwriter, sondern auch Herr seines eigenen Labels. Doch das Gespräch über “Lost Souls Graveyard“ kann man separat nachlesen, hier beantwortete er mir einige Fragen zu seinem Solo-Abenteuer.
Hallo Dirk, erstmal natürlich gratuliere ich Dir zu deinem neuen Werk! Wie Du sicher schon gelesen hast, ist mein Eindruck darüber etwas zwiespältig. War es eine bewusste und auf ein Ziel bezogene Entscheidung, auch diese sehr simpel gestrickten Riffs einzubauen?
Dirk:Hm, es gibt mit Sicherheit auch sehr simple Riffs auf der Platte und diese verwende ich auch bewußt. Mir gefallen manche simplen Geschichten, und manchmal verwende ich etwas komplexeres. Das Gefühl entscheidet. Alles andere wäre mir zu analytisch.
Ein Wort zur Produktion: War der Sound tatsächlich so geplant?
Ich denke, daß man anhand Deiner Fragestellung vermuten kann, daß Du den Sound als eher mißlungen betrachtest. Ich bin damit aber ziemlich zufrieden. In Deinem Review sprichst Du den Fakt an, daß der Song “Sekundenschlaf“ nicht schlagartig nach dem Intro einsetzt – ich wollte einen sogenannten “Doppler-Effekt“ simulieren, der Ton ist zu Beginn weit entfernt und leise, kommt dann näher und wird daher lauter – ähnlich wie wenn sich ein Auto aus der Ferne auf Dich zubewegt. Ich fand diesen Einstieg in Bezug auf den Textinhalt sehr passend. Und mit dem Gesamtsound bin ich wirklich sehr zufrieden ! Natürlich besitzt “Wege“ keine ultra-professionelle Produktion, aber alle Instrumente sind klar differenziert vernehmbar, und der Sound besitzt insgesamt für meine Begriffe genügend Lautstärke und Punch. Aber natürlich möchte ich mich auch in dieser Hinsicht beim nächsten Mal weiter entwickeln.
Mit dem Titel allein, “Wege“, sprichst Du auf den ersten Blick eher natuverbundene Menschen an, die gerne unterwegs sind. Das Cover zeigt nun die technischere Variante der Fortbewegung – um was geht es auf diesem Album eigentlich genau?
Naturverbundenheit spielt keine so große Rolle in den Texten für DAS KAMMERSPIEL. Eine Ausnahme bildet “Wasserthron“, ein Lied, das sich thematisch dem Kreislauf des Wassers auf unserer schönen Erde widmet. “Wege“ basiert inhaltlich mehr auf persönlichen Erfahrungen und auf zwischenmenschlichen Dingen. Naturverbundenheit und Naturerfahrungen transportiere ich lieber durch ALLVATERS ZORN, einem anderen Projekt, in das ich involviert bin.
Die “Wege“ enden nach noch nicht einmal 40 Minuten und sechs Stücken, wovon eines ein Intro und eines ein Zwischenspiel ist. Verstehst Du dieses Werk eher als EP oder doch als vollwertiges Album?
Ich verstehe die CD eindeutig als Album. Die beiden Album-Vorgänger zu “Wege“ waren von der Spielzeit her auch ähnlich. Und ich denke, man kann in diesen 40 Minuten Spielzeit sehr viele Details entdecken. Diejenigen, die die Musik prinzipiell mögen, werden, da bin ich mir sicher, sowohl in punkto Qualität als auch in punkto Quantität nichts vermissen.
Was für ein Aspekt des Werkes ist Dir persönlich am wichtigsten?
Eigentlich das Lied “Mein Universum“, da dieses thematisch sich mit einem wichtigen und mehrmonatigen Lebensabschnitt befasst, der alles andere als angenehm für mich war. Ich möchte das aber hier nicht weiter ausführen. Der Text des Liedes ist leicht verständlich. Wer ihn liest, wird die Situation, die mich zu dem Text inspirierte, in groben Zügen verstehen. Es ist wirklich ein textliches Entblößen und dieses hatte ich mir eigentlich seit GRABNEBELFÜRSTENs “Dynastie-oder wie man Herrschaft definiert“ glücklicherweise abgewöhnt. Aber manchmal muß man als Musiker eben Dinge mit und durch die eigene Musik verarbeiten um sie besser abschließen zu können.
Deine Einflüsse gehen weit über das “normale“ Metalprogramm hinaus, welche Musiker oder Gruppen kannst Du den Leuten empfehlen, die sich tiefer mit deinen Einflüssen auseinandersetzen bzw. auch mal gute Musik ausserhalb des Metals hören wollen?
Im Privaten läuft bei mir primär Metal. Ich bin mit Heavy Metal schon sehr verbunden. Natürlich mag ich auch Bands wie JUNO REACTOR oder CARBON BASED LIFEFORMS aus dem Elektro-Bereich, Prog-Bands wie PORCUPINE TREE auch. Aber wie gesagt, ich bin eigentlich ein ziemlicher Metal-Head – nur mit relativ wenigen Haaren.
Du hast das Album ja komplett im Alleingang geschrieben – hättest Du gerne manchmal Bandkollegen dabeigehabt, die im Entstehungsprozess mitwirken hätten können?
Nein, denn ich betreibe ja ALLVATERS ZORN und GRABNEBELFÜRSTEN zusammen mit Freunden von mir. Es ist zwar nicht auszuschließen, daß ich für DAS KAMMERSPIEL irgendwann mal auf “fremde“ Hilfe zurückgreifen werde, aber das Projekt ist grundsätzlich als Solo-Abenteuer gedacht.
Wie lange dauerte es eigentlich von der ersten Idee zur Fertigstellung von “Wege“?
Vom Schreiben des ersten Riffs bis zur Einlieferung ins Presswerk ca. 9-10 Monate.
So kurz vor dem Jahreswechsel muss ich Dich das einfach fragen: was bedeutete 2009 für Dich und was erwartest Du von 2010?
2009 war ein sehr schwieriges Jahr und “Wege“ ist für mich persönlich ein wesentliches Resultat dieses schwierigen Jahres. Dementsprechend freue ich mich auf 2010. Es kann nur besser werden !
Besteht eigentlich irgendeine Möglichkeit, diese Musik eines Tages live zu hören?
Theoretisch schon, aber sicherlich nicht in den nächsten 3-4 Jahren. Ich habe ein Live-Konzept und ich habe die passenden Musiker, dieses Konzept umzusetzen. Derzeit und wie gesagt, leider auch in den nächsten Jahren, werde ich nicht die notwendige Zeit haben um Konzerte von DAS KAMMERSPIEL optimal vorbereiten zu können. Die Idee ist aber in meinem Hinterkopf und wird vielleicht eines Abends in die Tat umgesetzt.
Welche Wege wird DAS KAMMERSPIEL in Zukunft beschreiten?
Genau kann ich das jetzt noch nicht sagen, da ich noch keinerlei Material für ein viertes Album geschrieben habe. Wenn es zum “Wege“ – Nachfolger kommt, wird es mit Sicherheit wieder ein wenig anders klingen. Alle drei Alben klingen unterschiedlich, aber ich hoffe, daß das Gefühl der Zurück-Gezogenheit aus allen dreien gleichermaßen spricht. Das ist auch der Hauptaspekt für den Namen DAS KAMMERSPIEL. Ich möchte Musik unter diesem Banner veröffentlichen, die introvertiert erscheint. Dementsprechend ist es logisch für mich, daß viele Leute mit meiner Musik eben auch nicht klarkommen können.
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