Darkened Nocturn Slaughtercult
Vorabinterview zum kommenden Album "Necrovision"
Interview
DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT sind eine der wenigen noch verbleibenden Größen was dem Underground verschriebenen, deutschen Black Metal der alten Schule angeht – und im Dezember wird das sechste Kapitel der Bandgeschichte in Form des Albums „Necrovision“ veröffentlicht. Ich hatte die Gelegenheit, bereits vorab in drei Songs des Albums hereinzuhören und ein Gespräch mit den Protagonisten zu führen.
Hallo zusammen!
Da euer neues Album, „Necrovision“, ja erst Mitte/Ende Dezember erscheint, ihr für diesen Zwischenbericht aber schon drei Songs zur Verfügung stellen konntet, drängt sich mir zunächst, als Einstieg, die Frage auf, wie weit die Arbeiten am Album fortgeschritten sind? Wird da noch dran gedreht oder ist die Platte bereits „im Kasten“?
Die Studioarbeiten für das sechste Kapitel von D. N. Slaughtercult sind abgeschlossen. Derzeit sind die grafischen Arbeiten noch voll im Gange, so dass das Album als solches noch nicht komplett im „Kasten“ ist.
Da ja noch alles recht frisch ist: Inwiefern haben sich die Aufnahmen zu (und die Arbeiten an) „Necrovision“ von denen zu älteren Alben unterschieden, was habt ihr anders gemacht, was genauso wie sonst?
Im Prinzip sind wir unserem bisherigen Vorgehen treu geblieben. Einzelne Stücke entstehen über den kompletten Zeitraum zwischen dem vorherigen und dem kommenden Album. Dieser Fortschritt ist zwar kontinuierlich, aber gelegentlich auch schleppend. Somit kommt irgendwann der Punkt, an dem wir einen verbindlichen Aufnahmetermin festlegen. Das erhöht zwar den Druck enorm, schafft aber ebenso das Pflichtbewusstsein, konsequent am Album zu arbeiten. Da bisher A. Rave als Produzent sämtliche DNS-Veröffentlichungen aufgenommen hat, gab es für „Necrovision“ keinen Grund, mit dieser Tradition zu brechen. Einige studiotechnische Details haben sich geändert. Das für uns wichtigste Detail war, dass Soundgewand etwas dreckiger im Vergleich zum Vorgänger „Saldorian Spell“ zu gestalten.
Ich persönlich höre ein paar Unterschiede zwischen den neuen Songs und älteren Stücken von euch – bevor ich meine Eindrücke jedoch weiter ausführe, würde ich zunächst gerne euch das Wort überlassen: Wie würdet ihr die Unterschiede zwischen dem Material auf euren älteren Veröffentlichungen – in erster Linie „Saldorian Spell“ – und dem auf „Necrovision“ sehen, wo die Gemeinsamkeiten?
Jedes neue Kapitel beinhaltete immer kleine Änderungen und Fortschritte auf musikalischer Ebene. Es gab immer einige Feinheiten und Nuancen, die mal mehr und mal weniger offensichtlich in die Musik eingeflossen sind. Der wichtigste Fakt ist, dass man eine Band auch auf einer neuen Veröffentlichung wiedererkennen kann. Im direkten Vergleich zum fünften Kapitel „Saldorian Spell“ ist „Necrovision“ lebhafter ausgefallen. Das bedeutet, dass wir die von uns eingeschlagene musikalische Richtung konsequent weiterverfolgen, dabei aber den geschwärzten Horizont erweitern, um so dem Gesamtwerk mehr Tiefgang und Vielfalt zu geben.
Ich persönlich finde, ihr macht mit den neuen Songs – zumindest denen, die ich gehört habe – einen Schritt weg vom rein bösen, räudigen Stil eurer früheren Alben hin zu einer etwas atmosphärischeren, dichteren, zeitweise („Omnis Immundus Spiritus“) gar epischeren Ausrichtung; zwar immer noch „böse“, aber ein bisschen weniger spontan, dafür durchdachter (das meine ich nicht negativ). Als Vergleich würde ich zum Beispiel jüngere WATAIN nennen, wenn ihr auch etwas schneller und direkter agiert. Könnt ihr das nachvollziehen? Und wo würdet ihr eure (musikalischen) Einflüsse für das neue Material sehen?
„Necrovision“ verkörpert für uns eine Art Rückbesinnung auf die Werte, für die DNS steht. Zweifelsohne ist und bleibt Slaughtercult der Verschwörung für rohen Black Metal treu. Die zur Verfügung gestellten Songs bieten einen guten ersten Eindruck für das gesamte Album, da jedes dieser Werke einer bestimmten „Kategorie“ entspricht. „Omnis Immundus Spiritus“ ist zum Beispiel ein sehr ausgereiftes, abwechslungsreiches und atmosphärisches Stück. „The Eviscerator“ ist dagegen im Vergleich eher primitiv und geradlinig. „In the Hue of Night“ bildet eine Symbiose aus diesen beiden Kategorien. Es ist unser Bestreben, Black Metal nicht krampfhaft neu zu erfinden, sondern lediglich mit dem Flair und dem Geist der alten Tage aufrecht zu erhalten. Bedingt durch dieses Streben wird man unweigerlich immer Vergleiche zu anderen Bands ziehen können. Inspiration lässt sich definitiv nicht nur auf eine musikalische Ebene einschränken. Tatsache ist, dass diese Ebene meist geringfügiger ist und andere persönliche Elemente die Kreativität hervor bringen.
Kurz zur lyrischen Seite des Albums: Wird es da Unterschiede zu früheren Alben geben oder bleibt die Ausrichtung grundlegend dieselbe? (Die Titel, die ich soweit kennengelernt habe, sprechen natürlich irgendwo für sich, allerdings konnte ich auch die dazugehörigen Texte noch nicht lesen, deshalb frage ich.) Und wird es ein Textkonzept geben (wenn ja: Mögt ihr das schon erläutern?) oder stehen die einzelnen Texte losgelöst von den anderen?
Der lyrische Inhalt ist in seiner Phrasierung poetischer ausgefallen, bewegt sich aber weiterhin auf okkulter Ebene. Dieses Spektrum beinhaltet auf der einen Seite einige sehr morbide und verstörende Aspekte, auf der anderen Seite aber auch eher philosophische Sichtweisen. Jedes der neuen Werke steht im Zusammenhang mit dem übergeordneten Konzept der Nekrovision. So kann zwar jedes Stück und jeder Text aussagekräftig für sich alleine stehen und dennoch seine Vielfalt und Komplexität erst im Gesamten ausbreiten.
Und was darf man sich denn, im Kontext des Albums, unter „Necrovision“, also einer „Totensicht“ bzw. „Todessicht“ vorstellen?
Der Begriff „Necrovision“ lässt sich erst dadurch erklären, in dem der Begriff „Necrocosmos“ betrachtet wird. Es gibt fundamentale Gesetze wie das gegebenenfalls bekannte Prinzip „wie oben, so unten“ oder „wie im Großen, so im Kleinen“. Diese Regelmäßigkeit bezieht sich auf den Makro- und Mikrokosmos. Allerdings liegt dem ganzen Prinzip keine vereinfachte natürliche Bipolarität zugrunde, sondern ein Vielfaches an Sphären und kosmischen Zuständen. Alle neun Werke des neuen Albums beziehen sich thematisch auf einen Teilaspekt des Nekrokosmos. Zu dieser Sphäre gehört unter anderem Spiritismus, Besessenheit und Exorzismus, aber auch Nekromantie und sogar kabbalistische Philosophie. Jedes der neuen Stücke spiegelt somit einen Einblick oder Eindruck in den Nekrokosmos, so dass man übergeordnet durch dieses Sehen und Erfahren im Allgemeinen von einer Nekrovision sprechen kann.
„Necrovision“ wird ja, wenn ich das korrekt überblicke, erst euer zweites Album sein, das über ein Label veröffentlicht wird (lässt man die Split mit PURGATORY einmal beiseite). Da ihr ja mittlerweile im Hause War Anthem Records „angekommen“ sein solltet – was hat sich durch den Deal eigentlich für euch geändert? Und warum habt ihr euch damals eigentlich erst mit „Saldorian Spell“ für einem Labeldeal entschieden?
Komplett Unabhängig zu agieren, bedeutet einen enormen Zeitaufwand. Neben dem normalen Vollzeitberufsleben ist Freizeit bereits ein sehr kostbares Gut. Mit jeder Veröffentlichung haben die Band-relevanten Sachen mehr und mehr Aufmerksamkeit und Zeit benötigt. Mit „Saldorian Spell“ war der Zeitpunkt gekommen, einige der notwendigen Aufgaben zu delegieren. In erster Linie sollte sich eine Band, bzw. allgemein ein Künstler auf die schöpferischen Prozesse besinnen und nicht permanent davon abgelenkt sein. Wann immer dies nicht mehr gegeben war, haben wir uns bemüht, Änderungen herbeizuführen. Mit „Nocturnal March“ und „Hora Nocturna“ war die Lösung mit Vertriebsverträgen zu arbeiten. Doch auch diese Grenzen waren vor „Saldorian Spell“ ausgereizt. Ergo haben wir uns ein passendes Label gesucht, von dem wir eine kompromisslose Unterstützung und ein absolutes Mitspracherecht fordern. War Anthem Records wächst ähnlich wie DNS noch immer. Beide Parteien lernen und profitieren somit voneinander. „Saldorian Spell“ hat dem Label einige Türen geöffnet, von denen darauffolgende Labelveröffentlichungen profitiert haben. In der Zwischenzeit hat das Label seine Möglichkeiten erweitert, die nun wiederum „Necrovision“ zu Gute kommen.
Und dann hätte ich noch eine Frage zum Besetzungswechsel: War Adversarius nur als Sessionmusiker dabei? Ich habe gar nicht mitbekommen, dass er gegangen ist, und jetzt seid ihr auf der Promoseite von War Anthem wieder als Trio gelistet, mit Onielar am Bass. Was ist denn da passiert, wenn ich fragen darf? Und wie kam es, dass Onielar an den Bass gewechselt ist?
Es handelt sich um eine Fehlinformation. Nichts weiter als ein temporäres, labelinternes Missverständnis. Adversarius ist seit über zwei Jahren fester Bestandteil der Band. Er hat uns in dieser Zeit offiziell „nur“ Live unterstützt, da es schlichtweg noch keine Albumveröffentlichung in der Zwischenzeit gab. „Necrovision“ ist somit sein Studiodebüt mit DNS. Das korrekte aktuelle Lineup ist: Onielar (g/v), Velnias (g), Adversarius (b), Horrn (d).
Da das Album ja demnächst, im Dezember, veröffentlicht wird: Könnt (und wollt) ihr bereits etwas zu geplanten Live-Aktivitäten sagen?
Es gibt momentan noch keine konkreten Planungen. Vereinzelte Konzerte im In- und Ausland stehen zwar bereits fest, doch werden offizielle Termine erst nach und nach bekannt gegeben.
Das war es soweit von meiner Seite aus – ich danke euch für das Interview und die Möglichkeit, vorab in das Album herein zu hören.
Galerie mit 15 Bildern: Darkened Nocturn Slaughtercult - Party.San Metal Open Air 2024Mehr zu Darkened Nocturn Slaughtercult
Band | |
---|---|
Stile | Black Metal, Old School Black Metal |
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37294 Reviews und lass Dich inspirieren!
Darkened Nocturn Slaughtercult auf Tour
01.03.25 | Darkened Nocturn Slaughtercult, Salacious Gods, Kjeld, Balberskult: From Hell, ErfurtDarkened Nocturn Slaughtercult, Salacious Gods, Kjeld und BalberskultFrom Hell, Erfurt |
Kommentare
Sag Deine Meinung!