Darkened Nocturn Slaughtercult
Darkened Nocturn Slaughtercult
Interview
Ohne Zweifel, DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT haben in den letzen Wochen den Black-Metal-Underground mit ihrem Arte Interview polarisiert. Viel wurde geschrieben, es war von Lächerlichkeit und Ausverkauf die Rede und auch ich muss zugeben, dass ich diesem Bericht mehr als skeptisch gegenüber stehe. Doch was, wie leider so häufig, über dieses ganze Gerede ein wenig in Vergessenheit geriet, war die Musik. Zu Unrecht, wie ich finde, denn mit "Hora Nocturna" haben die Deutschen erneut ein wirklich gutes Stück Black Metal abgeliefert, was eigentlich mehr Aufmerksamkeit verdient haben sollte, als ein kurzer Fernsehbericht. Um mir sowohl eine eigene Meinung über die Handlungsweisen der Band einzuholen als auch um über das neue Album zu sprechen, kontaktierte ich die Band und erhielt ehrliche Antworten, die mir, und hoffentlich auch euch, zu denken geben.
Euer neues Werk „Hora Nocturna“ ist soeben erschienen und es hat mich, wie immer, weggeblasen. Was denkt ihr über euer neues Machwerk. Habt ihr schon erste Reaktionen erhalten?
Da das vierte Kapitel erst seit kurzem offiziell erhältlich ist, gab es bisher nur wenig Resonanz von außen. Die Kernaussagen dieser außenstehenden Meinungen bestätigt gänzlich unser eigenes Denken. Ein traditionelles, infernalisches „old school“ Black Metal Album. Wir sind absolut zufrieden, da viele Dinge genau so umgesetzt werden konnten, wonach uns der Geist stand. Es haben sich neue Abgründe aufgetan, weitere Tore wurden geöffnet – wir schreiten auf unserem Pfad und verharren hier vorübergehend zu einem Ritual…
Wie verlief die Produktion des neuen Albums? Wo und mit wem habt ihr aufgenommen, irgendwelche Besonderheiten? Wie kreiert ihr eure Songs?
Während der Aufnahmen stockte uns manch einmal der Atem, da Zeitrahmen und Ziele gesetzt wurden und wir uns inmitten einer turbulenten Zeit befanden!
Jedoch sind wir mit der Umsetzung und dem Endresultat absolut zufrieden. Ein Zustand den wir auch der Professionalität und der Unterstützung unseres Produzenten Armin Rave (arminrave@online.de) zu verdanken haben!
Euer Basser hat die Band gerade verlassen. Was waren die Gründe dafür? Was für Ansprüche habt ihr an Mitglieder des SLAUGHTERCULTS?
Die Gründe für den Abgang von Emporonorr sind persönlicher Natur. Beweggründe die mit dem stetig kräftiger schlagenden Puls von D. N. SLAUGHTERCULT nicht mehr zu vereinbaren sind. Nun stehen wir offen für einen neuen Geist, der sich durch sein okkultes Gedankengut auszeichnet. Dieses sollte die Basis für das Ausleben einer extremen und intensiven Musik sein. Einen freien Geist dem die Bedienung des Basses ebenso frei von der Hand gehen sollte, wie die Bereitschaft tiefste individuelle Gedanken in Liveritualen auszuleben!
Ihr seid mittlerweile im Vertrieb von Twilight, macht aber ansonsten alles in Eigenregie, wenn ich nicht falsch informiert bin?!?! Was sind die Gründe dafür, Anfragen großer Labels hattet ihr sicherlich, oder? Woher nehmt ihr das Geld? Kann man da durch die Verkäufe der vorherigen Scheibe vielleicht schon ein wenig zur Seite legen?
DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT ist ein selbständiger Zirkel der unabhängig von außenstehenden Personen geführt wird. Die Finanzen für die Veröffentlichungen wurden durch Investitionen der Mitglieder selbst geleistet. Geld, das durch Verkäufe unseres Materials reinkommt, wird wiederum in neue Werke gelegt. Alles geschieht vom Underground für den Underground. Einige Labels wie z.B. der Twilight Vertrieb und Merciless Rec. unterstützen uns sehr gut im Vertrieb. Wiederum andere wie zum Beispiel Black Blood Prod., haben uns Vinyl Veröffentlichungen ermöglicht. Zu guter Letzt bleibt noch das Ukrainische Propaganda Records, die sich für die MC Versionen verantwortlich zeigen. Wir schauen, welche Möglichkeiten die Zeit mit sich bringt und halten stets die Zügel für DNS selbst in der Hand.
Kommen wir zum Unausweichlichen: der Arte-Bericht. Wie war die Resonanz aus eurem Umfeld und die eurer Anhängerschaft? Ich muss ehrlich zugeben, dass ich es sehr befremdlich fand, eine Black-Metal-Band zwischen einer fetten Frau, die auf einem Balken sitzt und den Eskapaden britischer Junkierocker zu sehen.
Velnias:
Das Thema der Sendung lautet „Rausch und Ekstase“. Dieses Feld umfasst ein breites Spektrum. In all seinen Facetten lässt es sich wohl kaum einzig auf Musik beschränken. Dieser Zustand ist eine momentane Bestandsaufnahme des Seins. Er kann künstlich durch bewusste Einnahme von Drogen erzeugt werden, oder auf eine „natürliche“ Art und Weise, indem sich Geist und Körper auf eine bestimmte Ebene einschwingen. Befremdlich bedeutet wohl nur, dass es sich entweder der eigenen Kenntnis entzieht, oder eben nicht der eigenen Tatsachenauffassung vom „so sollte es sein“ entspricht. Es steht selbstredend nicht in unserer Macht zu entscheiden, was der Sender in sein Programm aufnimmt. Noch weniger bestimmen wir, wie der Sender seine Beiträge verpackt. Die Resonanz sowohl aus dem näheren Umfeld, sowie der „Anhängerschaft“ war gemischten Mutes, kann uns aber gänzlich egal sein – ganz gleich wie sie geartet ist, ob positiv oder negativ. Es ist ein kleiner Fingerzeig auf die möglichen Abgründe des Seins, die es zu erforschen gilt. Es war von vornherein nicht zu erwarten, dass die Masse diesen Abstieg auf das Thema nachvollziehen, geschweige denn verstehen kann. So bleibt uns zurückgelehnt, mit einem leicht süffisanten Lächeln die aufgewirbelte Empörung seitens einiger Menschen zur Kenntnis zu nehmen. Wer den Beitrag kennt, sollte wissen wie das Wort „Mensch“ zu verstehen ist!
Onielar:
Wichtig ist auch in Betracht zu ziehen, dass wir uns hier als Gefragte zu einem Thema eingelassen haben, das eine Rolle in unserer Live-Präsenz spielt, nämlich Rausch und Ekstase. Wir stehen dem was wir sind und was wir tun ehrlich und offen gegenüber. Wir können uns äußern, wenn wir ernsthaft interessiert gefragt werden. So diente dieses Interview eines gedanklichen Austausches jenseits von absoluter Offenbarung unseres Geistes, Mediengeilheit oder Werbezwecken. Dass jeder Primat da draußen nun seinen Senf dazugeben muss, obwohl der Gong schon längst ertönt ist, liegt in der Natur der Menschheit. Ob irgendjemand etwas davon nur annähernd verstanden hat, steht auf einem anderen Blatt!!!
Mal im Allgemeinen: Denkt ihr, das Medium Fernsehen ist der geeignete Ort für eine Black-Metal-Band? Meistens läuft ja doch alles darauf hinaus, wie es auch in eurem Fall zu großen Teilen geschehen ist: Man macht sich über die Band lustig, ob nun gewollt vom Sender oder durch die Black Metaller an sich. Beißt es sich nicht, die strikte Underground-Einstellung von euch auf der einen Seite, der Auftritt bei Arte auf der anderen Seite. Was war eure Intention? Wie sind sie auf euch gekommen, oder habt ihr euch angeboten?
Bedenke eins bei dieser Fragestellung, wer macht sich über die Band lustig? Sei es nun D.N.SLAUGHTERCULT aus jüngstem Anlass, oder wie in der Vergangenheit beispielsweise NARGAROTH, BESATT und SALTUS- die nebenbei erwähnt- ebenso ein Teil von Arte in der Vergangenheit waren? Es sind in erster Linie glorreiche Internet-Helden, die zum einen eh nichts von der Band halten, bzw. allgemein mit der Musikrichtung und ihrem extremen Gedankengut nichts verbinden können. Es bedarf einem Minimum an Intelligenz zu verstehen, dass sämtliche Massenkommunikationsmittel, sei es Fernsehen, Zeitschriften oder Radios ihren Inhalt manipulieren und entsprechend der Masse auslegen. Wer sich an die Aussagen SLAUGHTERCULTS im Arte Bericht hält, wird die Essenz dieses Interviews erkennen. Wer aber nun beginnt dies in Kontext mit den Worten des Senders zu stellen, hat offensichtlich nicht dieses Mindestmaß an Intelligenz. Weiterhin gilt grundsätzlich, dass D.N. SLAUGHTERCULT niemandem hinterherläuft. Arte ist auf uns zugekommen, da der Sender eine seriöse, extreme Band gesucht hat, deren Individuen ihre okkulte Philosophie absolut ernst nehmen. Es wurden im Vorfeld klare Richtlinien aufgestellt. Wir haben entschieden auf welche Fragen geantwortet wird, und was schlichtweg nicht in die Öffentlichkeit gehört. Arte hat ein Interview mit zwei Individuen gesucht und es bekommen. Es sind keine tiefen Einblicke in die Abgründe unseres Seins. Es sind wohl abgestimmte Informationen. Wir haben absolut kein Problem damit jemandem Einblick in unsere Persönlichkeit zu geben, sofern der Fragende den notwendigen Respekt und ein ehrliches Interesse mitbringt. Underground bedeutet nicht, dass wir gezwungen sind pro Album nur drei Kassetten zu verkaufen, alles im Keller aufnehmen müssen und grundsätzlich keinerlei Kontakt pflegen dürfen. Die Musik SLAUGHTERCULTS ist ehrlich. Sie entspricht vollkommen unserem Sein. Keine Kompromisse, keine Trendorientierung. Das ist Underground! Egal ob Du nun 100,1000 oder 10000 Einheiten eines Albums verkaufst. Das eigene Ich bleibt erhalten, alles andere ist beiläufig. Der Punkt ist, je länger eine Band dabei ist, desto mehr Personen gibt es, die meinen dich zu kennen. Gerüchte entstehen, obwohl der Erschaffer noch nie mit demn „Musiker“ zu tun hatte. Visualisiere diesen Erschaffer als den Hirten der eine Horde dumm blökender Schafe um sich hat. Diese Schafe sind handzahm und schlucken alles, ohne einen Gedanken an den Wahrheitsgrad zu verschwenden. Wem unsere Aussagen nicht passen, soll einfach keine SLAUGHTERCULT Konzerte besuchen und kein DNS Album mehr kaufen. Man kann eine Meinung haben, muss aber nicht!
Die Lyrics!. Soweit für mich zu erkennen, folgt ihr auch auf dem neuen Album wieder dem satanisch/misantrophischen Weg, der Kampf gegen den Menschen an sich. Wie begegnet ihr Menschen, die sagen, dass diese Pfade ausgetreten sind. Könntet ihr euch vorstellen, über andere Dinge zu schreiben?
Velnias:
Bereits zur Geburtsstunde SLAUGHTERCULTS ließen wir verkünden, dass die Horde für eigenes, individuelles, nihilistisches, misantrophes und satanisches Gedankengut steht. Nun mag behauptetet werden, dass die herkömmliche Definition des einen Begriffes mit dem anderen in einem Gegensatz steht. Oder um es zu vereinfachen: nicht in seiner Ganzheit mit der anderen vereinbar ist. Der Schwerpunkt dieser Aussage zu den Ideologien der Band liegt eindeutig auf „individuell“. Die lyrische Thematik bezieht sich nicht zwingend immer auf den „Menschen“. So mag er auch denken, er sei die höchste aller Rassen, für uns ist er lediglich der größte Parasit auf diesem Planeten. Der individuelle Pfad ist niemals ausgetreten. Eine Person, die dies ernsthaft behauptet bezeugt einzig seine Unreife was die Höherpolung seines Ichs betrifft, also den Prozess der spirituellen Evolution, den Prozess des Werdens. Die Musik samt den dazu gehörigen, adäquaten Texten reflektiert unser Sein, unsere Gedankengänge und Weltansichten. Ihr Inhalt steht also in direktem Bezug zu uns als Individuum. Unsere gesetzten charakterlichen Grundfesten bestimmen eine grobe, natürliche Entfaltungsrichtung. Eine Richtung die Vielfältigkeit parat hält.
Onielar:
Man macht es sich zu einfach die Lyriken von DNS als lediglich satanisch oder nur misantrop zu bezeichnen. Es ist schlichtweg zu schade alle Energien nur für dieselben Dinge aufzuwenden. Der Okkultismus ist in all seinen Facetten so umfangreich und atemberaubend, wenn das Individuum den geistigen Horizont hat und sich dem öffnet! Also wenden sich die Thematiken der lyrischen Gedanken, die in unseren Liedern manifestiert sind, wie die Pfeile des Chaossymbols in etliche Richtungen des Mikro- und Makrokosmos! Wir schauen uns dabei nicht nach anderen um, wer einen anderen Weg geht, wird uns nicht begegnen, was absolut unserem Sinne entspricht! Jenseits von menschlichen Dogmen, mit freiem Geist entfalten wir die Flügel der lyrischen Kunst die ebenso wichtig ist wie die Musik, in der diese ihren Platz findet.
Was hat es mit dem rituell klingenden Titelsong auf sich? Eine Art Ritual zur Stärkung des eigenen Seins, die Anrufung des Willen und der inneren Stärke?
DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT zelebriert an dieser Stelle die Stunde der Nacht im Rahmen eines Rituals. Die Verse dieser Zeremonie sind geschöpft aus dem Geiste des lehrreichen magischen Pfades der inneren Welt der Erkenntnis, der Individualität des okkulten Zirkels aus eigenen Reihen, dessen Inhalt für jeden unmissverständlich sein dürfte!
Misanthropie und Verachtung der menschlichen Kreatur sind Schlagworte, die sich durch all euer Schaffen ziehen, nicht zuletzt verdeutlicht im Arte-Interview. Inwiefern ist diese Geisteshaltung im Alltag durchsetzbar? Im Endeffekt kann man ja die Zivilisation nicht einfach ausblenden und doch scheint genau dies euer stärkster Wunsch zu sein. Inwiefern hat dies Einfluss auf euer Handeln und euren Umgang mit anderen Menschen (Arbeitskollegen, um ein Beispiel zu nennen)?
Die Zivilisation blendet und löscht sich selber aus und wir sind ihre Zuschauer…. Unsere Energien wenden wir anderen Dingen zu und können durchaus die Verachtung der Krankheit `Mensch´ kontrolliert belassen. Die gelebten Ansichten sind nicht gleichzusetzen mit dem Versuch von jämmerlicher Provokation oder irgendeinem asozialen Verhalten im Alltag! Das wäre zu einfach und allzu ´menschlich´…. Wer trägt denn schon seine Ansichten auf die Stirn geschrieben? Unsere Einstellung ist klar durch eigene Lebensführung durchsetzbar, da die Gedanken und Ansichten pur, klar, ehrlich sind und von jedem im Geiste getragen und ausgelebt werden. Viele der Philosophien werden von Außenstehenden so oder so nicht verstanden, daher ist es kaum möglich diese mit Thesen zu konfrontieren. Man schafft den Alltag ohne jemandem etwas auf die Nase binden zu wollen und verlebt die Zeit allein oder im Kreise von wenigen ´ähnlich gesonnenen Individuen´.
Wie sähe eure Idealwelt aus?
Eine Idealwelt kann und sollte nicht existieren. Dieses Paradoxon wird durch einige okkulte Ansichten und Denkweisen unmöglich. Es entspricht unserer Auffassung, dass das gekrönte Ich stets das höhere anstreben sollte. Dies bedeutet einen konstanten Fortschritt, also die Höherpolung zum „göttlichen“ Sein. Um letztendlich im Glanze dieser Schicksalsphäre zu verglühen und somit in einen anderen Seinszustand zu wechseln, bedarf es bereits mehrerer Lebensspannen. Die Grenzen der diesseitigen Realität sind möglicherweise nichts weiter als der Zellkern eines neu geformten embryonalen Zustandes nach der geistigen Illumination. Gewiss nur eine These, doch scheint die Vorstellung ebenso befremdlich wie der Zustand einer Idealwelt, deren Zustand durch Ihren absoluten Stillstand niemals den Montagepunkt der Empfindung verschieben würde. Schlussfolgerung hieraus ist die Rückkehr zu „einer schwangeren Leere“, sprich dem Chaos – aus dem sich, eventuell erneut, die Gesetzmäßigkeit des Kosmos entwickeln kann.
Im Review zu eurem letzten Album schrieb ich: „Ist die menschliche DNS die Grundformel des Lebens, so spiegelt dieses Album (eure Band generell) die Grundformel des akustischen und lyrischen Hasses wieder.“ Würdet ihr dem zustimmen?
Da sich die musikalische Manifestation SLAUGHTERCULTS von unserem individuellen Gedankengut nährt, ist Hass als pure Emotion sicherlich Teil von unserer Persönlichkeit – somit auch der akustischen und lyrischen Werke. Eine Reduzierung auf diese alleinstehende Emotion ist aber schlichtweg falsch. Begibt man sich an den Rand des menschlichen Abgrundes, wird die Offenbarung, dass der menschliche Verstand eingeschränkt und verkümmert ist, schnell zum höheren Ziel. Ein Ziel das mit jedem spirituellen Flügelschlag in weitere Ferne rückt, jedoch zurückblickend die Grenzen des Verstandes weiter und weiter in den flammenden Horizont rückt. „Hora Nocturna“ als komplettes Album beleuchtet exakt diesen Aspekt. Der lyrische Aspekt umfasst eine Vielzahl an persönlicher Erkenntnis. Allein der Fakt das gelegentlich Neologismen benutzt werden, veranschaulicht, dass das angestrebte, auszudrückende Gefühl nicht mittels einer herkömmlichen Sprache zu benennen ist. In deiner Grundformel repräsentiert „Hass“ demnach nur einen konstanten Wert, der zum Ergebnis beiträgt.
Ihr erwähntet, dass Gigs die Momente wären, bei denen ihr euer wahres Ich zeigen könnt, also denke ich, dass ihr Liveauftritte genießt?!?! Im Moment mehren sich die Stimmen, dass der Konzertmarkt absolut übersättigt sei und Bands sagen, sie hätten keine Lust mehr auf Konzerte, sei es wegen des lethargischen Publikums oder wegen fehlender Organisation. Was haltet ihr davon?
Sowohl lethargisches Publikum als auch fehlende Organisation sind zum Teil auf die Band selbst zurückzuführen. Eine Band die keine Ausstrahlung hat, oder nicht gewillt ist Energie auf der Bühne freizusetzen, wird keine Reaktion vor der Bühne auslösen. SLAUGHTERCULT hat es immer angestrebt mehr und mehr Elemente mit in die blutigen Live Rituale aufzunehmen. Wer bereit ist, an dem jeweiligen Ritual teilzuhaben, versteht es, wie er die freigesetzte Energie auf der Bühne – also den lebhaften, gebündelten Geist der Musik aufnehmen kann. Wer es schafft, sich auf diese Ebene einzuschwingen, setzt unweigerlich wiederum eigene Energie frei. So sind es, ganz gemäß den traditionellen Richtlinien der Ritualistik, eine oder mehrere leitende Personen, in diesem Falle die „Band“, die das Potential der restlichen Anwesenden – das „Publikum“ – benutzt, um einen gewünschten Zustand herbeizuführen. Fehlt die übergeordnete Instanz, oder ist diese unfähig zu „führen“, wird kein Energieaustausch vonstatten gehen. Ohne Impuls kein Effekt. Fehlende organisatorische Kompetenz muss mit eigener Erfahrung vor Ort ausgeglichen werden, oder bereits im Vorfeld vertraglich festgehalten werden.
Wird es zum neuen Album eine Tour geben, oder eher eine Anreihung von Einzelgigs?
Es wird blutige Einzelgigs geben. Derzeitig ist aber ebenfalls eine 10-tägige Tour durch Europa im März 2007 in Planung! Näheres wird immer auf www.slaughercult.de in Erfahrung zu bringen sein!
Seit Jahren gibt es nun die anhaltende Diskussion um das Ableben des Black Metal, sei es von den alten Bands, die seit Anfang an dabei sind, oder von kleinen Klugscheißern, die durch das Wiederholen von abgedroschenen Phrasen Aufmerksamkeit erlangen wollen. Eine Diskussion darüber ist wohl mehr als müßig. Was mich aber interessieren würde ist, was EURE Motivation ist, dieser ehrwürdigen Kunst Leben einzuhauchen. Was macht Black Metal zu EUREM Medium? Könntet ihr andere Musik als BM machen?
Black Metal ist eine extreme Musikrichtung, die sich durch tiefgreifende Zustände, Dunkelheit und vor allem Emotion auszeichnet. Sie entspricht einem Lebensgefühl, das durch diese Art von Musik wiedergegeben werden kann! Diese Musik wird mit dem Geiste und mit dem Herzen zu einer puren Energiebündelung.
Während es einige wenige Bands gab und heute noch gibt, die Black Metal mit dem reinen Gefühl zelebrieren, gibt es auf der anderen Seite eben solche, auf die es eine Faszination ausübt, dessen Großteil an Personen besser nur Zuhörer bleiben sollten. Wenn eben dann diese es dennoch versuchen das Einmalige nachzuahmen und vor lauter Arroganz, Selbstdarstellung und Selbstliebe die Essenz des Ganzen nie begriffen haben und meinen guten oder gar rohen Black Metal zu produzieren und dabei nur gequirlte, minderwertige klangliche Exkremente zustandebringen, die nichts als Leere bergen, wundert es mich nicht, dass die Intensität und Emotion reinen Black Metals verloren geht, wenn alles von solchen minderwertigen Gestalten geflutet wird! Die Ansichten von der Konstellation in den Reihen von DNS sind sehr inspirativ, konstruktiv und zutiefst okkult. Eben zu diesen Dingen wird dem Gefühl entsprechend die Tonkunst und Lyrik verfasst. Rasend, aggressiv und kompromisslos – so wie Black Metal unter anderem einfach sein sollte! Sicher könnte man all diesen Gefühlen durch andere Stilrichtungen der Musik ein Tonkleid verleihen, nur danach steht allen von uns nicht der Sinn!
Was habt ihr für Hörgewohnheiten. Da ich selber Musiker bin, habe ich festgestellt, dass man irgendwann nicht mehr permanent Metal hören kann, da man übersättigt ist. Kennt ihr dieses Gefühl? Wenn ja, was hört ihr neben (Black) Metal?
Das musikalische Spektrum lässt sich wohl kaum durch den eigenen Geschmack in eine stilistische Kategorie einschränken. Der wichtigste Faktor ist das Vorhandensein eines lebhaften Geistes, eingebettet in die jeweilige Klanglandschaft. Ob diese Landschaft nun eine vom fahlen Mondlicht beschienende, zerklüftete Bergregion ist, oder eine sommerliche Waldidylle, spielt dabei keine ausschlaggebende Rolle. Die Musik spricht eine Sprache, die dem eigenen Geist entweder vertraut ist oder nicht. Trifft Sie auf Gehör, beflügelt es den Geist zu neuen Erfahrungen. Es treibt ihn voran, oder verstärkt den momentanen emotionalen Zustand. Um es oberflächlich zu betiteln und somit unweigerlich auf die Frage zurückzukommen: neben Metal sind in unserer Sammlung ebenso Klassik und Ambient Alben zu finden selbst da reicht das Spektrum noch um Einiges weiter.
Ihr habt immer wieder betont, dass DNS als Band an sich unpolitisch ist, was auch gar nicht weiter kommentiert werden muss. Wie sieht es aber bei den Individuen hinter der Band aus? Es ist wohl kaum möglich unpolitisch zu sein, wird man doch täglich damit konfrontiert. Verfolgt ihr das aktuelle Tagesgeschehen und was in dieser Welt passiert?
Der oft ernst gemeinte Spruch „auch Du kannst etwas bewirken“ ist zumindest in politischer Sicht eine reine Farce. Selbst wenn wir als Personen eine politische Neigung haben, hat dies keine Auswirkung auf das Gesamte. Die Masse lässt sich immernoch manipulieren und kontrollieren. Randgruppen die definitiv eine politische Änderung herbeiführen würden, unabhängig ob diese im Endeffekt eine Besserung darstellt oder nicht, bekommen keine Chance. Das System auf globaler Ebene betrachtet funktioniert nicht. Einzig ein globales Äquilibrium würde den korrupten von megalomanen Weltverbesserern verseuchten Pfuhl trocken legen und somit ein politisch akzeptables System schaffen. Irrsinniges Multi-Kulti-Denken, ebenso wie religiöser Fanatismus und Scharlatanismus, sind aber die überaus präsenten Feinde eines solchen Gleichgewichts. Das wichtigste Weltgeschehen geht kaum an einem vorüber, wird man doch unausweichlich damit im Alltag konfrontiert. Zur Kenntnisnahme reichen besagte politische Themen und Konflikte, auf Interesse stoßen aber eher extraterrestrische Neuigkeiten und Erkenntnisse, die sich auf die Natur des „Himmelskörper Erde“ selbst beziehen.
Literatur ist, meiner Meinung nach, eine ähnlich starke Waffe wie Musik. Ist sie eine Inspiration für euer Schaffen? Welche Werke haben euch beeindruckt?
Literatur hat den Vorteil, dass Sie einen enormen Freiraum für eigene Interpretation übrig lässt. Die Wortwahl selbst lässt zwar Rückschlüsse auf die ursprünglich angedachte Bedeutung zu, doch dies bleibt letztendlich dem freien Denken und Interpretieren des Lesers vorbehalten. Die Kraft der Imagination ist hier der Schlüssel, um die „Waffe“ zu beherrschen. Durchaus kann es als Quelle der Inspiration dienen. Interessante Werke für uns sind unter anderem verfasst von Isidore Lucien Ducasse – eher bekannt als Lautréamont, W.B. Yeats, J. Haughm, oder die „klassischen“ Größen wie Crowley, Gregorius, Agrippa, Nietzsche und ähnliche.
Ich danke euch, für eure Antworten. Die letzten Worte sind eure, wenn ihr mögt!
AVE SPIRITUS OCCULTUM
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