Dark Tranquillity
Nicht auf stark machen
Interview
Eigentlich geht es hier ja um „Endtime Signals“, aber es ist schwer, nicht auch auf die Geschichte von DARK TRANQUILLITY zu schauen. Bei unserem letzten Interview stand das 25-jährige Jubiläum von „The Gallery“ an. Bald werden es 30 Jahre. Außerdem haben wir 25 Jahre „Projector“. Letztes Jahr waren es 30 Jahre seit dem Debüt „Skydancer“. Und die Jubiläen gehen gerade so weiter, weil ihr so produktiv seid. Wie oft blickst du zurück oder wirst nostalgisch? Ist das noch ein Thema, oder ist es eher so ‚ach ja, wieder ein Jubiläum‘?
Mikael: Normalerweise sind wir keine Band, die viel zurückblickt oder Jubiläen mehr als nur zur Kenntnis nimmt. Aber als Musikfan und Fan von Bands freue ich mich, wenn Bands Songs von bestimmten Alben spielen, also verstehe ich den Reiz. Wir haben uns immer darauf konzentriert, vorwärtszugehen, anstatt zurückzublicken. Wir überlegen aber, etwas Besonderes für die kommenden Jubiläen zu machen. Es wird Neuauflagen auf Vinyl und CD geben, die unglaublich klingen und aussehen. Daran arbeiten wir gerade.
Wir planen auch einige Shows, bei denen wir älteres Material spielen und einige Songs ausgraben, die wir noch nie gespielt haben. Vor allem jetzt mit Joakim, Christian und Johan in der Band können wir viele alte Songs besser umsetzen als damals. Ich freue mich wirklich darauf. Manchmal graut es mir davor, alte Songs zu spielen, und ich frage mich, was ich mir damals gedacht habe [lacht]. Aber es ist auch faszinierend und macht Spaß, die Vergangenheit ein bisschen mehr zu würdigen.
Welche Alben von DARK TRANQUILLITY sind für dich die prägenden? Fans haben ja immer ihre Favoriten, aber kannst du welche auswählen? Ein paar hast du ja schon angesprochen.
Mikael: Ja, alle haben eine andere Geschichte. Das erste Album, das dich zu einer Band gebracht hat, ist normalerweise dein Favorit. Oder das aktuelle oder das erste. Für uns war „The Gallery“ sehr prägend, als es 1995 rauskam. Es war ein Stil, den niemand wirklich kannte. Es war auch das Jahr, in dem wir angefangen haben, außerhalb von Schweden zu touren, was für uns riesig war. „Projector“ aus dem Jahr 1999 war ein weiteres prägendes Album. Es hat verändert, wie wir uns selbst gesehen haben und hat uns neue Möglichkeiten eröffnet. Wir haben erkannt, dass wir mehr machen konnten als nur superschnellen, technischen Death Metal.
„Fiction“ und „Character“ haben ebenfalls viel Aufmerksamkeit bekommen, ebenso wie „Damage Done“ 2002, als wir angefangen haben, in den USA zu touren. Das war eine große Sache. Ich erinnere mich, wie wichtig das Album für die amerikanischen Fans war. Diese Alben haben stark verändert, wie die Leute uns wahrgenommen haben und unsere Musik entdeckt haben.
Bei unserem letzten Interview hattest du außerhalb von DARK TRANQUILLITY keine weiteren Bandprojekte, beziehungsweise sie waren in der Pipeline. Mittlerweile sind sie wie Pilze aus dem Boden geschossen. Was ist in der Zwischenzeit passiert?
Mikael: Es ist hektisch und macht Spaß. Die Ideen für die meisten dieser Projekte haben um 2019 begonnen, aber es war schwer vorstellbar, sie zu realisieren. Wenn Freunde nach ein paar Bier vorschlagen, eine Band zu gründen, klingt das großartig, aber Zeit zu finden ist eine andere Sache. Plötzlich hatten wir während der Pandemie den Luxus der Zeit. Ich habe beschlossen, zu Dingen Ja zu sagen. So entstand THE HALO EFFECT—etwas, das Niclas [Engelin] und Jesper [Strömblad] machen wollten. Es ist fantastisch, mit einigen meiner ältesten und besten Freunde Musik zu machen. Unser zweites Album kommt nächstes Jahr raus, und es ist fantastisch.
GRAND CADAVER ist entstanden, als ich mit meinem Nachbarn rumgehangen habe. Er wollte eine Band gründen, und ich sagte ‚hell yeah, lass das machen‘. Es ist einfacher, bodenständiger Death Metal. Er schreibt Songs an einem Abend, und ich schreibe Texte an einem halben Tag. Es macht richtig viel Spaß. Ich habe lange keinen Old School Death geschrieben, aber das ist etwas, das ich immer noch sehr gut kenne.
CEMETERY SKYLINE ist eine ganz andere Sache. Ein anderes Genre und Feeling. Ein Rockalbum zu schreiben war einschüchternd. Das war das schwierigste Album, besonders da ich kein wirklicher Rocksänger bin – ich schreie gerne. Aber es ist großartig geworden, und dieses Album kommt auch bald raus. Es ist hektisch mit vielen Reisen und Shows. Logistisch ist es hart, aber ich habe mir das selbst eingebrockt, also muss ich damit leben. Und das ist okay für mich – es wird Spaß machen.
Bleiben wir mal bei den Sachen, die jetzt anstehen. DARK TRANQUILLITY gehen im November auf Europatour. Was können wir von der Setlist erwarten, besonders da du erwähnt hast, dass ihr einige ältere Songs spielen wollt?
Mikael: Wir arbeiten gerade daran. Unsere erste richtige Show für diese Tour beginnt beim Summer Breeze im August. Wir bereiten eine Setlist vor, die viele unbekannte Songs enthält, die wir sonst nicht spielen, zusammen mit neuen Sachen. Die Idee ist, das Set so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Es ist schwierig, einige Songs aus der Setlist zu entfernen, weil die Fans immer bestimmte hören wollen. Obwohl wir die seit zehn Jahren jeden Abend spielen. Wir wollen die Dinge interessant halten, ohne drei Stunden spielen zu müssen. Wir planen auch einen komplett neuen Look für die Tour, den wir beim Summer Breeze erstmals präsentieren werden. Dort fängt also alles an. Ich freue mich unglaublich auf diese Tour. Alle sind wirklich engagiert und es herrscht viel Begeisterung. Es ist gerade eine gute Zeit für die Band. Viel Nervosität, aber auf die bestmögliche Art.
Und das nach all den Jahren; das ist eine gute Sache. Du willst ja auch nicht denken, ‚ach ja, mal wieder eine Tour‘.
Mikael: Genau. Es ist leicht, einfach noch eine Tour zu machen und die Songs zu spielen, die die Leute hören wollen, aber da gibt es keine Herausforderung. Wir wollen, dass es sich neu anfühlt und dass es für uns auf der Bühne und für das Publikum interessant bleibt. Besonders für diejenigen, die uns seit Jahren begleiten. Wir haben so viele tolle Fans, die zu mehreren Shows reisen. Es ist unsere Art, uns bei denen zu bedanken, die sich am meisten um uns kümmern.
DARK TRANQUILLITY machen eine Q&A-Session beim Summer Breeze. Was können wir erwarten? Warum sollten die Leute dabei sein?
Mikael: Wenn du ein Fan bist und unsere Geschichte kennst, solltest du das nicht verpassen. So einfach ist das. Es wird ziemlich spannend, und es wird auch Musik geben.
Die letzten Worte gehören dir. Möchtest du noch etwas loswerden?
Mikael: Ich bin einfach glücklich, all das immer noch machen zu können. Wir haben ein Album gemacht, auf das wir unglaublich stolz sind. Hoffentlich wird es genau dort ankommen, wo wir es haben wollen, und unsere Fans werden fühlen, was wir vermitteln wollten. Ich freue mich; das wird ein spaßiges Jahr. Vielleicht sogar zwei oder drei Jahre [lacht]. Hoffentlich seid ihr alle dabei, denn das sind aufregende Zeiten, und ich bin wirklich dankbar und glücklich, dass wir das immer noch machen können.
Vielen Dank für das Interview!
Mikael: Danke dir!
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Stile | Death Metal, Göteborg Death Metal, Melodic Death Metal |
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02.07. - 05.07.25 | metal.de präsentiertRockharz 2025 (Festival)Powerwolf, Heaven Shall Burn, ASP, Versengold, Sodom, Overkill, Dark Tranquillity, Gloryhammer, Warkings, Die Kassierer, J.B.O., Combichrist, Vader, Asenblut, Kupfergold und Non Est DeusFlugplatz Ballenstedt, Ballenstedt |
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