Dark Tranquillity
Fortgeschrittene Ursachenforschung

Interview

Die schwedischen Melodic-Death-Metal-Vordenker DARK TRANQUILLITY kehren mit ihrem elften Studioalbum „Atoma“ zurück und präsentieren ein ungewohnt düsteres Werk – zumindest textlich. Frontmann Mikael Stanne ist darin den großen Konflikten in der Welt auf den Grund gegangen und hat versucht zu ergründen, warum sich Menschen von ihrer schlechtesten Seite zeigen. Klar, dass wir ihn in unserem Interview zum neuen Album „Atoma“, den Texten, den Konflikten und zum einmal mehr rotierenden Personalkarussell befragen mussten.

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Mikael, erzähl uns doch mal etwas über…

 

… den Entstehungsprozess von „Atoma“

Der Schreibprozess zu „Atoma“ hat nicht wirklich lange gedauert, acht oder zehn Wochen vielleicht. Dann haben wir Anfang des Jahres Demos und die Vorproduktion gemacht. Unser Plan sah vor, dass wir im April mit den Aufnahmen anfangen wollten. Wir brauchten bei einigen Songs aber noch ein wenig mehr Zeit. Wir haben uns dann die Deadline für die Veröffentlichung auf November gelegt. So eine Deadline und ein wenig Druck sind einfach notwendig. Dann haben wir die Platte in Martin Brändströms Studio aufgenommen. Das war teilweise ganz schön hart: Draußen war Hochsommer, und wir hätten am liebsten frei gehabt, hockten aber in einem fensterlosen Studio. (lacht)

… Druck beim Songwriting

Nach zehn vorangegangenen Platten wissen wir natürlich, wie man ein Album schreibt. Aber der Anspruch an sich selbst wird höher. Man möchte eine neue Platte immer zehnmal besser als die vorherige machen. Am Ende ist es aber ein phantastisches Gefühl. Man wird für die vorangegangene intensive Zeit belohnt.

… die Grundausrichtung von „Atoma“

„Atoma“ ist ein dunkles Album. Wir haben über sehr schwere und dunkle Themen geschrieben, was sicherlich nicht der bequeme Weg war. Uns war aber wichtig, dass das Album etwas aussagt und von Bedeutung ist. Es war aber nicht immer leicht, sich bei diesen Thematiken seine gute Laune zu bewahren. Am Ende waren wir froh, als wir das Album im Kasten hatten (atmet tief durch).

… den Albumtitel „Atoma“

Es war ganz schön schwierig, einen Titel zu finden, der allen zwölf Liedern gerecht wird. Die Songs behandeln ganz unterschiedliche Themen. Als Niklas (Sundin, Gitarre & Grafiken; Anm. d. Verf.) und ich uns über Ideen zur Covergestaltung unterhielten, blieben wir immer bei solchen Phrasen wie „Kern einer Sache“, „Ursprung“ oder „Ausgangspunkt“ hängen. Und dann fiel uns „Atoma“ ein: Der Titel kann alles mögliche bedeuten, kann aber auch mit „Ursprung“ oder „Anfang von etwas“ gleichgesetzt werden. Für uns fühlte es sich aber auch ein wenig wie ein Anfang an, selbst wenn es unsere elfte Platte war.

… die Texte auf „Atoma“

Die Texte handeln teilweise von persönlichen Konflikten, teilweise von den großen Konflikten in der Welt. Dafür muss man nur die 18-Uhr-Nachrichten anmachen, um sich zu fragen, was da eigentlich gerade alles in der Welt vor sich geht. Warum kann man Konflikte nicht auf eine einfache und gute Weise lösen? Es passieren so viele grauenhafte Dinge von religiösen Fanatikern und egoistischen, intoleranten und nazistischen Leuten… Anstatt aber einfach über diese Gruppen von Leuten zu schreiben, wollte ich eher auf den Grund gehen, was diese Leute antreibt und was deren Motivation ist.

Zum Beispiel gibt es wie in Deutschland in Schweden gerade eine große Flüchtlingswelle. Viele Leute haben davor offenbar eine Todesangst und zeigen sich als Reaktion darauf von ihrer schlechtesten Seite. Anstatt das große Ganze zu sehen, fühlen sie sich in ihrer kleinen Welt bedroht. Auf Argumente hören diese Leute schon lange nicht mehr, sondern sie entwickeln so viel Negativität und Hass – das ist wirklich furchtbar zu sehen.

… den Ausstieg von Gitarrist Martin Henriksson

Martin arbeitet immer noch für die Band, nur eben jetzt in unserem Management. Er regelt jetzt alles hinter den Kulissen. Das war ein Prozess, der sich immer mehr abgezeichnet hat. Er hat diese Aufgaben schon vor einiger Zeit übernommen als er noch Gitarrist war. Mit der Zeit hat er sich immer weiter in diese Aufgabe reingefuchst und sich ziemlich geschickt angestellt, was Problemlösungen angeht. Gleichzeitig wurde es für ihn jedoch immer schwerer, sich auf der Bühne auf das Gitarrespielen zu fokussieren, wenn ihm die ganze Zeit andere Dinge durch den Kopf flirren. Er hat gemerkt, dass er als Gitarrist nicht mehr einhundert Prozent geben kann. Aber auch wenn er jetzt nicht mehr aktiv im Proberaum mit dabei ist, vertrauen wir natürlich auf sein Urteil zu neuen Stücken.

… die daraus resultierenden Veränderungen

Das war natürlich hart, denn er war in der Band, seitdem er 16 Jahre alt war. Mit ihm ist ein Stück Vertrautheit und eine verlässliche Konstante verschwunden. Wir mussten die Band ein wenig umkrempeln. Niklas fehlt jetzt ein weiterer Songschreiber an seiner Seite, und auch bei den Arrangements müssen wir die Dinge jetzt anders lösen. Wir mussten Zuständigkeiten regeln. Man könnte es so ausdrücken, dass sich die Machtbalance innerhalb der Band etwas verschoben hat. Das hat jetzt eine ziemlich lange Zeit gebraucht, bis wir uns darauf eingestellt hatten.

… Session- und Neumitglieder

Am Bass ist jetzt Anders Iwers (u.a. TIAMAT; Anm. d. Verf.) fest eingestiegen. Mit ihm sind wir schon ewig befreundet, und einen besseren Bassisten können wir nicht finden. Das ist vollkommen perfekt. Live haben wir gleich mehrere Leute, die neben Niklas Gitarre spielen. Das ist auf der einen Seite nicht ganz leicht, da wir uns kennenlernen und zusammen proben müssen. Auf der anderen Seite können wir dadurch aber auch aus Gewohnheiten aus und können etwas Neues präsentieren.

Galerie mit 30 Bildern: Dark Tranquillity - Endtime Signals Tour 2024 in Karlsruhe
25.11.2016

- Dreaming in Red -

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