Dark Tranquillity
Dark Tranquillity
Interview
"Damage Done" – das Album des Jahres 2002? Wir werden sehen. Selbst wenn es das nicht wird, steht eines dennoch außer Frage: Dark Tranquillity haben sich einmal mehr selbst übertroffen. So hatte ich einen verständlicherweise gut gelaunten, aber keinesfalls abgehobenen Mikael Stanne am anderen Ende der Leitung, die leider nicht allzu gut war, weswegen einige Passagen auf dem Diktiergerät verloren gegangen sind. Erschwerend kam noch hinzu, dass es sich der charismatische Frontmann nicht nehmen ließ, mir schmatzend zu zeigen, wie gut doch sein Abendessen schmeckte. 🙂
„Haven“ hat mittlerweile zwei Jahre auf dem Buckel, „Damage Done“ ist gerade frisch auf den Markt gekommen. Wie waren diese letzten zwei Jahre für euch?
Es war eine anstrengende Zeit. Wir haben natürlich viel getourt, um „Haven“ zu supporten. Und dann ging es auch sofort schon wieder los mit dem Schreiben neuer Songs. Wir sind eine sehr demokratisch organisierte Band, bei der jeder stark in den Entstehungsprozess des neuen Materials eingebunden ist. Das kostet natürlich Zeit. Aber genau das macht uns Spass, wir lieben diese Arbeit.
Die Resonanzen auf euer neues Album sind ziemlich überwältigend. Habt ihr das in diesem Ausmaß erwartet?
Auf keinen Fall. Wir sind zwar in den letzten Jahren, was die Reviews zu unseren CDs anging, sehr verwöhnt worden, aber das Feedback zu „Damage Done“ ist, wie du es richtig gesagt hast, wirklich überwältigend. Wir waren richtiggehend geschockt. Die Leute vom Label, z.B. der Promotionmanager, kamen in den letzten Tagen mit immer mehr positiven Nachrichten an. Das hat uns schon überrascht.
Setzt euch jetzt dieses extrem gute Feedback für das nächste Album nicht enorm unter Druck?
Nein, nicht wirklich. Wir denken nicht in den Kategorien, dass wir nur darauf aus sind, Hörer und Presse zufrieden zu stellen. Wenn wir anfangen würden, uns darüber Gedanken zu machen, wie wir es den anderen am ehesten recht machen können, wäre dies Korruption unserer Musik. Wir gehen einfach runter in den Rehearsal Room, schließen die Tür und lassen alles andere draußen.
Wie kommt es dann zu der eher härteren Gangart auf „Damage Done“? Warum benutzt du z. B. keine cleanen Vocals mehr?
Wir wollten auf diesem Album in punkto Aggression und Intensität wieder zurück zu unseren alten Sachen gehen. Sie sind einfach mehr aus dem Bauch heraus, ursprünglicher, technischer. Das versuchten wir wieder einzufangen. Diese Entwicklung hat sich schon in einem frühen Stadium des Songwritings herauskristallisiert, weswegen auch klar war, dass dazu keine cleanen Vocals passen würden.
Könnt ihr eigentlich mittlerweile von der Musik leben nach all den Jahren und Erfolgen oder habt ihr immer noch Jobs nebenher?
Nein, komplett können wir von der Musik nicht leben. Es gibt Zeiten, in denen klappt das ganz gut, aber das ganze Jahr über können wir uns so nicht über Wasser halten. Wenn wir z. B. auf Tour sind, kommen wir gut zurecht. Aber sonst haben wir alle hier und da Nebenjobs.
Ende des Jahres kommt ihr auf eine große Headlinertournee durch Europa. Diesmal ohne In Flames. Hat dieses Package sich ausgereizt?
Ja, wir haben das jetzt zweimal gemacht. Das müsste genügen. Diesmal ziehen wir das Ding alleine durch. Jetzt im September geht es erstmal nach Amerika, was hoffentlich sehr interessant wird.
Aber glaubst du nicht, dass ihr euch dann gegenseitig die Fans wegzieht? Konzerte sind ja heutzutage auch nicht mehr gerade billig.
In Flames gehen im Oktober auf Tour, wir erst eineinhalb Monate später. Das ist ein zu verkraftender Zeitraum, denke ich, und dürfte somit kein Problem für die Fans darstellen.
Wisst ihr schon, wer euch auf dieser Tour supporten wird?
Wir haben schon einige Gedanken. Davon ist aber noch nichts in trockenen Tüchern, weswegen ich hier jetzt auch keine Einzelheiten preisgeben möchte. Aber eins ist sicher: Es wird ein exzellentes, vielseitiges Package, das für jeden etwas zu bieten hat.
Auf Festivals habt ihr euch dieses Jahr rar gemacht. Werdet ihr auf diesem Sektor nächstes Jahr wieder voll durchstarten?
Definitiv. Wir haben letztes Jahr viele Festivals gespielt. Normalerweise spielt man nicht jedes Jahr alle anfallenden Events. Jetzt stecken wir noch mitten in der Promotion für „Damage Done“, was kein gutes Timing für Festivalauftritte gewesen wäre. Aber 2003 ist auf diesem Gebiet 100%ig mit uns zu rechnen.
Dark Tranquillity gehören unbestritten zu den Mitbegründern des schwedischen Melodic Death Metals und stehen auch jetzt noch mehr als zehn Jahre später an dessen Spitze. Wie hast du die Entwicklung der Szene verfolgt? Wie wird es weitergehen?
In den letzten Jahren sind etliche gute Bands mit exzellenten Alben auf der Bildfläche aufgetaucht. Es ist alles sehr groß geworden. Viele junge Leute interessieren sich für die Szene. Die Aufmerksamkeit in der Presse wächst ständig. Ich persönlich finde das gut. In Amerika fängt diese Welle jetzt auch an, weil viele von der Göteborgszene Wind bekommen haben. Ich hoffe, dieser Aufschwung wird auch noch eine Weile anhalten.
Wie kann man sich eigentlich als Außenstehender den Zusammenhalt dieser Göteborgszene vorstellen? Es heißt ja immer, dass alle Bands untereinander dick befreundet wären.
Das ist auch so. Wir gehen sehr oft abends miteinander weg. Samstags haben wir hier z. B. so eine Art Metal-Disco, die alle zwei Wochen stattfindet. Die Location ist ein großer Club, in dem dann eigentlich alle, die in die Szene in irgendeiner Form involviert sind, anzutreffen sind. Das ist verdammt cool. Jetzt im Sommer, speziell Anfang August, kommen immer sehr viele Leute aus Deutschland oder dem Rest Europas hierher. Das sind meistens Fans, die einmal Göteborg besuchen wollen. Sie sind immer sehr schüchtern, tragen Bandshirts und suchen hier die Musiker ihrer Lieblingsbands. Für sie ist es dann immer etwas ganz besonderes hier in Göteborg, denn sie wundern sich jedesmal darüber, dass wirklich jeder, den sie normalerweise nur von CD kennen, in diesem Club rumläuft. Aber der Zusammenhalt in der Szene ist wirklich einmalig. Wir kennen uns alle schon, seitdem wir anfingen auf Konzerte zu gehen.
Jetzt lass mich dir noch ein paar Stichwörter nennen und erzähl mir, was dir ganz spontan für eine Assoziation dazu einfällt. Los geht es mit „Religion“.
Dummheit!
„George Bush“?
Eine Puppe!
„Skydancer“?
Alt, der erste Schritt!
„Geld“?
Eine nette Begleiterscheinung!
„The Gallery?“
Der wirkliche Beginn!
Sex, Drugs & Rock n‘ Roll?“
Masturbation, Death Metal und billiger Alkohol!
„Final Resistance?“
Gefangenschaft!
„Frauen?“
Unverzichtbar!
„Reroute To Remain“?
Sehr gut!
And last but not least: „Dark Tranquillity“?
Drin ein ganzes Leben lang. (lacht)
Wollen wir es hoffen. Ich bedanke mich für das Beantworten meiner Fragen. Die letzten Worte an eure deutschen Fans da draußen gehören dir.
Ich danke dir für das Interview und hoffe, euch alle im November/Dezember auf Tour zu sehen. Wir werden als Headliner einen längeren Set als in den letzten Jahren spielen. Somit können wir auch endlich mal wieder ältere Songs zum besten geben, die die Fans schon lange von uns gefordert haben. Wir können es kaum erwarten. Wir wollen raus und auf die Bühnen.
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02.07. - 05.07.25 | metal.de präsentiertRockharz 2025 (Festival)Powerwolf, Heaven Shall Burn, ASP, Versengold, Sodom, Overkill, Dark Tranquillity, Gloryhammer, Warkings, Die Kassierer, J.B.O., Combichrist, Vader, Asenblut, Kupfergold und Non Est DeusFlugplatz Ballenstedt, Ballenstedt |
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