Dark Suns
Dark Suns

Interview

Dark Suns veröffentlichen am 22.02.08 ihr mittlerweile drittes Studioalbum namens "Grave Human Genuine". Ich nutzte die Gunst der Stunde, mich mit der Band zu unterhalten. Worüber? – Natürlich über (ihre) Musik, das neue Album, aber auch Themen wie "Neujahrvorsätze" kamen zur Sprache. Lest mal selber nach.

Hey zusammen, um auf die aktuellen Geschehnisse anzuknüpfen – habt ihr Eure Aktien verkauft?

Torsten: Nö, haha.

Weil Ihr keine hattet?

Niko: Ich hab’s erst vor zwei Tagen erfahren. War schon zu spät.

Und wie geht es Euch abgesehen davon?

Torsten: Uns geht es sehr gut. Das Album ist fertig. Wir sind total erleichtert. Es kommt am 22. Februar raus. Wir sind gespannt und voller Erwartungen.

Niko: Uns geht es gut, außer dass Maik Husten hat.

Maik: Also wenn gebellt wird, dann bin ich’s.

Nach einer recht langen Live-Pause habt Ihr endlich die Bühne wieder betreten. Wie waren die ersten Auftritte, wie kam das neue Material beim Publikum an und was waren Eure sonstigen Eindrücke und Gefühle?

Maik: Unterschiedlich, würde ich sagen. Wir waren in Hamburg und in Weil der Stadt. Die Konzerte waren nicht so gut besucht. Die Stimmung war aber trotzdem bei beiden Shows ziemlich cool. Gerade der Weil der Stadt-Gig hat sehr, sehr viel Spaß gemacht. Das war auch das erste Konzert mit unserem neuen Live-Keyboarder. Ich bin zufrieden mit dem, wie es gelaufen ist.

Und was habt Ihr gefühlt, als Ihr bei dem ersten Gig nach so einer recht langen Live-Pause ca. 30 Leute erreicht habt?

Maik: Ich selber war sehr aufgeregt. Die anderen wahrscheinlich auch.

Torsten: Also ich gar nicht, haha.

Maik: Die Zahl der Besucher ist schon irgendwie deprimierend, aber um ganz ehrlich zu sein, haben wir schon ein wenig damit gerechnet – es war ein Sonntag, es war Hamburg. Hamburg ist ein kleines Berlin und wir sind halt einfach nicht in der Größe, oder in der Popularität.

Torsten: Und selbst die bekannteren Bands in der Szene wie THE OCEAN, oder SIEGES EVEN spielen auch mal vor vierzig Mann. Mit so was muss man rechnen und gerade bei uns ist es nachvollziehbar, als Headliner.

Niko: Also prinzipiell haben wir damit gerechnet, dass bei den ersten zwei Konzerten nicht so viele Leute kommen werden, was uns aber, so doof es vielleicht klingt, auch ein Stück entgegen kam, weil wir die Konzerte so bisschen als Testlauf für uns nehmen wollten, da wir eine recht lange Live-Pause hatten. Wir haben ein und halb Stunden gespielt und wir haben bemerkt, dass es sich schon nach einer Stunde konditionsmässig irgendwo bemerkbar gemacht hat. Die Routine fehlte halt. Von daher war es vielleicht gut, dass erstmal keine 300 Leute vor der Bühne standen. Das hat für mir auf jeden Fall die Aufregung genommen. Ich konnte mich auf das neue Material konzentrieren. Letztendlich werden wir die zwei Gigs als Testlauf sehen, mehr oder weniger…
Wir wissen auf jeden Fall, dass wir bis zur Release Show noch so einiges ausbauen werden. Das macht Sinn zu wissen, wo wir noch was optimieren müssen, welche Songs müssen wir überhaupt noch proben, da wir erstmal einen Teil von unserer neuen Platte gespielt haben. Vielen Leuten, die da waren, hat es gefallen. Wir sind auf jeden Fall auf dem richtigen Weg.

Niko, Du hast gerade das Thema „Release-Show“ angeschnitten – wann findet diese statt, wo und mit wem spielt Ihr?

Maik: Der Termin ist fix – es ist am 8. März, in Leipzig natürlich.

Am Frauentag…schmunzel

Torsten: Bewusst gewählt natürlich.

Maik: Im UT-Connewitz in Leipzig. Eine sehr schöne Location. Es ist ein altes Kino. Wunderschön, mit Empore (nur für die Bands). Wir freuen uns, dass wir dort spielen können.

Niko: Und Support wird an dem Abend BLEAK ORIGIN aus der Schweiz sein. Wir waren mal bei denen schon eingeladen – zu der Burgdorfer Rocknight, wo wir mit DEADSOUL TRIBE spielen durften. Es war mehr oder weniger so ein Shake Hands-Entgegenkommen-Deal.

Maik: Es ist eine gute Band und passt musikalisch.

Niko: Wir verbringen lieber einen gemütlichen Abend mit zwei Bands, die ordentlich Zeit haben zu spielen, als dass es so ein hektisches Ding wird mit noch einer weiteren Vorband.

Wenn wir noch bei dem Thema „Live Aktivitäten“ sind – wie würdet Ihr jemandem eine Perfomance von DARK SUNS beschreiben? Was sollten Veranstalter, die Euch buchen wollen, beachten? Was sind Eure Stärken auf der Bühne?

Maik: Die Stärke ist, bzw. ich würde es als eine Stärke bezeichnen, dass wir uns auf der Bühne nicht verstellen. Wir machen nicht viel, aber jeder von uns hat so viel Spaß, in dem, was er tut. Wenn ich von mir rede – ich gehe auf, wenn ich merke, dass der Sound stimmt, dass es Leute gibt, denen es gefällt. Ich kann mich gehen lassen, ohne groß rumzuspringen. Es funktioniert für uns. Und wenn die Zuschauer merken, dass wir zusammen im Feeling sind und zusammen Spaß haben, dann können sie sich auch davon anstecken lassen. Das war bisher immer ein Plus von unserer Seite.

Torsten: Was wir auch von vielen gehört haben ist, dass wir live das Material sehr gut umsetzen können.

Niko: CD-nah.

Torsten: Manche sagen sogar, dass es cooler ist als auf der Platte.

Niko: Wir versuchen, alles das, was sich auf der Platte befindet, menschlich wie möglich wiederzugeben. Ansonsten hat hauptsächlich die Musik zu wirken. Wir gehen nicht unbedingt auf die Bühne, um uns zu präsentieren, sondern versuchen die Musik als Mittel zu nehmen, zu überzeugen. Wenn es trotzdem eine Interkommunikation auf der Bühne stattfindet, dann ist es schön, es kommt aber mit der Stimmung.

Torsten: Es ist noch immer etwas strange für die Zuschauer, dass es keinen Frontman in dem Sinne gibt… aber ah, wir sind mittlerweile so wahnsinnig berühmt, dass es jeder mittlerweile weiß, haha.

Niko: Es ist vielleicht für viele, die uns noch nicht kennen, noch strange, aber genau das bestätigt diese These, dass die Musik wirkt und nicht, ob man noch vorne einen Sänger hat.

Lasst uns über das neue Album sprechen – wie waren die ersten Reaktionen und wie zufrieden seid Ihr mit diesen?

Niko: Meldet sich keiner seitdem, haha.

Maik: Es geht erst los. Wir würden uns jetzt nicht festlegen, nachdem wir zwei, drei Interviews hatten und zwei, drei Reviews gelesen haben, die noch nicht erschienen sind.

Niko: Generell würden wir es etwas differenzieren – wir haben die Platte ja auch unseren Freunden vorgestellt. Diese Reaktionen auf das Album waren sehr euphorisch. Aber man hat auch bei den sozusagen Privatleuten, bei den Freunden, die das Album vielleicht schon drei, vier Mal gehört haben, bemerkt, dass das Album eine gewisse Zeit braucht. Bei den Presseleuten ist es anders. Die Zeit ist dort ganz anders… Wir wissen, dass jeder Review-Schreiber sich die Platte sowieso keine vier Mal anhören wird. Das wird nicht so sein. Manche werden sie sich ein Mal anhören, vielleicht noch zwei Mal skippen zwischendrin… Es ist schwierig.

Torsten: Zu den Reaktionen bei den zwei Auftritten – es gab Leute die gesagt haben: „Wow, die Songs sind interessant, aber kaum nachvollziehbar“. Man muss sich definitiv mit dem Album auseinandersetzen und in die Songs eintauchen.

Maik: Und das mit den Pressestimmen – es geht wie gesagt erst jetzt los.

Was wollt Ihr mit dem neuen Album dem Hörer vermitteln? Steckt eine Aussage dahinter?

Niko: Wir wollen vermitteln, wo unsere dreijährige Reise schließlich hingeführt hat, nämlich zu diesem 60 minutenlangen Ergebnis, auf das wir sehr stolz sind. Wir haben in der Zeit massenhaft Material geschrieben. Zwischenzeitlich bestand die Idee, ein Doppelalbum aufzunehmen, doch das haben schon genug Bands gemacht. Ansonsten, da wir dann wohl noch immer am Aufnehmen wären, haben wir uns doch für die wohl beste Möglichkeit entschieden, nämlich das rauszunehmen, was für uns der Fokus ist und dadurch hatten wir auch die Möglichkeit, ein abwechslungsreiches und spannendes Album zu gestalten. Es ist für uns eine Prozessplatte geworden. Wir wollen den Leuten zeigen, dass wir diese Wege gegangen sind, diese Bereiche vorgedrungen und das ist am Ende rausgekommen.
Ich sage emotionale Tripmusik für die Erkundungsreise im Kopf…

War dieser Weg, diese Entwicklung beabsichtigt oder ist es einfach so gekommen?

Maik: Man hat natürlich immer Vorstellungen, wie ein Album werden soll, aber so richtig planen kann man so was eh nicht. Wenn du irgendwann an deinem Instrument sitzt und komponierst, gemeinsam mit der Band probst, oder jammst… sozusagen kreativ bist, da hilft es nicht, eine Vorstellung im Kopf zu haben. Diese ist dann einfach weg. Und die Stimmung, die Aura der Platte kriegt man raus, wenn man mit den Voraufnahmen fertig ist, sozusagen fähig ist, sich die Songs mal komplett anzuhören, ohne selber zu spielen. Erst dann könnte man von der Platte reden, sagen „Ok, das sind die Songs. Den einen lassen wir weg, der eine kommt dazu“. Oder man überlegt noch wegen der Reihenfolge, um den Fluss zu erhalten, oder den Fluss zu kriegen.

Würdet Ihr dann sagen, dass Ihr aus den „Fehlern“ auf „Existence“ gelernt habt und daraus „Grave Human Genuine“ entstanden ist?

Maik: Also soundtechnisch auf jeden Fall. Das, wie man technisch rangeht, was man für Mikros nimmt. Die Aufnahmenfehler merkt man sich und man lernt daraus. Doch Fehler wird man immer machen. Rein musikalisch lernt man nicht aus der Sache. Wir waren damals zufrieden mit dem, was wir gemacht haben und 100%ig überzeugt und auch heute sind wir es und werden es auch in ein, zwei Jahren immer noch sein. Sonst würden wir es nicht machen. Vielleicht werden wir dann über bestimmte Sachen auf „Grave Human Genuine“ anders denken, aber das ist normal.

Niko: Der studiotechnische und der musikalische Bereich sind einfach zwei verschiedene paar Schuhe. Ich würde die Sachen, die bei „Existence“ in Anführungszeichen falsch gelaufen sind, nicht unbedingt als Fehler bezeichnen, sondern als Nuancen.Wir waren studiotechnisch noch in einer Aufbauphase.

Maik: Niko, über welche Fehler redest Du eigentlich?

Niko: Ich rede jetzt wirklich von den technischen Sachen, aber da würde man jetzt ziemlich ins Detail gehen und das sind nicht unbedingt Fehler, die man bei den Aufnahmen gemacht hat, sondern eher so Geschmacksnuancen.

Maik: Das sind Kompromisse, die wir führen müssen, da wir halt nicht in einem perfektem Studioumgebung arbeiten und mit den Sachen, die wir haben, klarkommen müssen. Obwohl die Sachen natürlich über die Jahre immer besser geworden sind und wir haben durchaus eine sehr ansprechende Technik und entsprechende Räume.

Niko: Damit muss jede Band kämpfen, denke ich. Wir haben uns da gegenseitig vorangebracht. Es ist schon kein schlechter Gedanke, wenn es rein finanziell die Möglichkeit gäbe, diesen Prozess nur ansatzweise woanders nachzuahmen mit dem Kredo – ok, hier ist ein Producer am Start, hier ist jemand, der auf uns musikalisch eingeht, der uns nicht vorschreibt, wie am Ende unser Album auszusehen hat, sondern der uns ab dem Punkt unterstützt, wo wir, sagen wir, technisch überfordert sind, oder einfach grade einfach ein kreatives Loch verspüren. Und dann müsste genau dieser Mensch sagen: „Das ist jetzt mein Job und ich mache das“.

Wenn wir schon beim Thema „Aufnahmen“ sind – sicherlich ist bis dahin noch eine Weile… aber Ihr und Euer Ex-Keyboarder, der Euch auch in dieser Hinsicht unterstützt hat, geht getrennte Wege… wird sich dies auf Eure zukünftige Entwicklung und auf Aufnahmen, die technischen Möglichkeiten der nächsten Alben auswirken?

Maik: Ja, das wird natürlich nicht so sein, wie es war… Aber darüber machen wir uns erst Gedanken, wenn wir so weit sind. Also wir haben auch alle bisschen eigene Technik. Wir können durchaus ein paar eigene Sachen aufnehmen. Aber es wird natürlich nicht so laufen, wie in der Vergangenheit.

Torsten: Also an der Anfangsphase der Aufnahmen wird sich nicht viel ändern.

Maik: Denke ich auch. Es geht aber, wie gesagt, um eine Zukunft von vielleicht erst zwei Jahren.

Wie schreibt ihr Eure Nummern? Diktatur oder Demokratie?

Maik: Ich bin der Meinung, wir sind eine äußerst demokratische Band. Das kann manchmal sehr schwierig sein, weil wir sehr, sehr viel diskutieren, aber jeder hat seine Ideen. Niko ist für die Texte zuständig, ich bastele gerne selber am Computer rum und Torte hat bei der letzten Platte seine Refrain-Talente entdeckt. Äußerst normal, denke ich. Jeder macht so seinen Part, jeder hat Ideen, man kommt zusammen, arbeitet die aus. Erst wenn alle drei zufrieden sind, (es ist sehr schwierig, wie ich gerade sagte, das zu erreichen, haha) dann kann man sagen, das ist es. Es ist nicht so, dass sich einer unbedingt wild durchsetzen muss und das würde für die anderen nichts bringen.

Niko: Jeder hat sein gesundes Ego und solche Situationen gibt es schon mal, natürlich. Manchmal hat man vielleicht ein paar Stunden mehr Zeit als die anderen für etwas geopfert.
Aber das muss dann auch funktionieren, wenn vielleicht die anderen einen halben Tag nicht da waren und dann kommt das, was man in der Zeit gemacht hat, nicht zum Vorschein. Man muss erstmal den Weg finden, der natürlich nicht ohne Diskussion ablaufen sollte, nicht indem ich jemandem zwei Jahre lang den Honig um den Bart schmiere.

Und was inspiriert Euch? Ist es das Leben, wie Ihr es auf MySpace angedeutet habt?

Maik: Es ist in der Tat das Leben…welches ja Höhen, Tiefen, Erfahrungen, Leidenschaften jeglicher Art in sich trägt… seien es persönliche Dinge, gesellschaftliche Ereignisse oder „Fremdeinwirkungen“ durch Kunst (Film, Musik, Bücher…). nennt man das dann nicht letztendlich soziokulturell?

Niko: Ich lese keine Bücher

Torsten: Haha

Maik: Ich bin eine Leseratte.

Niko, Du bist für die Texte zuständig. Kannst Du Dir vorstellen, auch mal einen deutschen Text zu schreiben, einen Song auf Deutsch zu singen?

Torsten: Nein, haha.

Niko: Prinzipiell kann ich es mir nicht vorstellen. Ich habe noch nie was auf Deutsch geschrieben, außer in meiner damaligen Gothic-Band und irgendwie glaube ich, dass die Leute, die uns mögen und die unsere Musik hören, mit dem Englischen verbunden sind und das als unsere emotionale Ausdruckssprache verstehen und wissen wollen. Wir würden das vielleicht nicht verneinen. Wer weiß, was die Zukunft bringt. Im Moment kann ich es mir nicht vorstellen. Man sollte es vielleicht schrittweise angehen, wie Disillusion – erstmal einen deutsch Titel, dann einen deutschen Text.

Torsten: Aber wir haben es auch schon live gewagt, einen deutschen Song zu spielen – man nenne da Karats „Albatros“ und es hat auch funktioniert.

Niko: Aber es ist nicht unbedingt ein primäres Ziel, was wir jetzt in der Zukunft vorhaben… also dass wir jetzt die nächsten drei Songs auf Deutsch gestalten. Das wird maximal parallel in so einer Art Spaßprojekt stattfinden, dass wir so eine Rammstein-Homage machen, die da heißt: „Ich fand dich schöner, als du noch hässlich warst“ und da wird’s um Brustvergrößerung und generell Schönheits-OPs und diverse Sachen gehen. Aber das ist nur ein spaßiges Ding, nebenbei. Nicht weil’s mehr Spaß macht, das wäre vollkommen falsch zu sagen, sondern weil’s so ein bisschen auflockert, oder einfach mal wieder was für eine Party…nicht immer „Grave Human Genuine“ reinmachen zu müssen, sondern „Habt ihr schon unseren neuen Rammstein-Song gehört?“, oder „Hey, kennt ihr schon unsere Bushido Hip-Hop-Nummer mit deutschen Texten?“ Aber in Zukunft…, keine Ahnung, mal sehen.

Wenn wir schon beim Spaß sind, da muss ich an Euer Video denken. Ihr habt ja eins gedreht und ich hatte schon mal die Gelegenheit es zu sehen – sieht nach einer Menge Spaß aus. Soll man es als ein Extra sehen, oder inwiefern soll der Zusammenhang zwischen so was Lustigem und einer doch recht düsteren Platte vorhanden sein? Oder wolltet Ihr dadurch einfach die zwei Seiten zum Ausdruck bringen – die dunkle und die sonnige? Wie ist das Video entstanden? Wodurch habt Ihr Euch inspirieren lassen?

Niko: Also man muss sagen, dass wir nie wirklich geplant haben, ein Video zu „The Chameleon Defect“ aufzunehmen, da die erste Szene, die letztendlich im Video Verwendung gefunden hat, mehr oder weniger aus Zufall entstanden ist, da wir einfach nur eine Making-Off-Szene machen wollten, sprich – wir wollten eigentlich eine Standaufnahme davon, wie das Schlagzeug aufgebaut wird, filmen. Als wir das dann hatten, hat es sich bisschen eins zum anderen bewegt und wir hatten plötzlich die Idee: „Hey, lasst uns doch einfach mal so’n bisschen chaotisches Brainstorming betreiben“, um einfach mal so’n paar trashige und witzige Ideen durcheinander zu würfeln. Und so sind diese sehr willkürlichen und wirren, aber vor allem sehr lustigen Szenen entstanden. Wichtig im Nachhinein war zu wissen, dass der Song instrumentell ist, ohne Text und dauert vier Minuten. So wurde das alles am Ende auf diesen Song ausgerichtet. Aber überhaupt nicht inhaltlich, weil das große Fragezeichen des Videos ist, ob es ein Video ist und ob es so was wie einen roten Faden gibt. Das soll jeder für sich entscheiden, oder doch nur lachen. Das Video ist ein geistig hochanspruchsvoller Dünnschiss.

Maik: Aber ein gut gemachter Dünnschiss und es gibt vielleicht ansatzweise einen roten Faden. Eine Ministory ist schon eingebaut, so ist es nicht. Da haben wir uns auch Gedanken gemacht. Um auf die Stimmung des Videos im Bezug zu der Platte zu kommen – der Song fällt ziemlich aus dem Rahmen des Albums aus. Da haben wir uns frei gemacht und der Song kommt auch an einer Stelle der Platte, wo es nötig ist, dass man mal kurz runterkommt von der Art Schwermut, oder finsterer Akkorde, die vorher durchlaufen. Das Video passt also gut… nicht unbedingt zur Platte, aber zum Song.

Wenn man Euch nicht kennt, kann man sich Euch bei Eurer Musik als düster-melancholische Typen vorstellen. Wolltet Ihr mit diesem Video vielleicht auch zeigen, dass Ihr noch eine andere, verrückte und witzige Seite habt?

Niko: Also wir wollen auch sagen, dass wir nicht im Sarg schlafen, oder…

Maik: … ich glaube nicht, dass das so viele Leute glauben.

Niko: Das glauben vielleicht nicht viele, aber sicherlich gibt es Leute, die so ein Bild von uns haben, aufgrund der musikalischen Schwermut und Melancholie. Also wir wollen auch eigentlich schon zeigen, dass wir ein paar lustige Typen sind, die auch über sich selber lachen können und das Ganze nicht allzu ernst zu nehmen. Natürlich nehmen wir das Album sehr ernst und deswegen ist die Reihenfolge von uns definitiv so gewählt, dass das Video natürlich nicht als Promovideo für unsere Platte rauskommt. Das würde unsere Musik doch im ganz falschen Licht darstellen.

Torsten: Bei Anathema denken das auch manche, aber Backstage überzeugen sich viele davon, dass es lustige und coole Typen sind.

Und wo finden wir das Video? Auf Eurer Seite, …?

Niko: … und YouTube und vielleicht auch auf diversen Samplern von Zeitschriften. So groß wollen wir das nicht angehen. Wenn’s aber durch das Video knallt, dann werden wir unsere komplette Bandphilosophie noch mal überdenken.

Torsten: Das Label war begeistert von dem Video.

Mal was anderes – die Bandbesetzung. Wie sieht’s mit einem neuen Keyboarder/Keyboarderin aus? Ihr habt einen Live-Keyboarder, wird er Euch zukünftig nur live aushelfen, oder wollt Ihr ihn auch als einen Bandmitglied behalten/zu einer Bandmitgliedschaft überreden?

Maik: Also von uns aus sehr gerne. Das wird aber mit ziemlicher Sicherheit nicht passieren, weil er zwölfgleisig fährt. Er ist ein Berufsmusiker, schon seit Jahren, gibt auch teilweise Unterricht an der Hochschule, … , macht tausend Sachen.

Niko: Und einen Namen hat er auch, heißt „Ekky“.

Maik: Ekky ist ein sehr, sehr fähiger, sehr, sehr cooler Typ. Ein Wahnsinnsmusiker, Wahnsinnspianist und der eine Gig, den wir mir ihm bisher hatten, war sehr cool. Ekky wird aber wahrscheinlich für die Live-Sachen begrenzt bleiben.

Sucht Ihr aber noch trotzdem nach einem sozusagen festen Keyboarder, oder reicht der Live-Keyboarder aus?

Maik: Wir suchen gerade nicht nach einem Keyboarder, weil wir versuchen die Gigs so zu buchen und zu legen, dass er immer kann und er versucht die Sachen auch freizuhalten und wir werden es dementsprechend organisieren. Er ist jetzt sozusagen unser fester Live-Keyboarder, auch von ihm aus.

Und hat sich was bei Eurer Suche nach einem Bassisten ergeben? Gibt es was Neues zu berichten?

Maik: Der Micha, ein guter Kumpel von mir, hat uns bei den letzten Gigs ausgeholfen.

Niko: Für die Release Show steht die Besetzung am Bass noch nicht aus. Das wird sich im nächsten Monat ergeben.

Maik: Wir haben gerade Kontakt mit zwei Leuten, die gerne spielen wollen. Mit dem einen haben wir uns auch schon getroffen. Aber es macht jetzt keinen Sinn darüber zu sprechen, solange nichts fest ist. Wenn es offiziell ist, werden wir es sicherlich bekannt geben.

Torsten: Es sind auf jeden Fall zwei interessante Kandidaten und wir werden sehen, wer es am Ende wird.

Immer wieder erfahre ich aus irgendwelchen Interviews, wie die Bands ihre Musik zu ihrem Beruf machen und nur noch davon leben. Ist es auch Euer Ziel? Habt Ihr einen „Plan B“ falls es nicht funktionieren sollte?

Niko: Mein Plan B ist, wie vorhin angesprochen, dieses Rammstein-Projekt, haha.

Maik: Wunschziel ist es schon, wahrscheinlich seit wir unsere Gitarre in die Hand nehmen, wo man bemerkt hat, dass es mehr als nur ein Hobby ist. Über die Jahre hat man natürlich mitbekommen, dass von der Musik, die wir machen, nicht nur in Deutschland, sondern überhaupt, schwierig ist zu leben. Vor allem in der Zeit, in der wir leben.

Torsten: Das Internet macht es aber leicht, haha.

Niko: Es ist eine verdammt harte Business-Welt da draußen und bei der Musik, die so vielfältig heutzutage ist, hat man immer weniger Chancen seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Diese rosarote Brille haben wir abgenommen, dass wir wissen, in drei Jahren können wir von DARK SUNS leben. Man freut sich, wenn hier und da ein paar Euro hängen bleiben, aber den Kühlschrank davon zu füllen ist eher utopisch. Aber ok, wir gucken weiter, wir werden alles dafür tun, dass es vorangeht. Parallel versucht man aber schon natürlich durch diverse Aushilfsjobs bzw. durch diverse Stützen sich erstmal über Wasser zu halten. Was nicht immer einfach ist, aber es ist so mehr der, ich sag mal, amerikanische Weg vom Job.

Torsten: Fakt ist, Plan B wird niemals sein, dass wir unsere Musik dahin richten werden, dass wir von der Musik leben können.

Niko: Das würde die wahre Intention von DARK SUNS zerstören.

Maik: Was es aber lange nicht bedeuten würde, dass es dann funktionieren würde. Es gibt wahrscheinlich genauso viele Bands, die straighte, kommerzielle Musik machen, die genauso unbekannt sind. Von daher heißt es dann noch lange nicht, dass man da mehr Chancen hat.

Niko: Gleichzeitig verweigern wir uns natürlich nicht prinzipiell vor der Mainstream-Ausrichtung. Wenn irgendwann für uns der normale, logische, songwriterische Schritt dahin führen sollte, dann wäre es ein natürlicher Effekt.

Maik: Cooler wäre es, wenn der Mainstream irgendwann so ist, dass wir einfach unsere Musik weitermachen können. Der Künstler ist für die Qualität seines Publikums verantwortlich, oder so.

Niko: An der Sache dran zu bleiben, bei den Auftritten dann vielleicht doch etwas tieferes, ernstgemeinteres Feedback von den Leuten zu bekommen, ist das Schönste, was man über die Jahre, immer wieder, ernten kann. Man kriegt dadurch suggeriert, dass man bei der Grundintention des Musikmachens festhalten sollte und dass es nicht wirklich notwendig ist, im Jahre 2009 das Konzept DARK SUNS, welches es am Ende gar nicht gibt, mal komplett umzuwerfen.

Maik: Das, was du als Band machen musst, um voranzukommen, ist einfach auf die Bühne zu gehen. Live spielen, live spielen und nochmal live spielen. Das tun wir leider nicht, würden’s aber gerne. Also hiermit eine große Umfrage an alle Leute, die uns irgendwo spielen lassen wollen: RUFT UNS AN!!!

Und jetzt kommt die Nummer…

Maik und Torsten: Haha

Maik: Es ist einfach so, dass du heutzutage die meisten Leute so erreichen kannst. Das ist die intensivste Werbung, auch in der Internetzeit. Bei diesen Mengen an Informationen, die du im Internet (MySpace) angeboten bekommst, bist du nicht fähig, eine Information mal wirklich intensiv wahrzunehmen. Es gibt so viele tausende Internetplatfromen, wo du dich verbreiten kannst, was natürlich auch für umso unbekanntere Bands auch Vorteil ist. Allerdings für das gezielte Wahrnehmen von der Sache ist das Angebot einfach zu groß heutzutage. Wenn man auf ein Konzert geht, die Band sieht, die man nicht kennt und die haut einen live um, ist das immer noch wirkungsvoller als fünf Klicks auf MySpace.

Zukunftspläne? Geplante Konzerte, Tour, Festivals? Steht was fest?

Maik: Wir hoffen, so möglich wie viel live zu spielen. Wir sind gerade dabei, Gigs zu buchen.

Torsten: Wir hoffen wieder, eine große Tour zu spielen.

Niko: Wir sind erstmal auf die Verkaufszahlen unseres neuen Albums gespannt.
Ansonsten freuen wir uns, dass wir wahrscheinlich einen kleinen Vertriebsweg für Amerika gefunden haben, also für die Platte. Als übrigens die einzige Prophecy-Band.
Größere Festivals sind noch nicht geplant, aber dafür sind wir noch zu klein. Eine Tour ist prinzipiell nicht ausgeschlossen. Das werden wir wieder mit Verbindung in dem Label angehen, aber da muss erstmal ein Angebot vorliegen und es muss passend sein.

Maik: Oder wir müssten selber eine Tour buchen.

Niko: Das wird aber schwierig… und so was, wie die Tour 2005 wird eher nicht passieren.

Torsten: Das war eine Traumtour.

Im 2005 wart Ihr auf der Tour mit Pain Of Salvation – an alle, die das nicht wissen. Habt Ihr noch immer, außer zu Kristoffer Gildenlöw (der ja nicht mehr bei POS ist) Kontakt zu der Band?

Maik: Nein. Wir haben versucht, so ist es nicht. Diverse Mail geschrieben. Kam leider keine Antwort zurück.

Niko: Ich denke, wenn man von der Tour zurück ist und wieder im Alltag gefangen, fällt es schwerer, solche Kontakte zu pflegen und zu erhalten. Wir finden es bisschen schade, da wir uns etwas mehr Nachhaltigkeit gewünscht hätten, von beiden Seiten, aber letztendlich … wir haben den geilsten Basser, den wir uns vorstellen konnten für unsere Platte gewonnen.

Na dann erzählt doch etwas von der Zusammenarbeit mit dem Kristoffer Gildenlöw

Maik: Relativ kompliziert, da er leider nicht die Zeit hatte, bei uns im Studio einzuspielen, wie man sich natürlich gewünscht hatte. Er lebt in Holland. Doch es hat auch so geklappt. Er hat die Voraufnahmen bekommen. Wir haben ihm die Sachen durchs Netz, oder den klassischen Postweg geschickt. Er hat es sich angehört, hat mehr oder weniger die Songs für sich selber rausgehört. Das lief alles nebenher. Wir haben jetzt keine zwei Wochen nur Bass gemacht. Das war immer kreuz und quer. Es war schwierig, in das Feeling des Instruments reinzukommen, aber spätestens jetzt wissen wir, was sein Anteil an der Platte ist.

Torsten: Hammer, hammer.

Maik: Heute sind wir 100%ig, 110%ig zufrieden mit dem, was wir hören. Danke Kristoffer!

Also ich denke die wichtigsten Bandfragen haben wir hinter uns, oder gibt es eine Frage, die Ihr Euch selbst gerne stellen würdet?

Maik: Wieviel soll ich dir schenken

Wieviel was?

Maik: Wieviel Geld soll ich Dir schenken.

Torsten: Haha

Und sonst keine Fragen? Alles habt Ihr schon irgendwann, irgendwo gehört?

Torsten: Irgendwie schon, in irgendeiner Form.

Na dann machen wir jetzt eine Auflockerungsgründe – Torsten, Du kennst das schon aus meinem früheren Interview …

Torsten: Drei wünsche an die Fee?

Haha, nee, ich lasse mir doch jedes Mal was Neues einfallen.

Torsten: Dann sind jetzt vielleicht vier Wünsche?

Haha, nein, die Frage lautet: wir sind vor kurzem ins neue Jahr reingerutscht. Was waren Eure Neujahrvorsätze?

Maik: Mhh, vielleicht mein Husten loszuwerden? Irgendwann..

Niko: Vielleicht eine etwas gesündere Lebenseinstellung. Während der Aufnahmen und der Songwriting-Phase lässt man sich schnell zu einer sehr ungesunden Ernährung verleiten. Man treibt wenig Sport, bis gar kein Sport. Und das sind die Aspekte, wo ich jetzt sage, um zum Beispiel live mehr Energie bieten zu können, wäre das vielleicht mein Interesse. Da heute der hundertste Januar rum ist und noch immer nicht wirklich was passiert ist, wird es schwer, aber die körperliche Verfassung könnte sich noch etwas verbessern. Das heißt jetzt nicht, dass wir hier kurz vorm auf Stöcke gehen sind, aber…

Maik: Es klingt gerade so bisschen dramatisch, aber ich fühle mich eigentlich relativ fit.

Niko: Ich will einfach etwas mehr Sport machen als die letzten zwei Jahre und vielleicht gar schaffen, bisschen vom Rauchen wegzukommen. Aber schwierig – ich habe es mir vorgenommen, wenn ich dreißig bin, oder mit dreißig aufzuhören.

Torsten: Jetzt bist Du vierzig, haha.

Niko: Jetzt bin ich noch dreißig, also habe bisschen noch Zeit.

Maik: Na wenn das nicht guter Vorsatz ist…

Im nächsten Interview komme ich darauf zurück, und dann gibt’s eine Frage, inwieweit Ihr die Vorsätze umgesetzt habt, haha.
Weil Ihr so tapfer meine Fragen beantwortet habt, dürft Ihr jetzt selber den Interviewtitel wählen. Irgendein ausdrucksstarker Satz, der unsere Leser dazu animiert, dieses Interview anzuklicken?!

Niko: Life as a game, devotion as a key, identity in motion…

Eure letzten Worte? An unsere Leser? Eure Fans?

Torsten: Platte kaufen!

Niko: Am besten vielleicht zwei.

Torsten: Jaa, weil wenn Ihr die eine nicht so cool findet, vielleicht gibt es auf der anderen was für Euch…

Niko: Und gleichzeitig gibt’s eventuell auf dem Digipack etwas, was es auf der Suitcase nicht gibt. Aber das ist nur ein Hinweis. Ansonsten Kopfhörer besorgen,

Torsten: … der Platte Zeit geben,

Niko: …. drei Kerzen anzünden, die besten Freunde einladen,

Maik: … und Ihr werdet „Grave Human Genuine“ lieben!

Niko: Also wir lieben die Platte und bei uns hat sie schon jetzt mehr als „Existence“ erreicht.

Ich danke Euch für das Interview. Maik, gute Besserung und Euch allen alles Jute!

Dank schön und alle zusammen: Viel Spaß mit „Jrave Juman Jenuine“, haha.

19.02.2008
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