Dark Suns
Dark Suns
Interview
Nach zwei Tourblocken und der Veröffentlichung von "Existence" war es höchste Zeit, mal wieder bei DARK SUNS anzuklopfen. In diesem Gespräch blickte Thomas Bremer (keys) auf das musikalische Geschehen zurück, ließ sich aber auch dazu überreden, ein wenig über die Zukunft und … ah lest am bestens selber nach.
Hallo Thomas, wie geht’s Dir und was hat sich bei Dark Suns seit dem letzten Interview getan?
Hi, gut geht’s. Es hat sich schon so einiges getan. Kurz nach dem ersten Interview ist „Existence“ veröffentlicht worden und wir haben in Leipzig eine Releaseshow gespielt, die auch wirklich gut angekommen ist. Mittlerweile hat sich auch gezeigt, dass das Album – für unsere Verhältnisse – zahlreich gekauft worden ist. Die beiden Tourblöcke mit Pain Of Salvation gehören natürlich ebenso zu den Highlights des Jahres.
Ende dieses Sommers seid Ihr also mal wieder mit Pain Of Salvation durch Europa gezogen. Was für Eindrücke (sowohl die positiven, als auch die negativen) habt Ihr aus dem zweiten Tourblock mitgenommen?
Der erste Tourblock war für uns eine ziemliche Überraschung. Das war das erste Mal, dass wir auf Europatour gewesen sind, und noch dazu mit solch einer großen Band. Logischerweise sind wir fast die gesamte Zeit mit vor Staunen weit geöffneten Mündern herumgelaufen und gefahren. Der zweite Block war dann etwas routinierter, wir wussten schon so ungefähr, was uns erwarten würde. Das Schönste war eigentlich, dass wir bemerkten, wie sich unser Auftreten beim ersten Block in vielen Köpfen und Ohren festgesetzt hatte und eine ganze Menge Leute sich diesmal auch besonders auf uns gefreut haben. Dies bekamen wir bei Fangesprächen mit, aber auch durch vermehrtes Vorkommen von Dark Suns-Shirts. Ein geiles Gefühl, wenn uns in weit entfernten Locations bestimmte Songtitel zugerufen werden oder Jubelstürme losbrechen bei der Ankündigung des nächsten Titels.
Das einzig Negative des zweiten Tourblockes war der Ausfall der DS-Show in Lyon. Die Veranstalter dort schienen nicht in der Lage gewesen zu sein, eine einer Liveband angemessene Technik zu stellen. Es war zwar eine wundervolle Location – ein Theater – aber mit einem 12 Kanal Mischpult (ohne 48V) und 6 spärlichen Mikros kann man keine Band mischen ohne dass einem die Buhrufe wegen des Sounds aus dem Publikum entgegenschallen. Da POS ihre eigene Technik mitbrachten, ging das bei ihnen gerade noch gut. Wir mussten uns aber als Zuschauer zufrieden geben und so einigen enttäuschten Fans immer wieder erklären, dass es nun mal keine Möglichkeiten für unseren Auftritt gab. Na ja, wir haben uns fest vorgenommen, den südlichen Teil Frankreichs in der Zukunft auch zu bespielen, die Nachfrage gibt es durchaus.
Wenn wir schon bei den Auftritten sind, mit wem würdet Ihr gern als nächstes auf Tour gehen und welche Elemente entscheiden für Euch über einen gelungenen Gig?
Am liebsten mit Pink Floyd und Michael Jackson. Aber im Ernst, zu uns würde Opeth gut passen, My Dying Bride, oder z.B. Anathema (außerdem verehren wir deren Musik). Inwiefern dies realistisch ist, kann ich allerdings nicht einschätzen. Bei diesen Bands kann man aber von einem offenen, musikalisch interessiertem Publikum ausgehen, was das erste Element für einen gelungenen Gig ist. Euphorische Reaktionen der Zuschauer haben einen Riesenanteil am eigenen Gefühl. Dazu kommen natürlich noch ein angenehmer Bühnensound und das entspannte Drumherum (Catering, saubere Klos/Duschen). Das die eigene Vorbereitung ein wesentlichen Anteil am Gelingen einer Show ist, versteht sich von selbst.
Was ist das Wichtigste, um sich als junge Band über Jahre hinweg am Leben zu erhalten?
Spaß am gemeinsamen Musizieren.
Wenn Ihr Eure Musik schreibt und spielt, macht Ihr das dann hauptsächlich, um Euch selbst in dieser Musik zu verwirklichen, oder um mit der Musik andere Leute zu erreichen?
Es ist ein Mix aus beidem. Wir versuchen schon, uns mit unserer Musik zu verwirklichen, während wir aber gleichzeitig auch auf positive Reaktionen der Hörer stehen. Dem Geschmack des Publikums nacheilen werden wir deshalb aber sicher nicht. Wenn wir diesen Ansatz hätten, würden wir auch ganz anders klingen.
Und wie?
Eingängiger.
Wie ist eigentlich das Verhältnis zu Euren „großen Brüdern“? – sprich Disillusion.
Nun, Beziehungen muss man pflegen. Leider sind Disillusion im letzten Jahr sehr beschäftigt gewesen. Zum einen mit dem Songwriting für ihren neuen Longplayer und zum anderen mit sehr vielen Liveshows. Dadurch ist unser ehemals enger Kontakt wesentlich lockerer geworden. Obwohl Disillusion immer noch unsere Proberaumnachbarn sind, hatten wir im letzten Jahr eine viel engere Beziehung zu POS, als den zu unseren lokalen Mitstreitern. Schade eigentlich.
Heißt es, dass wir zukünftig mit keinen gemeinsamen Auftritten rechnen können?
Die große Besetzung, also Disillusion mit uns als Verstärkung, wird es defenitiv nicht mehr geben.
Was sind die Vor- und Nachteile des Musikerseins in Deinen Augen?
Vorteile gibt es viele. Bekanntschaften mit coolen Leuten aus allen Himmelsrichtungen, das Vorhandensein von emotionalen Ventilen, eine gewisse „ist mir doch egal, ich bin Musiker“-Mentalität und immer ein interessantes Gesprächsthema (Musik) zu haben. Nachteilig ist, dass man, wenn Musik (und nur Musik) das Leben bestimmen soll, eine nur sehr unsichere Karriereplanung in Angriff nehmen kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass man ohne Rente irgendwann unter einer Brücke endet, ist ungleich größer, als die Möglichkeit, irgendwann mal von den Tantiemen sorglos leben zu können. Besonders unseren Eltern bereitet ersteres Szenario die eine oder andere schlaflose Nacht.
Lass uns etwas nach vorne blicken. Wisst Ihr schon, in welche Richtung das kommende Album tendieren wird? Was werden die musikalischen Hauptinspirationen und Einflüsse werden? Welche Stimmungen und Gefühle werden dominieren? Das Dunkle, oder doch eher das Sonnige???
Bis jetzt haben wir nur einzelne Riffs und Songideen angesammelt. Welche Gesamtstimmung das neue Album haben wird, ist noch nicht abzusehen. Bis jetzt sieht es so aus, als würden wir den Weg, den wir mit „Existence“ eingeschlagen haben, weitergehen. Also kein krasser Stilbruch in Richtung Techno oder Schlager, sondern eine gereiftere Variante schöner, emotionaler, dunkler Musik. Die Hauptinspirationen sind nicht so eindeutig festzulegen, da sie für jeden von uns anders positioniert sind.
Wie stellt Ihr Euch die Zukunft mit der eingeschlagenen Richtung vor, glaubt Ihr zu den „Großen“ anschließen zu können?
Die Zeit wird zeigen, was die Zukunft bringt. Auf jeden Fall wollen wir wachsen, reifen und trotzdem immer irgendwie Dark Suns bleiben. Es fällt uns schwer, zu definieren, was die „Großen“ sind. Noch vor ca. 3 Jahren wäre unser jetziger Status ein Traum für uns gewesen. Eine Europatour, ein gut promotetes und weltweit vertriebenes Album und eine treue Fanschar, das ist bereits irgendwie „groß“. Es geht aber immer ein paar Stufen höher. Ob wir allerdings jemals in die Heavy Rotation der Sendeanstalten kommen werden ist im Dunstkreis der Ungewissheit verborgen. (Da müssten sich auch die Sender ändern, wir passen uns jedenfalls nicht an)
Manche behaupten, durch das Progressive und dadurch dass Ihr Euch mehr der technischen
Seite hingegeben habt, hat Eure Musik am Gefühl verloren. Was wären Deine „Gegen-Argumente“ zu diesem Statement?
Ob Musik als emotional ergreifend angesehen wird, ist eine sehr subjektive Einschätzung. Das muss jeder für sich entscheiden. Wir sind uns allerdings sicher, dass „Existence“ emotional ausgereifter als „Swanlike“ ist. Die technische Seite steht dazu nicht im Widerspruch. Nur weil wir versuchen, auch in dieser Hinsicht zuzulegen, geht doch nicht zwangsweise die Empfindung verloren. Man höre sich einmal die zweite Hälfte von „One Endless Childish Day“ an. Also, wir finden schon, dass die Entwicklung des Clean-Themas vor Gefühl fast überläuft. Und solche Parts befinden sich auf dem ganzen Album.
Ich hab was von Eurem Gespräch mit dem POS-Manager mitbekommen. Worum ging es genauer?
Nun, wir haben bereits beim ersten Tourblock den Rob kennen gelernt – als unglaublich netten, warmherzigen Musikfreund, welcher aber auch bei geschäftlichen Angelegenheiten eine konsequente Zielstrebigkeit zeigen kann. Das POS uns für den zweiten Tourblock dann von sich aus einluden, ermutigte uns, mit ihrem Manager, also Rob, über Möglichkeiten eines Managements auch von Dark Suns zu sprechen. Musikalisch hatten wir ihn überzeugt und so zeigte er sich offen, und wir vereinbarten, in Zukunft zusammenzuarbeiten. Er wird sich besonders in den internationalen Angelegenheiten für uns bemühen. Konkrete Planungen sind aber noch top secret. Wir sind selbst gespannt, was die Zukunft nun bringen wird. Da wir als Band so ziemliche (Business)-Chaoten sind, haben wir jemanden wie Rob sehr nötig (und lieb).
Was wird der nächste Schritt in Eurer Karriere sein? Ein größeres Label? Wenn ja, welches??
Der nächst Schritt unserer Karriere wird ein ausgefüllter Live-Sommer sein. Außerdem natürlich das Schreiben und Fertigstellen unserer nächsten CD. Wir haben Prophecy im Rücken, was bedeutet, dass unsere Alben eine sehr gute Promo, sowie weltweiten Vertrieb bekommen. Ich denke, jetzt liegt es mehr an uns und unserer Musik, als denn an der Größe oder Übergröße des Labels, ob wir die Supergroup des Jahrhunderts werden.
Wo sehr Ihr Euch in 10 Jahren??
Als Supergroup des Jahrhunderts auf den größten Bühnen der Welt!!! (hihi) – Oder im Obdachlosenheim.
Thomas, beim ersten Interview hast Du von Deinem Studio erzählt. Wie läuft es denn momentan?
Es ist gut angelaufen. Mittlerweile stehen sogar einige Bands und Projekte in der Warteschleife. Im Moment bauen wir unseren Studiokomplex aus. Er wird in Kürze einen großen Aufnahmeraum, eine Akustikoptimierte Kabine, einen Multimedia-Raum, die Regie und (das ist auch wichtig) einen Chill-Room beherbergen. Fünf Räume also, was wahrscheinlich auch zur Umbenennung von „Space-Sound-Studio“ in „Five-Rooms-Recordings“ (oder so ähnlich) führen wird. Mir selbst liegt der alte Name zwar etwas am Herzen, aber schon wegen der Initialen (SS-Studio) ist „5-Rooms“ einfach praktischer. Nach dem Umbau werden wir auch mit einer Studio-Homepage an den Start gehen, auf welcher sich der geneigte Interessent einen genauen Überblick über die Technik machen kann.
Mal was anderes – was bewegt Dich gerade politisch betrachtet am meisten?
Die Bundestagswahlen mit ihren Versprechungen, Lügen, Verheimlichungen und ihren Konsequenzen hat mich mal wieder ziemlich desillusioniert. Politischer Stillstand, und das bedeutet die Große Koalition, ist das Letzte was dieses Land braucht. Nichts tut sich bei Rente, Gesundheitssystem und Arbeitsmarkt obwohl jeder Förderschüler begreift, dass diese Systeme, wenn sie in dieser Form beibehalten werden, zum Zusammensturz verurteilt sind. Ich könnte mich hier stundenlang in Rage reden, aber verweise besser mal auf Politikmagazine wie Spiegel, Focus und ähnliches. Diese Magazine sollten auch Politiker öfter lesen, und nicht nur um sich zu erfreuen, dass deren Frisur auf dem Photo ordentlich sitzt. Was mich auch mit Abneigung unserem Politikbetrieb gegenüber erfüllt hat, ist die steile Karriere G. Schröders. Es kann doch wohl nicht sein, dass in Geheimgesprächen eine Gaspipeline zwischen Russland und Deutschland vereinbart wird, und kurz nach der (Ab)Wahl Schröders dieser den Chefposten im Aufsichtsrat angeboten bekommt. Dies ist eine Frage der Ehre.
Aber, was reg’ ich mich eigentlich auf….
Na dann mal eine kleine Auflockerungsrunde:
Deine aktuellen Top5 und Flop5?
Top 5:
– Das benutzen des Genitivs
– Glühwein trinken und Kekse essen
– Ausschlafen
– Studioausbau
– Klugscheißen und kuscheln
Flop 5:
– Winter
– langsame PCs
– Freundschaften, die sich in Luft auflösen
– Haarspitzen (gerade) zu schneiden
– Dudelnde Weihnachtsmusik auf Schlagerniveau
Beim letzten Interview kam an dieser Stelle eine Frage nach 3 Wünschen an das goldene Fischlein…jetzt mal was anderes – Angenommen Du wärest tot, hättest aber davor noch die Möglichkeit gehabt, Deinen eigenen Nachruf zu verfassen. Was hättest Du geschrieben?
Guck nich so, halt’s Maul und geh weiter….
Um mal auf fröhlichere und aktuelle Themen zu kommen -Weihnachten ist nun fast vorbei… wie empfandest Du diese Zeit, und hat der gute alte Weihnachtsmann Deine Wünsche erfüllt? hihi
Da der Weihnachtsmann ein guter Kumpel von mir ist, hat er sich schon bemüht, meine Wünsche zu erfüllen. Er hat mir zum Beispiel eine Pfanne im XXL-Format langgebracht, um meine Kochlust zu befriedigen. Überhaupt war diese Weihnachtszeit sehr angenehm und vor allem „smoothy“.
Und nun bitte ich Dich, eine kurze Meinung zu folgenden Themen abzugeben, bzw. einfach den Satz zum Ende zu bringen.
die Frau in der Metalszene… sieht oft aus, wie der Mann in der Metalszene.
Progressive Musik… sollte nicht in Fidelei ausarten.
Glaube… sollte die Wissenschaft nicht verdrängen.
Freiheit…”is just another word for nothing left to loose…”
Glück… liegt auf dem Rücken der Pferde
Unendlichkeit… Star Trek
Grenzen… braucht kein Mensch.
Winter…sucks
Dark Suns? sucken nicht.
Fällt Dir etwas Lustiges ein, womit Du unsere Leser zum Lachen bringen könntest? Vielleicht ein irgendein Geschehnis aus dem Dark Suns – Leben?
Ne, da fällt mir nichts ein. Ich geh zum Lachen in den Keller.
Könntest Du jetzt aber bitte wieder aus dem Keller hochkommen, um das Interview in einem Satz zusammenzufassen, den ich als Titel verwenden kann?!
Unter der Brücke ist’s auch nicht schlecht…
Das war’s auch schon. Thomas, ich danke Dir für das Interview und wünsche Dir und der Band
alles Beste für die Zukunft. Noch nur die berühmten letzten Worte und dann bist Du erlöst, hihi.
„Laßt Euch impfen gegen Aids“ (F.H.) und stay dark!
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