Dark Fortress
"Das Schlimmste wären lauter mittelmäßige Kritiken" - Interview mit V.Santura und Morean zum neuen Album "Venereal Dawn"
Interview
DARK FORTRESS haben mit „Venereal Dawn“ ihr neues, siebtes Album frisch in den Plattenläden dieser Welt, zudem steht ab Mitte Oktober eine dazugehörige gemeinsame Headliner-Tour mit SECRETS OF THE MOON und SCHAMMASCH auf dem Programm – viel los also in der dunklen Festung. Eine gute Gelegenheit, mit V.Santura und Morean einmal über das neue Album, die Hintergründe, Personalien und Einflüsse zu reden. Vorhang auf für DARK FORTRESS!
Könnt ihr nachvollziehen, dass Fans der ersten Stunde dieser Entwicklung nicht folgen können oder wollen?
Morean: Ich bin ja erst später in die Band gekommen, aber ich verstehe dass die Band, die heute auf der Bühne steht, nicht dieselbe ist wie auf „Tales From Eternal Dusk“. Es sind viele Jahre vergangen, und wir entwickeln uns alle in verschiedene Richtungen, auch unsere Fans. Aber als Musiker ist es wichtig, sich zu entwickeln, weil ein Stillstand einhergeht mit Verfall. Dass nicht allen alles gefallen kann, ist völlig normal. Aber man kann eine sehr klare stilistische Entwicklung im Oevre dieser Band sehen, und was wir heute machen, kam auch nicht erst gestern auf einmal daher, sondern hat sich über Jahre entwickelt.
Was ist dein persönliches Highlight des Albums und worauf seid ihr besonders stolz bei „Venereal Dawn“?
Morean: Meine Lieblingsparts sind die Exekutionsparts, wie der Schluss von Lloigor oder der Mittelteil von „I Am The Jigsaw Of A Mad God“, aber am stolzesten bin ich schon auf das Ding als ganzes.
V.Santura: Ich hebe ungern ganze Songs heraus, und ich bin auch am stolzesten auf das Gesamtwerk, aber „Chrysalis“ und „Luciform“ bedeuten mir besonders viel.
Zwanzig Jahre sind DARK FORTRESS nun unterwegs – eine lange Zeit. Habt ihr zu Beginn der Band gedacht, dass DARK FORTRESS einmal eine derartige Stellung in der deutschen Musikszene einnehmen würde?
V. Santura: Diese Frage müsste eigentlich Asvargr beantworten, der die Band ja damals zusammen mit Azathoth gegründet hat. Die Band hat sich im Laufe der Jahre, besonders in der Anfangsphase natürlich verändert, aber Asvargr hat diese Band von Anfang an mit großer Hingabe und Geduld durchgezogen. Ich kenne Asvargr als realistischen und bescheidenen Menschen, und ich glaube nicht, dass er sich 1994 ausgemalt hat, wo DARK FORTRESS 2014 mal stehen würden. Andererseits sind wir auch keine Superstars, und unseren heutigen Status haben wir uns durch konstante und gute Arbeit verdient.
Ihr habt selbst angedeutet, dass die Zeit zwischen „Ylem“ und „Venereal Dawn“ für die Band sehr schwierig war. Persönliche Veränderungen, viel Arbeit, Verpflichtungen – wie äußerte sich das und wie geht ihr damit um? Wie kritisch war die Phase zwischen den beiden Alben?
V.Santura: Die Phase etwa ein Jahr nach „Ylem“ war in der Tat sehr kritisch, und damals stand die Band relativ nahe am Abgrund. Eigentlich hatte ich den Beschluss, die Band zu verlassen, schon gefasst, habe mich dann aber doch noch eines besseren besonnen. Mir bedeutet die Band sowohl musikalisch als auch persönlich viel zu viel, um sie einfach hinzuschmeißen, egal ob es manchmal frustrierend ist oder nicht. Aber Frustration gehört zu einer Band an irgendeinem Punkt immer mal dazu, insbesondere wenn man ehrgeizig ist. Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken muss man sich eben selbst in den Arsch treten und versuchen, das bestmögliche Album zu schreiben. Wobei letzteres eigentlich schon immer unsere Maxime wahr.
Wie kam es zum Ausstieg von Paymon im August und wie ist die Zusammenarbeit mit Phenex (u.a. SATYRICON) zustande gekommen?
Morean: Ehrlich gesagt haben wir uns noch nicht alle gesehen seit Paymon ausgestiegen ist, ich weiß selbst auch noch nicht genau, was los war. Phenex ist ein Freund von mir aus den Niederlanden, der mich als 17-jähriger mal angeschrieben hat, ob ich Gastvocals bei seiner Band machen will, weil er sehr auf DARK FORTRESS steht. Ein paar Jahre später hat er dann ausgeholfen, als wir mit Nachtmystium tourten, ist bei tausend Bands eingestiegen und hat seither einiges gerissen. Wir kennen uns ganz gut mittlerweile, er ist immer superlässig in der Zusammenarbeit. Cool, dass er Zeit hat für uns im Oktober!
V.Santura: Dass wir uns seitdem noch nicht alle gesehen haben, liegt vor allem daran, dass ein Teil der Band eben in Süddeutschland lebt und der andere in Rotterdam, da kann man sich nicht mal schnell auf einen Kaffee oder Bier treffen. Ich habe mich z.B. mit Paymon kurz nach seinem Ausstieg bei ihm zu Hause getroffen und mich sehr gut und offen mit ihm unterhalten. Der Ausstieg verlief in aller Freundschaft, ohne böses Blut. Seine Gründe, die Band zu verlassen, respektiere ich völlig, auch wenn ich es sehr schade finde. Aber die Gründe sind zum Teil im Privatleben und gehen die Öffentlichkeit somit auch nichts an.
Wie es scheint, ist der Sound von DAKR FORTRESS ebenfalls zunehmend beeinflusst von den Entwicklungen, die außerhalb der Band stattfinden, insbesondere anderer musikalischer Projekte wie NONEUCLID und TRIPTYKON. Würdet ihr dem zustimmen, wie kann am diese Beziehung beschreiben und welchen Stellenwert hat DARK FORTRESS in eurem musikalischen Wirken?
V.Santura: Klar kann man das so interpretieren… Jetzt wurde gerade mit „Metatheosis“ das „neue“ NONEUCLID Album veröffentlicht, also meint man dass das vielleicht auch im direkten Zusammenhang mit der höheren Komplexität und dem höheren technischen Anspruch bei DARK FORTRESS im Zusammenhang steht. Wenn man aber dabei beachtet, dass das NOENUCLID-Album sozusagen gleichzeitig mit „Eidolon“ (!) aufgenommen wurde, sieht die Sache schon wieder anders aus. Es hat einfach nur gefühlte Äonen gedauert, bis das Album endlich veröffentlicht wurde.
Klar hat TRIPTYKON einen großen Einfluss auf mich als Musiker, allein schon die Heaviness… Das gilt aber auch andersrum, schließlich hat mein Stil als Gitarrist auch einen Einfluss auf TRIPTYKON. Ich versuche beide Bands kreativ natürlich zu trennen, aber dass es besondere im emotionalen Ausdruck, in der Dunkelheit der Musik Parallelen zwischen DARK FORTRESS und TRIPTYKON gibt, ist unausweichlich, diese emotionale Verwandtschaft ist wahrscheinlich sogar der Hauptgrund warum ich überhaupt zu CELTIC FROST und dann zu TRIPTYKON gestoßen bin.
Ihr habt angedeutet, dass „Venereal Dawn“ ein neues Kapitel der Band aufschlägt: Wohin geht die Reise nun für DARK FORTRESS?
V. Santura: So, haben wir das? Ich kennen das Promoschreiben von Century Media nicht auswendig (lacht). Ein „neues Kapitel“, das klingt so prätentiös. Wie vorhin bereits angedeutet waren wir Ende 2010, Anfang 2011 kreativ in einer Krise. Aus dieser haben wir uns aber wieder befreit und der Funke ist zurück, das Feuer brennt.
Seid ihr selbst interessiert an den Entwicklungen der musikalischen „Szene“, insbesondere des deutschen Black Metals? Welche Tipps oder Anregungen gebt ihr als Musiker, was man sich mal zu Gemüte führen sollte?
V.Santura: Klar bin ich interessiert was gerade in der Szene abgeht. Ich versuche immer einigermaßen up to date zu sein, wobei ich manchmal tatsächlich mehr über Musik lese als sie aktiv zu hören, das liegt aber an meinem Beruf als Tontechniker / Produzent. Wenn ich mich den ganzen Tag lang ausschließlich mit Musik beschäftige, leg ich mir am Abend nicht unbedingt noch eine neue Platte auf. Dass das neue ASCENSION Album saugeil wird, ist bei Szenekennern eh unnötig zu erwähnen, warum z.B. SONIC REIGN nicht bekannter sind, ist mir zumindest musikalisch aber ein Rätsel.
Jetzt steht zusammen mit SECRETS OF THE MOON und SCHAMMASCH eine Tour vor der Tür, die jedem Black Metal-Fan die Freudentränen ins Gesicht treiben dürfte. Wie sieht’s aus, was dürfen die Besucher auf den anstehenden Konzerten erwarten – könnt ihr schon was verraten?
V.Santura: Ich hoffe, es wird den Leuten die Freudentränen in die Augen treiben! Dein Wort in Gottes Ohr (lacht). Das wichtigste haben wir mit der Tourankündigung doch schon verraten: Nämlich dass drei saugeile Bands jeden Abend ein amtliches Konzert geben werden.
Mit wem würdet DARK FORTRESS gern einmal die Bühne teilen? Irgendwelche musikalischen Ideen, die ihr bislang noch nicht realisieren konntet oder andere unausgelebte Träume?
V.Santura: Es gäbe natürlich eine ganze Reihe von faszinierenden Künstlern / Bands mit den wir gerne einmal die Bühne teilen würden. Die musikalischen Ideen, die wir wirklich realisieren möchten weil sie uns am Herzen liegen, realisieren wir auch, zumindest auf unseren Alben. Das muss auch unsere Maxime sein.
Unausgelebte Träume… als Musiker durfte ich schon mehr erleben und sehen, als ich je erwartet hätte… klar gibt es für DARK FORTRESS noch viele Dinge, die wir noch nicht erlebt haben, das betrifft vor allem Konzerte auf anderen Kontinenten.
Danke für die Zeit und eure Antworten, das war es für diesmal! Die letzten Worte gehören DARK FORTRESS!
V.Santura: Danke auch für das Interview und alles Gute.
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Stile | Melodic Black Metal, Progressive Black Metal, Symphonic Black Metal |
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