Dagoba
Interview mit Shawter
Interview
Die französischen DAGOBA veröffentlichen dieser Tage ihre neueste, brettharte Langrille „Face The Colossus“. Sänger und Bandhäuptling Shawter stand Gewehr bei Fuß, um uns etwas näher in das einzuführen, was uns auf dem Album erwartet und verriet nebenbei, wie man auch auf unkonventionelle Weise coole Sounds aus den Instrumenten herauskitzeln kann. Ach ja, und ich sollte mich dringend mehr mit Star Wars beschäftigen, aber das ist eine andere Geschichte…
Hallo Jungs! Das neue Album ist wahrlich ein Koloss geworden, ‚heavy as heavy can be‘ sozusagen. „Colossus“ steht ja durchaus für mehrere mögliche Dinge… welches Konzept bzw. welche Geschichte habt ihr mit „Face The Colossus“ im Sinn?
Zum ersten Mal in unserer Karriere hatten wir den Titel des Albums parat, noch bevor wir überhaupt eine einzige Note davon geschrieben hatten. Ich hatte mit einer Menge persönlicher Probleme zu kämpfen, und Teil dieser Band zu sein hat mir sehr dabei geholfen, viele davon zu überwinden. Weißt du, wir haben schon alle möglichen Situationen kennengelernt, gute oder schlechte. Wir können sie alle bewältigen, jederzeit und überall.
Der Titel ist sehr hoffnungsvoll: „Du kannst es schaffen, also stell‘ dich dem Koloss!“ Kein Berg ist so hoch, dass man ihn nicht bezwingen könnte.
Wo wir gerade in der Erklärungsphase sind: Was steckt denn hinter eurem Bandnamen DAGOBA?
Och, das ist doch nix Geheimnisvolles. Eines Tages suchten wir nach einem kurzen Namen, der auf „a“ aufhört, schön kurz, damit ihn die Leute nicht so leicht vergessen können… damals waren wir auch große Fans von Star Wars…
Yoda, ick hör dir trapsen…oh mann, jetzt wo du es sagst… Na das dürfte mich dann wohl eindeutig nicht als Kenner der Saga entlarven. Weiter im Text: Ihr seid ja nicht die erste Band, die sich diesem massiven Einsatz von modernem Metal, Neo-Thrash und Industrial verschrieben hat, aber das hat bei jeder Band andere Hintergründe. Was würdest du als Initialzündung für DAGOBA bezeichnen, und was hält euch auf Trab?
Ja, wir spielen Musik, wie du sie gerade beschrieben hast, viele Leute sehen das so, aber zuerst einmal sind wir die Söhne von METALLICA und PANTERA, verstehst du? Diese zwei Metalgötter haben uns dazu gebracht, Musik zu machen, und wir hören ihre Musik immer noch mehr als alles andere.
Unser Ziel war jedoch nicht, METALLICA zu covern, oder irgendwas zu spielen, was sich nach PANTERA anhört. Wir mögen auch Filmsoundtracks und klassische Musik, Industrialklänge und Popmelodien… Von Anfang an wollten wir Musik spielen, die wir uns auch selber gerne anhören würden. Und darin sollte alles hineinströmen, was uns selbst ausmacht, all‘ unsere Einflüsse und Emotionen.
Da nennst du bereits ein Stichwort, denn ein bedeutendes Merkmal eurer Musik ist die soundtrackartige Einbindung orchestraler Klänge. Bei vielen Bands dienen Synthesizer und Keyboards lediglich als Grundierung für den atmosphärischen Effekt, aber bei euch sind sie ein integraler Bestandteil der Songs. Erzähl doch mal, welche Instrumente und Techniken ihr dafür einsetzt. Sind auch echte orchestrale Spuren auf dem Album, oder wurde alles künstlich erzeugt?
Richtige orchestrale Spuren gibt es noch nicht, zur Zeit komponiere ich diese Klänge mit einem Synthesizer und mithilfe vieler anderer Soundquellen, die ich hier und da ergründe. Ich liebe auch den Einsatz des Samplings und bin immer auf der Jagd nach Sounds, die ich in unsere Musik einfließen lassen kann. Wir stehen auf diese Industrial- und klassische Komponente unserer Musik, und wie du richtig gesagt hast, steht sie auf einer Stufe mit den Gitarren oder dem Schlagzeug.
Unsere Musik ist sehr vielschichtig, aber genau das mögen wir: Musik, die entdeckt und erforscht werden möchte.
Ein weiteres Merkmal, was ich herausstechend finde, ist eure Art und Weise, wie ihr mit Melodien und Harmonien arbeitet. Diesbezüglich fiel mir vor allem der Song „The World In Between“ auf, weil das Hauptmotiv hier nicht wie eine typische Metalmelodie klingt, sondern eher in Richtung Alternative Rock schielt.
Wie komponiert ihr eure Songs, und wie geht ihr dabei vor?
Generell komponiere ich die Basis eines Songs mit der Gitarre… die Riffs kommen vor allem anderen. Danach spielen wir alles zusammen, und alle vier von uns fügen dann den Song zusammen, welches Riff wo auftauchen sollte, welches danach kommt, struktureller Kram halt. Wenn uns der Song dann gefällt nehmen wir ihn auf, und ich beginne dann mit dem Komponieren der ganzen elektronischen Sequenzen und den klassischen Sounds. Ganz zum Schluß , wenn alles passt, kommen dann die Texte. Ohne Musik kann ich keine Texte schreiben.
Deine Beobachtung trifft es schon ziemlich genau, meistens tendieren wir beim Schreiben der Musik doch eher in eine rockigere Perspektive. Math-Metal oder abgefahrene Harmonien liegen uns nicht. Die Melodien sind sehr wichtig für uns, es gibt viel Emotionales zu erzählen, und ohne Melodien wäre das sehr schwierig.
Und dann wäre da noch etwas: Dein Gesang. Kraftstrotzend, stark und zum Glück klingt es nicht wie das 0815-Durchschnittsgejodel, wenn es um den klaren, melodischen Gesang geht. Daumen hoch! Wie würdest du deinen Stil beschreiben, und was tust du, um so eine charismatische Stimme zu trainieren?
Danke für das Lob! Es hat mich einige Jahre gebraucht, um meinen Stil herauszuarbeiten, aber letztendlich bin ich glücklich damit. Melodisches singe ich sehr gern, aber es darf nicht zu zerbrechlich sein, und daran habe ich gearbeitet. Es liegt aber auch an den Kompositionen. Ich mag es nicht, zu singen, wenn der Chorus ein melodisches Riff hat, oder zu schreien, wenn der Vers sehr martialisch ist. Mit meiner Stimme möchte ich einfach alles ergänzen, was das jeweilige Riff nicht hergibt.
Meiner Meinung nach sollte die Stimme die Ebene sein, auf der man einem Riff den notwendigen Schub an Emotionen verleiht.
Auf der Website eures Labels stand vor kurzem noch, dass Simen ‚Vortex‘ Hestnaes zur Band gehört. Er hat ja sozusagen auf dem letzten Album gastiert, aber wie sieht es momentan aus?
Nein, also Simen gehört nicht dazu. Er hat auf „What Hell Is About“ ein paar Sachen eingesungen, und wir sind auch gut befreundet, aber zu unserer Band gehört er nicht. Ist ein wirklich netter und talentierter Kerl.
„Transylvania“ ist ein spannendes, instrumentales Intermezzo, was vor allem an den akustischen Parts liegt, die man an dieser Stelle des Albums wohl nicht erwartet hätte. Könntest du dir vorstellen, in Zukunft mehr von solchen Zwischenspielen einzubauen, oder die Songs damit zu bereichern?
Solche instrumentalen Nummern gehören schon immer zu unseren Alben, manchmal braucht unsere Musik das einfach. Es hilft den Alben zu „atmen“, außerdem habe ich so viel von diesen akustischen Spielereien auf meinem Computer 😉
Bei „Transylvania“ ist es etwas Spezielles. Der vordergründige Sound, den du hören kannst, ist meine Akustikgitarre, bei der der Pick noch in den Saiten klemmte! Ich war eines Nachts so hackedicht, dass ich vergessen hab, ihn rauszunehmen, und fing an, auf der Gitarre zu spielen. Nach einer Stunde dieser beschämenden Situation stand ich auf und sagte zu mir: „Mann, meine Gitarre klingt ja grad mal richtig scheiße!“ Also schlecht klang es, aber gleichzeitig auch irgendwie cool. Wir behielten die Idee im Hinterkopf, und haben sie dann aufgenommen.
Tue Madsen hat ja mal wieder volle Arbeit an den Reglern geleistet, nicht wahr? Wie lief die Produktion von „Face The Colossus“?
Tue ist zu einem echten Freund für uns geworden, es war so, als ob man einfach mit einem Rock’n’Roll Amigo aus Dänemark arbeitet! Er kennt unsere Musik und weiß auch, wie sie klingen muss. Wir hatten einen fetten und saftigen Sound im Sinn, und den hat er hingekriegt. Tue ist großartig, witzig drauf und serviert nebenbei die besten Mojitos der Welt, mein Wort drauf!
Also wurden eure Erwartungen mehr als bestätigt?
Ganz genau, fett und saftig! Weißt du, wenn du mit Leuten wie Mr Madsen, dann bläst dich sein savoir faire einfach um. Tue ist einfach der Mann für unsere Musik, definitiv.
Heutzutage klingen ja leider viele Produktionen nach gnadenloser Kompression und einfach zu laut. Was denkt ihr über diesen „loudness war“? Das aktuellste Beispiel ist ja METALLICAs neues Werk „Death Magnetic“, bei dem viele Hörer genau diese Punkte bemängeln, Überkompression und Übersteuerung, nur damit es auf CD möglichst laut knallt.
Darüber haben wir mit Tue gesprochen. Er meinte, dieser „loudness war“ entstand vor allem im Zuge der Magazinsampler. Dieser Wettkampf um Lautstärke fing dort an, weil deine Band nicht wie ein leiser Hummelflug klingen kann, wenn die andere sich wie eine Kriegsmaschine anhört. Für „Face The Colossus“ haben wir uns aber dafür entschieden, es mit der Kompression nicht zu übertreiben. Für unsere Musik ist das sogar schon irgendwie schädlich, weil unsere Musik eben so vielschichtig ist, und es dem Mix das Ende beschert hätte.
Angenommen, Tue Madsen kann unter keinen Umständen euer nächstes Album produzieren – wer steht noch auf eurer imaginären Wunschliste, um euch den besten Sound zu basteln?
Wir schätzen vor allem Nordström, Richardson und Sneap.
Das Cover hat mich vom Stil ein bißchen an die Arbeiten von Kris Verwimp erinnert. Welcher Künstler steckt dahinter?
Cecil Kim heißt der Künstler des Motivs. Er ist der Konzeptdesigner von sehr bekannten Computerspielen, wie z.B. „God Of War“ oder „Final Fantasy“. Dieses Bild hat er nur für unser Album gemalt, und ich denke es passt wunderbar zum Titel: „Face The Colossus“!
Ihr steht kurz vorm Anbruch eurer großen Tournee um die Kunde von „Face The Colossus“ zu verbreiten. Was können die Fans und Metalheads von euch auf der Bühne erwarten?
Dass wir so gut wie möglich spielen und unser Bestes geben, mit mächtig Eiern und einem Lächeln auf den Lippen! Mann, wir lieben es, unterwegs zu sein, und mit unseren weltweiten Fans zusammenzukommen, ist das Größte für uns überhaupt!
Hab Dank für das Interview. Irgendwelche kolossalen Worte zum Schluß?
WIR SEHEN UNS AUF TOUR!!
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