Cydonia
Cydonia
Interview
Die Italiener von Cydonia wollen so gar nicht in das Bild passen, das man gemeinhin von der Metalszene ihres Landes hat. Meistens bringt der Stiefel immer nur Klone schon bestehender Arten hervor, ohne etwas Neues, Eigenständiges zu schaffen. Nicht so Cydonia, die in ihren Power/Thrash Metal erfrischende Neuerungen wie neo-thrashige Parts oder elektronisch verspielte Keyboards mit eingeflochten haben. Deren neues Album "The Dark Flower" wurde von Sänger Dan Kaying quasi im Alleingang komponiert und produziert. Logisch also, dass man ihm diesbezüglich mal auf den Zahn fühlen musste.
„The Dark Flower“ ist euer zweites Album. Unterscheiden sich die Gefühle zu denen, die ihr nach dem ersten hattet?
Sicher. Dieses Album ist heavier und thrashiger als das erste. Mein Ziel war es, sehr aggressive Strophen mit melodischen Refrains zu schreiben. Wir hoffen, unsere Fans werden diese neue Richtung verstehen und akzeptieren. Wir selbst sind mit dem Ergebnis absolut zufrieden.
Was habt ihr für Erwartungen an das Album?
Ich hoffe, es wird uns endlich mehr Aufmerksamkeit bringen und zeigen, für was wir stehen.
Du hattest schon einige Unterschiede zum Debüt angerissen. Kannst du das noch etwas spezifizieren?
Wie gesagt, mein Ziel waren aggressive Strophen mit melodischen Refrains zu kombinieren. Ich persönlich finde, dass diese Balance auf dem Album perfekt herauskommt. Insgesamt ist durch die vermehrten Thrasheinflüsse natürlich auch die Atmosphäre dunkler als auf dem Vorgänger. Man könnte sagen, das neue Album klingt wie die “Dark side of Cydonia”.
Es gibt aber auch noch einige Neo Thrash-kompatible Parts und natürlich die Keyboards, die sehr Power Metal-untypisch daherkommen. Wie kommt es zu dieser großen Breite an Einflüssen?
Es ist schwer zu erklären, woher ich die Inspiration für meine Musik beziehe. Ich liebe sehr verschiedenartige Musik: Pink Floyd, Eminem, Helloween, Rockets, David Bowie, Frank Zappa, Anthrax, Pantera, Jethro Tull, New Mave Music aus den 80ern, Steve Vai, Soilwork und andere. Vielleicht findet sich diese Verschiedenartigkeit in meiner Musik wieder. Noch dazu ist aber meine Fantasie manchmal ziemlich strange. Die Riffs sind sehr heavy und klingen modern, währenddessen du zeitgleich abgedrehte, futuristische Keyboards hören kannst. So etwas fordert mich und die Band sehr heraus.
Ich persönlich würde eure Art des Power Metal durchaus als „anders“ bezeichnen, denn heutzutage werden Wörter wie „eigenständig“ oder „innovativ“ im Bezug auf Power Metal kaum noch gebraucht. Wie siehst du das?
Ja, das stimmt schon. Mir ist es aber dabei am wichtigsten, einfach gute Songs zu schreiben. Ich würde „The Dark Flower“ als eine Art “cyber-thrashadow” beschreiben. Klingt gut, oder? (grinst)
Einfallsreich, ja! Das kann man ja normalerweise nicht von italienischen Bands behaupten. Warum gibt es meist nur Klone in diesem Land und kaum Bands, die den Mut haben, aus bestehenden Schemen auszubrechen?
Den meisten ist einfach die Fantasie abhanden gekommen. Dabei kann Italien so inspirierend und einflussreich sein. Bei vielen fehlen aber einfach auch die technischen Fertigkeiten. Deswegen interessiere ich mich auch in Wahrheit überhaupt nicht für die italienische Szene.
„The Dark Flower“ ist ein Konzeptalbum über die sterbende Welt. Wie kam dir diese Idee? Inwieweit ist sie beeinflusst von der aktuellen Weltsituation?
Die Welt befindet sich immer im Krieg. Das ist der gefährliche Kampf unseres Zeitalters. Ein weiteres wird wieder unter der Sonne sterben. Wir bedenken nie, wer uns observiert und uns unseren freien Willen in diesem Spiel überhaupt zugestanden hat.
Steht der Inhalt deiner Texte näher an politischen, wissenschaftlichen und religiösen Themen oder ist er mehr bezogen auf persönliche Gefühle und Illusionen?
Ich liebe Ufos und diese ganzen anderen Mistery-Themen schon seit Jahren und wollte es in die Musik von Cydonia bringen. Das hat aber nichts mit Science-Fiction zu tun. Es gibt andere Dinge bezüglich Zeit oder Raum, die sich den Gesetzen der Materie widersetzen. In jeder Religion herrscht große Konfusion und daran sind nur deren fanatische Interpretationen schuld. Das ist ein großer Fehler. Die Antwort auf ebendiesen wird es auf der Erde geben.
Wenn es sie nicht bereits schon gibt. Auf welche Weise symbolisiert eigentlich eine dunkle Blume den Untergang der Welt? Wenn ich mir selbige vorstelle, denke ich an etwas Schönes, Majestätisches. Der Weltuntergang ist weder schön und auch nicht unbedingt majestätisch. Was habe ich da flasch verstanden?
Unsere Welt ist doch schön und majestätisch. Die dunkle Seite dieser Blume, die ubrigens allein als Blume für die Welt steht, ist das traurige, aber reale Bild unserer Seelen, Sklaven in diesem genetischen System, genannt Leben. Ich habe manchmal echt genug von den Dingen, die man in der Welt sieht und fühle mich wie ein eingesperrtes, absolut nicht perfektes, menschliches Wesen. Es gibt eben Sachen, die uns verborgen bleiben, obwohl ich sie gerne sehen würde. Die Möglichkeit, die Zeit anzuhalten, verbirgt den Schlüssel zu den Grenzen der Gedanken.
Wie passt das Russ Bullard-Cover „Voices“ in dieses religiöse, philosophische, die Weltgesamtheit hinterfragende Konzept?
Ich mag diesen Song schon seit Jahren und jetzt wollten wir unsere Cyber-Thrash-Coverversion davon zeigen. Melodisch und hart zur gleichen Zeit. Der Text passt sehr gut ins Gesamtkonzept. „I hear voices beyond hidden dimensions“.
Du hattest Dich vorhin schonmal dagegen gewehrt, Sci-Fi-Themen zu verarbeiten. Warum? Kein Sci-Fi-Fan?
Naja, ich mag Matrix. Aber es stimmt schon, sonst kann ich Sci-Fi nicht viel abgewinnen.
Das Album ist von dir im Alleingang komponiert und produziert. Warum hat kein anderes Bandmitglied einen Beitrag geleistet?
Es scheint vielleicht so, dass Cydonia ein Solo-Projekt seien, weil die Idee zu diesem Album allein von mir kam. Aber wir sind eine echte Band. Die Melodien komponiere ich auf dem Keyboard, den Gesang singe ich in Gedanken vor, dann nehme ich das auf, entwickele die besten Melodien auf dem Keyboard weiter und bereite die Demos für den Rest der Band vor. Dann wird die Musik zusammen mit Pete Daniels mit effizienten Riffs versehen, bevor jedes Mitglied seinen Beitrag zum Endresultat leistet.
Wie sieht es aus mit den Liveplänen? Ich habe noch rein gar nichts gelesen.
Es gibt auch noch nichts zu lesen, da noch keine Pläne existieren. Das muss jetzt erst alles noch erörtert werden.
Wenn es zu einer Tour kommen sollte, welche Bands würdet ihr am liebsten supporten?
Soilwork, Rammstein und Pink Floyd, wenn das ginge.
Und welches sind dann die fünf Alben, die auf Dich bsiher am meisten Einfluss hatten?
„Sex and Religion“ von Steve Vai, „The Wall“ von Pink Floyd, „Made in Japan“ von Deep Purple, Whitesnake ’87 und „Vulgar Display of Power“ von Pantera.
Wo kommt eigentlich der Name Cydonia her? Das klingt schon wieder so Sci-Fi-Utopia-mäßig.
Cydonia ist ein Ort auf dem Mars, den es wirklich gibt. Die dortige Landschaft sieht aus wie ein menschliches Gesicht. Seit den 70ern macht die NASA immer wieder Fotos von diesem Ort und seinen riesigen Pyramidalstrukturen und einem bombastischem Monument, das aussieht wie die Sphynx.
Übe dich zu guter letzt doch noch mal als Wahrsager. Wo sind Cydonia in fünf Jahren?
Das weiß nur Gott. Vielleicht irgendwo zwischen den Sternen mit ausgewählten Leuten.
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