Crypta
Interview mit Fernanda Lira zu "Shades of Sorrow"
Interview
Nachdem eure frühere Gitarristin Sonia Anubis (Ex- BURNING WITCHES, COBRA SPELL), die ja keine Brasilianerin ist, die Band verlassen hat, leben nun alle Bandmitglieder in Brasilien. Hat dieser Umstand den Songwriting- und Aufnahmeprozess erleichtert?
Ja, das hat definitiv einen Unterschied gemacht. Es war schon sehr cool mit Sonia zusammenzuarbeiten, sie kommt heute übrigens auch zu unserer Show. Wir konnten zwar nicht sehr viel mit Sonia machen und mit ihr touren, weil sie die Band vorher verlassen hat, aber heute weiß ich, dass es organisatorisch kompliziert geworden wäre mit drei Brasilianerinnen und einer Europäerin.
Da wir nun alle vier in Brasilien leben, erleichtert das die Vorbereitung auf Touren, die Aufnahmen oder Dinge wie Fotoshoots, Videoclips und alles andere, was irgendwie mit der Band zu tun hat. Und es ist natürlich auch erschwinglicher. Wenn wir z. B. durch Brasilien touren oder ein paar Wochenendgigs spielen wollen, sind wir vier schon da und müssen nicht erst jemanden einfliegen.
Ihr seid stilistisch zwar im Oldschool Death Metal verwurzelt, klingt aber dennoch zeitgemäß und keineswegs angestaubt. War die Mischung von Oldschool Death Metal mit modernen Ansätzen das, worauf ihr abgezielt habt oder hat sich das einfach so ergeben?
Das hat sich ganz natürlich so ergeben. Wir haben mit CRYPTA nie genau geplant, wie wir klingen wollen und welche Elemente wir benutzen oder vermeiden möchten. Der Sound ist im Grunde durch all unsere Einflüsse entstanden. Ich mag sehr rohen Oldschool Death Metal aus Florida oder schnellen, brutalen Death Metal aus Polen wie z. B. VADER. Das aggressivere Zeug kommt also meistens von mir.
Luana (Dametto, Schlagzeug) steht auf Black Metal und melodischen Death Metal aus Schweden, daher kommt also auch der melodische Ansatz. Und Tainá mag beides, aber auch moderne Sachen wie GOJIRA und JINJER. Wenn du das alles zusammen in einen großen Topf wirfst, hast du CRYPTA.
Deine Texte handeln nicht von den für viele Bands typischen Death-Metal-Themen wie Horror und Splatter, du beschäftigst dich aber dennoch mit sehr dunklen Themen. Kannst du uns ein bisschen was über deine Texte erzählen und woher du die Inspiration dafür nimmst?
Ich habe mir schon vor „Echoes of the Soul“ überlegt, was für Texte ich für CRYPTA schreiben will. Ich wollte schon düstere Themen behandeln, ich hätte aber gar nicht das Repertoire, um über Horror, Splatter, Dämonen oder Satanismus zu schreiben, das ist einfach nicht mein Ding. Mich stört das natürlich bei anderen Bands überhaupt nicht, aber das sind keine Themen, mit denen ich mich befasse und ich kann das ja auch nicht faken, nur damit die Lyrics besonders nach Death Metal klingen.
Also habe ich mich dazu entschlossen, mich mit den dunklen Aspekten der menschlichen Psyche zu beschäftigen. Auf „Echoes of the Soul“ habe ich bereits damit angefangen, viele Texte auf diesem Album waren aber auch noch mystisch angehaucht. Auf dem neuen Album habe ich mich auf die Themen konzentriert, von denen ich durch Gespräche mit unseren Fans wusste, dass sich viele Leute besonders damit identifizieren können, wie z. B. der Kampf mit psychischen und mentalen Problemen.
Ich wollte mich mit Themen beschäftigen, die einerseits sehr persönlich für mich sind und die mir selbst passiert sind, zu denen aber auch viele andere Leute einen Bezug finden können. Jeder macht ja mal harte Zeiten durch und deshalb habe ich mich mit den verschiedenen Emotionen befasst, die in solchen Situationen entstehen. Angst, Ablehnung, Einsamkeit, Wut, damit kommen wir ja alle irgendwann mal in Berührung und darum geht es auf dem Album.
Ich habe dafür z. B. auch in meinen alten Tagebüchern gelesen, um mir diese Gefühle wieder ins Bewusstsein zu rufen und mich an diese Zeiten zu erinnern, es war also in gewisser Weise sehr kathartisch, all diese schlechten Erinnerungen in etwas Positives zu verwandeln und ich denke auch, dass es wie eine Art Umarmung für Leute ist, die Ähnliches durchgemacht haben.
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