Crisix
Die unaufhaltsame Wahnsinnsparty

Interview

Abgesagte Konzerte gehören in Zeiten von Corona längst zum Alltag. Den Festivalsommer können wir mittlerweile auch ganz vergessen. Da erstaunt es umso mehr, dass die Trasher CRISIX inmitten dieses Wahnsinns eine Tour ankündigen. Und zwar für den September. Angesichts der Tatsache, dass Reisen innerhalb Europas aktuell gar nicht möglich sind, überrascht der Optimismus, den die Band an den Tag legt, umso mehr. Gitarrist Marc Busqué klärt über Hintergründe der „Finally On Tour“ und die derzeitige Situation im Hause CRISIX auf.

Hey Marc, wie steht es bei CRISIX angesichts der Coronakrise?

Marc: Zur Zeit geht es uns gut. Nach mehr als 45 Tagen, die wir zu Hause eingesperrt sind, haben wir uns langsam daran gewöhnt. Wir arbeiten einfach weiter mit Livechats an unserem Tagesgeschäft mit CRISIX, wir arbeiten weiter an CRISIX-Songs und ich persönlich habe das Glück, meine Arbeit als Gitarrenlehrer durch Onlinekurse und andere Medien weiter ausüben zu können.

So langsam haben wir das Gefühl, das Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Das normale Leben kehrt in Teilen zurück und nach all den Wochen der Verwirrung und des Pessimismus ist das verdammt wichtig. Nichts wird wieder so sein, wie es vor ein paar Monaten noch war, aber man muss sich an die Situation anpassen, auf persönlicher und professioneller Ebene.

Klar, ich vermisse es, rauszugehen, Menschen zu treffen, durch die Berge zu wandern und mehr als alles andere, mit der Band auf Tour zu sein. Doch ich weiß, dass all das zurückkommen wird, also lasst uns das Beste daraus machen, jetzt so viel Zeit mit sich selbst zu Hause zu verbringen. Lasst uns zu Hause Sport treiben, noch mehr Gitarre spielen, etwas Cooles erschaffen, alles liegt auf Eis, nicht nur die coolen Dinge, sondern auch der stressreiche Alltag des modernen Lebens. Lasst uns diese Stille genießen und etwas Produktives damit anfangen, zu dem wir nie die Zeit hatten, weil wir zu beschäftigt waren.

Und wie sieht ein normaler Tag für dich aktuell aus?

Marc: Das Gute ist, dass ich mehr Zeit habe, weil ich nicht mehr von hier nach da unterwegs bin. Alles findet von zu Hause aus statt. Ich versuche, eine Routine zu entwickeln und die Zeit mit Arbeit, Kreativität und auch etwas Sport zu verbringen, zu lesen und ein paar TV-Serien zu schauen.

Ich persönlich bin froh darüber, die Chance zu haben, Neues zu erschaffen, neue Dinge zu lernen oder meine Fähigkeiten zu verbessern. Ich versuche, eine Balance hinzubekommen, denn es ist einfach, den ganzen Tag mit Blödsinn zu verbringen, deshalb versuche ich, mich zu fokussieren.

Für mich ist der perfekte Weg, einen produktiven Tag zu beginnen, zu lesen, während ich heißes Zitronenwasser trinke. Dann schnappe ich ein wenig Luft und gehe mit meinen Hunden raus und dann geht’s los! Ich arbeite jeden Tag an CRISIX und das kombiniere ich mit meinen Onlinestunden als Gitarrenlehrer und anderem Kram.

An Wochenenden versuche ich, etwas Cooles zu kochen, mehr Sport zu treiben und etwas abseits der wöchentlichen Musikroutine zu machen. Trotz der Situation bin ich sehr glücklich. Aber ich muss zugeben, dass das Leben mit drei Hunden und meiner Freundin einiges einfacher macht.

CRISIX zeigen sich respektvoll

Spanien ist eines der europäischen Länder, die durch Corona am härtesten getroffen wurden. Wie nimmst du den Umgang eurer Regierung mit der Situation wahr?

Marc: Ja, die Situation in Spanien ist schlimm. Unsere Heimatstadt Igualada war die erste Stadt in Spanien, die wegen einer gefährlichen Infektion in unseren Krankenhäusern starke Beschränkungen erfahren hat. Es war sehr seltsam, weil es so plötzlich kam und wir sehr strikte Auflagen erhielten. Wir waren wie eine Art Blase im Land. Wir halten uns an die Maßnahmen und respektieren sie.

Aber ich weiß, dass die Menschen in anderen Regionen nicht immer das passende Verhalten angesichts der Pandemie an den Tag legen, aber unsere Regierung hat die Regeln und Maßnahmen auch erst sehr spät ausgeweitet.

Es ist sicherlich nicht einfach, zu Hause bleiben zu müssen, wenn dein Leben von deiner Arbeit abhängt und deine Regierung sich nicht darum kümmert oder nicht klar genug kommuniziert. Auf gewisse Weise verstehe ich, warum einige Menschen trotz der Pandemie zur Arbeit gehen. Die Situation ist eine Herausforderung für alle und etwas vollkommen Neues für diesen Planeten.

Viele Bands haben nicht nur Tourneen, sondern auch Alben wegen des Virus verschoben. Musstet ihr eure Pläne für CRISIX ändern?

Marc: Ein wenig haben sich unsere Pläne verändert, ja. Wir sollten genau jetzt mit DESTRUTION und SUICIDAL ANGESL durch Europa touren. Darüber nachzudenken, ist hart, aber wir denken da nicht zu viel drüber nach, sondern komponieren lieber neue Songs und freuen uns darauf, die Tour im Dezember nachzuholen.

Auf gewisse Weise fühlen wir uns erleichtert. Im Moment ist unser Terminkalender bis September leer. Alle Sommerfestivals sind abgesagt oder stehen kurz vor der Absage. Wir werden sehen, was am Ende passiert. Doch wir arbeiten hart daran, im September Gas zu geben.

Die „Finally On Tour“ für den September habt ihr erst vor Kurzem angekündigt. Wie könnt ihr so optimistisch sein, jetzt Konzerte anzukündigen, deren Datum gar nicht so weit in der Zukunft liegt?

Marc: Das liegt daran, dass weder wir noch unser Management aufhören können, zu arbeiten. Klar, du hast schon Recht, unsere Zukunft sieht momentan nicht so gut aus, sie ist voller Fragezeichen. Doch niemand hat Gewissheit und wir sind sehr zuversichtlich, dass kleine Venues als erste wieder öffnen dürfen.

Wir haben Bock auf Shows und die Leute und wir wollen wieder auf Tour, sobald die Maßnahmen es zulassen. Wir möchten den Moshpit wieder vor uns in kleinen Clubs spüren. Vielleicht müssen wir Masken tragen, vielleicht werden die Zuschauerzahlen reduziert, wir wissen es nicht, aber wir werden die dringend nötige Party veranstalten und den Leuten Spaß bringen.

Spanien ist gerade auf dem Weg zurück ins normale Leben. Selbst in einem kaputten Land wie Spanien, sieht es so aus, als gäbe es im Sommer wieder kleine Liveshows, also wer weiß, wie es im September in einem Land wie Deutschland aussehen wird. Wir werden sehen, aber ich kann dir garantieren, dass wir nicht rumsitzen und warten, das ist nicht die Art von CRISIX!

Immer optimistisch

Für zwei Dates gibt es noch keine Locations. Wie schwierig ist es aktuell, Clubs zu buchen?

Marc: Eines der beiden Dates ist ein cooles Festival, auf das wir uns richtig freuen, wir werden es in Kürze ankündigen. Der andere Tag ist ein Montag. Dafür haben wir kürzlich einen Gig in der Chemiefabrik in Dresden festgezurrt, der bald angekündigt wird.

Und hatten die Clubs, die schon feststehen, Bedenken bezüglich der Planung von Shows?

Marc: Laut unserer Bookingagentur sind die meisten Promoter ruhig und bleiben optimistisch bezüglich der Shows, zumindest die mit kleineren Venues. Es ist sehr wichtig, dass wir alle ruhig bleiben. Wir haben also keine großen Schwierigkeiten. Alle wollen wieder ins normale Leben zurück und das bedeutet, jetzt damit anzufangen. Wir möchten allen Promotern danken. Auch sie sind Helden.

INSANITY ALERT stammen aus Österreich, einem Land mit sehr strikten Regulierungen. Musstet ihr sie zu der Tour überreden oder waren sie sofort am Start?

Marc: Die Planung der Tour begann schon ein wenig vor CIVID-19. INSANITY ALERT sind eine großartige Band, machen tolle Musik und grandiose Shows voller Spaß und sehr viel Kontakt zum Publikum. Wir lieben das und finden es sehr wichtig, dass man den Leuten das Gefühl gibt, Teil der Show zu sein. Wir sind nicht nur Musiker, die Menschen wollen unterhalten werden und eine gute Zeit mit uns haben.

Seit wir in Japan das erste Mal die Bühne teilten, waren wir der Meinung, dass es eine explosives Tourpaket abgeben würde. Einige Wochen später spielten wir gemeinsam bei einem Festival in Frankreich und damit stand die Idee fest. Also lasst es uns durchziehen. Ein verdammter Virus wird diese Wahnsinnsparty nicht stoppen.

Quelle: Foto: Marc Agudo
07.05.2020

"Irgendeiner wartet immer."

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