Cripper
Interview mit Britta und Gerrit zum Album "Hyëna"
Interview
Hand auf‚s Herz: Vor lauter Geifern auf MACHINE HEADs nächste Platte, der Vorfreude auf ein Lebenszeichen von AT THE GATES, Diskussionen über den angeblichen Untergang von IN FLAMES und der gefühlten drölften Live-Platte von SEPULTURA, vergisst die Metalgemeinde manchmal, sich um ihren Nachwuchs zu kümmern. Dabei sind wir doch alle so unfassbar Underground und so viel näher an der Basis, als der kollektiv-gehasste Mainstream-Pop-Dreck. CRIPPER sind dem Rookie-Stadium eigentlich auch schon längst entwachsen, wie sie mit ihrem neuen Album „Hyëna„ und einem Deal mit Metal Blade nun eindrucksstark unter Beweis stellen. Wir sprachen vor dem Albumrelease mit Sängerin Britta und Bassist Gerrit ausführlich über die vierte Platte der Hannoveraner, und den Weg von D.I.Y. zu einem großen Label.
Neun Jahre CRIPPER und mit „Hyëna“ nun das vierte Album. Was hat sich für die Band und für euch persönlich von damals bis heute verändert?
Britta: Irgendwie alles aber auch irgendwie nix. Wir spielen immer noch die Musik, die wir spielen wollen, tun das nur mittlerweile auf einer größeren Plattform und mit weiterentwickelten Skills. Aber ist schon ein komisches aber sehr gutes Gefühl, auch mal zurückzublicken und gedanklich unseren Weg abzuschreiten. Viertes Album, mannmann, wer hätte das gedacht, als wir unser erstes Demo „Killer Escort Service“ in Ferdy Doernbergs Studio eingehämmert haben.
Gerrit: Britta hat Recht. Wenn man sich zurückerinnert, ist das schon irgendwie verrückt. Ich kann mich noch genau daran erinnern, als Dennis damals in den Probenraum meiner damaligen Band kam und davon erzählte, dass er jetzt mit zwei Gitarristen und ’ner Sängerin, sowas wie ’ne Thrash-Band macht. Das muss so 2005/2006 gewesen sein. Dazu muss man vielleicht wissen, dass Chris, der Gitarrist meiner zweiten Band SCARNIVAL, mit Dennis zur Schule gegangen ist und die beiden sich schon ewig kennen. Damals kannte ich Britta nur vom Sehen, Knitzel und Jonathan noch gar nicht. Aber eben Dennis über Chris. Zu der Zeit hießen SCARNIVAL noch SCHIERLING. Nach recht kurzer Zeit sind SCHIERLING und CRIPPER dann sogar zusammen in einen Probenraum gezogen. (lacht) Versteht man überhaupt was ich meine? (lacht) So. Und nun fast neun Jahre nach Gründung der Band bin ich ein Teil von CRIPPER…
Warum habt ihr euch gerade die Hyäne als Albumtitel ausgesucht? Seht ihr Parallelen zur Band CRIPPER, zu eurer Musik oder zu eurem Werdegang?
Britta: Die Hyäne ist irgendwie der Thrash Metaller unter den Raubtieren. Räudig, ausdauernd und mit nem krassen Gebiss. Hyänen sind die Underdogs, glänzen nicht so wie die imposanten Löwen. Das passt alles ganz gut zu unserem Album – klar sind wir keine lupenreine Thrash-Band, aber das ist doch unsere Basis. Der Titel ist uns übrigens schon beim letzten Album „Antagonist“ eingefallen. Nur klingt das Album eben nicht „Hyëna“, weswegen wir den Titel wieder verworfen haben. Auf dem aktuellen Album ist das anders. „Hyëna“ ist entschlossener, heavier, mehr Bauch als Kopf. Da passt der Titel einfach wie Arsch auf Eimer.
Gerrit: Jo, dem kann ich im Grunde nichts hinzufügen (lacht).
Von einer sogenannten D.I.Y. Band, habt ihr euch nun zum neusten Fang von Metal Blade gemausert. Wie kam es dazu, welche Vorteile könnt ihr schon jetzt für euch verbuchen und was trauert ihr eventuell sogar jetzt schon nach?
Gerrit: Na das war schon wirklich ’n Hammer. Wir haben 2013 auf den Metal Days in Slowenien gespielt. Und ehrlich, das war bis dato für mich eine der imposantesten Shows, die ich je gespielt habe. An dem Abend hat einfach alles gestimmt. Die gesamte Crew vor Ort war spitze und trotz der Tatsache, dass wir uns etwas abhetzen mussten, um nach Slowenien zu kommen, hat sich die gesamte Show auf der Bühne wirklich großartig angefühlt. Der Bühnensound war gewaltig und wir hatten mächtig Spaß. Ich vermute, das hat sich übertragen. Jedenfalls hat Armin von Metal Blade unsere Show gesehen und einige Zeit später hatte Britta eine Mail von ihm. Ich weiß noch genau, wie aufgeregt Du warst, als Du uns das erste Mal davon erzähl hast. (lacht)
Du hast gesagt, Du hast erst mal schnell gegoogelt, weil Du im ersten Moment dachtest, dass das eine SPAM-Mail ist! (lacht) Jedenfalls haben Metal Blade genau unseren Nerv getroffen, denn wir hatten nahezu zeitgleich überlegt, drei bis vier Songs zu produzieren. Damit wollten wir einfach mal abklopfen, was wir so reißen können. Das „Klinkenputzen“ ist uns somit erspart geblieben, denn wir haben im November 2013 vier Songs mit Kai vom Kohlekeller aufgenommen und diese der Metal-Blade-Bande direkt um die Ohren gehauen. Und denen hat’s gefallen …
Wir sind alle sehr gespannt, was aus der Zusammenarbeit mit Metal Blade erwächst und freuen uns darüber, dass der Kontakt auch persönlich so super funktioniert. Letztlich denke ich, CRIPPER werden immer ein bisschen DIY-Band bleiben. Das ist ja aber auch überhaupt nichts Schlechtes. Jede Entscheidung wird in der Band getroffen. Da geben wir nichts aus der Hand. Ob es sich um Songwriting-, Artwork- oder Organisations-Entscheidungen handelt, wir nehmen uns alles sehr zu Herzen und diskutieren uns im Probenraum die Köppe heiß, bis alle zufrieden sind. Metal Blade unterstützen uns dabei perfekt. Das ist wunderbar.
Wer hat „Hyëna“ bis jetzt schon gehört und wie waren die ersten Reaktionen?
Gerrit: Viele sind es bisher noch nicht gewesen. Ich habe es im Familienkreis vorgespielt. Die Reaktionen waren durchweg positiv, aber das waren sie eigentlich bisher immer, komisch. (lacht) Selbst meine Eltern sagen: „Naja, ist eigentlich nicht so unsere Musik, aber dafür ist es ganz gut!“ (lacht)
Wie fühlt man sich generell vor einem Albumrelease? Ist man da relativ entspannt, weil man sowieso nichts mehr ändern kann? Oder eher hibbelig weil man endlich die Songs unter die Leute bringen will?
Britta: Absolut beides. Das ist so ziemlich ein ambivalentes Gefühl, das man als Musiker haben kann. Im Prinzip ist nach dem Mix ein Album aus Musikersicht fertig und auch irgendwie „vorbei“. Nach dem Album ist quasi vor dem Album. Der Kreativprozess ist durch, die Arbeit geschafft – da könnt’s eigentlich schon wieder frisch ans Werk gehen. Allerdings ist man ja schon gespannt auf die Reaktionen besonders der Fans aber auch der Presse. Besonders spannend finde ich da persönlich den Vergleich zu unseren anderen Alben zu ziehen. Ich schaue gern mal wieder alte Reviews an und wundere mich oft, wie unterschiedlich jedes Album an sich wahrgenommen wurde und wie das neue Album dann in diesem Kontext eingeordnet wird. Ist ja schon was anderes, „Hyëna“ als viertes Album herauszubringen oder als erstes.
An „Hyëna“ gefällt mir besonders die Tatsache, dass es einerseits homogen wirkt, aber auch jeder Song eigenständig überzeugen kann. Wie seid ihr an das Album herangegangen, habt ihr euch bestimmte Ziele bzgl. des Songwriting, Sound oder anderen Punkten gesetzt?
Britta: Wenn es ein Ziel beim Songwriting gab, dann ganz sicher das, was du da ansprichst: ein Album zu kreieren, das aus einem Guss wirkt, aber aus einzelnen Songpersönlichkeiten besteht. Fast so wie in einem guten Film. „Hyëna“ ist kein Konzeptalbum, dennoch passt dieser Vergleich. Alle Charaktere interagieren miteinander und erzählen die Story, aber jede Rolle hat seinen eigenen, in sich geschlossenen Charakter. Die Arrangements sind sehr eingängig ausgefallen, obwohl wir oft mehr gewagt haben als sonst. Wir haben ausgesprochen konsequent gearbeitet und sind an viele Songs sehr strukturiert herangegangen. Wir schreiben unsere Songs ja gemeinsam im Proberaum, da ist es wichtig, dass alle beim Schreiben in dieselbe Richtung laufen und dieselbe Vision haben. Verglichen mit den vorigen drei Alben besteht wohl der größte und gleichzeitig wichtigste Unterschied in den zweistufigen Aufnahmen für „Hyena“. Die ersten vier Songs haben wir schon im November 2013 aufgenommen, den Rest dann im Sommer 2014. Grund dafür war unter anderem, dass wir uns dieses Mal mehr Zeit für den Sound lassen wollten. Das hat der ganzen Sache extrem gut getan.
Gerrit: Gar nicht so leicht mit dem Songwriting, denn bei CRIPPER redet jeder beim Songwriting mit, wie Britta ja sagte. Das macht es nicht gerade einfacher, den vermeintlichen roten Faden beizubehalten. Ich habe es als große Herausforderung empfunden, sich innerhalb der Band erst überhaupt einmal auf so etwas wie einen roten Faden zu einigen. Es ist schon toll, wenn dann im Nachgang der eine oder andere tatsächlich diesen Faden beim Hören nachempfinden kann. Wie Britta schon sagte, während des Schreibprozesses haben wir immer wieder die Parts und Riffs auf den Prüfstand gestellt, um zu hinterfragen, ob die gewünschte Stimmung entsteht. Du kannst Dir vorstellen, dass das bei fünf Personen knifflig werden kann. (lacht) Wir mussten uns manchmal hart zusammenreißen, das eine oder andere Ego musste hin und wieder mal auf den Arm. Umso geiler, dass die fünf Bekloppten jetzt ne fertige CD am Start haben, oder wat? (lacht)
Die erste Handvoll Songs auf „Hyëna“ gehört zu den besten Albumeröffnungen, die ich seit langem gehört habe. Was für eine mördermäßige Killerpackung und eine Bestätigung, dass die Trackfolge enorm wichtig ist. Das ist doch sicherlich kein Zufall, wer achtet bei euch auf solche Dinge, die abseits des Songwritings und den Aufnahmen eben auch sehr wichtig sind?
Gerrit: Cool, dass es Dich so flasht. Hier waren es diesmal wohl primär Jonathan, Britta und Knitzel. Die drei haben da in der Regel ein gutes Händchen.
Das Cover von „Hyëna“ zeigt ein Hyäne, die übergroß hinter einer Großstadtfassade drohend in Schwarz-, Weiß- und Grautönen zu sehen ist. Erzählt uns etwas darüber, warum ihr dieses Bild gewählt habt, wer es gemacht hat und welche Aussage es vermitteln soll?
Britta: Das Cover interpretiert ein bisschen die Geschichte des Titelsongs. Das Cover und die Figur der Hyäne ist dabei nur ein Bild, mit dem wir spielen. Es geht um das Gefühl, seinen Platz im Leben nicht zu finden. Die Hyäne auf dem Cover gehört einfach nicht in die Stadt. Die Menschen dort können sie nicht verstehen, haben sehr wahrscheinlich Angst vor ihr, was sie letztlich und vielleicht aus Verzweiflung aggressiv werden lässt. Sie ist deswegen so groß dargestellt, damit ihre Deplatzierung klar wird. Die Ausformulierung des Artworks ist bei uns ein gemeinschaftlicher Prozess, den wir als ganze Band formen. Gerade wenn es um ein Cover geht, setzen wir uns alle zusammen und entwickeln gemeinsam die grundsätzliche Marschrichtung. Bei „Hyëna“ war uns allen von Anfang an klar, dass wir auch eine Hyäne abbilden wollten. Mit der Art und Weise war es dann leider gar nicht so einfach – wir hatten alles von fotografisch bis gezeichnet, von aggressiv bis distanziert … . Mit dem Endergebnis sind wir jetzt sehr froh, auch wenn es ein langer Weg war.
Britta, ich stelle es mir schwieriger vor, ansprechend und überzeugend zu sprechen, statt mitreißend und aggressiv zu growlen. Wie hast du die Aufnahmen zu „7““ empfunden?
Britta: Puh ja, also leicht gefallen ist es mir nicht. Gerade bei „7““ hatte ich nach jeder Aufnahme das Gefühl, hey, das ist gut geworden – und dann hab ich es mir nochmal angehört und hatte plötzlich nen ganz anderen Eindruck. Ich wollte ja eine bestimmte Atmosphäre erzeugen und hab viel rumprobiert, bis ich dann zufrieden war. Im Gegensatz dazu fiel es mir bei „Pure“ leicht, was bestimmt daran liegt, dass „Pure“ eher autobiographisch ist, was „7““ trotz der Ich-Perspektive absolut nicht ist. Bei „Pure“ konnte ich mich einfach fallen lassen.
„Animated Flesh“ und „Bloodshot Monkey Eye“ haben einen unverschämten Groove. Wie lange feilt man an derart effektiven Songs, die eben ohne große Schnörkelei und auch mit verhältnismäßig viel Wiederholung komplett überzeugen und einschlagen können?
Gerrit: Na, das ist doch klar! Wir haben seit einiger Zeit das Patentrezept für geile Songs, die grooven wie Sau und jedem gefallen, in der Schublade! (lacht)
Spaß bei Seite: Es ist wirklich nicht einfach, beim Songwriting einfach mal alle Fünfe gerade sein zu lassen. Ich meine, man ist häufig derart konzentriert auf der Suche nach dem perfekten Riff, dass man die Einschläge vielleicht nicht bemerkt. Da hat man sich ein Riff erjammt, bei dem alle im Raum ein fettes Grinsen auf dem Gesicht haben, man rockt sich den Arsch ab, um am Ende festzuhalten: „Nee, so können wir das nicht machen. Das Riff ist zu simpel.“ Das gibt es so oft. Ich will damit nicht sagen, dass wir nicht auch gezielt auf groovigen Kram hingearbeitet haben, aber in einigen Fällen bewahrheitet sich einfach: „Stumpf ist Trumpf!“
Britta: Mir gefällt deine Wortwahl – „unverschämt“! (lacht) Das trifft es echt gut.
80 Prozent der Stücke auf „Hyëna“ machen den Eindruck, dass sie live für Bombenstimmung sorgen. Hat man während dem Songwriting Zeit auf sowas zu achten, darauf wie ein Stück live wirkt, oder ist es eventuell sogar ein wichtiger Punkt, der einen CRIPPER-Song zu einem guten Song macht?
Gerrit: Ja und nein. Vielmehr versuchen wir Songs zu schreiben, mit denen ein bestimmtes Gefühl oder eine Emotion transportiert wird. Und dann sind wir natürlich in erster Linie eine Metal-Band. Und wir haben alle Bock auf Songs, die rocken. Wir wollen uns auf der Bühne austoben und headbangen. Den Bock, den wir selbst auf die Mucke haben, die wir lieben, versuchen wir zu transportieren. Der Unterschied ist ja eigentlich nur, dass wir in dem Moment nicht bei den Leuten im Pit stehen, okay außer Britta (lacht), sondern mit Instrumenten auf der Bühne.
Britta: Aber ich werde nach dem Crowdsurfen immer brav wieder zur Bühne zurückgetragen. (lacht)
„Tourniquet“ habt ihr als erste Single gewählt, ein typischer Thrashbatzen, der mitten in die Fresse klatscht und den Hörer echt nach weniger als 10 Sekunden fest im Griff hat. Erzählt uns was über die Texte zu diesem Song.
Britta: Es geht im weitesten Sinne um Machtmissbrauch im großen Stil. Es geht um Menschen, die von denen, die sie eigentlich schützen, leiten oder fördern sollten, betrogen und bedroht werden. Im schlimmsten Fall führt das dazu, das ganze Völker sich bekriegen und gegenseitig ausrotten. Egal ob Politik, Kirche, Polizei oder Wirtschaft – wo zu viel Macht herrscht, wird sie auch missbraucht. Aber es gibt immer wieder einzelne Menschen oder kleine Gruppen, die Underdogs in diesem Fall, die sich auflehnen und mutige Dinge tun, die den Menschen die Augen öffnen oder Hoffnung geben. Mir fällt da etwa Edward Snowden ein oder auch Ghandi. Ich habe großen Respekt vor diesen Menschen, die quasi ihr Leben für die Ausräumung einer Ungeheuerlichkeit hingeben.
Hand auf’s Herz, gibt es auf „Hyëna“ auch Momente, die euch einfach so zuflogen? Geile Riff-Ideen, die einfach da waren oder Stücke, die nach sehr kurzer Zeit einfach fertig und perfekt waren?
Gerrit: Klar, das gab es. Oft kamen Jonathan und Knitzel in den Raum und hatten konkrete Ideen zu Riff oder gar Abläufen. Aber auch Britta hat gerade bei den Arrangements oft sehr konkrete Ideen mit in den Raum gebracht, aus denen dann auch häufig der Song weiterentwickelt wurde.
Ihr spielt Thrash Metal, einem Stil, an dem sich momentan wieder viel junge Bands versuchen. Was gab für euch damals den Ausschlag Thrash zu spielen, welche Attribute dieser Spielart haben euch überzeugt?
Gerrit: Auch wenn ich damals nicht dabei war, aber am Ende ist eine Band immer der Querschnitt des Geschmacks aller. Klar, die Gitarreros bringen anfangs den Stil in eine gewisse Richtung. Aber eine bewusste Entscheidung diesen oder jenen Stil zu spielen, die gab es nicht. Letztlich spielen wir die Mucke, die wir selber gerne hören und machen das, was uns Freude bereitet.
Würdet ihr jungen Bands raten, möglichst den härteren Weg des D.I.Y. zu gehen? Denkt ihr, dass ihr mit CRIPPER auf diesem Niveau spielen würdet, wenn ihr schon mit dem Debüt bei einem renommierten Label einen Vertrag gehabt hättet?
Britta: Den einzigen Rat, den ich jeder Band geben kann ist der, sich selbst treu zu bleiben. Ganz egal ob mit großem Label und auf den großen Bühnen dieser Welt oder beim Kumpel aufm Geburtstag in der Scheune – sich selbst treu zu bleiben halte ich für essenziell, um lange Freude am Bandleben zu haben. Von außen fliegt dir immer mal wieder ein Batzen Dreck ins Gesicht. Wenn man da nicht eine gewisse Haltung sich selbst gegenüber hat, geht man unter. Ich habe keine Ahnung, wo wir jetzt wären, wenn wir mit unserer ersten Scheibe bei einem großen Label gelandet wären. Vielleicht wären wir jetzt auf Tour in Japan, vielleicht würde es uns aber auch gar nicht mehr geben. Ist auch ne Typfrage und hängt von den Zielen ab, die eine Band hat. Man sollte sich auf jeden Fall gerade als unerfahrene Band jeden Paragraphen eines Vertrages erklären lassen. Es hat noch nie jemand versucht, uns übers Ohr zu hauen, allerdings waren wir schon oft erstaunt, was sich hinter der ein oder anderen verschachtelten Vertragswendung wirklich verbirgt. Es ist gut, sich über alles im Klaren zu sein, bevor man sein kreatives Schaffen an eine Firma bindet.
„Hyëna“ gibt es auch im Bundle mit einer DVD, was wird da zu sehen sein?
Britta: Die DVD ist Bestandteil des Digipaks, das in Europa erscheinen wird. Darauf wird unser komplettes Konzert von den Metaldays 2014 zu sehen sein, ein Making of „Hyëna“, sowie alle Videoclips, die wir je gemacht haben – darunter auch ein besonderes Schmankerl. Wir haben für den epische neun Minuten langen Doppelsong „God Spoken Prayer/Cocoon“ vom Vorgängeralbum „Antagonist“ einen neuen und bis dato unveröffentlichten Videoclip gemacht. Wie alle unsere Clips ist auch dieser wieder in Eigenregie entstanden.
Gerrit: Die DVD ist komplett in Eigenregie entstanden. Jonathan hat wirklich ganze Arbeit geleistet und sich ein Bein ausgerissen, um das Teil fertig zu bekommen. Aber letztlich ist es auch hier wie so oft. Ohne die vielen Helfer aus dem Freundes- und Bekanntenkreis und den unzähligen Nachtschichten der einzelnen Bandmitglieder wäre das Teil nie entstanden.
Was war der beste und lehrreichste Fehler, den ihr mit CRIPPER bis jetzt gemacht habt?
Britta: Ich habe lange über diese Frage nachgedacht. Ich denke, wir hatten bisher immer entweder das Glück oder den Verstand, in keine richtig blöde Situation zu geraten. Gerade zu Gründungszeiten haben uns Bands aus unserem Umfeld geholfen, uns gut zu organisieren. Ich erinnere mich an ein Treffen mit DRONE bei uns im Proberaum, die uns Tipps für Festivalbewerbungen und gute Anstöße was die Businessseite angeht gegeben haben. So etwas ist unglaublich wertvoll. Man muss nicht alle Fehler selber machen und sollte sich nicht zu fein sein, auf Freunde und Bands zu hören, die gewisse Erfahrungen schon selbst gemacht haben und dafür auch zum Teil viel Geld und Nerven investiert haben. Diese Unterstützung haben wir nie vergessen und auch wenn wir es den Bands, die uns geholfen haben, nie zurückgeben können, so geben wir unsere Erfahrung wiederum an andere, junge Bands weiter.
Was steht in Zukunft für CRIPPER an, ich hoffe doch eine kleine Tour?
Gerrit: Ja, ’ne Tour wäre was! Wir sind sehr gespannt, welche Möglichkeiten sich ergeben. Die letzte Tour mit ONSLAUGHT und IZEGRIM ist ja schon etwas her. Das war meine erste mit CRIPPER und ein absoluter Kracher. Der gesamte Tourtross – Bands und Crew -, war wirklich grandios. Sowas würde ich mir wieder wünschen. Und das Beste ist: Ich habe noch meinen kompletten Urlaub für 2015! (lacht)
Britta: Ich hoffe auf eine große Tour – am liebsten irgendwo, wo wir noch nie waren.
Nächstes Jahr Zehnjähriges, habt ihr etwas Besonderes in Planung?
Gerrit: Ja, es wird auf jeden Fall einen Hochglanz-Pin-Up-Kalender in limitierter Stückzahl geben. Die einzelnen Monatsblätter zieren sämtliche Bassisten von CRIPPER in lasziver Pose, ehemalige sowie gegenwärtige. So viel ist sicher, das ist das, was sich jeder CRIPPER-Fan schon immer gewünscht hat. Ich denke, mehr kann man zum Zehnjährigen einer Band nicht erwarten. Von daher ist bisher auch nichts weiter geplant … . In diesem Sinne: „Küsschen aufs Nüsschen!“
Britta: Oh Gott, mach dass diese Bilder aus meinem Kopf verschwinden!