Cripper
Interview mit Britta und Gerrit zum Album "Hyëna"

Interview

Cripper

Britta, ich stelle es mir schwieriger vor, ansprechend und überzeugend zu sprechen, statt mitreißend und aggressiv zu growlen. Wie hast du die Aufnahmen zu „7““ empfunden?

Britta: Puh ja, also leicht gefallen ist es mir nicht. Gerade bei „7““ hatte ich nach jeder Aufnahme das Gefühl, hey, das ist gut geworden – und dann hab ich es mir nochmal angehört und hatte plötzlich nen ganz anderen Eindruck. Ich wollte ja eine bestimmte Atmosphäre erzeugen und hab viel rumprobiert, bis ich dann zufrieden war. Im Gegensatz dazu fiel es mir bei „Pure“ leicht, was bestimmt daran liegt, dass „Pure“ eher autobiographisch ist, was „7““ trotz der Ich-Perspektive absolut nicht ist. Bei „Pure“ konnte ich mich einfach fallen lassen.

„Animated Flesh“ und „Bloodshot Monkey Eye“ haben einen unverschämten Groove. Wie lange feilt man an derart effektiven Songs, die eben ohne große Schnörkelei und auch mit verhältnismäßig viel Wiederholung komplett überzeugen und einschlagen können?

Gerrit: Na, das ist doch klar! Wir haben seit einiger Zeit das Patentrezept für geile Songs, die grooven wie Sau und jedem gefallen, in der Schublade! (lacht)

Spaß bei Seite: Es ist wirklich nicht einfach, beim Songwriting einfach mal alle Fünfe gerade sein zu lassen. Ich meine, man ist häufig derart konzentriert auf der Suche nach dem perfekten Riff, dass man die Einschläge vielleicht nicht bemerkt. Da hat man sich ein Riff erjammt, bei dem alle im Raum ein fettes Grinsen auf dem Gesicht haben, man rockt sich den Arsch ab, um am Ende festzuhalten: „Nee, so können wir das nicht machen. Das Riff ist zu simpel.“ Das gibt es so oft. Ich will damit nicht sagen, dass wir nicht auch gezielt auf groovigen Kram hingearbeitet haben, aber in einigen Fällen bewahrheitet sich einfach: „Stumpf ist Trumpf!“

Britta: Mir gefällt deine Wortwahl – „unverschämt“! (lacht) Das trifft es echt gut.

80 Prozent der Stücke auf „Hyëna“ machen den Eindruck, dass sie live für Bombenstimmung sorgen. Hat man während dem Songwriting Zeit auf sowas zu achten, darauf wie ein Stück live wirkt, oder ist es eventuell sogar ein wichtiger Punkt, der einen CRIPPER-Song zu einem guten Song macht?

Gerrit: Ja und nein. Vielmehr versuchen wir Songs zu schreiben, mit denen ein bestimmtes Gefühl oder eine Emotion transportiert wird. Und dann sind wir natürlich in erster Linie eine Metal-Band. Und wir haben alle Bock auf Songs, die rocken. Wir wollen uns auf der Bühne austoben und headbangen. Den Bock, den wir selbst auf die Mucke haben, die wir lieben, versuchen wir zu transportieren. Der Unterschied ist ja eigentlich nur, dass wir in dem Moment nicht bei den Leuten im Pit stehen, okay außer Britta (lacht), sondern mit Instrumenten auf der Bühne.

Britta: Aber ich werde nach dem Crowdsurfen immer brav wieder zur Bühne zurückgetragen. (lacht)

„Tourniquet“ habt ihr als erste Single gewählt, ein typischer Thrashbatzen, der mitten in die Fresse klatscht und den Hörer echt nach weniger als 10 Sekunden fest im Griff hat. Erzählt uns was über die Texte zu diesem Song.

Britta: Es geht im weitesten Sinne um Machtmissbrauch im großen Stil. Es geht um Menschen, die von denen, die sie eigentlich schützen, leiten oder fördern sollten, betrogen und bedroht werden. Im schlimmsten Fall führt das dazu, das ganze Völker sich bekriegen und gegenseitig ausrotten. Egal ob Politik, Kirche, Polizei oder Wirtschaft – wo zu viel Macht herrscht, wird sie auch missbraucht. Aber es gibt immer wieder einzelne Menschen oder kleine Gruppen, die Underdogs in diesem Fall, die sich auflehnen und mutige Dinge tun, die den Menschen die Augen öffnen oder Hoffnung geben. Mir fällt da etwa Edward Snowden ein oder auch Ghandi. Ich habe großen Respekt vor diesen Menschen, die quasi ihr Leben für die Ausräumung einer Ungeheuerlichkeit hingeben.

Hand auf’s Herz, gibt es auf „Hyëna“ auch Momente, die euch einfach so zuflogen? Geile Riff-Ideen, die einfach da waren oder Stücke, die nach sehr kurzer Zeit einfach fertig und perfekt waren?

Gerrit: Klar, das gab es. Oft kamen Jonathan und Knitzel in den Raum und hatten konkrete Ideen zu Riff oder gar Abläufen. Aber auch Britta hat gerade bei den Arrangements oft sehr konkrete Ideen mit in den Raum gebracht, aus denen dann auch häufig der Song weiterentwickelt wurde.

Ihr spielt Thrash Metal, einem Stil, an dem sich momentan wieder viel junge Bands versuchen. Was gab für euch damals den Ausschlag Thrash zu spielen, welche Attribute dieser Spielart haben euch überzeugt?

Gerrit: Auch wenn ich damals nicht dabei war, aber am Ende ist eine Band immer der Querschnitt des Geschmacks aller. Klar, die Gitarreros bringen anfangs den Stil in eine gewisse Richtung. Aber eine bewusste Entscheidung diesen oder jenen Stil zu spielen, die gab es nicht. Letztlich spielen wir die Mucke, die wir selber gerne hören und machen das, was uns Freude bereitet.

Würdet ihr jungen Bands raten, möglichst den härteren Weg des D.I.Y. zu gehen? Denkt ihr, dass ihr mit CRIPPER auf diesem Niveau spielen würdet, wenn ihr schon mit dem Debüt bei einem renommierten Label einen Vertrag gehabt hättet?

Britta: Den einzigen Rat, den ich jeder Band geben kann ist der, sich selbst treu zu bleiben. Ganz egal ob mit großem Label und auf den großen Bühnen dieser Welt oder beim Kumpel aufm Geburtstag in der Scheune – sich selbst treu zu bleiben halte ich für essenziell, um lange Freude am Bandleben zu haben. Von außen fliegt dir immer mal wieder ein Batzen Dreck ins Gesicht. Wenn man da nicht eine gewisse Haltung sich selbst gegenüber hat, geht man unter. Ich habe keine Ahnung, wo wir jetzt wären, wenn wir mit unserer ersten Scheibe bei einem großen Label gelandet wären. Vielleicht wären wir jetzt auf Tour in Japan, vielleicht würde es uns aber auch gar nicht mehr geben. Ist auch ne Typfrage und hängt von den Zielen ab, die eine Band hat. Man sollte sich auf jeden Fall gerade als unerfahrene Band jeden Paragraphen eines Vertrages erklären lassen. Es hat noch nie jemand versucht, uns übers Ohr zu hauen, allerdings waren wir schon oft erstaunt, was sich hinter der ein oder anderen verschachtelten Vertragswendung wirklich verbirgt. Es ist gut, sich über alles im Klaren zu sein, bevor man sein kreatives Schaffen an eine Firma bindet.

„Hyëna“ gibt es auch im Bundle mit einer DVD, was wird da zu sehen sein?

Britta: Die DVD ist Bestandteil des Digipaks, das in Europa erscheinen wird. Darauf wird unser komplettes Konzert von den Metaldays 2014 zu sehen sein, ein Making of „Hyëna“, sowie alle Videoclips, die wir je gemacht haben – darunter auch ein besonderes Schmankerl. Wir haben für den epische neun Minuten langen Doppelsong „God Spoken Prayer/Cocoon“ vom Vorgängeralbum „Antagonist“ einen neuen und bis dato unveröffentlichten Videoclip gemacht. Wie alle unsere Clips ist auch dieser wieder in Eigenregie entstanden.

Gerrit: Die DVD ist komplett in Eigenregie entstanden. Jonathan hat wirklich ganze Arbeit geleistet und sich ein Bein ausgerissen, um das Teil fertig zu bekommen. Aber letztlich ist es auch hier wie so oft. Ohne die vielen Helfer aus dem Freundes- und Bekanntenkreis und den unzähligen Nachtschichten der einzelnen Bandmitglieder wäre das Teil nie entstanden.

Was war der beste und lehrreichste Fehler, den ihr mit CRIPPER bis jetzt gemacht habt?

Britta: Ich habe lange über diese Frage nachgedacht. Ich denke, wir hatten bisher immer entweder das Glück oder den Verstand, in keine richtig blöde Situation zu geraten. Gerade zu Gründungszeiten haben uns Bands aus unserem Umfeld geholfen, uns gut zu organisieren. Ich erinnere mich an ein Treffen mit DRONE bei uns im Proberaum, die uns Tipps für Festivalbewerbungen und gute Anstöße was die Businessseite angeht gegeben haben. So etwas ist unglaublich wertvoll. Man muss nicht alle Fehler selber machen und sollte sich nicht zu fein sein, auf Freunde und Bands zu hören, die gewisse Erfahrungen schon selbst gemacht haben und dafür auch zum Teil viel Geld und Nerven investiert haben. Diese Unterstützung haben wir nie vergessen und auch wenn wir es den Bands, die uns geholfen haben, nie zurückgeben können, so geben wir unsere Erfahrung wiederum an andere, junge Bands weiter.

Was steht in Zukunft für CRIPPER an, ich hoffe doch eine kleine Tour?

Gerrit: Ja, ’ne Tour wäre was! Wir sind sehr gespannt, welche Möglichkeiten sich ergeben. Die letzte Tour mit ONSLAUGHT und IZEGRIM ist ja schon etwas her. Das war meine erste mit CRIPPER und ein absoluter Kracher. Der gesamte Tourtross – Bands und Crew -, war wirklich grandios. Sowas würde ich mir wieder wünschen. Und das Beste ist: Ich habe noch meinen kompletten Urlaub für 2015! (lacht)

Britta: Ich hoffe auf eine große Tour – am liebsten irgendwo, wo wir noch nie waren.

Nächstes Jahr Zehnjähriges, habt ihr etwas Besonderes in Planung?

Gerrit: Ja, es wird auf jeden Fall einen Hochglanz-Pin-Up-Kalender in limitierter Stückzahl geben. Die einzelnen Monatsblätter zieren sämtliche Bassisten von CRIPPER in lasziver Pose, ehemalige sowie gegenwärtige. So viel ist sicher, das ist das, was sich jeder CRIPPER-Fan schon immer gewünscht hat. Ich denke, mehr kann man zum Zehnjährigen einer Band nicht erwarten. Von daher ist bisher auch nichts weiter geplant … . In diesem Sinne: „Küsschen aufs Nüsschen!“

Britta: Oh Gott, mach dass diese Bilder aus meinem Kopf verschwinden!

Galerie mit 20 Bildern: Cripper - Metal Diver Festival 2018

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20.11.2014

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