Cripper
Cripper
Interview
CRIPPER haben mit "Devil Reveals" einen megastarken Thrash veröffentlicht, der für die Band Maßstäbe setzen wird. Grund genug, die geduldigen Musiker mal wieder mit Fragen zu löchern.
„Devil Reveals“ ist nun schon ein paar Wochen draußen und ich kann mir vorstellen, dass so einige Redakteure (Fans natürlich auch) sich mit Lobhudeleien für die Platte überschlagen. Könnt ihr dem zustimmen oder gab es auch schon die ein oder andere negative Kritik?
Jonathan: Danke erstmal für deine Lorbeeren im Review! Grundsätzlich sind die Resonanzen bisher sehr positiv ausgefallen. Auffallend ist diesmal, dass viele Rezensenten etwas weniger Überschwänglichkeiten übrig haben. Viele haben eben den „Greenhorn-Bonus“ beiseitegelegt. Besonders die Printmags sind kritischer geworden. Äußert sich so, dass zwar die Reviews besser sind, aber die Punkte geringer. Die meisten sehen schon mal eine klare Verbesserung zum „Freak Inside“, was sehr gut ist und auch unsere Ansicht teilt. Außer Aardschok, die finden uns immer noch scheiße.
Christian: Rightyright. Spätestens jetzt ist man für jeden Redakteur raus aus der „Demo-Ecke“. So cool, interessant und verrückt das auch ist, nach gleichen Maßstäben wie seine langjährigen Faves bewertet zu werden – so hoch ist natürlich auch der Anspruch von Seiten der Presse. Im Kreativprozess wie dem Songwriting interessiert dieser Druck aber eigentlich nicht. Wir schreiben nach wie vor in erster Linie für uns. Um ’ne feine Platte im Schrank und fetzige Songs auf der Bühne im Hut zu haben. Jedes positive Feedback ist da aber natürlich ’ne grandiose Sache. Und das Echo ist soweit prima.
Ihr habt ja mal wieder so einige Thrasher auf die Menschheit losgelassen. Songs wie „I […]“, „Life Is Deadly“ oder „FAQU“ sorgen für reichlich Nackenschmerzen und werden ein Grinsen in das Gesicht eines jeden Headbangers zaubern. Gibt es bei diesem Album eine zusammenhängende Story oder sind die Stücke allesamt Individuen?
Britta: Hängt von der Sichtweise ab. Wir haben uns nicht hingesetzt und ein Oberthema der Platte überlegt, zu dem ich dann Texte verfasst habe. Aber da alle Texte von mir stammen und persönlicher Natur sind, könnte man Erfahrungen und Erlebnisse aus meinem Leben quasi als Leitthema sehen.
Bass-T: Nun es gibt eine zusammenhängende Geschichte. Sie hat etwas mit Schnabeltieren und tonnenweise Käse zu tun. Aber da muss jeder selber den versteckten Anfang finden. Ich sag nur soviel, die Geschichte macht eigentlich überhaupt keinen Sinn, ist aber irre spannend.
Für die Texte ist mal wieder Britta alleine verantwortlich. Woher kommen die Inspirationen beim schreiben der Texte? Werden hier alltägliche Dinge verarbeitet oder gibt es bestimmte Themen, denen du dich beim schreiben widmest?
Britta: Mich inspiriert meist das Leben an sich. Ich plan das selten, die Worte finden ihren Weg aufs Papier und manchmal merk ich erst dann, was mich anscheinend grad so beschäftigt. Ich würde nicht von „verarbeiten“ sprechen, CRIPPER is keine Therapie für mich sondern nur mein Mittel der Wahl mich auszudrücken. Jeder Text hat mehrere Ebenen. Einmal die inhaltliche und dann noch die lyrische. Wortwendungen, Aufbau, Doppeldeutigkeiten, Phrasierungen, Betonungen etc. sind mir ebenso wichtig wie die Aussage.
Im Review zu „Devil Reveals“ vermerkte ich, dass ihr mit „FAQU“ einen würdevollen Nachfolger zu „Fire Walk With Me“ kreiert habt. Wer bildete denn den niveauvollen Hintergrundchor bei dieser Nummer?
Jonathan: Den Chor bildeten: Unsere Tourkumpels von LOST WORLD ORDER: Mätty, Henny, McZ, Gerald; Thomas von Athorn (übrigens einer unserer Ex-Basser, auch liebevoll Brülli genannt), Burkhard von HATE SQUAD und unser Official CRIPPER-Stalker Jojo Kreidler.
Bass-T: Von LOST WORLD ORDER stammt auch die offizielle TTT Begrüßung „Fick disch alta“ am Ende von „FAQU“.
Ich kann mir denken, dass diese Nummer gerade live gut rüberkommen und das Publikum animieren wird. Gibt es hierzu schon Erfahrungsberichte?
Bass-T: Jup! Die Leute raffen das alles ziemlich schnell und es dauert höchstens einen Chorus bis dir jede Menge Mittelfinger entgegen gestreckt werden. Der Song macht live echt Spaß!
Britta: Ja es ist grandios, von der Bühne aus immer ein toller Anblick!
Christian: Mittalfinga!
Auffallend ist mit Sicherheit auch der Sound. Dieser ist deutlich wuchtiger und fetter als auf den vorherigen Veröffentlichungen. Habt ihr diesmal ein anderes Tonstudio oder einen anderen Produzenten gewählt?
Jonathan: Wir haben diesmal einfach etwas dicker auf die Kacke gehauen. Die Aufnahmen an sich entstanden wieder im Waveland Studio, wo auch der „Freak“ („Freak Inside“, Anm. d. Verf.) produziert wurde, allerdings haben wir für den Mix und das Mastering die Unterstützung vom Kohlekeller Studio in Anspruch genommen. Das lief alles über Reamping in dem Fall: Die Klampfen-Signale werden gleichzeitig clean aufgenommen und können im Nachhinein noch mal durch einen Amp+Box+Mikro gejagt werden. So hat man sehr viele Möglichkeiten beim Mix. Aber auch schon beim Aufnehmen und Editing haben wir mehr darauf geachtet, dass es an sich schon fetter, tighter und vor allem nach mehr Rock ’n‘ Roll klingt. Weniger Rumgeschiebe, mehr in die Saiten hauen usw.
Britta: Und ich hab mir die Extrawurst gegönnt, mich bei uns im Proberaum einfach selber aufzunehmen. Das war cool. Ich hab n bisserl neues Equipment angeschafft und dann ging’s los. Ist zwar anstrengend sich die ganze Zeit selber zu kritisieren, allerdings hab ich in der Aufnahmezeit mehr über meine Stimme gelernt als z.B. bei den Aufnahmen zu „Freak Inside“.
Wir haben übrigens ein Making-Of der Aufnahmen zum Song Hysteria gemacht. Gibt es auf cripper.de unter Music / Video.
Auch das Artwork hat sich im Vergleich mit „Killer Escort Service“ und „Freak Inside“ verändert. Herr Paschulke ist nicht mehr mit von der Partie. Haben sich eure Bandinternen Grafiker wieder darum gekümmert oder habt ihr dieses Mal jemanden von außerhalb ins Boot geholt?
Jonathan: Nein, ich sage einfach mal, dass wir das niemals aus den Händen geben würden, sehen wir das Artwork doch auch als Teil unseres kreativen Schaffens und somit Teil des Werkes! Das Konzept hat eben einen etwas anderen Stil verlangt, das „Freak“-Artwork ist vermutlich etwas zu „melancholisch“ und prog-angehaucht. Für den „Devil“ wollten wir eine klare Bildsprache und satte Farben. Mehr ROT! Mehr Thrash!
Christian: Plakative Klischees wurden in dieser Combi bisher bewusst umschifft. Schwerterkriege fechten andere auch viel besser als wir Hirnis. Ein giftiger Stilmix – musikalisch wie optisch. Der Cripperling an sich benötigt einfettenden Gerstensaft, verschlissene Hirnsuppe und allerlei undefinierbaren Kram. Wem das zu konfus ist: (Spam gestartet) Unsere Websites www.MurkyWaters.de (Jonathan) und www.CrudeART.de (icke) verschaffen umfangreichere Einblicke in die kranken Gestalterköppe der Band. (Spam beendet)
Ihr hattet ja das Ziel, das neue Album in den Festivalsommer 2009 mitzunehmen. Wo kann man euch denn in der nächsten Zeit über die Bühne hechten sehen?
Christian: Hellyeah, hechten! Bis dass die Kabelenden uns stoppen. Hm, wird doch Zeit für fesche Funksysteme (?) …An alle Big Spender: Dies ist ein Aufruf zur Unterstützung.
Jonathan: Was noch folgt: Ragnarock, Mettla-Festival, Wacken Rocks South & Seaside, und danach noch ein paar Clubgigs dieses Jahr. Verbrannte Erde haben wir dieses Jahr schon beim Waldbrand OA, beim Suffering Life, Break the Ground und beim Rockharz hinterlassen.
Bass-T: Rock Harz war bis jetzt mein Highlight, wo die anderen mit Seitenwind moshen mussten (ich nicht, meine Dreads sind sturmfest!), hab ich später meinen persönlichen Weltrekord im High Five geben aufgestellt – 12 Stunden – ca 1000 Leute. Hoffentlich landet was davon auf der Rock Harz DVD.
Christian: Ihn kennt jetzt jeder. Der Dude hatte bei der Aktion zudem ’ne 50-Liter-Pulle Jacky unter’m schmoddrigen Arm, Cheap Sunglasses aus dem One-Dollar-Store, ’ne Fahne, und glänzte durch nicht unerhebliche Ausgelassenheit…äußerst stimmiges Gesamtbild. Geduldig wurden alle Fotowünsche der einbezogenen Passanten erfüllt. Verrückter Haar-Bastard, Partylöwe und einer der bekennenden „Flanker“ der kaputten Kapelle.
Und wenn wir schon beim Thema Live sind. Wird es in diesem Jahr wieder den legendären Triple-Thrash-Treat geben? Oder haben eure Bandkollegen LOST WORLD ORDER und HATRED andere Dinge um die Ohren?
Jonathan: Dieses Jahr wird wohl nix mehr anstehen, haben ja selber genug um die Ohren. So eine Underground-Tour zu organisieren braucht über den Daumen gepeilt ein Jahr an Vorbereitung! Jetzt steht erst noch mal was anderes an, aber ich denke, dass das Package auch einen dritten Angriff starten wird wenn die Zeit reif ist!
Bass-T: LOST WORLD ORDER sind grad dabei an ihrem neuen Album zu schreiben. Ein bisschen davon durften wir schon bei unserer Release Show kosten und „Alter!“ Das Ding wird echt fett!
Mit HATRED werden wir dieses Jahr auch noch mal zocken und zwar in Bamberg beim X-Mas Metal Meeting. Party ist garantiert!
Und wie seid ihr an den Gig mit DORO und HOLY MOSES am 10.10 in Köln gekommen? Lediglich aufgrund der Tatsache, dass ihr eine Dame an der Sangesfront habt?
Christian: Eingeladen hat der Doktor der Musik persönlich. Kein Scheiß.
Britta: Ja das wird ne Sause. Wir freuen uns schon total drauf. Das Konzert findet im Rahmen des 1. Internationalen Kongress Heavy Metal and Gender statt. Ist quasi das Abschlussevent. Bei dem Kongress geht es um die Geschlechterfrage (und somit Frauen) im Metal, von daher macht es an dieser Stelle mal Sinn, dass Bands mit Frauen da die Macht auf der Bühne haben.
Dann wollen wir mal hoffen, dass 2009 weiterhin ein erfolgreiches Jahr für CRIPPER werden wird. Habt ihr denn irgendwelche Wünsche, die ihr euch im Rahmen von CRIPPER erfüllen möchtet?
Bass-T: Welttournee mit einer großen Thrash Band! Jetzt!
Britta: Also ich hätt dann fertig gepackt, los geht’s!
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