Criminal
Interview mit Frontmann Anton zu "No Gods, No Masters"
Interview
Nachdem Criminal in ihrer Heimat Südamerika so ziemlich alles erreicht haben, was man sich als Band wünschen kann, schickt sich der heißeste chilenische Exportartikel nunmehr an, auch Europa endlich vollends zu erobern. Gitarrero Anton stand mir zu Fragen zum neuen Album „No Gods, No Masters“ und zur anstehenden Tour mit Six Feet Under und Fleshcrawl brav Rede und Antwort.
Wie zufrieden seid ihr mit dem neuen Album und wie waren die Reaktionen bisher?
Ich bin sehr zufrieden. Ich meine, es ist wie eine Momentaufnahme der Band zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Die Band entwickelt sich ständig weiter, deshalb wird es nie perfekt sein, aber das ist es, was uns gerade beschäftigt. Es passiert mir laufend, dass ich die Arbeit an ein Album abschließe und dann sofort wieder Dinge daran ändern und es weiter perfektionieren will.
Wo siehst du persönlich die Unterschiede zwischen „Cancer“ und „No Gods, No Masters“?
Das neue Album ist radikaler und innovativer. „Cancer“ war ein großartiges Album, aber es war eben ein Thrash Album, dieses hier ist viel mehr als das. Wir haben neue Richtungen ausprobiert und sind schneller und heavier geworden, aber auch melodischer und komplexer. Aber irgendwie war es klar, dass dieses Album anders sein würde, zumal die Hälfte des Line-Ups gewechselt hat. Vielleicht könnte ich sagen, dass „No Gods“ europäischer klingt…?
Wie schon für „Cancer“ habt ihr auch für „No Gods, No Masters“ die Produktion selber übernommen. Letztes mal war es aufgrund eines zu geringen Budgets, was war diesmal der Grund?
Ziemlich genau derselbe. Ich meine, wir wissen zwar was wir im Studio zu tun haben, aber ich würde viel lieber mit einem externen Produzenten zusammenarbeiten, weil es eine riesige Verantwortung ist, selber für alles zuständig zu sein. Es ist irgendwie cool, von jemandem geleitet zu werden, aber es muss jemand sein, den du wirklich respektierst. Es ist trotzdem großartig geworden, ich kann kaum glauben, wie viele Leute mir gesagt haben, dass sie die Produktion lieben. Sie ist wirklich roh, aber dennoch klar zugleich. Der Engineer hat uns auch sehr geholfen.
Das Cover zeigt mal wieder ein menschliches „Wesen“, das auf grausame Weise gequält wird. Auf euren früheren Albumcovers habt ihr auch Leute abgebildet, die irgendwie entstellt waren. Welche Rolle spielt das Cover bei einem Criminal Release?
Ich nehme an, es ist zu einer Art Tradition für uns geworden, solche Covers zu verwenden. Wir hatten eine komplett andere Idee für dieses Album, aber nach einer Weile mochten wir sie nicht mehr und haben sie abgeschossen. Ich denke, das Cover passt zur Musik und den Texten, und deshalb ist es auch ziemlich wichtig. Lass es mich so sagen: wenn du ein Scheißcover hast, kauft niemand dein Album.
Warum habt ihr den Arbeitstitel „Supersonic Death“ in „No Gods, No Masters“ geändert? War er euch zu klischeehaft?
Das hatte etwas mit dem Coverdesign zu tun, das wir im Sinn hatten. Wir wollten ein Kampfflugzeug auf dem Cover, wie eines dieser Stealth Bomber, aber wir bemerkten, dass wir damit eine falsche Message rüberbringen könnten, dass wir den Bushkrieg unterstützen würden oder so was, was wir auf keinen Fall tun! Und darüber hinaus hat „No Gods, No Masters“ viel mehr mit den einzelnen Texten und dem ganzen Konzept des Albums zu tun, denn es geht um den Verlust des Glaubens, jedoch auch um innere Stärke und den Glauben an sich selbst.
Ihr habt noch immer keinen Ersatz für Rob, der euch letzten März verlassen hat. Wie seid ihr mit der Situation während der Aufnahmen umgegangen? Wer wird den Bass auf Tour spielen und wann werdet ihr einen neuen Bassisten haben?
Der Bass auf dem Album wurde von Rodrigo und mir aufgenommen. Es war so, wer den Hauptteil des Songs geschrieben habt, musste ihn aufnehmen. Es kam richtig gut raus, muss ich sagen, ich war wirklich überrascht, wie gut wir das hingekriegt haben. Ich denke, es war sehr hilfreich, dass unser Engineer und Studiobesitzer Mark Harwood selbst Basser ist, denn er hat uns in die Kunst des Bassspiels eingeweiht. Er hat uns den Groove beigebracht. Wir spielten den Bass wie eine dritte Gitarre, bis er uns sagte, das sei falsch – und er hatte verdammt noch mal recht!
Ist es schwer, gute Musiker zu finden, besonders in Chile? Wie ist die Metal Szene da unten und wie ist es, in Chile ein Metal Fan zu sein?
Es gibt heutzutage viel mehr Musiker hier, als zu der Zeit, als ich anfing. Damals war es schier unmöglich, Leute zu finden, mit denen man eine Band aufziehen konnte. Besonders Drummer waren schwer zu finden! Heute ist es ganz ok, es gibt alle möglichen verschiedenen Arten von Bands und einige davon sind wirklich technisch, Coprofago zum Beispiel, eine Band, die man wirklich im Auge behalten sollte! Die Szene ist ziemlich cool, es spielen heute mehr internationale Bands hier. Wie es ist, ein Metal Fan zu sein? Ich vermute mal, dass es nicht anders ist als irgendwo anders auf der Welt. Es hat sich jedoch auch geändert, wohlgemerkt, als ich noch jünger war, wurde ich sogar verhaftet, weil ich ein Metal Shirt und lange Haare trug. Die Zeiten haben sich diesbezüglich zum Glück geändert.
Ihr seid in Südamerika sehr erfolgreich und ihr habt praktisch mit jeder Band gespielt, die im Metal wichtig ist. Was war euer bester Auftritt und wer fehlt noch in der Liste?
Mein Favorit wird wohl der Gig mit Sepultura sein, denn er hat uns wirklich zum Durchbruch in unserer Heimat verholfen. Da sie aus Brasilien sind, verband uns ein sehr starkes Gefühl von Bruderschaft, zumal ich die Jungs auch aus früheren Jahren kenne. Wer noch fehlt, würde ich sagen, sind Pantera. Wir sollten sie einmal supporten, jedoch hat uns der Promoter in letzter Minute vom Billing gekickt, weil ihn unsere Plattenfirma nicht bezahlen wollte!
Ihr habt 2002 eine fette Show beim Summer Breeze Open Air abgeliefert und seid für das diesjährige Festival wieder bestätigt. Habt ihr vor, öfter in Europa zu touren?
Ich hoffe doch sehr! Wir sind gerade in Verhandlungen mit einigen Booking Agenten, denn wir wollen wirklich da raus und spielen. Ich denke, es ist der einzige Weg, die Band in Europa zu etablieren. Einfach rausgehen und so viel spielen wie möglich.
Ihr werdet in ein paar Tagen mit Six Feet Under und Fleshcrawl in Deutschland auf Tour gehen. Worauf freut ihr euch am meisten, wenn ihr hier unterwegs seid?
Auf die Gigs an sich! Ich meine, es ist großartig, raus auf Tour zu gehen und sich voll zu saufen, Party zu machen usw, aber der beste Part ist, auf die Bühne zu gehen und es einfach krachen zu lassen. Es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl, wenn du richtig laut spielst…
Danke für das Interview und viel Spaß auf Tour! Hast du irgendwelche letzten Worte an eure Fans?
Cool, danke für das Interview und ich hoffe, dass ihr alle unser neues Album „No Gods, No Masters“ auscheckt, denn es rult, hahaha!!! Hoffe, euch alle auf Tour zu sehn!