Crimfall
Es fühlt sich wie ein Neuanfang an
Interview
Pünktlich zum Release des neuen CRIMFALL-Albums „Amain“ freuen wir uns, euch das Interview mit Sänger und Textdichter Mikko Häkkinen zu präsentieren. Neben einigen Infos zum Verlauf der letzten Jahre, hat er auch eine ziemlich spannende Einführung in die Lyrics der Epic-Metal-Band gegeben.
Erstmal Glückwunsch zu eurem dritten Album. Es hat Spaß gemacht, es anzuhören! Da war eine lange Zeit zwischen eurem letzten Album “The Writ Of Sword” und dem neuen Longplayer. Was hat sich in den letzten Jahren so alles getan, wenn wir uns die Bandaktivitäten genauer anschauen?
Danke! Da war in der Tat zu lange Ruhe. Nachdem das zweite Album veröffentlicht wurde, hatten wir eine super Zeit als Band. Wir spielten ein paar großartige Touren in Europa und das Feedback war ermutigend. Leider standen wir kurz darauf wieder ohne Label und finanzielle Unterstützung da. Das war sehr frustrierend, da wir bereits viel für das dritte Album geplant haben und nun wieder von vorne anfangen mussten. Die Band stand kurz vor der Auflösung und ein paar Jahre war Helena nicht mit dabei. Glücklicherweise kamen wir zu dem Entschluss, ein letztes Mal zu versuchen, das Album von unserem eigenen Geld zu produzieren und Helena zu überreden, wieder zurückzukehren. Als das Abum fast fertig war, hörte es Metal Blade und bot uns einen Deal an.
CRIMFALL gibt es seit 2007. Wie würdest du die jetztige Stimmung innerhalb der Band beschreiben?
Wir gingen definitiv durch Höhen und Tiefen und um ganz ehrlich zu sein, sind wir mit dem ein oder andere Problem nicht gut umgegangen. Finnen sind nicht gerade für ihre Kommunikationsfähigkeiten bekannt und eine gewisse Sturheit hat die Beziehung untereinander manchmal herausgefordert. Im Moment ist die Situation besser als jemals zuvor, die Fronten sind geklärt und jeder ist motiviert, die Band auf das nächste Level zu hieven.
Wie verlief der Songwriting-Prozess und wie oft trefft ihr euch als Band?
Ich würde liebend gerne sagen, dass die Songs das Ergebnis aus regelmäßigen Jam-Sessions sind, bei denen jeder von uns mitwirkt. Vielmehr ist es aber eine eloquente Diktatur, hinter der unser Mastermind Jakke steckt. Er tendiert dazu, alleine zu arbeiten. Meistens bekommen wir von ihm fast fertiges Material, das bereits großartig klingt. Ich beginne dann die Texte zu schreiben, wobei ich mich auf die Inspiration in meinem Kopf beziehe, die durch die Songs aufkommt. Für das besondere Etwas sorgt Helena, wenn sie mit Jakke zusammen an den Gesangsmelodien arbeitet. Während dem Aufnehmen ändern sich noch manche Songs aufgrund unserer Anregungen. Aber um auf deine ursprüngliche Frage zurückzukommen: Es können manchmal Monate vergehen, bis wir uns als Band wieder treffen. Jetzt allerdings sieht das anders aus und wir proben neue Songs für die Live-Shows.
“Amain” wirkt sehr strukturiert mit dem Intro, dem vierteiligen Song “Ten Winters Apart” und so weiter. Ist es ein Konzeptalbum? Und was bedeutet der Albumtitel?
Wir haben sicherlich alles gegeben und unser ganzes Geld in dieses Projekt gesteckt, weshalb wir uns entschieden haben, das Album “Amain” zu nennen. Das heißt soviel wie “all in” mit unserer ganzen Kraft. Ich habe nicht geplant, irgendein Konzept zu haben. Aber wenn ich mir das Album jetzt anschaue, ist es wie eine Reise eines Individuums von absoluter Niederlage und Verlust durch Selbstfindung, dem Auslöschen aller Wahrheiten an denen es sich einst festgehalten hat, hin zum Finden einer neuen Freiheit in den dunkelsten Stürmen. Es ist nicht unbedingt ein glückliches Ende im klassischen Sinn, aber das Album bringt Optimismus und Hoffnung mit sich, die die innere Entwicklung feiern, vom Grund des Flusses an, wo die Strömung schwach ist.
Manche Songs bestehen aus sehr epischen Parts, vielen Soundeffekten und gesprochenen Parts. Da kommt manchmal Kino-Feeling auf. Seid ihr von Filmen beeinflusst?
Absolut! Jakke ist stark von Soundtracks beeinflusst und deren Art, wie sich vor dem Hörer Welten erschaffen. Und wie ein Film, durchläuft unsere Musik sämtliche Stimmungen – durch starke Kontraste, manchmal rastlos und extrem, manchmal etwas ruhiger und mit wundervollen Momenten der Stille. Was die Texte angeht, bin ich am meisten von Literatur, historischen Romanen, Horror- und dunklen Fantasygeschichten sowie von exzentrischen Werken inspiritert.
Das Cover-Artwork von “Amain” zeigt einen Krieger mit einem Schild. Er ist nackt und schaut auf den Boden. Was hat das zu bedeuten?
Es ist der Anfang des Albums, wo alle Pfade in ein auswegloses Ende führten. Es gibt kein zurück, alle Brücken sind zerbrochen. Jeder Vorwand und jede Beschönigung wurde verbannt. Der Mensch hat nur noch sein eigen Fleisch und Blut, um dem aufkommenden Sturm zu begegnen.
Habt ihr schon Pläne für eine Tour durch Europa? Und spielt ihr lieber Support-Shows oder eigene Gigs?
Es gab Verhandlungen und Möglichkeiten, aber bisher ist noch nichts in Stein gemeißelt. Um ehrlich zu sein, es war ein wenig anstrengender als gedacht, um an vernünftige Möglichkeiten zu gelangen. Sechs Jahre sind eine lange Zeit und es sieht so aus, als müssen wir uns erst einmal wieder beweisen. Wir hoffen, dass uns dieses Album neue Türen öffnet. Im Moment schauen wir nach passenden Support-Slots, planen aber auch ein paar Headliner-Shows, um das neue Material ausgiebig präsentieren zu können.
Ihr habt von Napalm Records zu Spinefarm Records gewechselt und “Amain” erscheint nun via Metal Blade Records. Wie fühlt ihr euch bei eurer neuen Labelheimat aufgehoben?
Ich möchte nichts schlechtes über unsere vorherigen Partner sagen, denn sie haben unsere Karriere unterstützt und uns die Chance gegeben, Alben zu veröffentlichen. Aber es fühlt sich an, als wäre Metal Blade das professionellste Label bisher und sie behandeln unsere Musik mit Passion and Hingabe. Es ist wie eine Heimkehr.
“Amain” ist in verschiedenen Vinylausgaben erhältlich. Sammelst du persönlich Schallplatten oder überwiegen die Vorzüge des Musikstreamings?
Angesichts der sinkenden Verkäufe in der Musikindustrie wollten wir denen etwas spezielles bieten, die nach wie vor an physischen Alben interessiert sind. Das ganze Albumcover wurde so designt, dass es auch zu Vinyl passt. Irgendwann einmal möchten wir noch mehr Special-Editions anbieten. Ein paar von uns sammeln immernoch CDs und Vinyl. Ich persönlich gehe zum Streaming über, weil es bequemer ist und ich meistens dann Musik höre, wenn ich unterwegs bin.
Dieses Jahr feiert ihr den 10. Geburtstag von CRIMFALL. Wenn wir nach vorne schauen: Was sind die Pläne für die nächsten zehn Jahre?
Es fühlt sich wie ein Neuanfang an. Nur dieses Mal mit Erfahrung und Mut um durchzuhalten. Ich hoffe, dass wir weiterhin unsere Musik machen können, ohne Limitierungen und Einschränkungen. Am meisten wünsche ich mir, dass wir fleißig touren und mit den Songs neue Zuschauer erreichen.
Diesen Wünschen schließen wir uns an und drücken CRIMFALL die Daumen, dass sich die Mühe gelohnt hat. Amain…