Craving
Interview zu "At Dawn" mit Sänger und Gitarrist Ivan Chertov

Interview

Craving

Mit „At Dawn“ veröffentlichen die Oldenburger CRAVING demnächst nur ein Jahr nach ihrem Debüt ihr zweites Album – und darauf gibt es eine anständige Mischung aus Melodic Death, Black und Folk Metal zu hören, die den vergleichbaren „Großen“ durchaus in manchen Punkten Konkurrenz machen kann. Sänger, Gitarrist und Bandchef Ivan Chertov im Interview!

Craving

Moin Ivan!
Zunächst einmal Gratulation zur Fertigstellung eures neuen Albums „At Dawn“. Habt ihr denn schon Reaktionen von der Presse oder von Freunden und Bekannten dafür bekommen? Wenn ja, wie sind die denn so ausgefallen?

Die Reaktionen waren gut bis sehr gut. Bisher sind allerdings noch keine Reviews seitens der Presse zu lesen. Lediglich ein sehr bekanntes Magazin, was eher als Katalog fungiert, hat ein sehr positives Review verfasst.

„At Dawn“ ist ja euer zweites Album, und wenn ich den Vorgänger von 2012 richtig in Erinnerung habe, dann habt ihr euren Stil zwar konsequent weitergefahren, habt euch aber auch gegenüber ein paar anderen Einflüssen geöffnet. Ich würde sagen, „At Dawn“ ist um einiges abwechslungsreicher und dynamischer als „Craving“ – kannst du dem zustimmen? Wie siehst du die beiden Alben im Vergleich?

Ich würde aus meiner Sicht sagen, dass das Album reifer, viel epischer und dynamischer klingt als das Debüt. Ich mache mehr Gebrauch von meiner klaren Stimme, was auf dem Debüt nicht der Fall war. Dies gibt dem Material mehr Tiefe als dem Debüt.
Ich kann es jedoch nur aus meiner Sicht als Musikschaffender betrachten, was der Hörer am Material hört überlasse ich jedem einzelnem.

Und ganz generell, für alle, die euch noch nicht kennen: Wie würdest du eure Entwicklung als Band, von den Anfängen bis heute, aus deiner Sicht heraus beschreiben?

Am Anfang (Demo 2006) waren wir uns nicht sicher, welchen Stil wir spielen wollen und mit jedem Release hat die Musik immer mehr eine eigene Note bekommen und ist gereift.
At Dawn beinhaltet somit wie oben erwähnt das reifste, stärkste und emotionalste CRAVING-Material to date.

Das Album wurde laut Bandinfo über einen Zeitraum von sechs Monaten aufgenommen – das ist ja durchaus eine gewisse Zeit. Wie ist denn der ganze Aufnahmeprozess so abgelaufen?

Ich habe das Album im Alleingang aufgenommen. Lediglich der Bass und Gastsoli/Gesänge wurden extern aufgenommen. Der Aufnahmeprozess war auf jeden Fall viel angenehmer als die vergangenen Studiotermine. So hatte ich sehr viel Zeit, an Ideen zu feilen und vor allem viel Zeit für meinen Gesang und Maiks Schlagzeug, was auch an dem Qualitätssprung im Vergleich zum Debütalbum zu hören ist.
Christoph Brandes von den Iguana Studios (FINSTERFORST, NECROPHAGIST, UNLIGHT, MALADIE usw.) hat das Material im Juni gemixt und gemastered.

Um ein paar Worte zu den Texten des Albums zu verlieren: Dein Gesang ist ja gut verständlich, sodass man die Texte ganz gut heraushören und selber interpretieren kann – deshalb will ich dich jetzt gar nicht mit einer Frage nach deiner Sicht darauf nerven. (Wenn du trotzdem ein paar Worte dazu sagen möchtest, sei dir das natürlich nicht verboten.) Was aber sicherlich interessant wäre, wäre eine kurze Zusammenfassung und Erklärung der russischsprachigen Texte von „At Dawn“.

Craving

Der CD-Opener behandelt eine afrikanische Legende, die Nikolaj Gumelev 1914 als episches Gedicht verfasst hat. Bei uns ist der erste von insgesamt vier teilen zu hören, dort wird ein Dorf in der Nacht von einem Stamm afrikanischer Krieger überfallen.
Bei dem Lied Nummer sechs, „???????? ? ?????? ?????“, geht es um die Olga von Kiew, viel mehr um die vier von Ihr verübten Rachen an den Mördern ihres Ehemannes. Es ist ebenfalls ein Gedicht von Nikolaj Gumilev aus dem Jahre 1920. Ich finde, wenn die Finnen ihre traditionellen Gedichte als Inspiration benutzen, warum sollen wir nicht unsere Wurzeln zeigen und Gedichte von Russischen Dichtern benutzen?
Bei dem zweiten Teil von „Breath After Breath“ geht es um die Gedanken, die der Protagonist bzw. ich habe. Der Englischsprachige teil stammt von Leo (amd. Leonid Rubinstein, neuer Bassist).

Und wo wir gerade dabei sind: „At Dawn“ ist ja nicht das erste Album, auf dem ihr deutsche, englische und russische Texte verwendet habt. Wie kamt ihr denn auf die Idee? Und habt ihr da auch schon negative Kritik für bekommen? Ich selber finde den Ansatz ganz cool, könnte mir aber vorstellen, dass manche sich daran stören, schließlich kann sowas ja auch den Eindruck vermitteln, das Album sei kein „großes Ganzes“.

Es geht immerhin um Musik. Für mich sind Texte zwar wichtig, aber es sind nur Texte.
Wer nur Worte hören möchte, soll vielleicht das Genre wechseln, hehe.
Die Idee mit dem Sprachenmix kam spontan mit dem Debütalbum, ich habe spontan den Text zu „? ??? (Into The Forest)“ vor der Musik geschrieben, dasselbe gilt für „Wolfsherz“. Erst kam Text dann die Musik. Wenn ich schon drei Sprachen spreche, wollte ich es in die Band einfließen lassen.

Dann hätte ich noch eine Frage zum Cover-Artwork: Das wurde ja von All Things Rotten gezeichnet, der auch schon für CHILDREN OF BODOM, AMON AMARTH, 1349 und ähnliche Größen gearbeitet hat, und ist vom Motiv her deutlich düsterer als das eures ersten Albums, auch wenn die Farben tendenziell wärmer und heller ausfallen. Ist dieser Kontrast bewusst von euch gewählt worden? Und wie viel Input habt ihr eigentlich zum Artwork hinzugegeben? Kam da mehr von euch oder mehr von All Things Rotten?

Craving

Dieser Kontrast ist bewusst gewählt.
Maggot Master (All Things Rotten) hat das Cover an den Text über Olga von Kiew angelehnt.
Die vier Hängemänner sollen die vier Rachen Olgas symbolisieren. Die Coveridee kam von All Things Rotten selbst, ich habe ihm wie bereits bei dem Debüt unsere Texte vorgelegt. Wer russische/slavische Ikonen kennt, wird den Bilderrand wiedererkennen.

Und wo wir gerade bei bekannten Namen waren: Ihr habt ja für „At Dawn“ so einige namhafte Gastmusiker dazuholen können, u.a. Chris Caffery und Niels Loeffler. Wie kamen da die Kontakte zustande? Seid ihr mit all den Leuten befreundet, oder habt ihr auch gezielt Musiker angeschrieben, die ihr für passend gehalten habt? Oder wie?

Mit Chris Caffery habe ich einen meiner Vorbilder kontaktiert. Sein „Pins and Needles“-Werk von 2007 gehört zu einem meiner Lieblingsalben. Er gehört zu einer der noch lebenden Heavy-Metal-Legenden und spielte bei den grandiosen SAVATAGE. Chris hat ein Gastsolo auf dem Song „Targaryen Wrath“ gespielt, in dem es übrigens um Daenerys Targaryen geht.
Niels Löffler ist ein außergewöhnlich talentierter Gitarrist, jedoch bedient er bei ORDEN OGAN den Bass, was ich persönlich sehr schade finde. Bei uns spielt er mit Abstand das beste Solo, was ich persönlich bisher gehört habe, auf dem längsten Lied des Albums „In die Nacht hinein“. Agalaz ist der Sänger der Velbert-Metal-Veteranen OBSCURITY und singt komplett den Song „Schwarze Flügel“ ein.
Mit Chee Salis haben wir einen Französischen Gitarrenschredderer und mit Baal den Lead-Gitarristen der beiden Bands ISLAY und ENFEEBLE. Ingo Putz ist vor zwölf Jahren tatsächlich mein allererster Gitarrenlehrer gewesen, ich bat ihn um ein Akkustikgitarren-Solo. Alle drei Gitarristen steuern Gastsoli auf „Breath After Breath“ bei.
Andreas Müller ist der Leadsänger der Bremer Power-Metal-Band DYSTOPOLIS. Er hat eine wahnsinnige Stimme und singt den Refrain auf „Dance With The Wind“ mit.
Wir haben alle Gastmusiker eingeladen, eine direkte enge Freundschaft besteht nicht.

Ihr habt ja mit „Only Teardrops“ den Gewinnersong des letzten ESC in einer sehr eigenwilligen Variante gecovert – wie kam es denn dazu? Bierlaune? Oder habt ihr wirklich Potenzial in dem Song gesehen?“

Als wir am 25.05. auf den Weg nach Österreich waren, hörten wir Radio. Es lief „Teardrops“ und scherzweise meinte einer aus der Band: „Hey lasst uns diesen Song doch covern.“ Wir lachten alle darüber, jedoch hat mich der Gedanke nicht mehr losgelassen, also habe ich das Lied rausgehört und zu Metal umrangiert. Das Ergebnis hat uns allen so gut gefallen, dass wir uns entschieden haben, das mit auf’s Album zu nehmen. Der Song musste als letzter schnell eingespielt werden. Außerdem sind wir alle recht offen für Musik und hören nicht nur Metal.

Und last but not least: die Livefrage. Demnächst steht ja eure Hell Revisited Tour an, die euch mit den ukrainischen Thrashern HELL:ON und den russischen Black Metallern SINFUL durch Deutschland, Polen, Belgien und Tschechien führen wird. Was erwartet ihr von der Tour? Und andersrum, was darf man als Zuschauer auf der Tour von euch erwarten?

Am 19.10 spielen wir ein CD Release Konzert in unserer Heimatstadt Oldenburg im Club Amadeus. Die Tour startet am 12.10 in Warschau, geht über 7 Tage durch Deutschland und Endet am 26.10 in Tschechien. Wir werden einen Mix aus den ersten zwei Alben spielen. Wir erwarten eine aufregende Zeit, es ist unsere erste Europatour.

In Deutschland sind wir an folgenden Tagen hier zu sehen:
15.10 Berlin, Blackland
16.10 Erfurt, From Hell
17.10 Marburg, Knubbel
18.10 Braunschweig, B58
19.10 Oldenburg, Amadeus (CD-RELEASE KONZERT – Lange Setlist)
22.10 Aachen, Aoxomoxoa Club

Die Planung für nächstes Jahr fängt nach der Tour an.

Das war’s soweit von meiner Seite – vielen Dank schon einmal für deine Antworten! Die letzten Worte gehören natürlich dir!

Vielen Dank für das Interview!

03.10.2013

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37294 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

Kommentare