Cradle Of Filth
Es schlägt Mitternacht
Interview
Anlässlich der kurz bevorstehenden Veröffentlichung des 14. CRADLE OF FILTH-Albums „The Screaming Of The Valkyries” haben wir Obervampir Dani Filth um eine Audienz gebeten. Und trotz gesundheitlicher Angeschlagenheit hat uns das Mastermind ausführlich und den Umständen entsprechend gut aufgelegt Rede und Antwort gestanden.

Hi Dani, erstmal danke, dass du dir Zeit für dieses Interview nimmst. Wie geht es dir so kurz vor der Veröffentlichung des neuen Albums. Ist sowas immer noch aufregend für dich?
Absolut, meine Aufregung und Spannung auf die Veröffentlichung sind auch dem Umstand geschuldet, dass ich grade eine Menge Interviews gebe. Allerdings war ich grade für ein tolles Wochenende mit meiner Freundin in Florenz und wir scheinen irgendeinen Virus mitgebracht zu haben. Ich bitte also um Verständnis, wenn ich nicht ganz so fit wirke.
Ja, so ging es mir die letzten zwei Wochen…
Oh nein!
Ich hatte überhaupt keine Stimme und musste den Interviewtermin immer weiter nach hinten schieben. Ich habe also vollstes Verständnis.
Danke!
Bevor wir über das Album sprechen, gibt es noch ein paar andere gute Neuigkeiten aus dem CRADLE OF FILTH-Lager. Euer Gitarrist Marek Šmerda und eure Sängerin/Keyboarderin Zoe Marie Federoff haben vor Kurzem geheiratet. Habt ihr die Hochzeit mit der ganzen Band gefeiert?
Ja, wir sind rüber nach Arizona geflogen und haben es richtig genossen. Es war eine tolle Woche draußen in der Wüste und es zeigt auch, dass es der Band gut geht und es gut zwischen uns läuft. Zumindest zwischen zwei Leuten (lacht). Es waren noch viele andere Musiker da und es war einfach eine fantastische Feier.
Ihr hattet über die Jahre einige Veränderungen im Line-Up, aber die Kernbesetzung von CRADLE OF FILTH ist nun seit einiger Zeit recht stabil. Zoe Marie Federoff und Donny Burbage sind die neuesten Bandmitglieder. Würdest du sagen, dass die Chemie innerhalb der Band in den letzten 10-15 Jahren besser war als davor?
Ja, ich denke schon. Ich denke es ist auch einfach eine Art der Evolution. Und je weiter man entlang einer Evolutionskette geht, desto kompetenter wird man darin, seinen Job zu machen.
Und man lernt natürlich auch aus seinen Fehlern. Man findet Leute, mit denen man gut klarkommt. Wir haben eine tolle Crew, ein großartiges Management-Team und überhaupt jede Menge Leute im Umfeld der Band, ob das nun Promoter, Booking-Agenten oder Unternehmen im Merchandise-Sektor sind…
Das alles kommt also mit der Zeit und ja, ich denke es ist heute besser. Ich finde das Album ist auch ein Beweis dafür. Es zeigt den Fleiß und die Evolution der Band, aber es ist auch eine Feier unseres bisherigen Schaffens. Denn es gibt natürlich Momente auf dem Album, wo Leute sagen könnten: „Wow, das hat dieselbe Atmosphäre wie frühere Alben.“
Damit im Hinterkopf und ohne Gefahr zu laufen, Selbstplagiat zu betreiben, denke ich, dass es bei uns ziemlich gut läuft und wir unserer Selbst sehr sicher sind. Sorry, meine Stimme klingt grade ein wenig komisch…
Kein Problem. Wie gesagt, ich hatte die letzten zwei Wochen selbst keine Stimme. Denkst du, dass stabilere Lineup hat auch zu mehr Konsistenz beim Songwriting geführt? Keines eurer Alben ist ja bisher verrissen worden, aber besonders die Alben seit „Hammer Of The Witches“ sind ja durchweg sehr gut angekommen.
Ja und ich denke auch, dass es an den Dingen liegt, die ich bereits erwähnt habe, wie z. B. an dem sehr guten Management durch Dez Fafara und seine Frau Anastasia von Oracle Management. Und man kennt Dez natürlich von COAL CHAMBER und DEVILDRIVER.
Zoe und Donny als neue Bandmitglieder zu haben, hat vermutlich auch ein wenig frisches Blut in die Adern der Band injiziert. Sie sind nicht nur als hübsche Gesichter in der Band, sie mussten natürlich auch zum Songwriting des Albums beitragen und haben es so mitgestaltet und den Kurs mitbestimmt.
Es läuft also wirklich gut und wir arbeiten auch schon an einem neuen Album. Aber freu dich noch nicht zu sehr. Es ist natürlich erst in der Embryonalphase, aber das zeigt auch ein gewisses Maß an Hunger und Selbstbewusstsein.
Woraus ziehst du nach einer über 30jährigen Karriere, 14 Alben und hunderten von Geschichten über Gothic Horror, dunkle Romantik und Blasphemie noch Inspiration? Spielt moderne Horrorfiktion da auch eine Rolle?
Inspiration kommt von überall her. Wenn du ein Album schreibst, kann sie aus der Natur, aus dem Weltgeschehen, den Jahreszeiten oder aus den Leuten, mit denen du dich umgibst, entstehen. Auch aus der Literatur und aus dem Kino, die Inspirationsquellen sind quasi unendlich.
Und diese Offenheit gegenüber Einflüssen hat sich auch nicht geändert. Natürlich kann man das steuern. Früher sind wir für Albumaufnahmen und Schreibsessions mit der ganzen Band an recht abgelegene Orte gegangen. Das ist momentan etwas schwieriger, weil wir dauernd auf Tour sind und die Bandmitglieder danach erstmal in ihre jeweilige Heimat zurückkehren wollen.
Früher sind wir z. B. oft irgendwo an die äußerste Spitze von Wales verschwunden oder nach Rockfield, das sich im Süden von Wales befindet. Oder wir haben in den Parkgate Studios in einem sehr schönen Teil des Landes im Süden von England aufgenommen. Und das hat auch die Richtung mit vorgegeben. Das war sehr inspirierend und fast wie Teambuilding.
Machen wir einen kleinen Abstecher: Hast du schon Robbert Eggers Remake von Nosferatu gesehen und wenn ja, wie fandest du es?
Aber natürlich, ich habe es gleich am ersten Tag gesehen. Ich liebe den Film, er ist fantastisch. Ich liebe die Farbpalette und die Anspielungen und Verbeugungen vor vergangenen Dracula– und Nosferatu-Verfilmungen. Auch die Musik war toll. Ja, ich liebe wirklich alles daran.
Es gab nur ein paar Kleinigkeiten, wegen denen es nicht mein Lieblingsvampirfilm ist. Eine davon hat mit Count Orlok zu tun. Ich habe es geliebt, dass er aussah wie viele Porträts aus dieser Zeit, von Magyaren oder Bojaren, angesehen Leuten. Das hat bis ins letzte Detail gepasst, sehr cool. Ich fand es nur nicht besonders gruselig.
Aber das ist heute ja ohnehin recht schwer, oder?
Ja, das stimmt. Es ist auch schwierig, denn sie hätten ihm ja auch dieses typisch vampirische Aussehen geben und viel mit Green Screen und CGI arbeiten können. Und das hätte ich überhaupt nicht cool gefunden. Damit haben sie schon Dracula Untold oder wie der Film hieß versaut. Das hat so gut angefangen und sich dann in diesen CGI-Overkill verwandelt.
Ich bin da also ein bisschen pingelig, denn Vampirismus ist ja meine Szene und ich habe so viele Filme gesehen, die die Messlatte sehr hochgelegt haben. Aber ja, ich habe den Film wirklich genossen, in der Tat ein Triumph.
Ich habe gefragt, weil mich viele der Bilder im Film direkt an CRADLE OF FILTH haben denken lassen, besonders die blutigen, aber auch die erotischen Szenen des Films. Das hatte irgendwie so einen Vibe.
Ja, besonders das Finale des Films war fantastisch. Es ist cool, dass an die Metamorphose des Vampirs von Charles Baudelaire gedacht wurde, wo der Protagonist enthüllt wird und sich herausstellt, dass er diese aufgedunsene, schlaffe Leiche ist.
Dann lass uns doch mal über das Album reden. „The Screaming Of The Valkyries” klingt ein wenig nach Viking Metal. Aber mit nordischer Mythologie hat die Platte natürlich nichts zu tun. Wie seid ihr auf den Titel gekommen, worauf bezieht er sich?
Nun, zuerst einmal ist der Titel ziemlich Heavy Metal, also kann man es einfach aus dieser Richtung angehen. Tatsächlich handelt es sich aber um eine Textzeile aus dem Song „When Misery Was A Stranger“, dem letzten Song auf dem Album. Es geht dabei darum, dass wir grade im Moment nur Sekunden davon entfernt sind, dass es Mitternacht auf der Weltuntergangsuhr schlägt, also kurz vor einem katastrophalen Ereignis wie z. B. dem dritten Weltkrieg.
Daher benutze ich die Analogie der Beschützerinnen von Asgard, der letzten Verteidigung vor dem Fall, vor Ragnarök, dem Ende von Allem. Also, wenn man den Angriff auf den Himmel wie auf einem frühen SLAYER-Album physisch hören könnte und wie der Himmel überrannt und die Walküren getötet würden und wenn man dann ihre Todesschreie von hoch oben hört, dann weiß man, dass es sich um ein katastrophales Ereignis handelt.
Der Schrecken wäre enorm, als würdest du am Strand liegen und eine 50 Meter hohe Welle wäre kurz davor, über dich herein zu brechen. Oder als würdest du die Straße entlang schlendern und plötzlich im Licht der Explosion einer Wasserstoffbombe gebadet werden. Der genaue Moment eines solchen kataklysmischen Ereignisses und das Wissen darum, dass es nicht rückgängig gemacht werden kann, davon handelt der Titel. Ich habe dem Cover-Künstler die Lyrics gegeben und habe ihm die komplette Entscheidungsfreiheit hinsichtlich seiner Interpretation gegeben.
Musikalisch hat das Album Anknüpfungspunkte mit den meisten Facetten eures Sounds, von den frühen Black-Metal-Einflüssen, über die finstere Opulenz von Alben wie „Midian“, bis hin zu den Gothic-Vibes von „Nymphetamine“ und den Thrash-Einflüssen von „Hammer Of The Witches“. Es gibt ein bisschen was von allem. War es euer Ziel, eine Art Best-Of-Platte mit neuen Songs zu schreiben?
Nun, wir haben einfach versucht, ein Album voller eingängiger Songs zu schreiben. Wie du feststellen wirst, gibt es keine Special Edition mit Bonustracks für Timbuktu oder so. Wir haben einfach gesagt, hier ist das Album, nehmt es so wie es ist oder lasst es liegen. Es gibt kein separates Intro und Outro, keine Sonntags-Matinee in der Mitte oder sowas. Das Album macht genau das, was auf der Verpackung steht.
Und der Grund dafür war, dass wir das Album ganz für uns selbst geschrieben haben und die Zutaten benutzt haben, auf die wir Lust hatten. Im wahrsten Sinne des Wortes kochen mit Musik. Ob das nun Black- und Death-Metal-Einflüsse, Gothic-Elemente oder NWoBHM und Thrash sind. Das war alles nur Mittel zum Zweck, um etwas Greifbares und Denkwürdiges zu erschaffen. Und ich hoffe, damit hatten wir Erfolg.
Fast jeder Song auf dem Album hat eine ganz eigene Identität, vielleicht sogar mehr als auf früheren Alben. Wart ihr an irgendeinem Punkt während der Aufnahmen besorgt, dass sich das Album auf Grund seiner vielfältigen Einflüsse unzusammenhängend anfühlen könnte?
Nein, ich denke nicht. Zwischen dem Albumtitel, der Produktion, den Texten und dem Artwork ist das Album denke ich sehr ausgewogen. Es gibt Elemente, die alles miteinander verbinden. Wenn ein Song nun z. B. primär auf einem NWoBHM-Riff aufbaut, dann ergänzt sich das trotzdem wunderbar mit dem Rest.
Die Absicht beim Komponieren des Albums war es natürlich, gute Songs zu schreiben, die miteinander kompatibel sind. Ich leite die anderen auch grundsätzlich nicht mit meinen Texten, sondern lasse sie erstmal mit ihren eigenen Ideen für die Musik ankommen. Für mich funktioniert es besser, ihnen zuzuarbeiten und sie hier und da ein wenig zu lenken, wenn ein Song z. B. einen zusätzlichen Part braucht. Ich denke, wir haben auf diesem Album eine sehr gute Balance hingekriegt.
Wenn man zwei oder drei Songs geschrieben hat, die nicht komplett unterschiedlich klingen, dann hat man ein Muster mit dem man arbeiten kann und weiß, was man für ein Album schreiben will. Es gibt aber keine Checkliste oder so. Das würde dann auch sehr gekünstelt wirken, wenn wir sagen: Wir brauchen jetzt dieses Riff hier und dann am Anfang ein pinkes Riff usw. Das wäre albern. Man arbeitet ja auch ein bis anderthalb Jahre an dem Album, bevor es überhaupt ins Studio geht. Da fließt also auch jede Menge Arbeitszeit hinein, um diese Songs zu formen.
Es gibt dennoch ein paar Songs, die besonders herausstechen. Der Refrain und die Gitarren bei „Trinity Of Shadows“ haben z. B. einen leichten Melodic-Power-Metal-Vibe und der Song klingt dadurch für CRADLE OF FILTH-Verhältnisse ungewöhnlich optimistisch. Liege ich da vollkommen falsch?
Das ist natürlich Ansichtssache, aber ich stimme dir zu. Ich würde auch nicht sagen, dass es sich dabei um einen glücklichen Zufall handelt. Manche Songs bestimmen selbst, wie man mit ihnen umgeht, wie sie sich am Ende entwickeln und welche Wirkung sie letztlich auf die Leute haben.
Es ist seltsam, manche Songs haben sich nachdem sie mir präsentiert wurden kaum verändert, weil sie in ihrer ursprünglichen Struktur so gut waren. Und sie haben sofort suggeriert, worüber ich schreiben könnte, weil die Musik einfach so starke Bilder hervorgerufen hat.
Du hast ja auch als wir über den Titel gesprochen haben bereits angedeutet, dass mit dem aktuellen Zustand der Welt…
Oh nein, es ist ein positives Album, da gibt es eigentlich keine Frage. „Non Omnis Moriar“, „To Live Deliciously“ und „White Hellebore“ haben allesamt einen positive Vibe. Es geht nicht nur um Weltuntergangsstimmung.
Das wollte ich auch gar nicht unterstellen, grade „Non Omnis Moriar“ hat ja insgesamt eine sehr hoffnungsvolle Botschaft, die einen Kontrast zu deinen oft düsteren und makabren Lyrics bildet. Ich bezog mich aber auf „Demagoguery“, was ja im Prinzip das momentane Rezept für politischen Erfolg beschreibt. Gibt es einen sozialkritischen Subtext, oder lässt du von sowas grundsätzlich die Finger weg?
Nun, ja, das ist der aktuelle Zustand unserer Welt, absolut. Den Text kann man interpretieren, wie man möchte.
Ein anderer herausstechender Song, ist „Malignant Perfection“. Ihr habt das Stück bereits während der letzten Halloween-Saison veröffentlicht und lehnt euch da etwas mehr in eure Gothic-Seite. Ein wenig erinnert er mich auch an DEVILMENT, wo du ja ebenfalls singst. Waren diese Parallelen beabsichtigt?
Nun, ich bin in dem Song, also kann es natürlich ein wenig danach klingen. Es ist einfach wieder ein sehr eingängiger Song. Es würde blöd klingen, wenn ich sage, dass es dahinter keinen richtigen Plan gab. Aber der Song hat sich quasi von selbst geschrieben. Es wurde schnell klar, dass es ein festlicher Song mit einem starken Halloween-Vibe werden würde.
Ich wollte einen Song schreiben, der die Stimmung dieser Jahreszeit zusammenfasst und dieses bestimmte Gefühl hervorruft. Und ich wollte auch, dass die Leute uns auf ihre Halloween-Playlists setzen, so wie meine auch von allem mit Halloween im Titel bestimmt wurde.
Das hat geklappt, ich habe den Song im letzten Oktober rauf und runter gehört.
Genau das ist es. Und ich habe sichergestellt, dass der Song die erste Single wird und dass die Plattenfirma die Veröffentlichung weit genug vorzieht, so dass es der Song auf die Halloween-Playlisten schafft. Es hat sich einfach wie eine Gelegenheit angefühlt, die man nicht verpassen sollte.
Wie ist denn der momentane Status von DEVILMENT? Die Band scheint ja derzeit auf Eis zu liegen. Glaubst du, es wird ein weiteres Album geben?
Ich weiß es nicht genau. Ich glaube aber nicht, dass es in absehbarer Zeit ein neues DEVILMENT-Album geben wird. Durch das neue Management haben wir im Moment viel zu tun und wir sind sehr produktiv. Wir sind viel getourt, wir haben ein Doppel-Livealbum veröffentlicht und darauf zwei neue Songs vorgestellt.
Dann haben wir jetzt das neue Album und wir arbeiten schon am nächsten. Außerdem passiert grade viel in meinem Privatleben mit meiner Partnerin. Ich sehe also nicht, woher ich die Zeit nehmen soll, denn ich will auch keine halben Sachen machen.
Lass uns kurz über eure Videos sprechen. Als ich euer neues Video zu „To Live Deliciously“ sah, musste ich daran denken, wie ich Ende der 90er zum ersten Mal nachts das unzensierte Video zu „From The Cradle To Enslave“ gesehen habe. Über die Jahre hat sich der Produktionsaufwand eurer Videos erhöht, doch obwohl sie teilweise immer noch sehr dunkel und blutig sind, erzeugen sie nicht mehr diesen Schockeffekt, weil es inzwischen so viel davon zu sehen gibt. Vermisst du es manchmal, Leute mit einem Video oder auch mit einem eurer Bandshirts so richtig schocken zu können?
Ich finde es inzwischen sehr gekünstelt, wenn Bands alles dafür tun, um absichtlich solche Schockmomente zu kreieren. Wir haben das vor ewigen Zeiten ja selbst mit unseren Shirts gemacht. Aber wir sind auch eine Black-Metal-Band, was erwarten die Leute also? Wir sind eben manchmal fies und man kann uns nicht kontrollieren. Ihr habt ein Monster geschaffen, jetzt müsst ihr damit leben.
Aber ich halte uns nicht für eine Shock-Rock-Band. Manchmal werden wir ja auch dafür beschimpft, dass wir zu sehr Gothic sind, zu romantisch oder zu literarisch. In der Hinsicht können wir bei manchen Leuten einfach nicht gewinnen. Also sind wir einfach, wie wir eben sind. Eine unkontrollierbare Macht, wie es sein sollte als Black-Metal-Band.
Oder lass uns lieber sagen, als Extreme-Metal-Band. Extrem kann es für eine Black-Metal-Band ja auch sein, wie wir einen Song mit einem Popstar aufzunehmen, nämlich ED SHEERAN. Den haben zwar bisher nur ein paar Leute gehört und ich darf noch nicht zu viel darüber reden, aber es ist ein wirklich guter Song.
Was ich aber eigentlich sagen wollte: Ich mag die Verschmelzung verschiedener Extreme. Sex und Tod, Winter und Sommer, Horror und Romantik. Und ich mag auch die Herausforderung, mit etwas komplett Gegensätzlichem zu arbeiten und Erwartungen zu trotzen. Wir haben als Band einfach unseren Spaß, halten uns nicht an standardisierte Genre-Einteilungen und machen, was wir wollen.
Eine Sache hat sich allerdings deutlich geändert. Das soll jetzt gar nicht wie Gejammer klingen, aber in der Musikindustrie steckt auch einfach nicht mehr so viel Geld wie früher und Videos sind verdammt teuer. Musiker überleben teilweise von den Album-Vorschüssen, Musik verkauft sich nicht mehr so gut wie früher, Spotify und so zahlen ja nichts.
Die Preise schießen überall nach oben, besonders seit der Invasion der Ukraine und mit all den Konflikten weltweit. Knappheit hier, Knappheit da und dann versucht auch noch jeder, sich ein Stück vom Kuchen abzuschneiden. Und deshalb können manche Dinge nicht in der Tiefe verfolgt werden, wie man das eigentlich möchte. Manchmal will man bestimmte Sachen nicht machen, aber manchmal muss man auch einfach innerhalb gewisser Grenzen des finanziell Machbaren bleiben.
Was steht als nächstes an für CRADLE OF FILTH. Wie sehen eure Tourpläne aus und habt ihr irgendwelche besonderen Aktionen um die Veröffentlichung des Albums geplant?
Es steht eine Kollaboration mit dem Modehaus Vetements und mit BlackCraft an. Wir versuchen, fürs Jahresende eine große Tour zusammenzukriegen, dazu kann ich aber noch nicht mehr sagen. Falls das nicht klappt, gehen wir ins Studio und arbeiten am neuen Album und diese Tour findet dann eben nächstes Jahr statt.
Mitte April geht es erstmal in Amerika los. Da sind wir Co-Headliner der „Chaos And Carnage“-Festivaltour, die unter anderem aus uns, DYING FETUS und NE OBLIVISCARIS besteht. Lass mich kurz überlegen, wer noch dabei ist. FLESHGOD APOCALYPSE, CORPSEPILE und noch ein paar andere Bands. UNDEATH und VOMIT FORTH, das war es.
Dann stehen die Sommerfestivals an. Wir spielen wieder auf dem Download Festival und spielen den Sommer hindurch mit NERVOSA an den Off-Tagen. Ende August geht es dann nach Südamerika. Die dritte Single „White Hellebore“ erscheint in der Woche der Album-Veröffentlichung am 21. März, es steht also einiges an.
Das war es dann auch vor mir. Danke dir für deine Zeit und die ausführlichen Antworten und vor allem wünsche ich dir gute Besserung und eine schnelle Genesung.
Ich glaube nicht, dass es so schnell gehen wird, denn jeder sagt, dass ich noch mindestens eine oder zwei Wochen vor mir hab. Aber danke dir und mach’s gut!