Cradle Of Filth
Es schlägt Mitternacht
Interview
Lass uns kurz über eure Videos sprechen. Als ich euer neues Video zu „To Live Deliciously“ sah, musste ich daran denken, wie ich Ende der 90er zum ersten Mal nachts das unzensierte Video zu „From The Cradle To Enslave“ gesehen habe. Über die Jahre hat sich der Produktionsaufwand eurer Videos erhöht, doch obwohl sie teilweise immer noch sehr dunkel und blutig sind, erzeugen sie nicht mehr diesen Schockeffekt, weil es inzwischen so viel davon zu sehen gibt. Vermisst du es manchmal, Leute mit einem Video oder auch mit einem eurer Bandshirts so richtig schocken zu können?
Ich finde es inzwischen sehr gekünstelt, wenn Bands alles dafür tun, um absichtlich solche Schockmomente zu kreieren. Wir haben das vor ewigen Zeiten ja selbst mit unseren Shirts gemacht. Aber wir sind auch eine Black-Metal-Band, was erwarten die Leute also? Wir sind eben manchmal fies und man kann uns nicht kontrollieren. Ihr habt ein Monster geschaffen, jetzt müsst ihr damit leben.
Aber ich halte uns nicht für eine Shock-Rock-Band. Manchmal werden wir ja auch dafür beschimpft, dass wir zu sehr Gothic sind, zu romantisch oder zu literarisch. In der Hinsicht können wir bei manchen Leuten einfach nicht gewinnen. Also sind wir einfach, wie wir eben sind. Eine unkontrollierbare Macht, wie es sein sollte als Black-Metal-Band.
Oder lass uns lieber sagen, als Extreme-Metal-Band. Extrem kann es für eine Black-Metal-Band ja auch sein, wie wir einen Song mit einem Popstar aufzunehmen, nämlich ED SHEERAN. Den haben zwar bisher nur ein paar Leute gehört und ich darf noch nicht zu viel darüber reden, aber es ist ein wirklich guter Song.
Was ich aber eigentlich sagen wollte: Ich mag die Verschmelzung verschiedener Extreme. Sex und Tod, Winter und Sommer, Horror und Romantik. Und ich mag auch die Herausforderung, mit etwas komplett Gegensätzlichem zu arbeiten und Erwartungen zu trotzen. Wir haben als Band einfach unseren Spaß, halten uns nicht an standardisierte Genre-Einteilungen und machen, was wir wollen.
Eine Sache hat sich allerdings deutlich geändert. Das soll jetzt gar nicht wie Gejammer klingen, aber in der Musikindustrie steckt auch einfach nicht mehr so viel Geld wie früher und Videos sind verdammt teuer. Musiker überleben teilweise von den Album-Vorschüssen, Musik verkauft sich nicht mehr so gut wie früher, Spotify und so zahlen ja nichts.
Die Preise schießen überall nach oben, besonders seit der Invasion der Ukraine und mit all den Konflikten weltweit. Knappheit hier, Knappheit da und dann versucht auch noch jeder, sich ein Stück vom Kuchen abzuschneiden. Und deshalb können manche Dinge nicht in der Tiefe verfolgt werden, wie man das eigentlich möchte. Manchmal will man bestimmte Sachen nicht machen, aber manchmal muss man auch einfach innerhalb gewisser Grenzen des finanziell Machbaren bleiben.
Was steht als nächstes an für CRADLE OF FILTH. Wie sehen eure Tourpläne aus und habt ihr irgendwelche besonderen Aktionen um die Veröffentlichung des Albums geplant?
Es steht eine Kollaboration mit dem Modehaus Vetements und mit BlackCraft an. Wir versuchen, fürs Jahresende eine große Tour zusammenzukriegen, dazu kann ich aber noch nicht mehr sagen. Falls das nicht klappt, gehen wir ins Studio und arbeiten am neuen Album und diese Tour findet dann eben nächstes Jahr statt.
Mitte April geht es erstmal in Amerika los. Da sind wir Co-Headliner der „Chaos And Carnage“-Festivaltour, die unter anderem aus uns, DYING FETUS und NE OBLIVISCARIS besteht. Lass mich kurz überlegen, wer noch dabei ist. FLESHGOD APOCALYPSE, CORPSEPILE und noch ein paar andere Bands. UNDEATH und VOMIT FORTH, das war es.
Dann stehen die Sommerfestivals an. Wir spielen wieder auf dem Download Festival und spielen den Sommer hindurch mit NERVOSA an den Off-Tagen. Ende August geht es dann nach Südamerika. Die dritte Single „White Hellebore“ erscheint in der Woche der Album-Veröffentlichung am 21. März, es steht also einiges an.
Das war es dann auch vor mir. Danke dir für deine Zeit und die ausführlichen Antworten und vor allem wünsche ich dir gute Besserung und eine schnelle Genesung.
Ich glaube nicht, dass es so schnell gehen wird, denn jeder sagt, dass ich noch mindestens eine oder zwei Wochen vor mir hab. Aber danke dir und mach’s gut!



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Stile | Melodic Black Metal, Symphonic Black Metal |
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