Covenant
Covenant
Interview
Die Elektro-Maestros von Covenant vorzustellen ist recht hinfällig, inzwischen sollte jeder doch zumindest ansatzweise mit dem revolutionären Sound der drei Schweden vertraut sein. Anläßlich des neuen Albums NORTHERN LIGHT stellt mir Joakim ein Stück seiner Zeit zur Verfügung.
Laß uns doch einfach mal über den Titel sprechen: Er klingt für mich ein bisschen nach Heimweh …
Interessant … aber nein, für mich klingt er eigentlich nicht nach Heimatgefühlen. Wir sind uns nur einfach bewußt, daß unserer Musik eine gewisse skandinavische Atmosphäre anhaftet. Norther Light beschreibt also mehr die Musik auf dem Album und ist weniger ein Konzept.
Covenant, die Band, ist aber noch einer der stärksten Verbindungen, die du mit deinem Heimatland hast.
Ja, stimmt schon, wenn ich allerdings Heimweh hab, fahre ich einfach nach Schweden.
Okay, klingt logisch. Du fühlst dich also wohl in Barcelona?
Auf jeden Fall, ich weiß nicht warum, Eskil nach Berlin gegangen ist, aber ich hab es in Schweden einfach nicht mehr ausgehalten. 32 Jahre in diesem Land sind einfach zuviel, ich musste einfach raus.
Fühlst du dich somit eher europäisch denn schwedisch?
Ich fühle mich überhaupt nicht schwedisch. Meine Muttersprache mag schwedisch sein, vielleicht ist auch mein Verhalten ein wenig „schwedisch“, aber wenn ich Herrscher über die Welt wäre, gäbe es keine Nationen mehr. Es ist einfach ein bescheuertes Konzept, es limitiert die Menschen und es erwachsen daraus meist nur schlechte Ideen. Die Erschaffung von Grenzen hat etwas künstliches, jedes Land ist nur ein Stück Erde und damit genauso gut wie jedes andere auch. Es gibt keinen Unterschied zwischen Erde in Schweden oder Erde in Simbabwe oder Kanada, es ist dasselbe, auch die Menschen sind dieselben. Die Idee hinter dem Begriff „Nation“ ist also in meinen Augen sinnlos und dumm.
Das klingt durchaus nach einer zukunftsweisenden Einstellung …
Ich weiß nicht, es ist einfach meine Meinung. Ich bin mir auch nicht sicher ob Eskil oder Clas mir zustimmen würden, ich kann nur für mich sprechen. Als wir UNITED STATES OF MIND veröffentlichten, sah es wirklich so aus, als wäre ein Vereinigung aller Völker der Erde möglich, aber drei Jahre später, mit all dem, was inzwischen passiert ist, bin ich weniger optimistisch was die Zukunft angeht. Für mich ist es aber einfach logisch, daß Menschen zusammenarbeiten, nicht nur zwischen Völker oder Ländern, sondern auch auf einer persönlichen Ebene. Man kann Dinge durch Kooperation nur verbessern.
Dir dürfte die Entscheidung Schwedens gegen den Euro nicht sonderlich schmecken …
Ich halte den Euro für ein großartige Idee, warum die schwedische Regierung diese Währung abgelehnt hat weiß ich nicht, aber es wird noch für sie zu einem großen Problem werden. Sie werden vielleicht lernen und sich der Situation anpassen.
Du hast ja bereits gesagt, daß NORTHERN LIGHT eine sehr nordisch, kalte Atmosphäre hat. Das kommt hauptsächlich von der elektronischen Seite der Musik, als Contrapunkt dazu steht immer die warme, menschliche Stimme.
Dadurch entsteht Dynamik und ein Widerspruch, was die Musik so interessant macht. Wenn man verschiedene Elemente, die nicht ganz zusammenpassen, aufeinandertreffen läßt,entstehen wunderschöne Spannungen.
Ich bin leider mit einer lächerlich, sogenannten „VIP-Pre-Listinening“-Promo-CD geschlagen, auf der nach meist drei Minuten die Lieder ausgeblendet werden. Ihr schreibt meist sehr lange Stücke und somit fehlt ein großer Teil der Musik, findet ihr nicht, daß das eine Schändung eurer Kunst ist?
Auf jeden Fall. Wie haben verschiedene Ideen ausprobiert, um das neue Album den Journalisten zugänglich zu machen, ohne daß man es gleich zwei Minuten später im Internet runterladen kann. Wir hatten entweder die Möglichkeit die Lieder zu beschneiden, die Soundqualität runterzusetzen oder einen guten Kopierschutz einzubauen, aber bis heute gibt es da ja nichts verlässliches. Es ist also ein Kompromiss zwischen der Realität und der Notwendigkeit, die Musik für einige Leute vor dem offiziellen Veröffentlichungstermin zugänglich zu machen. Tut mir Leid, aber das war die beste Möglichkeit, die wir finden konnten. Tatsächlich sind die Lieder aber nicht so lange wie auf früheren Veröffentlichungen, es ist nur ein Lied mit mehr als sechs Minuten auf dem Album. Es passieren aber meist die spannendsten Dinge in den letzten paar Minuten der Stücke …
Das war schon immer so bei Covenant, es erfolgt ein Steigerung bis zum Schluß die Klimax des Stückes steht, diese wurde den Songs geraubt, ein wirkliches Ärgernis.
Ich kann dir leider nur zustimmen, aber sobald das Album offiziell draußen ist, dauert es nur Minuten, bis man es in einem File-Sharing-Programm runterladen kann. Als Alternative kann man dann aber auf das Gesamtprodukt mit Booklet, Photos und Texten, also der ganzen Idee hinter dem Album, zurückgreifen. Sicher kann man sich das Ganze dann auch aus dem Internet ziehen, mir ist das aber dann sogar lieber, wenn sie schon stehlen, sollen sie auch bitte das Gesamtwerk stehlen.
Glaubst du wirklich, daß das Kopieren von Musik, besonders auf dem heutigen Stand, die Musik und die Industrie letztendlich töten wird?
Nein, das sicher nicht, aber es wird die Musikindustrie verändern. Ich hab da auch ehrlich gesagt eine sehr geteilte Meinung darüber. Ich benutze diese File-Sharing-Programme auch manchmal, um mir Musik zu besorgen, die ich sonst nicht mehr bekommen könnte, ich interessiere mich für meist für sehr rare und unkommerzielle Musikstücke, die schwer zu finden sind. Wenn ich allerdings die Sachen kaufen kann, dann mache ich das auch. Okay, ich habe auch Kopien von so Sachen wie Michael Jackson, aber ich geben einen Scheiß auf ihn, er hat genug Geld, er braucht nicht noch mehr. Diese Piraterie trifft einfach die kleinen Bands, wie uns zum Beispiel, wir verdienen damit nicht viel Geld und wenn wir noch mehr Geld verlieren, können wir irgendwann nicht mehr die Qualität liefern, die wir gerne hätten. Du musst deine Miete zahlen, das Studio, musst dir ständig neue Geräte und Computer zulegen, um das beste rauszuholen; Musik zu machen ist ein sehr teure Angelegenheit. Einer unserer Haupteinnahmequellen ist nun mal der Verkauf von CDs und wenn die Leute ständig unsere CDs kopieren wird es für uns schwer werden, zukünftige CDs zu produzieren. Durch ein konstantes Runterladen der Songs aus dem Internet wird man so in letzter Konsequenz die Bands zerstören, die man gerne hört. Dabei gewinnt niemand …
Würdest du sagen, daß ein Großteil der Menschen diese Möglichkeit eher zum Testen und Anhören von Musik wahrnehmen, sich interessant Bands so problemlos anhören können und dann bei Gefallen sich dazu entschließen, das entsprechende Album zu kaufen?
Okay, das machen sicherlich viele Leute die du oder ich kennen, weil die meisten Menschen die ich kenne interessieren sich sehr für Musik und machen sich auch darüber Gedanken. Die große Masse an Menschen wird jedoch eher einfach zu faul oder zu geizig sein, um sich dann die gesamte CD zu kaufen, daß ist wieder eine andere Sache. Ich würde auch nicht die Leute, die Musik nur antesten und ständig etwas neues Suchen und es dann auch kaufen, wenn sie die Möglichkeit dazu haben, nicht als Diebe bezeichnen, sie sind einfach nur neugierig. Es ist aber einfach ein Faktum, daß die Musikindustrie sehr viel Geld verliert und ein Großteil davon durch die File-Sharing-Progamm. Sicherlich betrifft das zu 90 Prozent die Großen wie Michael Jackson oder Madonna, die sind mir auch egal, aber dieser Verlust wird wieder auf die Kleinen zurückgeworfen.
Geht nicht die Musikindustrie mit der falschen Mentalität an die ganze Sache ran, wenn sie ihre eigenen Konsumenten als Diebe und Piraten bezeichnet und daraufhin die Preise erhöht?
Ja, das ist absolut idiotisch. Man sollte die Preise für die CDs auf keinen Fall erhöhen, sie sind schon teuer genug und ich gebe mehr als ein Drittel meines Gehalts nur für Musik-CDs aus. Meine Freundin findet das ziemlich bescheuert, aber das ist wieder ein anderes Thema. Die Reaktionen der Musikindustrie auf diese Krise sind bisher mehr als dumm, man muß einfach einen Weg finden, CDs billiger zu produzieren und zu verkaufen, selbst wenn das heißt, daß die Gewinnspanne sinkt. Andererseits wird man dann auch wieder mehr CDs verkaufen, also gleicht es sich wieder aus, das wäre zumindest für mich logisch.
Ein Problem bei einem Kopierschutz ist zudem, daß bei den bisherigen Systemen die Klangqualität der Musik gelitten hat und somit zugunsten eines Kopierschutzes ein Klangverlust von der Industrie in Kauf genommen wurde.
Davon hab ich nicht so viel Ahnung, die Frage mit dem Kopierschutz liegt ganz in den Händen von Sony und die sind ziemlich paranoid, da sie zur Zeit am meisten Geld verlieren. Ich werde mit allen Mitteln versuchen, einen solchen Kopierschutz zu verhindern, denn dieser wird ohnehin schnell wieder gecrackt und am Ende hat er nichts gebracht. Zudem laufen diese CDs ja nicht auf allen Abspielgeräten. Musik zu hören sollte eine Freude sein und keine harte Arbeit. Durch solche Aktionen schürt man natürlich auch die Nachfrage nach Downloads und Kopien.
Siehst du das Internet insgesamt als etwas positives oder negatives?
Es ist die vielleicht wichtigste Erfindung der Menschheit. Das Internet ist noch recht jung und wie jedes neue Kommunikationsmittel gibt es noch viel Missbrauch, aber stell die mal die Welt in hundert Jahren vor. Du kannst sofort mit jedem kommunizieren, fast schon so wie Telepathie, unsere Welt wird dadurch viel kleiner werden. Das macht sicher nicht nur viel Spaß und man kann viel dabei lernen, aber man kann durch diese starke Kommunikation auch große Konflikte und Kriege vermeiden, denn man wird überall Freunde haben und sicherlich keine Lust verspüren, Bomben auf diese fallen zu lassen.
Hast du keine Angst vor der totalen Kontrolle?
Die Gefahr besteht natürlich. Ich nenne meinen Computer auch „Che Guevara“, einfach um die Leute zu schocken. Ich bin mir aber sicher, daß die User – die Leute – gegen eine solche Kontrolle protestieren werden, wenn es das Limit, welches die Menschen ertragen können, überschreitet.
Das Internet birgt also mehr Nutzen als Gefahren?
Ja, absolut. Es gibt sicherlich noch viele andere negative Dinge, diese ganze Porno-Branche, die versucht, die Leute zu hintergehen, Kinderpornographie oder der Verkauf von Drogen über das Internet.
Es gibt ja inzwischen schon Plattenfirmen, welche Filesharing-Programme für Werbezwecken nutzen und Lieder bereitwillige online stellen.
Dadurch können ja viel mehr Leute an die Musik kommen und sie antesten. Wir hatten vor zirka sechs Monaten ein Konzert in Griechenland und wir haben dort wahrscheinlich noch nicht einmal 50 CDs abgesetzt. Aber auf dem Konzert in Athen waren 800 Menschen und alle kannten die Texte. Woher sollte diese Leute unsere Musik kennen, wenn nicht durch das Internet? In Griechenland war das Internet also eine erstklassige Promotion für uns, auch wenn wir nicht viel Geld dort machen, verstehen die Menschen wenigsten unsere Musik. Dank dem Royality-System in der Musikbranche verdienen wir leider nicht sehr viel an einer verkauften CD, der größere Teil kommt von Konzerten. Also muß man Konzerte geben und rausgehen, Menschen treffen, was eine sehr gute Sache ist – für die Band, wie auch für die Leute zudem wir können auch noch ein bisschen Geld damit verdienen. Selbst wenn also nicht die Alben gekauft werden, gehen die Leute wenigstens auf Konzerte und so kann eine Band überleben.
Habt ihr schon spezielle Ideen für eure Website, zum Beispiel die Live-Übertragung eines Konzertes oder ähnliches?
Unsere wichtigste Aufgabe ist erst einmal unsere Website aus den Händen von Sony zu befreien, weil Updates Monate dauern. Das ganze Sony-Netzwerk wird von drei Leuten versorgt und die Firma hat schließlich um die 2000 Künstler unter ihren Fittichen, also passiert da nicht viel. Aber wir haben im Moment nicht viel Zeit ums darum zu kümmern.
Okay, kommen wir mal endlich wieder auf das neue Album zu sprechen: „Invisible & Silent“ ist nun wirklich recht untypisch für euch geworden, vor allem was die Zusammenarbeit mit einem Orchester betrifft.
Es ist für mich ein wirklich merkwürdiger Song, es war auch eine sehr schwere Geburt. Wir sind gut darin, Club-Musik oder harte, stampfende Lieder zu komponieren, aber langsame Musik stellte schon eine Herausforderung für uns dar. Ein solcher Mainstream-Song war für uns fast schon immens experimentell, was in sich ein Widerspruch ist. Für uns war das echt ein Abenteuer. Ich war nicht in Stockholm, als die Orchester-Parts aufgenommen wurden, aber wir haben einen Komponisten angeheuert, der mit uns zusammen besprochen hat, wie man am besten das Orchester integriert. Er ist dann mit unserem Material und dem Orchester in ein Studio gegangen und hat das dann zusammenfließen lassen.
Das klingt nach einem sehr starken Kontrast: Covenant und Orchester …
Ich weiß, ich war am Anfang auch sehr skeptisch, aber nach dem ich das Ergebnis gehört hatte, war mir klar, daß das Lied genau so klingen sollte.
Ich hab leider nur drei Minuten des Stückes gehört und da war das Orchester leider nicht sehr präsent …
Genau das ist es ja, das Orchester ist da, aber man hört es nur, wenn man auch wirklich konzentriert dem Stück folgt. Es hätte auch ein Synthesizer machen können, aber das hätte nicht die selbe Atmosphäre und Kraft wie ein Orchester erzeugt. Es wirkt viel organischer, es strahlt eine menschliche Kraft aus … wie gesagt, ich hielt das am Anfang für keine gute Idee, aber wenn ich das Endergebnis mit der Version ohne Orchester vergleiche, wird schnell klar, daß erstere die bessere ist.
Du hast gesagt, daß ihr sehr gut in stampfenden Club-Hymnen seid, „Call Ships to Part“ ist genau so eine. Eine typische Covenant-Nummer. Worum geht es im dem Stück?
Als ich die Texte schrieb, habe ich eine Mythologie, eine Art Hintergrundgeschichte für den Text erfunden. Der Leser kann den Texte natürlich selbst interpretieren, ich habe auch verschiedene Interpretationsansätze. Das Grundgerüst jedoch bildet die Geschichte um die Seemänner, die in der ersten Strophe ihre Heimat verlassen und die ein Symbol für ein Kraft, eine Fähigkeit, eine Balance sind, die wir, oder die Leute in dem Text, je nachdem, wie man das sehen will, verloren haben. Die Leute vermissen also die Seeleute, ihre Kraft oder ihre Fähigkeit sozusagen und es gibt in dieser Welt ein Legende, die besagt, daß, wenn alles schief läuft, man alle Menschen zusammenrufen sollen und eine alte Weise singen soll. Alle kommen also zusammen und strengen sich an, damit die Seeleute zurückkommen. Durch ihre Vereinigung können die Leute sich selbst helfen, die Grundidee ist also der Zusammenhalt, alle Menschen sollten sich vereinigen.
Was mich textlich immer wieder an Covenant fasziniert, ist die Perspektive, welche die Texte einnehmen. Es geht meist weniger um Detailfragen oder persönliche Gefühle, als vielmehr um die Menschheitsgeschichte, und die Menschheit in ihrem gesamten Umfang.
Ja, mit einigen Ausnahmen ist das richtig. Es gibt nicht viele Menschen, die das verstanden haben.
Es geht bei Covenant also um die Menschheit?
Es geht um vieles, aber die Menschheit ist die wichtigste Zutat, ja. Wir sind von Menschen umgeben, wir haben jeden Tag mit ihnen zu tun und wie wir uns verhalten, ist nicht immer leicht zu verstehen. Aber wenn man sich mit der Menschheitsgeschichte, Literatur und Kunst auseinandersetzt, so kann man doch immer mehr davon verstehen. Wenn ich also die gesamte Menschheit sehe kann ich mir oft Dinge erklären, die ich merkwürdig finde.
Es kommen einige griechische mythologische Bezüge in den Texten und Titeln vor. Die Wiege der westlichen Zivilisation?
Stimmt, aber es steckt noch mehr dahinter. Solche mythologischen Figuren dienen immer dazu, komplizierte Dinge etwas vereinfacht auszudrücken. Der Name „Prometheus“ ist schon ziemlich eindeutig, wenn man nicht weiß, wovon der Text handelt schaut man einfach im Internet oder in einem Lexikon nach dem Namen und erfährt mehr darüber. Man versteht dann zumindest den Ansatz und kann von dort aus dann seine eigene Interpretationen weiterführen.
So haben schließlich viele klassische Autoren gearbeitet, hat dich diese Schreibensweise beeinflusst?
Sicherlich, aber es ist doch in jeder Mythologie so, daß es bestimmte Codes gibt, die immer gültig sind, da sie essentielle Dinge wie Neid, Liebe, moralisches oder unmoralisches Verhalten wiedergeben. Man kann also durch Mythologien, Philosophie und Religion Dinge besser verstehen, die man sonst nur sehr schwer verstanden hätte, so sehe ich es zumindest, all diese Dinge auf einmal selbst zu erfahren und zu verstehen ist fast unmöglich und so greifen wir eben auf ein mythologisches System zurück.
Wäre es dann nicht vielleicht einfacher sich auszudrücken, wenn man eine modernere Mythologie erschaffen würde, oder auf eine zurückgreifen würde, die vielleicht den meisten Menschen heute mehr etwas sagen würde, wie zum Beispiel durch das Benutzen solcher Figuren und Charaktere wie Elvis oder Marilyn Monroe?
Ja, das geht sicher, aber das ist wohl eine Frage des persönlichen Geschmacks. Viele dieser Dinge sind in meinen Augen noch zu sehr mit der Gegenwart verbunden, mich interessiert Marilyn Monroe ehrlich gesagt überhaupt nicht. Vielleicht schreibt jemand mal in 200 Jahren etwas tiefsinniges über sie und sie wird dadurch zu einer mythologischen Figur, die etwas bestimmtes aussagt. Es gibt sicherlich gute Figuren, die für etwas stehen … Hitler, Churchill oder Goethe zum Beispiel, sie haben sich in die Köpfe der Menschen eingebrannt. Andererseits stecken in diesen Figuren oftmals noch zu viele Emotionen, da sie sehr stark mit unserer heutigen Welt verbunden sind, einen Song über Hitler zu schreiben wäre sicherlich keine gute Idee, auch wenn er eine sehr verdrehte Figur war. Aber ehrlich gesagt habe ich mir darüber noch nie Gedanken gemacht, eigentlich keine so schlechte Idee.
Ist „We want revolution“ nicht ein Widerspruch zu „We stand alone“, denn das wäre eine ziemlich einsame Revolution …
Nein, kein Widerspruch, man kann doch auch eine Revolution für sich alleine machen. Es geht um eine persönliche Revolution, eine Erinnerung an mich selbst, jeden Tag eine Revolution zu machen, jeden Tag mein Leben zu ändern, wenn es mir nicht mehr gefällt. Man muß sich ständig verändern, sonst entwickelt man sich nicht weiter, so sehe ich es zumindest. Vielleicht hätte ich das Stück auch einfach „I want revolution“ nennen sollen, aber „We want revolution“ klang einfach besser. „We Stand Alone“ hat nichts mit dem Text zu tun, er ist von Eskil, er schreibt ein wenig anders seine Texte als ich. Es geht darum, daß man seiner Einsamkeit nicht entkommen kann, daß man am Ende immer alleine sein wird, so würde ich es interpretieren.
Aus „Monochrome“ werde ich ehrlich gesagt nicht ganz schlau …
Der Titel, „Monochrome“ ist auch mehr ein Bild, ein visuelles Hilfsmittel. Das Stück ist am Anfang sehr monoton und wird erst zum Ende hin richtig bombastisch … es wird zum Schluß also „Polychrome“ sozusagen.
Ich kenne das Ende leider nicht. Ein Wortspiel also?
So könnte man es sehen. Es gibt keine Geschichte oder eine Interpretation für dieses Stück, es ist einfach nur eine Serie von Eindrücken und Bildern. Ein visuelle Reise, ich möchte damit nichts sagen, ich will einfach nur Ideen, Gefühle und Bilder im Hörer erwecken.
Ihr gebt auch regelmäßig und häufig Konzerte. Ist es schwierig, elektronische Musik live zu machen, besonders da euch nicht viele Möglichkeiten bleiben, außer einer DAT oder Mini-Disc, die den Großteil der Musik abspielen?
Ich sehe es durchaus als ziemlich schwierig an, aus verschiedenen Gründen. Ich bin zum Beispiel ein schlechter Keyboarder … wir machen elektronische Musik, weil es uns gefällt Musik zu programmieren, sie soll elektronisch und mechanisch klingen. Andernfalls hätten wir schließlich anstelle des Programmierens ein Instrument gelernt, ich mag diese Art zu Arbeiten, sie ist sehr frei und kreativ. Ich möchte wirklich nicht mein Leben damit verbringen, mir die physischen Eigenschaften um ein Instrument spielen zu können anzueignen. Ich will meinen Kopf benutzen und nicht meine Hände. Mit DAT und Mini-Disc kann man sehr gut und leicht seine Musik mit auf Tour nehmen, damit wir alles live so reproduzieren könnten, bräuchten wir annähernd 20 Musiker, die verdammt gut sind, denn wir machen sehr präzise Musik. Oder wir nehmen den ganzen Computer und das Studio mit, was eigentlich das selbe ist, aber der PC ist doch etwas anfälliger. Ich hab das mal probiert, aber früher oder später ist er immer abgestürzt. Die Leute, die elektronische Musik mögen, wissen aber um die Problematik und von daher versuchen wir einfach eine sehr gute Show zu machen. Wir versuchen soviel Energie wie möglich rüberzubringen um die Unflexibilität in der Musik zu kompensieren. Das kann man natürlich auch anders machen, mit Light-Shows oder visuellen Sachen, aber wir wollen, daß die Leute mit der Musik und uns interagieren. Elektronischer Rock’n’Roll sozusagen. Für zukünftige Shows werden wir ein anderes System benutzen und wir haben schon ein paar neue Ideen, wie wir das etwas auflockern können.
Das könnte spannend werden, also bleibt mir nur zu raten, unbedingt ein Covenant Konzert auf der kommenden Tour zu besuchen.
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