Corporation 187
Corporation 187
Interview
Nein, die Jungs von Corporation 187 sind, wie viele vielleicht denken, keine Newcomer mehr. Anfang 2000 hat man schon mit "Subliminal Fear" ein Album vorgelegt, das aber damals trotz ordentlicher Kritiken kaum Beachtung fand. Dies dürfte sich aber jetzt mit ihrem äußerst gelungenen, zweiten Wutklumpen "Perfection In Pain" ändern. Grund genug, einmal bei Sänger Filip Carlsson nachzufragen, was in Schweden so los ist und ob es wirklich nicht nur den Anschein macht, dass dort eine neue, moderne Thrash-Szene am Wachsen ist. Sogar die schwedische Ausgabe der TV-Show Big Brother wurde angesprochen.
Hi Filip! Du klingst etwas außer Atem. Alles klar?
Ja, danke! Mir geht es gut. Ich bin nur gerade im Begriff umzuziehen, weswegen ich nur am Schleppen und Packen von Kartons bin.
Dann hast Du ja jetzt Zeit, Dich bei ein paar kleinen Fragen zu entspannen und auszuruhen. 🙂 Erstmal einen Glückwunsch zum neuen Album! Das Teil geht verdammt gut ab!
Danke, Mann! Das freut mich zu hören!
Wie würdest du es mit Deinen eigenen Worten beschreiben?
Es ist eine aggressive, kraftvolle, melodische Scheibe mit verschiedenen Emotionen über das ganze Album verteilt.
Was hat es mit Songtiteln wie „Liquid Truth“ oder „Thursday-Night Aggression“ auf sich? Worum geht es in den Texten?
Nehmen wir gerade mal „Liquid Truth“. Der Text dreht sich um Menschen mit einer gespaltenen Persönlichkeit, deren dunkle Seite ständig ihr Gesicht zeigt und die Kontrolle über den anderen, guten Teil übernehmen will.
Aber ein textliches Konzept gibt es nicht auf „Perfection In Pain“?
Nein, jeder Song steht für sich selbst. „Thursday-Night Aggression“ handelt z.B. von dieser TV-Show Big Brother. Davon gab es auch eine schwedische Version. Donnerstags war die Sendung immer länger als an den anderen Tagen. Da war ein Typ dabei, der mich ziemlich angepisst hat. Er hat sich die ganze Zeit nur selbst lächerlich gemacht. Ich saß also in meinem Wohnzimmer und habe mich jedesmal dermaßen über diesen Kerl aufgeregt, dass ich etwas darüber schreiben musste. Ich hoffte immer, dass er getötet wird, wenn er wieder nach draußen kommt. Das ist bei mir immer so, wenn ich Texte schreibe. Ich muss etwas haben, dass mich sehr wütend oder traurig macht, um etwas zu Papier zu bringen. So stellt jeder Song auf dieser CD etwas ganz Persönliches und Privates für mich dar.
Was ist die Perfektion im Schmerz, die im Titel angesprochen wird?
Wenn du pessimistisch auf deine Lebenssituation schaust, alles immer nur schwarz siehst, wenn alles, was du tust in deinen Augen den Bach runter geht und nichts gelingt, wenn sich alles anfühlt wie die Hölle, dann erlebst du Perfektion im Schmerz. Wenn nichts mehr schlimmer werden kann, dann bist du in diesem Stadium angekommen.
Was ist mit Lösungsvorschlägen für diesen unangenehmen Zustand? Wie kommt man da wieder heraus?
Wenn du einen zerstörerischen Lebensstil hast, kannst du diese negativen Gefühle benutzen, um etwas Neues zu schaffen. Das habe ich auch gemacht. Wenn es mir nicht ab und zu mal schlecht gehen würde, würde es die Hälfte der Texte auf diesem Album gar nicht geben. Wenn du mit deiner ungeliebten Vergangenheit konfrontiert wirst, und seien es nur ex-Freundinnen, dann zieht dich das runter. Deswegen musst du Neues schaffen, damit dein Leben wieder einen Sinn bekommt. Wenn es nichts geben würde, das ich hassen könnte, gäbe es auch keine Themen zum Schreiben. Also kann sogar Hass Gutes hervorbringen.
Wenn man es so sieht, wie in diesem Fall, dann schon. Warum habt ihr für die Aufnahmen drei verschiedene Studios benutzt?
Der Hauptgrund war, dass wir am Ende der Aufnahmen noch genug Geld übrig haben wollten, um eine bekannte Persönlichkeit für den Mix arrangieren zu können, da wir finden, dass der Mix eines der wichtigsten Dinge des Aufnahmeprozesses ist. Die Drums und Gitarren spielten wir im Studio Underground ein. Weil wir aber auch ein eigenes Studio hier Linkoping haben, konnten wir den Bass und die Vocals dort kostenlos aufnehmen. Also hatten wir am Ende noch genug Geld übrig, Peter Tägtgren mit dem Abmischen des Materials beauftragen zu können.
Stimmt es eigentlich, dass du vor deinem Wiedereinstieg schon einmal bei Corporation 187 aktiv warst?
Nicht direkt bei Corporation 187, sondern bei deren Vorgängerband. Bevor dieser Name aufkam, waren dieselben Jungs und ich eine Slayer-Coverband namens Divine Intervention. Damals spielte ich noch Bass. Uns gab es nur ca. acht Monate lang und es hatte nur Projektcharakter. Hier in Linkoping gibt es jedes Jahr einen Bandwettbewerb, weswegen wir diese Band formten. Coversongs waren dafür natürlich einfacher einzuproben als eigene Songs. Danach wurde dann der Name Divine Intervention fallen gelassen, wir blieben aber zusammen und machten eigene Lieder. Als aber nichts passierte, verließ ich die Band. Ein paar Jahre verstrichen, bis letztendlich Corporation 187 aus der Taufe gehoben wurden.
Warum hast du zum Gesang gewechselt?
Der alte Sänger hatte irgendwann keine Lust mehr auf das Bandleben. Also stieg er aus und Corporation 187 lagen erstmal ca. ein Jahr lang auf Eis. Da ich aber mit den Jungs die ganze Zeit über immer gut befreundet war, habe ich gefragt, ob ich diesen Posten übernehmen soll. Ich hatte vorher aber noch nie gesungen. Also übte ich zu Hause oder im Auto ein wenig die Screams, damit sie mich testen konnten. Wir nahmen ein paar Songs in unserem Studio Helltower auf und es stellte sich heraus, dass es funktionieren würde.
Ja, es funktioniert definitiv, denn deine Vocals erhöhen das Aggressionspotential von „Perfection In Pain“ gewaltig. Und mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine da.
Danke, das freut mich natürlich. Jeder hatte vorher gesagt, ich solle nicht verzweifeln, wenn die Kritiken zu unserem Album schlecht ausfallen, aber bisher habe ich noch kein negatives Wort gehört. Das ist schon unheimlich aufbauend und die beste Sache, die mir je passiert ist.
Warum ist die Band eigentlich nach dem US-Polizeicode für Mord benannt?
Wir wollten einfach einen coolen, griffigen Namen. Ganz so ernst nehmen wir das nicht. Es war unser Drummer, der mit dieser Idee ankam. Der Name passt ganz gut zu unserer Musik, denke ich.
Was war im Bandlager zwischen den beiden Alben los?
Nach dem Release von „Subliminal Fear“ waren erstmal ein paar Gigs angesagt. Es gab eine kleine UK-Tour mit Lock Up und Decapitated. Dann verließ, wie gesagt, Sänger Pelle die Band und es wurde ruhig. Erst als ich letzten Sommer dazu stieß, ging es wieder voran. Wir arbeiteten fieberhaft an den neuen Songs. Ich schrieb zum ersten Mal in meinem Leben Lyrics. Dann tourten wir dieses Jahr im April mit Satanic Slaughter und Lord Belial durch Deutschland und Holland. Danach ging es wieder ans Schreiben, da wir für ein neues Album noch einiges an Material brauchten. Tja, und jetzt stehen wir hier.
Wo liegen die Unterschiede zwischen beiden Alben in deinen Augen?
„Perfection In Pain“ spiegelt mehr unseren eigenen Stil wider. Auf „Subliminal Fear“ ähnelten sich die Songs doch sehr. Auf unserem neuen Album ist jedes Stück für sich selbst sehr stark und kann dem Hörer etwas geben. „Perfection In Pain“ ist einfach in allen Belangen besser.
Ihr betont immer, kein schwedischer Melodic Death Metal Act zu sein. Elemente dieser Richtung lassen sich aber in eurer Musik finden. Würdest Du dem zustimmen?
Ja, ich glaube schon. Aber eigentlich geht es eher von der Plattenfirma aus, dass wir nicht mit In Flames oder Dark Tranquillity in einen Topf geworfen werden sollen. Persönlich mag ich diese Bands und ihre Musik nämlich sehr. Deswegen haben wir auch einige melodische Einflüsse in unserer Musik. Du brauchst weitreichende Einflüsse, um nicht langweilig zu werden.
Euer Haupteinfluss ist aber Slayer, oder? Immerhin habt ihr als deren Coverband angefangen.
Du wirst lachen. Ich bin kein großer Fan von Slayer und habe nur eine CD von ihnen. Deswegen kann ich auch gar nicht wirklich beurteilen, inwieweit wir von ihnen beeinflusst sind. Da die anderen aber sehr gerne Slayer hören, denke ich schon, dass diese Band für uns eine gewisse Rolle spielt.
Wo wir gerade bei Slayer sind…würdest du sagen, dass sich in Schweden eine neue Szene mit Bands wie The Haunted, Darkane, Carnal Forge oder euch entwickelt, die man vielleicht als „Modern Thrash Scene“ bezeichnen könnte, da sie sich auf alte Heroen wie eben Slayer bezieht, anderen Einflüssen gegenüber aber auch nicht abgeneigt ist?
Ja, es scheint so. Diese Frage habe ich jetzt schon desöfteren gestellt bekommen und es sind auch immer wieder die gleichen Bands genannt worden. Viele Leute mögen diese Gruppen, da sie ja auch sehr coole Musik machen. Das alles wird immer größer und größer, weswegen man schon von einer wachsenden Szene sprechen kann.
Gibt es etwas bezüglich der Live-Promotion von „Perfection In Pain“ zu vermelden?
Die Frage ist mir auch schon oft gestellt worden. Handfestes kann ich da aber nicht berichten. Ich weiß, dass Earache hart arbeitet, um etwas für uns an Land zu ziehen. Es sieht wohl nach einer Tour im März aus. Dates sind aber bisher noch nicht bestätigt, weswegen ich auch nicht sagen kann, welche Länder wir beackern werden. Über Festivals kann ich auch noch nichts sagen. Aber ich weiß, dass sich unser Label auch da reinhängen wird, da es mit unserer Platte sehr zufrieden ist. Das sind wir auch mit der Arbeit von Earache. Persönlich würde es mich sehr freuen, in Wacken zu spielen, weil ich auch als Gast noch nie da war. Wenn ich dann direkt dort auftreten könnte, wäre das natürlich umso schöner. Meine Freunde sagen immer, dass es das beste Festival überhaupt sei.
Wenn euer Label eine derart gute Arbeit für euch verrichtet, was sind dann eure Ziele, die ihr mit Earache im Rücken erreichen wollt?
Wir wollen möglichst viel aus diesem Album rausholen. Natürlich müssen wir auch schnell wieder neue Songs schreiben, denn eine so lange Pause wie seit „Subliminal Fear“ wäre nicht förderlich für uns. Das wird aber kein Problem sein, da wir uns alle frisch fühlen. Vorher müssen aber so oft wie möglich live spielen, um uns bekannt zu machen. Viele denken ja, dass wir ein Newcomer sind, da sie von unserem ersten Album gar nichts wissen.
Dann richte hiermit noch ein paar Worte an eure Fans und die, die es werden wollen.
Ich hoffe, dass alle, die „Perfection In Pain“ hören, es auch genauso mögen werden, wie ich es tue. Diese Scheibe ist ungelogen einer meiner ganz persönlichen Favoriten. Die Songs werden einfach nicht langweilig, auch wenn man sie wegen der Aufnahmen schon tausendmal gespielt hat.
Ich bedanke mich für das Beantworten meiner Fragen und wünsche viel Glück beim Umzug und für die Zukunft der Band. Man sieht sich hoffentlich im Frühjahr in unseren Konzerthallen, denn dafür ist das Songmaterial bestens geeignet.
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