Convulse
Interview mit Bandkopf Rami Jämsä zum Comebackalbum "Evil Prevails"

Interview

Convulse

Das Böse siegt – mit dem Old School-Klopfer „Evil Prevails“ aus dem Hause CONVULSE ganz sicher. Denn darauf präsentieren sich die reformierten finnischen Death Metaller dermaßen ungehobelt und böse, als ob die letzten zwanzig Jahre nicht stattgefunden hätten und die Band aus einer Horde Achtzehnjähriger mit jeder Menge jugendlicher Energie besteht. Das tut sie natürlich nicht, aber die Frage stellt sich trotzdem. Rami Jämsä gibt die Antwort.

CONVULSE war für ungefähr 18 Jahre aufgelöst, aber jetzt seid Ihr mit zwei neuen Mitgliedern wieder am Start. Was war damals der Grund für die Auflösung, und was hat sich seitdem für Euch geändert, dass Ihr es nochmal wissen wollt?

Wir hatten uns 1994 nach einer Reihe von Line-Up-Wechseln aufgelöst. Innerhalb der Band gab es nicht genug Motivation, um weiterzumachen und uns weiterzuentwickeln. Nach den ganzen Wechseln und der musikalischen Entwicklung war es nicht mehr CONVULSE. Ich habe daraufhin beschlossen weiterzugehen, CONVULSE aufzulösen und eine neue Band zu gründen. Okay, jetzt waren 18 Jahre vergangen, und wir wurden gefragt, ob wir nicht ein paar Shows spielen wollten. Sehr bald haben wir gemerkt, dass wir sehr viel Spaß zusammen haben, dass die Band in einer wirklich guten Form ist und tight zusammen spielt und dass wieder die Motivation da war, etwas auf die Beine zu stellen. Und jetzt haben wir ein neues Album am Start.

CONVULSE haben sich mit dem „Reflections“-Album von 1994 ein ganzes Stück vom reinen Death Metal fortentwickelt, und mit WHEN THE EMPIRE FALLS hast Du ziemlich andere Musik gespielt. Du hast jetzt im Zuge der Veröffentlichung des neuen Albums gesagt, dass es für Euch die Wiedergeburt des alten Spirits aus den Neunzigern ist. Welche Gefühle sind für Dich mit dieser Periode verknüpft?

Für mich waren die frühen Neunziger eine Zeit des Enthusiasmus und der Hingabe zur Musik. Ich habe jetzt nach 20 Jahren dieselben Gefühle. Als wir die Platte aufgenommen und Liveshows gespielt haben, hat es sich angefühlt, als ob ich nach Hause gekommen wäre.

Wie erwähnt, hat „Evil Prevails“ diesen Old School-Spirit. Wie habt Ihr diesen Spirit eingefangen? Habt Ihr Euch vorgestellt, dass Ihr Euch im Jahr 1993 befindet?

Wir haben ungefähr ein Jahr die Songs von „World without god“ geprobt und gespielt, bevor wir uns an neues Material gewagt haben. Ich glaube, das hat uns geholfen zu verstehen, worum es eigentlich geht. Ich habe mir in den vergangenen Jahren auch immer Death Metal angehört, weswegen es nicht schwer war, in die richtige Stimmung zu kommen. Ich spiele einfach nur Riffs, die ich mag, und dann schauen wir, wohin sich lles entwickelt. Natürlich haben wir sehr viel geprobt, und wir haben haben auch jede einzelne Probe aufgenommen, weswegen es einfach war, die Songs noch ein bisschen besser zu machen. Es hat fast neun Monate gedauert, um das Material von „Evil Prevails“ zu komponieren. In den Neunzigern waren wir beim Komponieren ziemlich schnell, und als wir uns jetzt entschieden hatten, haben wir ungefähr dasselbe Tempo vorgelegt.

Was kannst Du über den Titel erzählen – inwiefern hat er mit der alltäglichen Wirklichkeit zu tun?

„Evil Prevail“ hat viel von einem Themenalbum. Geschichten von der nicht ganz so fröhlichen Seite des Lebens.

„History repeats itself with delayed echoes of damnation, we have been the lost generation since we came to existence. New arrivals born to be drowned in black rivers, where love flows to hate…to the oceans of dust.“

Ich denke, das drückt es ganz gut aus. Einfach die Lyrics anschauen, um zu verstehen, was ich meine.

Convulse

Wie muss man sich das Bandleben von CONVULSE vorstellen? – Ich nehme an, dass Ihr alle noch Jobs habt, mit denen Ihr Eure Brötchen verdient, und CONVULSE eher den Grad eines professionellen Hobbys hat.

Ich denke, nur die wenigsten Leute können ihren Lebensunterhalt damit verdienen, dass sie Death Metal spielen. In einer Band zu spielen, ist eine eigene Lebensweise. Manchmal konzentrierst du dich mehr auf die Musik und verlässt den Brotjob für eine Weile. In der Band haben drei von uns einen geregelten Job, und ich kümmere mich derzeit zu Hause um unser Neugeborenes. Ich habe sieben Jahre als Feuerwehrmann gearbeitet und eine Reihe von Jahren in der Kinderwohlfahrt. Ich habe mich aber dazu entschlossen, meinen Beruf aufzugeben, um mich mehr um CONVULSE und um meine Familie zu kümmern.

CONVULSE haben auf dem Killtown Deathfest in Kopenhagen, dem Maryland Deathfest und dem Metalheim Festival IV gespielt, und jetzt gibt es eine Minitour durch Italien und Frankreich. Gibt es darüber hinaus noch Pläne für Auftritte, vor allem natürlich in Deutschland?

Es war eine große Freude, nach all den Jahren auf diesen verschiedenen Festivals zu spielen und zu sehen, wie die Menge reagiert. Wegen der Zukunft… Wir werden im Januar auf dem HMF in Mangualde, Portugal spielen. Ein paar Shows kommen in Finnland auch dazu. Natürlich werden wir auch außerhalb Finnlands spielen. In Deutschland? Ich hoffe es wirklich sehr, dass unsere Pläne, im Frühjahr 2014 auch in Deutschland zu spielen, aufgehen werden. Insofern müsst ihr euch noch ein wenig gedulden, bis wir weitere Shows ankündigen können.

Bonusfrage: Die legendären DEMIGOD aus Loimaa sind wieder am Start und wollen sogar neues Material aufnehmen. Was sagst Du dazu und hast Du Kontakt zu den Jungs?

Du triffst den Nagel auf den Kopf! DEMIGOD ist eine meiner Lieblingsbands. In den Neunzigern habe ich mit deren Sänger Esa (Lindén, Anm. Red.) Kassetten getauscht und Briefe geschrieben. Und wie es der Zufall so will, habe ich dieses Jahr mit Esa gemailt. Ich hoffe sehr, dass ich sie auf dem Wolfthrone Festival in Paris persönlich treffe, und ich kann es kaum erwarten, dass sie ihr neues Material veröffentlichen. Je eher, desto besser!

Das war’s auch schon, danke Dir! Hast Du irgendwelche letzten Worte für unsere Leser?

Danke für das Interview! Und an unsere Fans in Deutschland… es wird mir eine Freude sein, mit CONVULSE wieder nach Deutschland zu kommen und den fauligen Leichnam wieder zum Leben zu erwecken. Ich hoffe, ich sehe euch alle. Kommt nach den Shows einfach vorbei und sagt hallo, es ist cool, nach all den Jahren mit euch zu quatschen!

Fotos: Peero Lakanen

05.11.2013

- Dreaming in Red -

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