Confessor
Confessor
Interview
Sicherlich von vielen Fans sehnsüchtig erhofft wurde eine Reunion der 1994 verblichenen CONFESSOR. Zeit Lebens immer sträflich unterbewertet und vom Großteil der Metalszene kaum beachtet fristete die Ausnahmeband leider eher ein Mauerblümchendasein. Inzwischen hat die Gruppe mit "Unraveled" ein vorzügliches zweites (!) Album veröffentlicht. Grund genug für ein Interview mit dem außerordentlich informativen Drummer Steve.
Endres: Hallo! Wie geht es Dir? Schön, euch wieder zurück in der Metalszene zu haben! Erzähl doch mal ein wenig über die Geschichte von CONFESSOR für unsere jüngeren Leser. Wie waren die Anfänge der Band, und was waren euren hauptsächlichen Einflüsse?
Steve: CONFESSOR spielten 1985 oder 1986 die ersten Auftritte. Einige von den Jungs waren in der High School zusammen in einer Band, und alle waren Freunde untereinander. Ich sah sie damals in einem winzigen Club die Straße runter, an welcher ich wohnte. Ich fand sie großartig. Ich freundete mich mit einigen an und belästigte sie für eineinhalb Jahre, es mit mir zu versuchen. Unsere erste Show mit mir am Schlagzeug war im Sommer 1987. Unser erstes Demo nahmen wir dann Anfang 1988 auf. Zum damaligen Zeitpunkt standen wir vor allem auf BLACK SABBATH, NASTY SAVAGE und KING DIAMOND. Es gab da noch andere Bands die wir mochten, aber gerade diese hatten den Haupteinfluß auf unsere Musik. Wir spielten viele Shows und nahmen 2 weitere Demos auf, bis uns Earache Records 1990 einen Plattenvertrag anboten. Im nächsten Jahr nahmen wir unser Debütalbum „Condemned“ auf. Langsam ging es für uns vorwärts, aber einige Jahre später fanden wir uns wieder am Anfang, wir lösten uns gleich darauf wieder auf.
Endres: Im Jahr 1992 nahmt ihr an einer Tour, welche unter dem Banner „Gods Of Grind“ mit anderen Bands aus dem Earache Stall (CARCASS, ENTOMBED und CATHEDRAL) teil. Ich denke, diese Kombination unterschiedlichster Gruppen wie auch der Tourname waren gelinde gesagt sehr seltsam. Wie kam es zu dieser Tour und wie waren die Reaktionen der Fans? Wie denkst du nach all den Jahren über diese Tour und wie war die Konzertreise mit diesen Bands?
Steve: Das ganze wurde von Earache organisiert. Zu diesem Zeitpunkt waren sie wirklich heiß auf CONFESSOR. Wir wussten, dass dies keine perfekte Konstellation für uns war. Aber letztendlich waren wir irgendwo zwischen CATHEDRAL’s Geschwindigkeit und den anderen beiden Bands. Ich weiß nicht genau, weshalb Earache die Tour unter diesem „Gods of Grind“ Banner laufen ließen. CARCASS waren die einzige Band, zu welcher die Bezeichnung Grind noch irgendwie passte. Sie versuchten das Image des Labels mehr zu pushen als die Zusammenstellung an sich. Wir waren im Vergleich zu den anderen Bands unterschiedlich genug, trafen Leute welche uns erklärten, dass sie nur wegen uns auf die Show kamen. Ich bin mir aber sicher dass die meißten Fans wegen dem kompletten Package hier waren. Es gab wenige Auftritte, an welchen jemand nach einer der anderen Bands während unserer Show rief, aber das war wirklich selten. Ich dachte nie in einem historischen Zusammenhang über diese Tour nach, aber die Leute scheinen sie zu verehren. Leute kamen zu mir in die Wohnung und flippten aus, nachdem sie realisierten, dass ich Teil dieser Tour war. Hier in den Staaten übernahmen BRUTAL TRUTH unseren Part. Wir hätten es geliebt, mit diesen Bands hier zu spielen, aber leider kam es nicht dazu. Wir hatten wirklich viel Spaß auf dieser Tour! Es war wirklich genau das, was ich zum damaligen Zeitpunkt in meinem Leben machen wollte. Und verdammt, CARCASS ließen es jede Nacht krachen! Sie teilten sich die Headliner Position mit ENTOMBED. Es gab Nächte, welche abwechselnd der einen oder der anderen Band gehörten. Aber CARCASS waren die heavieste Band die ich jedes Mal sah.
Endres: Was waren die Gründe für die Bandauflösung 1994?
Steve: Earache unterzeichneten einen Vertriebsvertrag mit Columbia genau bevor die „Gods Of Grind“ Tour in die Staaten kam. Wir wurden für eine Band von Columbia aus der Tour rausgeschmissen. Du kannst mir glauben, wir waren darüber sehr enttäuscht! Dies wäre eine großartige Möglichkeit gewesen, einige neue Fans für unsere Musik zu gewinnen. Wir hörten danach für ca. 1 Jahr nichts mehr von Earache und bedauerten, jemals bei ihnen einen Plattenvertrag unterschrieben zu haben. Schließlich fragten wir nach, ob sie uns nicht aus dem Vertrag entlassen. Wir konnten danach kein Label finden, bei welchem wir unterschreiben konnten. Nach ein paar Monaten entschied sich Ivan (Colon, Gitarrist, Anmerk. d. Verf.) wieder auf die Schule zu gehen, welche einige Stunden entfernt lag. Wir fanden einen neuen Gitarristen, aber als dieser bereit war, Shows zu spielen, gab Scott (Jeffreys, Sänger, Anmerk. d. Verf.) auf. Das war es dann.
Endres: Was passierte in den Jahren, nachdem ihr euch aufgelöst habt?
Steve: Ursprünglich wollten wir eigentlich einen neuen Sänger finden und als CONFESSOR weitermachen. Es dauerte ganze 2 Jahre jemanden zu finden, mit dem man zusammenarbeiten konnte. Wir waren bereit, wieder loszulegen. Unser Sound hatte sich in der Zwischenzeit ein wenig verändert. Wir waren besorgt darüber, dass die Leute bei Beibehalten unseres Bandnamens damit einen bestimmten Sound erwarteten. Daher entschlossen wir uns dazu, unter dem Namen FLY MACHINE weiterzumachen. Wir spielten für einige Jahre bis zu dem Punkt als CONFESSOR wieder zurückkamen. Ich und Cary (Rowells, Bass, Anmerk. d. Verf.) und ich machten die ganze Zeit zusammen Musik, aber Brian (Shoaf, Gitarre, Anmerk. d. Verf.) stieg aus FLY MACHINE nach einigen Jahren aus und spielte nicht mal mehr seine Gitarre für fünf Jahre bis wir uns reformierten. Ich und Cary spielten auch in einer anderen Band namens LOINCLOTH, welche wie CONFESSOR nur ohne Gesang klang. Wenn du alle Breaks und Übergänge aus einer CONFESSOR Aufnahme nimmst und es dann zusammendrückst in einen 3 Minuten Song hast du LOINCLOTH.
Endres: Erzähle uns doch bitte, wie es zur Reunion kam.
Steve: Unser alter Gitarrist Ivan starb im Februar 2002. Am Anfang dachten die Ärzte, er hätte die Grippe. Dann dachten sie, er hätte Lungenentzündung. Seine Farbe veränderte sich, er war kalt, wenn man ihn anfasste. Er wartete auf eine Herztransplantation. Es passierte alles sehr schnell, ungefähr innerhalb von 5 Tagen. Es wurde im April des selben Jahres ein Benefiz Konzert organisiert, an welcher wir die Headliner waren. Es schien, dass dies das mindeste war, was wir tun konnten, um mit der Bezahlung für die ganzen Medizinrechnungen helfen zu können. Diese Show war wirklich ein spezieller Event. Auch wenn es eine Tragödie benötigte, uns alle wieder zusammenzubringen, hatte jeder eine großartige Zeit. Es war aufregend, so viele Leute zu sehen. Sie lächeln zu sehen war wundervoll. Ich hatte den besten Platz im Haus und kann sagen dass jeder auf seine Kosten kam. Sechs Monate später wurden wir angefragt, auf einem Wochenend Festival zu spielen. Auch hier hatten wir viel Spaß zu spielen. Die Woche darauf entschieden wir uns dazu, FLY MACHINE für immer zu beenden und begannen Songs für das lang erwartete zweite CONFESSOR Album zu schreiben.
Endres: Ihr habt nun gerade das unglaubliche „Unraveled“ Album veröffentlicht. Ich finde die Musik ein wenig straighter. Wie würdest du eure Weiterentwicklung und die Unterschiede beschreiben? Wie waren die Reaktionen bisher?
Steve: Wir verbrachten mehr Zeit am Ausprobieren um sicherzustellen, daß alle Songs auf einem soliden Fundament stehen, bevor wir mit den ganzen Übergängen arbeiteten. Auch haben wir alle früher vor dem Songwriting die gleichen Bands angehört. Wir wollten dann auch ähnliche Dinge in unserer Musik haben. Nun gibt es nur noch eine einzige Band, welche wir alle mögen. Und diese ist nicht einmal Metal. Die Songs auf „Unraveled“ repräsentieren also jedes einzelnen Ideen, wie derjenige möchte das CONFESSOR klingen soll. Einige der Songs sind straighter als andere. Es gibt einige von uns, welche diese Art bevorzugen. Aber da gibt es auch andere Songs, welche gewundener und mehr wie die alten CONFESSOR klingen. Diese wiederum gefallen dann den anderen Jungs. Letztendlich haben wir ein Album welches mehr Varianten aufweist als „Condemned“ und vielleicht schwieriger zu beschreiben ist, da es mehrere verschiedene Facetten des Metal aufweist. Ich denke, „Unraveled“ hat für jeden etwas, der schwere Musik liebt. Der Gesang für Scott hat nun auch viel mehr Raum zur Entwicklung als zuvor. Wir wollten dieses Mal, dass der Gesang mehr Möglichkeit besitzt, die Songs zu definieren. Vorher versuchten wir alles zusammenzuschmeißen. Die Reaktionen zu „Unraveled“ waren bisher meißt positiv. Es gab da welche die meinten, wir hätten genau da weitergemacht, wo wir damals aufhörten. Andere wiederum sind der Meinung, wir hätten unsere Musik um neue Dimensionen erweitert. Es gab da auch wenige Leute die enttäuscht darüber waren, dass das Album nicht genau wie „Condemned“ klingt. In der großen Mehrheit der Reviews wurde die Kreativität sowie Scott’s Gesang gelobt. Gerade, dass er fähig ist, nicht-traditionell Metal zu singen und dies perfekt in unsere Musik passt. Die meißten stimmten darüber überein, dass sich durch unsere weniger verrückte Herangehensweise an diese Songs ein besser hörbares Album resultierte.
Endres: Erzähle uns doch bitte ein wenig über die Texte.
Steve: Die meißten von Scott’s Texten scheinen über Furcht, Unsicherheiten und wie man sich durch fremde Kontrolle in eine Person verwandelt, die man niemals sein wollte, handeln. Er schreibt sie sehr zweideutig, so dass sich die Fans mit ihren eigenen persönlichen Erfahrungen darin wieder finden können. Wenige Songs drehen sich um den Umgang mit dem Tod einiger Freunde. „Cross The Bar“ handelt von Ivan und „Wigstand“ dreht sich um einen weiteren Freund von Scott, der an einer Überdosis Heroin starb.
Endres: Wie läuft bei euch das Songwriting ab?
Steve: Scott lebt in einem anderen Staat, daher schreiben wir immer zuerst die Musik. Einer der Gitarristen beginnt mit einem Riff, gelegentlich bringe auch ich mal welche an. Wir beginnen, dieses zu strecken und zu formen durch hinzufügen eines Tones oder durch das Rausnehmen einer Note. Oftmals bin ich derjenige, welcher diese kleinen Teile hinzufügt. Als Schlagzeuger wird es mir sehr schnell langweilig. Ich habe eine richtige Aversion immer exakt das gleiche viermal hintereinander zu spielen. Etwas ziemlich kleines zu ändern kann etwas ganz neues in den Part spinnen. Wenn wir einen Song dann zu dem Punkt bringen, an welchem wir alle damit glücklich sind, nehmen wir diesen auf und senden ihn zu Scott. Er kann dann mit den Arbeiten für seinen Gesang daran beginnen. Manchmal frägt er nach, einen Teil für den Gesang auszuweiten, manchmal kürzen wir Sachen raus, wenn er darin nicht singt. Die Songs ändern sich also gewöhnlich dann noch etwas, wenn er fertig ist. Gewöhnlich benötige ich sechs Monate bis zu dem Punkt, an welchem ich mit allem glücklich bin, was ich für einen Song getan habe. Manchmal ändere ich etwas auch nach Jahren, wenn es mich langweilt.
Endres: Viele große Namen aus der Metalszene wie z. B. Phil Anselmo und Karl
Sanders äußern sich sehr positiv über eure Musik. Wie ist das für euch? Denkst du, dass hauptsächlich Musiker die Progressivität in eurer Musik verstehen?
Steve: Musik war immer eine der wichtigsten Sachen in meinem Leben. Die Musik sowie die Musiker, welche mich inspirierten, waren immer etwas Besonderes für mich. Ich verbrachte unzählige Stunden damit, ihre Stile genau zu überprüfen um herauszufinden, was es ist das ihre Musik so hervorragend macht. Wenn mir also jemand sagt, dass unsere Musik ihn berührt oder beeinflusst hat, bedeutet es mir wirklich sehr viel. Ich weiß, dass es bedeutet, dass sie die Nacht damit verbrachten, unser Album anzuhören anstatt ins Bett zu gehen, da sie am nächsten Morgen arbeiten müssen. Ich weiß, dass es bedeutet, dass sie unsere Musik für etwas Einzigartiges halten und dass sie wirklich etwas daraus ziehen, worin wir unsere Herzen reinstecken. Die Musik hat immer zu mir gesprochen und ich liebe es zu hören, dass unsere Musik auch zu anderen Leuten spricht. Es macht mich genauso glücklich das von Phil Anselmo zu hören genauso wie von dem Jungen der an der Tankstelle die Straße runter arbeitet. Was den zweiten Teil deiner Frage anbelangt denke ich, dass CONFESSOR eher eine Anziehungskraft für Leute besitzt, welche Musik spielen oder Musik auf die gleiche Weise wie wir lieben. Jemand der nur gelegentlich und flüchtig Musik hört besitzt möglicherweise nicht die Aufmerksamkeit, sich hinzusetzten und genau zuzuhören. Unsere Musik benötigt einiges an Aufmerksamkeit und Zeit. Wir haben nicht das selbe oberflächliche Appeal wie die meißten Bands welche viel im Radio gespielt werden.
Endres: In Oslo, Norwegen, wurde eine Show von euch für eine DVD aufgenommen. Kannst du uns hierüber schon etwas erzählen? Was dürfen wir erwarten?
Steve: Die DVD wird Songs aus „Unraveled“ und „Condemned“ enthalten. Dadurch können uns auch die Leute, die uns damals noch nicht Live gesehen haben sehen und sich darauf freuen. Wir haben einen Videoclip zu dem Song „Wigstand“ produziert, welches auch auf der DVD enthalten sein wird. Desweiteren gibt es da auch noch Behind The Scenes Material über das Filmen des Videos. Es wird auch noch eine Section geben, ich welcher ich einige unserer neuen Stücke spiele und einen alten Song. Ich werde dann zurückgehen und die Parts nochmals vorführen, welche am interessantesten sind. Die DVD müsste für Leute spannend sein, welche schon seit langem Fan von uns sind und ist auch ein großartiger Weg uns Leuten vorzustellen, welche noch nicht mit unserer Musik vertraut sind. Ich glaube, die DVD soll Anfang nächsten Jahres erscheinen.
Endres: Was bedeutet Metal für dich?
Steve: Als ich noch jünger war, gab es für mich nichts außer Metal. Es ist, wie wenn du deinen Finger mit einem Hammer schlägst, du musst schreien aufgrund des Schmerzes, oder dir auf die Lippe beißen und den Atem zurückhalten. Rock Musik war niemals extrem genug um mich zufrieden zustellen. Metal ist aggressiver und wird sogar physisch wenn man ihn hört. Jede Musik kann auf ihre Art und Weise heavy sein, aber nichts ist wie Metal. Für mich als Schlagzeuger gibt mir Metal die Freiheit, viele Dinge auszuprobieren, welche ich in anderen Stilistiken nicht könnte. Eine Sache, welche am Schlagzeug spielen so cool ist, ist die physische Seite. Im Metal musst du wirklich hart schlagen, es ist großartig für mich.
Endres: Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Steve: Danke für die Möglichkeit, über unsere Musik mit dir und euren Lesern zu sprechen. Wir sind sehr aufgeregt, endlich wieder neue Musik draußen zu haben. Wir fühlten immer, dass die CONFESSOR Fans ein weiteres Album verdient haben und waren sehr unglücklich darüber, wie sich in der Vergangenheit die Dinge entwickelten. An alle, die ein neues Album von uns erfleht hatten: here you go! Danke auch dafür, dass wir genug gewürdigt wurden nach all den Jahren. Wir arbeiten bereits an Songs für das nächste Album. Wir haben viel Zeit dieses zu realisieren, ich kann nicht abwarten, mehr von CONFESSOR für euch rauszubringen.
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