Cold Years
"Lasst euch impfen!"
Interview
COLD YEARS feiern die Veränderungen im Leben und sagen deshalb „Goodbye To Misery“. Frontmann Ross Gordon lässt im Interview die Einflüsse auf die Entstehung der Platte genauso Revue passieren wie die tragischen Folgen des Brexits für das Dasein als Musiker im Vereinigten Königreich.
COLD YEARS finden klare Worte
Hey Ross, das neue Album trägt den Titel „Goodbye To Misery“ und fühlt sich alles in allem sehr aufbauend an. Warum habt ihr so ein positives Album aufgenommen?
The Pandemie und daraus folgenden Lockdowns erlaubten es mir, zurückzutreten und darauf zu schauen, wo genau ich im Leben stand. Ich war sehr unglücklich. Ich kam zu der Erkenntnis, dass sich manche Dinge in meinem Leben ändern mussten, und veränderte etwas. Ich habe meinen Wohnort gewechselt, eine neue Partnerin gefunden, meinen Job gewechselt, mich auf die Musik fokussiert und alles Toxische aus meinem Leben entfernt.
Du hast es schon erwähnt, vor den Aufnahmen des Albums, bist du von Aberdeen in den Süden von Glasgow gezogen. Was genau war der Grund für diese Veränderung in deinem Leben?
Meine Freundin lebte hier und ich wollte immer schon in einer richtigen Stadt wohnen. Zuvor verbrachte ich mein gesamtes Leben am gleichen Ort und habe nie etwas anderes gesehen. Der Stadtrat von Aberdeen schloss unsere Clubs und tötete damit die Livemusik. Scheiß auf sie.
„Wir hassen die konservative Regierung.“
Und wie hat dein Umzug die Band beeinflusst?
Massiv. Viele Songs handeln davon, eine neues zu Hause, neue Dinge und Erfahrungen zu finden. Selbst wenn man einfach eine Straße in Glasgow entlangläuft, findet man Inspiration. Es ist eine wunderschöne Stadt und ein kultureller Schmelztiegel. Ich liebe es hier.
Du sagst von dir, dass du dich nicht als Brite identifizierst. Geht es darum in dem Song „Britain Is Dead“?
Yeah. Die Leute wachen endlich auf. Unser Land wird von Kriminellen gelenkt, die mich und eine Menge anderer Leute nicht repräsentieren. Unser Empire zu feiern, das zur Entstehung von Sklaverei geführt hat? Nein danke. Es ist peinlich, in einem Land zu leben, das dafür verantwortlich ist. Ich bin Schotte und wir hassen die konservative Regierung und alles, wofür sie steht.
COLD YEARS sehen Licht am Ende des Tunnels
Ein anderer Song trägt den Titel „Never Coming Back“. Wozu möchtest du nie zurückkehren?
Als der Song entstand, hatte ich das Gefühl, dass wir nie ins echte Leben zurückkehren. Wir haben so hart an unserem vorherigen Album gearbeitet und ich war es leid, nicht touren und niemanden sehen zu können. Wobei es nicht so schlimm ist wie das, was andere Menschen durchleben mussten. Alle empfanden die vergangenen Jahre auf ihre eigene Art als schwierig. Ich hoffe wirklich, dass die Menschen jetzt ein Licht am Ende des Tunnels sehen.
Und um wen geht es in „Jane“?
Ein Mädchen, in das ich mich verliebte, nachdem ich zwölf Jahre mit ihr befreundet war. Doch viel wichtiger ist, dass „Jane“ keine Partnerin oder Partner sein muss. Jane kann eine Freundin, ein Zuhause, ein Job und alles sein, das dich glücklich macht.
„Oh, und lasst euch impfen.“
In der Vergangenheit warst du sehr kritisch gegenüber dem Brexit. Hat er jetzt schon einen direkten Einfluss auf COLD YEARS und eure Arbeit? Ich denke da vor allem an so etwas wie Europatourneen.
Es ist einer der größten Fehler, den Britannien je gemacht hat. Es ist katastrophal. Und für Musiker ist es besonders hart. Die Kosten sind irrsinnig und der bürokratische Aufwand riesig. Ich hoffe, wir können der EU wieder beitreten, wenn Schottland unabhängig wird. Wir heißen Menschen in unserem Land willkommen, weil wir tolerant, mitfühlend und freundlich sind.
Wie optimistisch bist du, dass eure Tour im Mai tatsächlich stattfinden wird, wenn man bedenkt, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist und die Situation sich stetig verändert?
Da bin ich sehr sicher. Jede Tour wird sicher sein und wir werden sicherstellen, dass sich unser Team an alle Vorgaben hält. Nichts ist sicher, aber du musst tun, was du kannst. Oh, und lasst euch impfen.