Chelsea Grin
Interview mit Alex Köhler zum Album "Ashes To Ashes"

Interview

Chelsea Grin

CHELSEA GRIN setzen mit „Ashes To Ashes“ neue Akzente im Deathcore, trauen sich was und sind mutig genug, Risiken einzugehen. Die Amerikaner versuchen nicht auf einem eingespielten Level zu verharren, sondern flexibel zu bleiben und sich weiterzuentwickeln. Sänger Alex Köhler dazu im Interview : „Wir sind mit der Platte alles sehr zufrieden, wir wussten, dass es dringend nötig war, den gewissen „nächsten Schritt“ zu machen und sind alle sehr glücklich darüber, wie es letztendlich geworden ist. Wir haben mit der Zeit alle ein etwas besseres Verständnis für Musik generell bekommen und auch jeder einzelne für sein Instrument. Wir konnten damit, meiner Meinung nach, ein „gereiftes“ Level erreichen.“

Zwangsläufig mussten CHELSEA GRIN dafür auch ihren Schaffensprozess etwas anpassen. Alex erinnert sich an die früheren Entstehungsprozesse: „Bis dahin saßen wir immer zusammen im Proberaum und versuchten uns auf der Stelle irgendwas aus dem Ärmel zu schütteln. Das führte dann meistens zum Streit (lacht). Dieses Mal hat sich jeder sehr gewissenhaft um seinen Teil gekümmert und wir haben die Ideen dann kombiniert und zum Song getrimmt.“

Beim Songwriting arbeiten CHELSEA GRIN mit einer Art Blaupause: „Ein Mitglied der Band hat immer einen gewissen Ausgangspunkt eine „Blaupause“ im Kopf, von dem aus der ganze Rest immer weitergesponnen wird. Letztendlich wurde „Ashes To Ashes“ auch so facettenreich, da wir alle sehr unterschiedlich schreiben und dies im Vergleich zu den Vorgängeralben mehr zum Tragen kam.

Auf die Frage zum Albumtitel antwortet Alex relativ unspektakulär: „Das war einfach einer dieser Titel, bei denen es spontan „Klick“ gemacht hat. Wie in einem Comic, wenn die Glühbirne über deinem Kopf erscheint (lacht). Das ist wirklich schwer zu erklären, es schien eben einfach perfekt zum lyrischen Schwerpunkt und zur Musik zu passen. Unser Freund Ryan Johnson hat das Cover zum Album in der Oni Tattoo Gallery in Salt Lake City, Utah entworfen. Es hat auch viele unserer Tattoos gemacht. Das Mädchen mit den drei Gesichtern versucht zu die Sicht zu symbolisieren, die manche beim Blick in den Spiegel auf sich selbst haben.“

Die Einschätzung, dass CHELSEA GRIN nicht wirklich astreinen Deathcore, sondern deutlich mehr spielen, überrascht Alex nicht. Seine Sicht dazu ist simpel: „Ich mache mir ganz ehrlich überhaupt keine Gedanken über Sub-Genres, wirklich. Wenn jemand von mir wissen will, welche Art von Musik wir spielen, dann sage ich immer nur Metal. Ein guter Song braucht letztendlich nur Struktur und lyrische Hooks“ Der Drang, etwas musikalisch zu erschaffen, entstand beim kreischenden Fronter auch vollkommen intuitiv und ohne ausschlaggebende Vorbilder von außen: „Musik machen ist einfach etwas, ohne das ich schlichtweg nicht leben kann. Als entschied ich, so viel wie möglich kreativ sein zu wollen.“

Zeit, einige Stücke von neuen CHELSEA GRIN-Album genauer zu betrachten. „Sellout“ ist eine Art Abrechnung mit der Szene, deren Höhen und Tiefen Alex schon am eigenen Leib erfahren hat: „Seit ich 17 war, bin ich auf Tour und ich habe gesehen, dass sich viele Dinge verändert haben. Ich habe Freunde kommen und gehen sehen, Fans die sich abwandten, Stilveränderungen und so weiter. Keiner strebt mehr danach, wirklich er selbst zu sein, jeder folgt nur stumm der Herde. Ich hatte eine Schreibblockade, bevor ich diesen Song schrieb und sah bzw. las dann etwas, dass mich traurig machte, und plötzlich klickte es in meinem Kopf. Ich dachte, wenn ich eine Leidenschaft für etwas habe und mich etwas berührt, warum zur Hölle soll ich dann nicht in einem Song kanalisieren (lacht).“

Auch die Lyrics zu „Pledge Allegiance“ sind eine Erläuterung wert: „Die einleitenden Lyrics „We’re blinded by a dead man“ bedeuten letztendlich, dass wir vor Geld und Gier blind sind. Der tote Mann symbolisiert das Gesicht auf der Banknote. Menschen verletzen und töten sich sogar, nur um reich zu werden. Ich würde sehr gerne in einer Welt leben, in der die Tatsache, wie viel Geld wir auf der Bank haben, nicht unsere Lebensfreude diktieren muss.“

Einer Meinung sind wir mit Alex von CHELSEA GRIN eindeutig beim Lieblingssong: „Waste Away“ ist auch einer meiner Favoriten, einer dieser Stücke, die eine tiefe Bedeutung für mich haben. Viele Leute, die mir nahe stehen, mussten harte Zeiten durchleben und dachten, dass Alkohol es besser macht. Ich selbst kann mich davon auch nicht freisprechen und oft haben wir versucht, den Schmerz mit Alkohol zu betäuben und zu einzulullen, aber danach tat es umso mehr weh. Wenn ich den Leuten davon erzähle, dann kann es eventuell hilfreich sein, um sich selbst aus dem Sumpf herauszuziehen. Sie sollen einfach wissen, dass sie nicht alleine sind.“

Die Enthüllung um die beiden zusammenhängenden Instrumentalsongs „Ashes“ und „…To Ashes“ ist dann relativ profan: „Wir wollten einfach mal Jasons Gitarre ausreizen und seine Fähigkeiten vorführen“ lacht Alex.

Die Nachfrage nach den letzten fünf gekauften Alben ist Alex dann etwas unangenehm: „Das ist jetzt echt etwas peinlich, aber ich werde es dir einfach sagen: LANA DEL REY, THE WEEKEND, PHANTOGRAM, THE NEIGHBORHOOD und ich kaufe natürlich unser Album, wenn es rauskommt (lacht)!

Das letzte Konzert kommt dann ganz locker von den Lippen „Wir haben auf dem Soundwave Fest gespielt vor einiger Zeit und LINKIN PARK waren in diesem Jahr da. Die haben die abgefahrenste Show gespielt, die ich jemals gesehen habe“. Beim zuletzt gelesenen Buch muss Alex dann aber passen: „Leider habe ich in letzter Zeit wirklich sehr wenig Zeit, bei dem Terminkalender noch Bücher zu lesen. Ich denke, ich werde mir für die nächste Tour mal „Hemlock Grove“ vornehmen.“

Für die Band wünschen sich CHELSEA GRIN einfach nur „weiterzuspielen, weiter Killer-Jams zu schreiben und als Band zu wachsen. Wir wollen weiterhin unseren Traum leben!“.

Die Antwort auf die Königsfrage – Wer sollte das neue CHELSEA GRIN-Album kaufen und warum? – bestätigt die Essenz unserer Review zum Album „Ashes To Ashes“: „Es ist kein typisches Metalalbum. Wenn du die Nase voll davon hast, immer nur die gleiche alte Masche zu hören, dann ist dieses Album definitiv für dich geeignet!“

09.08.2014
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