Chapel Of Disease
"Das Schöne an dieser Band ist, dass wir Musik machen, die wir selbst mögen und uns herausfordert."
Interview
Wie zu erwarten haben CHAPEL OF DISEASE mit “Echoes Of Light” einen ziemlichen Hammer aufgenommen, der seinem übermächtigen Vorgänger “… And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye” locker das Wasser reichen kann. In seiner Verbindung aus Death Metal, diversen (Hard-)Rock-Spielarten und neuerdings auch etwas Post Punk wirkt es durch seine Vielseitigkeit richtungsweisend für die Zukunft des extremeren Metal und lässt die Kölner, von denen inzwischen nur noch Sänger und Gitarrist Laurent Teubl im Line-up verblieben ist, zu einem der spannendsten einheimischen Acts werden. Laurent gab uns daher auch Einsicht in die Entstehungsgeschichte des Albums, in die aktuelle Band-Stimmung und in Zukunftspläne.
Grüß dich, Laurent und danke für dieses Interview. Sechs Jahre, nachdem “… And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye” in wenigen Fällen für Unverständnis, in den meisten aber für Begeisterung sorgte, dürfte “Echoes Of Light” zu den am meisten erwarteten Platten einer deutschen Band dieses Jahr zählen.
Wie fühlst du dich, das Album endlich releasen zu können, das bereits fast ein Jahr fertig war?
Hallo Johannes. Es fühlt sich gut an und es wurde Zeit, es endlich mit der Außenwelt teilen zu können. Ich weiß noch, dass wir bei der “Storm” das Mastering im September eingereicht haben, im November war die Platte dann draußen und von da an ging alles ganz schnell. Dieses Mal lief alles anders und man hatte die fertige Platte lange Zeit nur für sich. Ich denke jedoch, dass das eigene Verhältnis zu seinem fertigen Album sich durch das Live-Spielen immer nochmal etwas ändert und deswegen bin ich froh, dass dieser Zyklus nun endlich beginnt und man das Material selber nochmal anders kennenlernen darf.
Hast du nach “Storm” je so etwas wie eine Last verspürt, in dem Sinne, dass man so ein Album erst mal selbst toppen muss?
Bis zu einem gewissen Grad, ja. Es geht dann nicht vorrangig ums toppen, aber um die Frage, was man nochmal machen könnte, um alles interessant genug zu halten und sich nicht in Wiederholungen zu verlieren. Das ist quasi ein Anspruch, den man an sich selbst stellt und war immer einer, den wir in dieser Band als oberste Priorität hatten. Auch wenn ich nicht leugnen kann, dass natürlich auch so viel positive Resonanz etwas mit einem in Bezug auf das nächste Album macht, so ging es uns immer darum, sich selbst auf einer musikalischen/ kreativen Ebene zu überbieten und einen Fortschritt in dem zu sehen, was man macht. Dann koppelt sich das Ganze auch etwas von Erwartungen anderer ab und es geht vorrangig nur noch um die eigenen Erwartungen und Ansprüche: was würde ich gerne tun, was ich bisher noch nicht geschafft habe? Und letzten Endes ist genau das der entscheidende Reiz, der einen dazu bringt, sich dem ganzen Wahnsinn wieder hinzugeben und etwas zu verfolgen, was man vor allem zu Beginn der Reise gar nicht mal so klar definieren kann.
Ich bin ja der Meinung, die Wartezeit auf eine Platte ist sowieso relativ egal, wenn man am Ende mit einem starken Album belohnt wird, für das ich “Echoes Of Light” zweifelsfrei halte. Fans interessiert natürlich trotzdem, was in der Zeit so bei euch los war.
Nach der “Storm” haben wir erstmal etwas live gespielt. Schließlich fingen wir dann langsam nach der Richtung an zu suchen, in die “Echoes Of Light” gehen könnte. Ich glaube – wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht – dass “Selenophile” die erste Nummer war, die wir angefangen hatten. Wir wussten jedoch, dass der Song etwas für sich stehen würde am Ende. Schließlich ging es erst richtig los, als wir mit dem Titeltrack begonnen hatten und dort kam das Gefühl auf, dass man auf dem richtigen Weg ist und eine Idee vom generellen Sound eines neuen Albums nahm Form an.
Nach drei fertigen Songs wurde alles jedoch etwas langsamer. Es kam die Pandemie, die bei uns nicht zu einer Steigerung der Kreativität führte – bei anderen Bands war dies ja durchaus auch der Fall. Zudem muss man auch sagen, dass es Songs auf dem Album gibt, die einfach mehr Zeit brauchten, um sie richtig umsetzen zu können, da sie in gewissem Sinne auch von der Herangehensweise her Neuland für uns waren. Unser Bassist zog weg und wir waren nur noch zu dritt. Das führte dazu, dass der reine Schaffungsprozess der Platte unterm Strich ca. drei Jahre dauerte, ehe es ins Studio ging.
Ihr habt jüngst auch ein Mal (abgesehen von dir) das komplette Line-up ausgetauscht, welches auf “Echoes Of Light” allerdings noch zu hören ist. Hat es deswegen ein ganzes Jahr vom Beenden der Aufnahmen bis zur Veröffentlichung gedauert? Fühlt man sich als einziger verbliebener Musiker mit einer fertigen Platte nicht auch ein wenig wie ein alleinerziehendes Elternteil?
Genau, das ist durchaus der eigentliche Grund für die Verzögerung des Releases. Es sollte erst ein Lineup gefunden werden, um die Platte auch Live spielen zu können, was meines Erachtens nach auch nur Sinn ergibt. Wenn man einmal das Line-up zusammen hat, muss man natürlich noch warm miteinander werden und erstmal eine gewisse Zeit zusammen spielen, ehe man sofort auf die Bühne geht. Deshalb das Jahr zwischen Beendigung der Produktion und Veröffentlichung.
Gute Frage, wie ein alleinerziehendes Elternteil… Es ist natürlich alles anders dieses Mal. Ich muss aber sagen, dass ich beispielsweise mit meinem Bruder weiterhin noch über die Platte und über alles was mit der Band so ansteht viel rede, auch mit Christian und David ist das kein Problem. Ich bin ja somit nicht alleine mit der Platte, wir haben sie ja noch zusammen eingespielt (abgesehen von Christian). Und auch mit dem neuen Live-Line-up teile ich sie ja jetzt auf eine andere Art und Weise, die auch sehr spannend ist. Insofern, ich denke, das wäre zu viel behauptet.
Für Live-Auftritte hast du dich bereits mit Musikern von NOCTURNAL, WITCHING HOUR und KETZER verstärkt. Hast du schon Pläne, wie du die Personalsituation langfristig handhaben willst?
Nicht wirklich, nein. Ich denke, nach so einer Zeit und so einer bedeutenden Veränderung, wie wir sie jetzt hatten, ist es das einzig Vernünftige, jetzt etwas durchzuatmen und einfach mal etwas Live zu spielen, ohne die nächsten großen Pläne zu schmieden. Alles weitere wird sich daraus ergeben und man wird automatisch wissen, wie man was weiter handhaben will, denke ich. Gerade geht es einfach nur darum, Spaß an dem Album und generell an der Musik zu haben.
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Stile | Art Rock, Classic Rock, Gothic Metal, Heavy Metal, Progressive Death Metal |
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