Cervet
Punktlandung zum Jubiläum

Interview

30 Jahre hat es gedauert, bis CERVET mit „Holidays In Corpseland“ ihr erstes vollwertiges Album fertiggestellt hatten. Untätig war die Band in der Zwischenzeit nicht. Aber für ein Full-Length standen die Zeichen zuvor einfach nie richtig. Umso stolzer blickt die Band nun auf die Platte. Frontmann Frank Ruppert blickt im Gespräch auf den Weg zum Album zurück und erklärt das Geheimnis hinter dem beständigen Line-up von CERVET.

Kein Stress bei CERVET

Moin Frank, 30 Jahre sind zwischen Bandgründung und dem Erscheinen eures Debütalbums „Holidays In Corpseland“ vergangen. Wie war es für euch, die Platte endlich unter die Leute zu bringen?

Hallo Dominik. Nun ja, das war alleine von daher schon spannend, dass wir die Scheibe unbedingt zu unserer 30. Jahresparty dabei haben wollten. Und wie das für uns eben typisch ist, geschah das auf den allerletzten Drücker, haha. Das Teil kam genau einen Tag vor dem Jubiläumsgig aus dem Presswerk. Punktlandung sozusagen.

Warum hat es denn so lange bis zum ersten richtigen Album gedauert? In der Zwischenzeit habt ihr ja schon einige Veröffentlichungen rausgebracht.

Ja, irgendwie kamen wir nicht so richtig aus dem Quark. Bis 2000 gab‘s ja nur Demos von uns. Die Vorgängerscheiben haben wir komplett im Studio aufgenommen. Zu der Zeit trauten wir uns das Homestudio-Verfahren noch nicht so richtig zu. Das wirkt sich natürlich auf die Kosten aus. Ein volles Album war uns damals zu kostenintensiv. Aber auch wenn die zwei Vorgänger nur jeweils fünf Songs hatten, gab es jedoch noch eine DVD mit fünf Videoclips dazu. Für eine EP ist das ungewöhnlich. Bei „Holidays in Corpseland“ haben wir zuerst alle Klampfen und den Bass im Homestudio aufgenommen und die Spuren dann im Presskopp-Studio von Michael Heiliger mischen lassen. Drums und Vocals haben wir auch bei ihm aufgenommen. Wir sehen „Holidays“ aber nicht als unser Debütalbum an, sondern als dritte Scheibe.

Welche Idee steckt hinter dem Albumtitel? Ich musste da augenblicklich an alte Horror- und vor allem Zombiefilme denken.

Ja, das kommt hin. Wir lieben ja Horror und Science Fiction und verfrachten diese Themen gerne in unsere Songs wie auch in Cover- und Shirt-Motive. Inhaltlich ist der Titelsong aber eher ein Protest gegen die Ausbeutung der Umwelt. Ist zwar nix Neues und haben auch schon hunderte Bands vor uns in ihren Songs verarbeitet, aber leider ist diese Thematik wohl immer aktuell.

Altes im neuen Gewand

Mit „Yes We Bang“ habt ihr einen Song auf der Platte, der bereits 2014 als Single erschienen war. Warum war es euch ein Anliegen, ihn auch auf dem Album zu haben?

Einer der kommerzielleren Songs von uns. Witzig war, dass wir immer wieder gefragt wurden, auf welcher Scheibe der Song denn enthalten ist. Da wir ihn 2014 nur als Single rausbrachten und die mittlerweile nicht mehr erhältlich ist, haben wir ihn aufs Album mit draufgepackt.

Wenn ihr heute zurückblickt, wie sind so eure Gefühle in Bezug auf eure Demos aus den 90ern?

Gemischt, haha. Wir hatten nicht die musikalischen Fertigkeiten wie manche der befreundeten Bands zu der Zeit. Aber wir hielten immer durch und machten unser Ding. Wir würden die Demos zwar so nicht mehr unters Volk bringen, aber trotzdem gab es damals schon den ein oder anderen Song, nach dem die Leute heute noch fragen. „Sarcastic Sacrifice“ und „Rotting On The Gallows“ zum Beispiel gefallen auch uns immer noch sehr gut und sind als Neuaufnahme auch auf der aktuellen Scheibe. Es wird in Zukunft sicherlich auch noch einige Songs aus der alten Zeit in neuem Gewand geben.

Anfänglich wart ihr noch mehr im Death Metal und Grindcore verwurzelt. Heute spielt ihr Thrash mit gelegentlichen Schlenkern in Richtung Heavy Metal. Wie hat sich das entwickelt?

Wir lieben mittlerweile die Abwechslung. Der Metal bietet so viele verschiedene Facetten und Möglichkeiten. Freilich passt die Bezeichnung Thrash Metal immer noch am besten zu uns. Aber es gibt auch immer noch genügend Death und eben auch ein paar traditionelle Metal-Einflüsse. Hinzu kommen dann auch ein paar experimentelle Sachen wie „Skeleton Nation“.

Ihr seid mit drei Gitarristen unterwegs, was ja immer noch recht selten vorkommt. Wie wirkt sich das auf eure Art des Songwritings aus?

Die meisten unserer Songs stammen noch aus der Zeit als wir mit zwei Klampfern unterwegs waren.
Wir bauen das erst seit kurzem etwas mehr aus.

„Wir betrachten CERVET als Hobby“

Gibt es manchmal Schwierigkeiten innerhalb der Saitenfraktion? Zum Beispiel wenn es um die Frage geht, wer wie viele Soli spielen darf?

Oh das sehen wir sehr entspannt. Es geht tatsächlich mehr um die Frage, wer denn jetzt ein Solo spielen soll, haha.

Laut Metal Archives hat es in eurer gesamten Bandgeschichte nur drei Besetzungswechsel gegeben, zweimal am Schlagzeug und einmal an der Gitarre. Wie habt ihr es geschafft, die Besetzung über so einen langen Zeitraum stabil zu halten? Das gelingt ja längst nicht allen Bands.

Ja, da sind wir auch ein bisschen stolz drauf. Sämtliche aktuellen und auch Ex-Mitglieder sind aus dem Freundeskreis. Da wir CERVET als unser Hobby sehen, ist es uns sehr wichtig, dass die Stimmung passt. Nur wenn du dich mit deinen Kollegen auch richtig gut verstehst, kannst du so etwas lange am Leben halten.

Corona hat die Welt weiterhin fest im Griff. Was bedeutet das für euch als Band? Wird es das zweite Album vielleicht schneller geben, weil ihr viel Zeit für neue Songs habt?

Es ist eine sehr schwierige Zeit für alle. Man weiss nicht wo das noch hinführt. Dass wir jetzt ein paar Gigs wegen Corona absagen mussten, ist zwar schade, aber nicht weiter tragisch. Da gibt es weitaus Schlimmeres innerhalb der Krise. Songs und Ideen haben wir schon wieder so viele, dass es für zwei Alben reicht. Ob wir jetzt das nächste Album deswegen schneller hinkriegen, bezweifle ich aber doch stark, dafür kenne ich uns zu gut, haha. Aber ok, 30 Jahre wird’s wohl nicht mehr dauern. Ich tippe da mal auf circa 15.

17.11.2020

"Irgendeiner wartet immer."

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