Cerebral Invasion
"Lass deine Wut zu"
Interview
Die Ruhrpott-Thrasher CEREBRAL INVASION bringen am November ihre erste, selbstbetitelte EP heraus. Grund genug also, Mahmood, dem initialen Kopf hinter dem Projekt, ein paar Fragen zu stellen.
metal.de: Hi Mahmood! Ich hoffe dir geht’s gut. Kommen wir gleich zu deiner neuen Band CEREBRAL INVASION und eurer kommenden, selbstbetitelten EP. Es gibt hart zuhauenden Thrash Metal mit schwierigen Themen zu hören. Songnamen wie “Brainwashed into Madness” und “Public Execution”sind ziemlich unmissverständlich und geben einen Eindruck davon, was man erwarten kann. Wie viel von dir selber und deiner Lebenserfahrung steckt in den Texten?
Mahmood: Hi Alex, mir geht’s gut. Ich hoffe bei dir ist auch alles im Lot. Die ganze Band ist geboren worden, um meine Wut und Frustration mit dieser Welt nach außen zu kehren, eine Art Therapie für mich, um mit all den Schwierigkeiten und Enttäuschungen, durch welche ich gegangen bin, umgehen zu können. Also alle Lyrics basieren auf meinen persönlichen Erfahrungen und wie ich die Welt durch meine Wut wahrnehme.
Meine Wahrnehmung von der Welt, persönliche Konflikte und Menschen in dieser Welt und wie Gesellschaften kontrolliert und manipuliert werden, sind die Dinge, über welche ich schreibe und ich wollte in den Lyrics quasi meinen persönlichen Rachefeldzug gegen diejenigen starten, die unsere Freiheit gestohlen haben. Diese dunkle und angepisste Seite war absolut meine Intention. Wir sind eine Thrash-Band und wollen unseren Ärger direkt in die Gesichter der Menschen drücken. Manchmal muss man schreien, um gehört zu werden.
Wie bist du in Kontakt mit deine Mitmusiker gekommen, die letztlich deine Vision, sowohl musikalisch wie auch textlich, geteilt haben?
Ich kannte Stefan (Absorber – Gitarrist, Anm. der Redaktion) bereits einige Jahre und hatte die Idee für CEREBRAL INVASION schon lange, aber die zeitlichen Umstände haben nie gepasst. 2019 hab ich Simon (Royal – Bassist, auch bei SCRAPER aktiv – Anm. der Redaktion) auf einem Festival kennen gelernt und wir haben uns über Musik und unsere Ansichten über die Welt unterhalten. Wir haben uns auf Anhieb verstanden und er brachte auch gleich Frederik Schultz, unseren Drummer, mit. Dominik (Rothe – Gitarrist, Anm. der Redaktion) ist ein Freund von Stefan und ich kannte ihn auch von TASKFORCE TOXICATOR, deren Musik ich immer bewundert habe.
Deswegen wollte ich ihn in der Band haben, bevor ich überhaupt mit ihm gesprochen hatte. Und irgendwie stimmte er dann auch gleich zu, nachdem ihm Stefan gesagt hat, er hätte nun eine neue Band. Ich habe endlich die richtigen Leute gefunden, um meine Vorstellung von der Welt und meine Liebe für Thrash Metal zu teilen, als ich auf Messers Spitze stand, was meine persönlichen Grenzen angeht. Also wurde die Band als Ausdruck meiner, aber auch unserer aller Wut gegründet.
Wer oder was fällt in unsere Gehirne ein oder mit anderen Worten: Was bedeutet der Bandname CEREBRAL INVASION?
Ich wollte einen Namen haben, der das repräsentiert, wofür wir stehen, was für eine Message wir senden wollen. Wir möchten das Bild einer unerbittlichen, brutalen Welt aufbauen und die Leute mit allen Mitteln erreichen, selbst wenn es bedeutet, Ihnen den Schädel einzuschlagen, um an ihr Hirn zu gelangen, also eine Art „Gedankeninvasion“ lostreten. Ich erwarte nicht, dass Leute was damit anfangen können oder mir zustimmen, jeder hat seine eigenen Glaubenssätze und Ansichten, aber die Band repräsentiert unsere „Wahrheit“.
Wie bist du erstmals mit Metal und speziell mit Thrash Metal in Kontakt gekommen? Ich denke, dass lyrische Konzept würde zum Beispiel auch gut zu Death Metal passen. Also warum ist es für dich Thrash Metal geworden?
Ich habe mit dem Metalhören angefangen, als ich noch ein Teenager war. Ich war in meiner Gesellschaft eh immer schon ein Aussenseiter, alleine dadurch, wie ich mich kleide und ausdrücke. Ich habe die Welt anders als andere wahrgenommen und habe nach meinem Platz gesucht, etwas, womit sich meine aggressiven Gedanken identifizieren können. Und das habe ich im Metal und ganz speziell im Thrash gefunden. Meiner Meinung nach ist Thrash eines der diversesten Genres im Metal. Man ist textlich nicht auf eine Sache beschränkt und kann alles ansprechen, was man möchte, solange es von Herzen kommt.
Ich konnte mich mit den rebellischen Texten im Thrash gut identifizieren und zusätzlich sind die Riffs schnell und brutal. Alles am Thrash Metal sprach mich an und darum wollte ich mich auch darauf fokussieren, wenn ich selber Musik machen würde. Es stimmt, dass meine Stimme mehr für Death Metal als Thrash geeignet ist oder eher damit assoziiert wird, aber ich wollte, dass ich stimmlich all meinen Ärger und meine Gefühle umsetze. Einige unsere Songs haben vielleicht sogar ein paar Death-Metal-Elemente, der Brutalität wegen, aber hauptsächlich sind wir schon eine Thrash-Band.
Was sind einige Bands die CEREBRAL INVASION inspiriert haben? Und was ist dir beim Schreiben der eigenen Musik besonders wichtig?
Wie schon bereits erwähnt hat Thrash einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen und ich ziehe Inspirationen aus vielen Bands, hauptsächlich MEGADETH, SEPULTURA, KREATOR, SLAYER, und METALLICA. Das sind alles Bands, mit denen ich mich auch textlich am meisten identifizieren kann. Ich habe viel von Ihnen gelernt, wie sie die Texte schreiben, die allgemeine Attitüde und auch das Image der Bands und ich strebe an, eine ähnliche Herangehensweise auch für meine eigene Band in Zukunft entwickeln zu können. Das wichtigste ist mir die Message. Ich werde immer über echte und reale Dinge schreiben, die Menschen betreffen. Ich möchte eine Stimme der Kritik und der Wut gegenüber einer abgefuckten Welt sein und hoffentlich können sich einige Leute damit identifizieren.
Was sind die zukünftigen Pläne mit der Band? 2020 als das Desasterjahr hat Touren einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber können wir Club-Shows im nächsten Jahr erwarten, sofern wieder aufgetreten werden darf? Oder vielleicht sogar ein vollwertiges Album in Zukunft?
Die momentanen Umstände haben unsere Pläne definitiv über den Haufen geworfen, speziell was live spielen dieses Jahr angeht, was schade ist, da wir schon sehr heiß drauf sind, auf die Bühne zu kommen und unsere Wut und Energie mit allen zu teilen. Aber wir versprechen, dass wir anfangen zu touren, sobald es uns möglich ist. Auf der anderen Seite hat uns die ruhige Zeit erlaubt, an unserem ersten Album zu arbeiten, das irgendwann 2021 erscheinen wird. Die Ideen der meisten Songs sind fertig und langsam aber sicher nimmt das Album Gestalt an. Es wird dem Stil unserer EP folgen, aber noch aggressiver sein und auch ein paar Überraschungen bereit halten. Da du dieses Jahr erwähnst, es wird auf dem Album tatsächlich einen Song namens „The Face Of Fear“ geben, welcher die momentane Situation anspricht, denn meiner Meinung nach hat diese Pandemie das wahre Gesicht und die Fake-Moralität unserer Gesellschaft, welche sonst alle immer sehr bemühen, schön aufgedeckt.
Danke dir für das Interview und viel Erfolg mit der EP. Irgendwelche letzten Worte?
Am Ende möchte ich gerne noch eine Sache teilen, an die ich aufgrund meiner Lebenserfahrung sehr stark glaube: Lass deine Wut zu und nutze sie. Zorn und Wut sind ermächtigend und kraftspendend, Traurigkeit und Lethargie sind lähmend und ändern nichts an der Situation. Schlussendlich möchte ich metal.de für dieses Interview danken und für den Support kleiner Newcomer wie uns, die Metal am Leben erhalten.
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