Centinex
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Interview
In Zeiten, in denen sich Amerika nicht nur in der Weltpolitik überall einmischt, sondern sich auch immer mehr die europäischen Metaleinflüsse einverleibt, ist es eine richtige Wohltat, wenn eine der ältesten (und leider auch unterbewertetsten) schwedischen Todesblei-Institutionen rücksichtslos den Hammer kreisen läßt und allen zeigt, wie die Essenz von schwedischem Todesblei zu klingen hat. So geschehen auf dem neuen, mittlerweile achten CENTINEX-Album "World Declension", das dem ewigen Undergrounddasein dieser Formation hoffentlich endlich mal ein Ende macht. Es liegt nur an Euch. Bassist und Gründungsmitglied Martin Schulmann hätte bestimmt nichts dagegen. Einzig der Spirit des Undergrounds muß aufrecht erhalten werden.
Hell-O! Was geht in Schweden? In Deutschland hat sich der Sommer eine kleine Auszeit genommen. Wie schaut’s in Schweden?
Hier ist alles ok. Der Sommer ist da und die beschissene Sonne scheint die ganze Zeit.
Glückwunsch zum neuen Album. Cooles Bangfutter. „World Declension“ ist euer achtes Album. Auf welche Weise verändern sich über die Jahre die Erwartungen, die man an seine neue Platte hat?
Wir haben noch nie Erwartungen an unsere Platten gehabt. Wir arbeiten einfach für die Band und sehen zu, daß wir sie voran bringen. Tag für Tag und Jahr für Jahr.
Hat sich in dieser Zeit auch eure Arbeitsweise verändert?
Hehe, das hat sie. Wir proben und üben nicht mehr so viel wie früher. Aber trotzdem ist das Ergebnis besser. Irgendwie strange, oder?
Eigentlich nicht, wenn man es geschafft hat, die Fehler, die man in der Vergangenheit vielleicht mal gemacht hat, abzustellen.
Natürlich haben wir früher den ein oder anderen Fehler begangen, den wir heute nicht mehr machen wollen. Aber über so etwas denken wir nicht nach. Es bringt nichts, hinter sich zu schauen, da solche Sachen eben Vergangenheit und somit nicht mehr zu ändern sind.
Ihr habt in den letzten Jahren oftmals Label und Studio gewechselt. Wart ihr jedesmal nicht zufrieden oder mögt ihr es einfach nicht, irgendwo Wurzeln zu schlagen? Braucht ihr ständig eine neue und frische Umgebung, die euch inspiriert?
Das ist ganz einfach zu erklären: Uns sind einfach ständig besser dotierte Verträge angeboten worden. Wenn wir also die legalen Rechte und somit die Möglichkeit hatten, die Plattenfirma zu wechseln, warum hätten wir es lassen sollen?
Noch dazu hat sich das CENTINEX-Line-up oft verändert. War es beim Kommen und Gehen der verschiedenen Musiker überhaupt möglich, das Ziel im Auge zu behalten?
Ich würde nicht sagen, daß sich unsere Besetzung so oft verändert hat im Vergleich zu anderen Bands, die auch schon 15 Jahre aktiv sind. Das ist meiner Meinung nach ganz natürlich. Deswegen war es auch nicht schwer, immer fokussiert weiter zu arbeiten. Die Besetzungswechsel wurden ja immer nur vorgenommen, damit die Band gestärkt aus ihnen hervorgeht.
Glaubst du, das jetzige Line-up wird den Test der Zeit bestehen?
Höchstwahrscheinlich! Aber leider weiß man nie… Ich würde es mir wünschen.
Du hast CENTINEX vor 15 Jahren gegründet, steckst aber immer noch im Underground. Wurmt es dich manchmal, daß deine Band nicht mehr Aufmerksamkeit abbekommen hat? Oder willst du es gar nicht anders? Eure letzten Platten hatten allesamt das Potential für eine breitere Öffentlichkeit…
Natürlich wollen wir Alben verkaufen, jede Band will das. Aber es darf nicht auf Kosten des Undergroundspirits gehen. Falls es ihn gibt… Und wenn du sagst, daß unsere letzten Platten allesamt gut waren und super Kritiken abbekommen haben, sind wir dann eigentlich noch „underground“? Ich glaube, du solltest eher die Leute fragen, die ihr Geld für wertlose, schwule Scheiß-CDs rausschmeißen, anstatt qualitativ hochwertigen Death Metal zu kaufen…
Glaubst du, „World Declension“ verhilft euch aus dem Underground heraus?
Hoffentlich! Aber um ehrlich zu sein, habe ich mein Vertrauen in die Leute, ihre Denkweise, den Gebrauch ihres sogenannten Gehirns und ihren Geschmackssinn verloren. Die Zeit wird es zeigen.
Der Plattentitel verspricht zumindest keine rosige Zukunft…
Soll er auch nicht. Er spiegelt unsere Sichtweise des momentanen Zustandes der Welt wider.
Warum habt ihr die Platte in die zwei Kapitel „Visions Of Armageddon“ und „Earth Inferno“ geteilt?
Da steckt kein tieferer Sinn dahinter. Wir wollten das einfach mal probieren. Außerdem sieht es auf Vinyl sehr geil aus, wenn jede Seite ihr eigenes Kapitel hat.
Vinyl ist ein gutes Stichwort: Ihr habt diverse EPs, Tapes und Special Vinyl Editions veröffentlicht. Warum liebt ihr diese Sammlerstücke so?
Ich bin selbst ein Sammler und bevorzuge Vinyl anstatt CDs. Der Klang und die Optik sind einfach viel besser und authentischer. Wir werden auch weiterhin diese kleinen Raritäten auf den Markt bringen, um den Vinyl-Geist am Leben zu halten.
Wenn du selbst Sammler bist, was sind die größten Schätze deiner Sammlung?
Ich habe eine Menge rare LPs. Aber welche von ihnen am meisten Geld brächte, wenn ich sie verkaufen würde, weiß ich echt nicht.
Als ich zur Interviewvorbereitung ein wenig über eure Homepage gesurft bin, habe ich in deinem Profil entdeckt, daß du keine Hobbies angegeben hast. Was machst du, wenn du nicht ein Instrument in der Hand hältst oder Songs schreibst?
Ich gehe meinem normalen Job, der Leitung von Dreamtide Music Management, nach, trinke, schlafe oder nörgele an Leuten rum. Mein Tag ist ziemlich ausgefüllt, wie du sehen kannst. Es bleibt keine Zeit für Hobbies. Außerdem ist Sport und so eine Scheiße nur was für Whimps.
Als deine Lieblingsbands hast du Scorpions, Running Wild, Accept, Iron Maiden und Entombed angeführt. Vier von ihnen haben mit Death Metal oder Thrash Metal nichts am Hut. Warum aber spielst du dann Todesblei?
Weil Death Metal ein gutes Ventil für meine Aggressionen ist. Außerdem höre ich privat eine Menge Old-School-Death. Mit den von dir genannten Bands bin ich jedoch aufgewachsen, weswegen sie meine Alltime-Faves sind.
Des Weiteren sind auf eurer Homepage einige „Entweder-Oder“-Fragen zu finden. Deswegen kommen hier jetzt noch ein paar. Bitte erkläre deine Entscheidung. Los geht es mit: Fahren oder laufen?
Laufen oder jemand anders fährt. Ich habe nämlich keinen Führerschein, hehe…
Printmags oder Webzines?
Das ist egal. Der Inhalt ist das Wichtigste, nicht das Format oder das Layout.
Clubgigs oder Festivals?
Ich mag beides, weswegen es mir wurscht ist, wo ich auftrete. Es hängt mehr von der Stimmung und den Begebenheiten ab.
Einzelshows an Wochenenden oder Touring?
Beides. Jede Show ist großartig.
TV glotzen oder lesen?
TV! Aber dafür habe ich auch kaum Zeit.
Gott oder Satan?
Keiner von beiden. Me, myself and I.
Bush oder Bin Laden?
In beide gehört eine Kugel…
Politik oder Cartoons?
Pornomags.
Sex oder Masturbation?
Sex mit häßlichen Unken und Groupies.
Hunde oder Katzen?
Katzen. Hunde sind dumm, fressen zu viel und riechen streng.
Sommer oder Winter?
Sommer, solange es nicht zu heiß ist.
Ja oder Nein?
Vielleicht.
Die letzten Worte gehören dir…
Danke für den Support. Er wird in Erinnerung bleiben. Und ich empfehle jedem, sich „World Declension“ zu kaufen. Wenn nicht, dann fuck off!
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