Celtachor
Interview mit Anais, David und Fionn zum neuen Album "Nuada Of The Silver Arm"
Interview
Wikinger, Schlachten und Alkohol? Das ist den sympathischen Celtic-Black-Metallern von CELTACHOR zu stumpf. Sie beschäftigen sich lieber intensiv mit ihrem irischen Background und Mythen. Wir sprachen mit Anais, David und Fionn über das neue Album „Nuada Of The Silver Arm“, die Entstehung ihrer Songs und Pläne für eine Tour und die weitere Zukunft.
Hallo CELTACHOR, schön, dass ihr die Zeit für ein Interview gefunden habt. Würdet ihr euch unseren Lesern zum Einstieg kurz vorstellen?
Anais: Hi, ihr alle, wir sind CELTACHOR – eine irische Band aus Dublin und wir spielen Dark Folk Metal. Ich bin die Drummerin.
David: Hi, ich bin David und ich spiele Gitarre bei CELTACHOR.
Fionn: Fionn hier! Und ja, zusammen sind wir CELTACHOR.
Nach „Nine Waves From The Shore“ von 2012 ist euer neues Album „Nuada Of The Silver Arm“ euer Zweitwerk. Wie sind eure Gefühle dabei? Hattet ihr bestimmte Ansprüche an das Album und wenn ja, würdet ihr sagen, ihr habt eure Ziele erreicht?
Anais: Ich persönlich bin ziemlich aufgeregt, was das neue Album angeht, und muss das Ganze selbst erst einmal verarbeiten. Für mich sind unsere Fortschritte so groß, dass es mir vorkommt, als wäre „Nuada Of The Silver Arm“ unser erstes Album und „Nine Waves From The Shore“ bloß ein Demo gewesen.
David: „Nuada Of The Silver Arm“ war ein riesen Aufwand für uns. Wir haben eine Menge Zeit hinein gesteckt, um die Ziele, welche wir uns bezüglich des Albums gesetzt hatten, zu erreichen. Wenn du Auftritte spielst, ist es wichtig, dass dir selbst gefällt, was du machst und was du ausstrahlst. Das Album musste sich für uns also zu 100% „richtig“ anfühlen. Wir haben knapp zwei Jahre damit verbracht, es zu verfeinern, und haben es erst ins Studio gebracht, nachdem wir wirklich zufrieden damit waren. Ab dort hat es sich, mit der großartigen Hilfe und dem Verständnis von Ola Erjsfjord, zu einem noch besseren Werk entwickelt, als wir es für möglich gehalten hätten.
Fionn: Ich bin auch sehr aufgeregt bezüglich des Albums. Ich denke, wir haben alle gefühlt, dass wir etwas Besseres als „Nine Waves…“ schaffen könnten. Jedem von uns haben gewisse Elemente unseres Debüts missfallen und die Motivation, es diesmal besser zu machen, hat uns angetrieben. Wir sind die Sache in allen Aspekten professioneller angegangen. Ein professionelles Studio zu betreten und mit einem professionellen Tontechniker (Ola Ersfjord – Hi!) zusammen zu arbeiten, war eine großartige Erfahrung für uns und hat uns gezeigt, wie man die Dinge richtig angehen sollte. Also ja, ich würde sagen, wir haben unsere Ziele erreicht, doch ich denke andererseits, dass man als Künstler immer das Gefühl hat, sich noch verbessern zu können.
Nachdem „Nine Waves From The Shore“ größtenteils gute Bewertungen abstauben konnte und auch eure neue Platte gut ankommt, was sagt ihr? Welche Merkmale machen euch als Band aus? Was hebt euch von der Masse ab?
Anais: Wir sind nicht die erste Dark-Folk-Band, doch wir sind wahrscheinlich die einzige, welche sich zu 100% darauf konzentriert, den Hörern die irische Mythologie näher zu bringen. Desweiteren denke ich, dass wir unseren ureigenen Sound haben.
David: Wir bekommen immer noch viel über „Nine Waves From The Shore“ zu Hören – auch neues Feedback. Als wir das Album geschrieben haben, ist Anais als Drummerin bei uns eingestiegen, so dass wir zum ersten Mal vollständig aus permanenten Mitgliedern bestanden. Ich denke, das hat einen großen Teil unserer bisherigen Bemühungen positiv beeinflusst und nachdem Fionn zu uns gestoßen ist, haben sich uns viele Pfade geöffnet, die wir bisher nicht kannten. Als wir dann anfingen, „Nuada Of The Silver Arm“ zu schreiben, hat uns das als Band zusammengeschweißt. Wir haben alle verschiedene Einflüsse, welche in unsere Songs einfließen und wir verstehen einander perfekt. Ich will nicht sagen, dass wir vorhersehbar sind, doch ich denke, wir haben eine Art „Sechsten Sinn“, welchen man nur schwer findet. So werden unsere Hörer in unseren Sound und unsere Geschichten hineingesogen und erleben diese mit uns.
Fionn: Ich denke, wir haben etwas Alternatives zu bieten, vielleicht sogar etwas, das glaubwürdiger klingt als bei vielen anderen, traditionellen Folk-Metal-Bands. Natürlich sind wir nicht die Ersten und sicher auch nicht die Letzten, welche sich mit der irischen Mythologie beschäftigen, doch unser Ziel ist es, eine Art Soundtrack zu unserer Folklore zu liefern, anstatt uns mit typischen Themen wie Wikingern, Schlachten und Alkohol zu befassen, die von so vielen Folk-Metal-Bands vorgetragen werden. In dieser Hinsicht sehe ich uns eher mit Bands wie BATHORY, SKYFORGER, DRUDKH oder OBTEST auf einer Wellenlänge, als mit anderen Bands dieses Genres.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Black Metal mit Einflüssen aus dem Folk-Bereich zu spielen? Hat sich das einfach ergeben, oder gab es einen ausschlaggebenden Punkt, an welchem ihr gesagt habt: „So, nun machen wir Blackened Folk Metal.“?
Anais: Stephen und David haben sich bei der Gründung der Band für dieses Konzept entschieden. Als ich ihr Demo entdeckt habe, hat es mich umgehauen. Die dunkle Atmosphäre, die Leidenschaft, die irische Mythologie… Zum Glück waren sie auf der Suche nach einem Drummer.
David: Als Stephen und ich die Band gründeten, haben wir uns früh dafür entschieden, dass unser Sound wild und ursprünglich sein sollte. Roh und glühend. Also haben wir uns mit unserem Demo „In The Halls Of Our Ancient Fathers“ auf die Aspekte unserer Geschichten konzentriert, denen wir mit unserer Energie Leben einhauchen konnten. Solche Aspekte, wo sich spezielle Ereignisse abgespielt haben, oder aufregende Momente in der Geschichte eines bestimmten Charakters stattfanden. Ja, viele Black-Metal-Einflüsse finden sich in unserem Sound, doch es gibt auch viele Einflüsse aus anderen Bereichen. Ich kann nicht behaupten, dass ich mich hauptsächlich auf das Spielen von Black Metal konzentriere. Ich spiele das, was sich richtig anhört und wovon ich denke, dass es gut passt.
Fionn: Ich kann für meinen Teil sagen, dass ich mit der Zeit von dem Willen, einen „amerikanischen“ Sound zu bekommen, welchen viele irische Bands zu haben scheinen, gelangweilt war. Dieser Sound klingt mir einfach zu allgemein und lässt jeden Wiedererkennungswert vermissen. Ich brauchte etwas Authentisches und Bedeutungsvolles, mit dem sich arbeiten lässt. So wurde ich von der Sorte Bands angezogen, zu welcher CELTACHOR gehören, bis ich im Dezember 2012 zur Band stieß. Der Fundus der irischen Mythologie präsentiert wirklich dunkle Konzepte und Ideen und ich denke, es dreht sich mehr um die Atmosphäre, als um den „Groove“, so dass unsere Musik näher am Black Metal liegt, als am traditionellen Folk Metal.
Wie gestaltet sich das Songwriting bei euch? Gibt es ein „kreatives Oberhaupt“, oder habt ihr alle gleichermaßen Einfluss auf die Gestaltung eurer Stücke?
Anais: Seit dem zweiten Album hat Fionn die meisten Riffs eingebracht, doch er schreibt diese erst, nachdem er sich mit den Konzepten beschäftigt hat, die auf Stephen zurück gehen. David bringt ebenfalls eigene Riffs ein und überarbeitet Fionns, wenn er Ideen hat, wie diese besser klingen könnten. Auch ich kann mich in das Schreiben und Komponieren der Stücke einbringen und finde es toll, in einer Band aktiv zu sein, wo Jeder auf den Anderen hört.
David: Wir teilen uns die Arbeit. Stephen erarbeitet die Konzepte und Anais, Fionn und ich schreiben die Songs. Dabei achten wir darauf, dass uns die einzelnen Komponenten auch wirklich gefallen. Wir nehmen nicht das erstbeste Riff, was uns in den Sinn kommt, sondern beschäftigen uns mit den Riffs und Melodien, bis wir herausgefunden haben, warum sie uns so gut gefallen.
Fionn: Auf diesem Album konnte ich mich weitaus mehr einbringen, als auf dem letzten. „Nine Waves…“ war schon halb fertig, als ich zur Band gestoßen bin, doch dieses Mal habe ich einen großen Teil der Hauptmotive und Riffs geschrieben. Das soll jedoch nicht heißen, dass wir nur „den Einen“ hätten, welcher als einziger Einfluss auf die Stücke hat. Es hat sich einfach so ergeben, dass wir das Album dieses Mal so angegangen sind. Ich denke, man kann sagen, dass „Nuada…“ eine weitaus dunklere Seite hat, als das bei „Nine Waves…“ der Fall war. Dieses Mal gibt es einen Schlag mitten auf die Zwölf! Natürlich hat auch David super Riffs beigesteuert. Ich finde, unsere beiden, unterschiedlichen Stile harmonieren sehr gut miteinander. Stephen schreibt den Großteil der Konzepte und Texte und ja: So arbeiten wir dann.
Woher nehmt ihr die Inspiration für eure Musik und wie schreibt ihr eure Texte? Gibt es bestimmte Momente, welche eure Lyrik prägen, oder sagt ihr von vorneherein, dass ihr ein bestimmtes Thema bearbeiten wollt und recherchiert dann dazu?
Anais: Wie gesagt, darum kümmert sich Stephen. Am Anfang schreibt er das grobe Konzept des Albums und unterteilt es in Tracks. Manchmal verändern wir mit ihm zusammen noch etwas daran, aber dann starten Fionn und David mit dem Schreiben der Songs. Stephen hört sich die Riffs und die Form, welche die Stücke annehmen, an, schreibt seine Flüsterparts und arbeitet dann Stück für Stück an den Lyrics.
Fionn: Stephen stellt uns seine Texte und Konzepte vor, was dann unser Ausgangspunkt wird. Wir studieren die Mythologien und versuchen die richtige Atmosphäre für die einzelnen Abschnitte des Albums zu schaffen. Die Lyrics erzählen eine Geschichte und wir versuchen dieser Geschichte die richtige Stimmung und die richtigen Gefühle einzuhauchen. Für mich ist es einfacher, wenn ich versuche, mir die Grundstimmung einer Story vorzustellen. So kann ich leichter den richtigen Sound finden, als wenn ich mich mit einzelnen Lyrics beschäftigen würde.
Ihr setzt mit eurer Musik nicht nur auf Aggressivität, auch tragende und atmosphärische Momente sind ein Merkmal eurer Songs. Legt ihr Wert auf eine gewisse Mischung von Aggressivität und Gefühl, oder komponiert ihr aus dem Bauch heraus?
Anais: Das kommt immer auf die Geschichte an. Findet in der Geschichte ein Kampf statt, reagieren wir mit aggressiven Riffs. Stirbt jedoch beispielsweise ein Held, tragen wir ein trauriges und langsamen Riff vor etc.
David: Das ist ein kritischer Punkt für die gesamte Band. Die Aggression kommt dadurch, dass wir versuchen, uns in die einzelnen Momente hineinzuversetzen. Wichtig sind dabei die Konzentration und das Gefühl – was geht dieser Person momentan durch den Kopf? Wie wird sie reagieren? Kann ich diese Gefühle ehrlich darstellen? Wäre ich der Hörer, könnte ich mich in die Gefühle hineinversetzen, welche der Song zu übertragen versucht?
Fionn: Ich persönlich versuche nicht meiner Musik solch einen Stempel aufzudrücken. Wenn ich Musik schreibe, dann ist es um diesen Geschichten eine glaubhafte Textur zu geben und um etwas in mir selbst auszudrücken. Vielleicht resultieren die Atmosphäre und die Gefühle, welche du beschreibst, daraus, dass wir Irisch sind. In der irischen Psyche ist eine gewisse Beharrlichkeit verankert, welche vielen unserer europäischen Kollegen fehlt. Ich glaube, ich könnte kein einziges Element nennen und sagen: „Das ist, warum irischer Black Metal klingt, wie er klingt.“, doch da ist dieses „gewisse Etwas“. Eine Düsternis, welche nicht durch konstante Aggressivität übertragen werden kann, sondern ruhige und reflektive Momente benötigt, um sich zu entfalten.
Ich kann mir vorstellen, dass eure Songs besonders live zu überzeugen wissen. Plant ihr eine Tour oder Dergleichen?
Anais: Es gibt nichts, was wir uns mehr wünschen. Bei Live-Auftritten geben wir Alles, was wir haben. Es ist wichtig für uns, dass wir nicht bloß in unseren Jeans auftauchen, kurz spielen und wieder abhauen. Wir bieten eine Show, eine richtige Interaktion mit dem Publikum.
David: Natürlich, wir möchten unsere Songs so oft wie möglich Live spielen. Wir haben immer Interesse daran, uns mit Promotern und Organisatoren auseinander zu setzen, welche uns eine Auftrittsmöglichkeit bieten möchten. Wenn sich also Jemand für uns interessiert, kann er uns über celtachorbooking@hotmail.com oder über eine unserer Social-Media-Seiten erreichen.
Fionn: Wir fänden es alle toll, eine Tour zu starten, doch das Geld kann einem schnell einen Strich durch die Rechnung machen. Wir leben am westlichst gelegenen Punkt Europas – auf einer kleinen Insel, welche am atlantischen Ozean gelegen ist. Es kann sehr teuer sein, ins Herz Europas und wieder zurück zu reisen. Falls ihr uns gerne bei euch spielen sehen würdet, sprecht doch mal mit lokalen Promotern. Wir würden uns sehr freuen, ein paar Tourdaten für Europa und darüber hinaus raushauen zu können.
Was sind eure Pläne für die Zukunft?
Anais: Gigs, und natürlich das nächste Album! Wir haben schon damit angefangen. Das Konzept ist bereits geschrieben, die Jungs haben mit ihren Riffs begonnen…das Schreiben des Albums ist der tollste Part des ganzen Prozesses.
David: Live spielen und weitere Songs schreiben.
Fionn: Album Nummer drei schreiben. Dieses Mal wird es weitaus schwieriger und anspruchsvoller, unsere Ziele und Ideale zu erreichen, welche wir uns zur Zeit gesetzt haben.
Danke für das Interview, CELTACHOR. Gibt es noch etwas, was ihr zum Abschluss sagen möchtet? Vielleicht etwas, was ihr euren Fans unbedingt schon einmal sagen wolltet?
Anais: Allerdings: Ihr seid klasse! Danke für Alles!
David: Ich danke euch dafür, dass ihr euch unsere Musik anhört und uns unterstützt. Ich kann es kaum erwarten, bis ihr das neue Album zu Hören bekommt.
Fionn: Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, uns zu interviewen. Ich warte darauf, dass den Leuten unser neues Album zu Ohren kommt. Ich denke, dass es euch ziemlich gut gefallen wird.