Cellar Darling
Anna Murphy im Interview. "An die Rolle der Frontfrau muss ich mich noch etwas gewöhnen"
Interview
Das Trio CELLAR DARLING besteht aus Anna Murphy, Merlin Sutter und Ivo Henzi. Wie den meisten bekannt sein dürfte, waren die bis vor gut einem Jahr noch Mitglieder von ELUVEITIE. Durch den Split wurde dann Zeit und kreative Energie für etwas Neues frei. Mit „This Is The Sound“ kommt nun das Debütalbum der Band raus. Bereits Mitte Mai nahm sich Anna Murphy die Zeit, uns etwas über die Hintergründe und den Entstehungsprozess zu erzählen.
Zuerst einmal natürlich danke für deine Zeit! Das CELLAR DARLING-Debüt „This Is The Sound“ kommt Ende Juni raus. Habt ihr gerade noch viel zu tun, oder habt ihr das meiste schon geschafft?
Wir haben jetzt das meiste geschafft. Das war eine sehr intensive Zeit. Aber wir fangen jetzt wieder an, zu proben, und bereiten Listening Sessions und Promo-Aktivitäten vor. Es ist aber jetzt immerhin ruhiger als zu der Zeit, in der wir das Album aufgenommen haben.
CELLAR DARLING habt ihr ja innerhalb eines Jahres komplett auf die Beine gestellt.
Genau, ja.
Kannst du uns das mal kurz zusammenfassen? Was hat wie lange gedauert, wie schnell habt ihr euch eigentlich darauf einigen können, was ihr machen wollt?
Für mich ist das alles eigentlich auch garnicht so wirklich greifbar, weil so viel in diesem Jahr passiert ist. Wir haben nicht nur eine Band gegründet, sondern auch ein Album geschrieben. Es ist alles total an mir vorbeigegangen (lacht). Wir waren da irgendwie in unserer Welt eingeschlossen, ein Jahr lang. Angefangen hat alles ziemlich schnell, denn der Ausstieg bei ELUVEITIE war auch für uns sehr unerwartet. Wir wollten eigentlich schon lange zu dritt ein Projekt machen, das wäre natürlich ursprünglich dann als Nebenprojekt gedacht gewesen. Das Nebenprojekt wurde dann plötzlich sehr schnell unsere Hauptbeschäftigung. Ansonsten haben wir einfach drauf los komponiert, wir haben uns nicht besonders viel dabei überlegt oder geplant, wir haben einfach mal im Proberaum viel Bier gesoffen und haben geschaut, was dabei rauskommt. Und das ist jetzt halt das Resultat davon. Das ist alles recht organisch passiert, nicht mit viel Überlegung (lacht).
Das Thema Nebenprojekt hast du ja gerade schon angesprochen. Du selbst hast ja neben CELLAR DARLING noch einige andere Projekte. Wie teilst du deine Zeit da auf?
Ich mache das eigentlich genauso, wie ich das bei ELUVEITIE immer gemacht habe. Die kamen immer klar an erster Stelle. Immer, wenn sich dann Zeitfenster für andere Sachen geöffnet haben, habe ich dann irgendwas anderes gemacht. Das war aber alles ziemlich entspannt, ich bin da nie in die Situation gekommen, dass mir jemand anders Druck aufsetzt.
Ihr habt gerade ein Video, bzw. mehrere Videos auf Teneriffa gedreht. Was darf man sich da vorstellen? Ein Foto, das du gepostet hast, sah schonmal sehr geheimnisvoll aus, mit Kontaktlisen…
Genau (lacht). Also ich bin mit einem Sonnenstich nach Hause gekommen. Ich lag jetzt zwei Tage flach. Das war sehr „schön“. Ich habe noch groß auf den Küsten von Teneriffa rumposaunt, wie gut ich die Sonne vertrage, und dann, ja… das hat mich dann ein bisschen eingeholt. Also ich habe die Videos noch nicht gesehen, das ist für mich etwas schwierig zu beurteilen, wie das sein wird. Ich habe sehr viel Arbeit in ein Script gesteckt, und wie das alles so sein soll, und es kommt jetzt überhaupt nicht so, wie ich mir das ursprünglich gedacht hatte. Ich hatte halt meine Idee, aber wie das dann umsetzbar ist, weiß die Video-Firma eben besser.
Deshalb sind ein paar Sachen schlussendlich anders geworden. Aber ich denke, die Aussagen der Songs werden passen. Das Ganze soll auch etwas abstrakt sein. Du hast das schon richtig erkannt, es ist sehr mysteriös alles, wir arbeiten ja vor allem mit Symbolik, mit Bildern, die eine Art Geschichte vermitteln. Wir fanden Teneriffa einfach passend von der Landschaft her. Beim Video zu „Avalanche“, das ist das Video vom Bild, ist es eigentlich das genaue Gegenteil. Bei „Avalanche“ geht’s ja um Schnee und die Alpen, und da fand ich es spannend, diesen Song eben nicht in einer Schneelandschaft, sondern im puren Gegenteil umzusetzen.
Die Geschichten, die du angesprochen hast, sollen ja auch traditionelle Geschichten sein, die man vielleicht sogar kennt. Sie sind wenn dann aber recht kryptisch, ich persönlich habe jetzt nichts wiedererkannt.
Das ist glaube ich eine Fehlinformation. Das haben mich andere auch schon gefragt, ob wir jetzt alte Volksgeschichten vertonen. Ich glaube, das war eine Fehlkommunikation, die da irgendwo mal passiert ist. Wir vertonen keine Geschichten, die es schon gibt. Wir machen eigentlich genau das Gegenteil, ich erfinde völlig neue Geschichten, und das auf eine sehr impulsive Art. Also im Grunde genau das Gegenteil davon, alte Geschichten zu vertonen. Ich habe das aber auch schon gelesen, kann gut sein, dass wir das irgendwo selbst mal falsch gesagt haben.
Schreibst du die Geschichten dann auch tatsächlich auf und baust daraus hinterher Lyrics, oder kommt da schon direkt der Song?
Nein, eigentlich garnicht. Ich schreibe keine Geschichte von A bis Z, sonst könnte ich ja auch ein Buch schreiben, oder ein Drehbuch. Das Schöne an der Musik ist, finde ich, dass sich der Hörer selbst immernoch was vorstellen kann. Das finde ich auch sehr wichtig, und ich möchte Geschichten schreiben, die die Vorstellungskraft der Hörer animieren, und sie auch träumen lassen. Das mache ich auch, wenn ich Musik höre. Zum Teil achte ich auf den Text und denke mir aus, wie dieser Text für mich etwas bedeuten oder auf mich zutreffen könnte. Oder ich erfinde was völlig Freies und stelle mir zur Musik etwas total anderes vor. Ich möchte auch so schreiben, dass die Leute sich was dabei vorstellen können. Zum Teil sind die Geschichten in sich abgeschlossen, zum Teil bieten sie viel Raum für Interpretation, zum Teil sind sie so abstrakt, dass man garnicht so genau weiß, um was es geht. Was mir wichtig ist, ist, dass sie ein Gefühl vermitteln.
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