Catamenia
Interview mit Riku Hopeakoski über "Cavalcade"

Interview

15 Jahre gibt es die finnischen Melodic Black Metaler von CATAMENIA nun schon und mit “Cavalcade” haben sie ihr mittlerweile neuntes Album in den Startlöchern. Wie die Band ihre Leidenschaft für die Musik bis jetzt bewahrt hat und warum das nicht immer einfach war, erklärt uns Gitarrist Riku Hopeakoski.

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Grüß dich, Riku! Wie geht es dir?

Hi! Danke, mir geht es gut. Ich beantworte Interviews und promote das neue Album bestmöglich, bisher sind die Reaktionen wirklich beeindruckend!

Herzlichen Glückwunsch zum neuen Album “Cavalcade”. Seit eurem Debüt 1998 ist es bereits euer 9. Album. Wie schafft ihr es, in so kurzen Abständen immer wieder konstant gute Scheiben auf den Markt zu werfen? Und entsteht mit der Zeit nicht sogar eine Art Druck, sich nicht auch mal länger für ein Album Zeit lassen zu können?

Nochmal vielen Dank! Nein, ich glaube nicht, dass dadurch Druck entsteht. Wir buchen das Studio immer, wenn wir fertig mit den Songs sind, außer bei “VIII – The Time Unchained”, da gab es einige Probleme, aber dazu später. Also, wenn die Songs fertig sind, warum warten, um ins Studio zu gehen? Ist es “trendy” zu warten? Bestimmt nicht, deshalb sollte man eben einfach ins Studio gehen, wenn man das Gefühl hat, fertig zu sein. Wenn jemand behauptet, eineinhalb Jahre wären zu wenig Zeit zwischen zwei Alben, was glaubt derjenige, wer er ist, um das bestimmen zu können? Kennt er mich und die Band? Weiß er, wie unsere Songs entstehen? Nein, natürlich nicht! Deshalb denke ich einfach nicht über die Zeit zwischen den Alben nach. Natürlich sollte das mehr als eine Woche sein, hehe, aber ich werde niemals mehrere Jahre warten, nur weil es eine Art Trend geworden ist. Ich schreibe keine Songs, indem ich mich dazu zwinge. Wenn ich keine Idee habe, lege ich die Gitarre eben wieder beiseite. Natürlich habe ich mir auch schon fast in die Hosen gemacht, wenn ich monatelang absolut keine Idee hatte. Aber in diesem Fall sollte man einfach relaxen, nicht darüber nachdenken und sich keine Sorgen machen. Ich denke, meine Ideen bekomme ich durch verschiedene Dinge oder Einflüsse, durch die Vielseitigkeit aller Dinge überhaupt. Wie könnte dies Druck auf mich ausüben?

Seit ihr auch nach so vielen Alben noch etwas nervös oder aufgeregt vor einem Release? Oder ist das fast schon Routine geworden?

Haha, nein, nichts ist Routine in diesem Business. Natürlich sind wir immer noch nervös wegen des Releases und freuen uns unglaublich darauf. Die Aufregung, wie die Fans wohl reagieren und wie wir neue Fans erreichen, wie die Reviews ausfallen, usw. Alles ist sehr aufregend! Wenn dieser Reiz nicht mehr da ist, ist es wohl Zeit, beiseite zu gehen.

“Cavalcade” heißt das neue Werk. Beim Recherchieren habe ich natürlich versucht, die Bedeutung des Titels bezugnehmend auf das Album zu ergründen, aber ich bin zu keinem logischen Ergebnis gekommen. Wieso also diese ungewöhnliche Betitelung?

Als wir über ein mögliches Konzept für das Album und die Lyrics nachdachten, hatte unser Gitarrist/Sänger Ari die Idee zu diesem Titel. Sofort hatte ich das Gefühl, dass dies der Titel werden sollte und wir veröffentlichten ihn auch sofort, um sicherzustellen, dass niemand den Titel vor uns nutzen würde, hehe. Wir suchten einen Namen, der ausdrückt, dass alles auf dem Album in Verbindung zueinander steht, als ob die einzelnen Songs alle eine Geschichte erzählen, aber mit demselben Wort.

Welches lyrische Konzept steht hinter “Cavalcade”?

Wir haben das Thema unserer Lyrics dieses Mal etwas geändert. Bisher haben wir über die nordische Natur geschrieben, Kälte und Dunkelheit, auch in der psychischen Bedeutung. Dieses Mal haben wir einfühlsamere Themen gewählt, wie z.B. wie man über tiefste Ängste und Gefühle sprechen und Lösungen dafür finden kann. Die Texte machen den Hörer angreifbar und enttarnen alles von ihm. Auch schrieben wir über die größten Laster der Menschen, Gier und Machtstreben und das durch die ganze menschliche Geschichte, in allen Kulturen und Religionen. Besonders kann man das beim Opener “Blood Trails” hören.

Wer war diesmal für das Artwork des Albums zuständig? Und warum sind erstmalig keine Wölfe mehr Teil davon?

Ich habe das Artwork selbst gemacht. Es war eine lustige Situation, weil wir Anthony (Anthony Clarkson, Artworks für “Location:COLD”, “VIII – The Time Unchained”, Anm. d. R.) bereits fragten, ob er das Cover machen möchte und als wir eine Skizze davon erhielten, mochten wir es nicht wirklich. Also entschieden wir gemeinsam mit Massacre Records, dass ich es einfach selbst machen sollte. Ich hatte ja auch schon eine Skizze angefertigt, um dem Künstler zu zeigen, was wir uns vorstellen. Als es fertig war, zeigte ich es meinen Jungs und dem Label und wir entschieden, dass wir es nutzen wollten. Die Wölfe diesmal wegzulassen, war ebenso eine gemeinsame Entscheidung in der Band. Als wir sahen, dass die Musik und die Texte anders werden würden, dachten wir, auch das Artwork solle sich von den bisherigen unterscheiden. Aber der Wolf wird in unserer Bandgeschichte immer da sein, das kann uns niemand nehmen.

Musikalisch driftet “Cavalcade” von eurem bisherigem Stil ziemlich ab. Was ist der Grund dafür? Wolltet ihr mal etwas neues ausprobieren oder seht ihr dies als Teil der natürlichen Entwicklung einer Band über die Jahre?

Eigentlich gibt es dafür keinen Grund. Es gab immer eine natürliche Entwicklung in der Band, mit der wir gehen und das passierte auch dieses Mal. Es gab einige wirklich dunkle Momente, als wir unser letztes Album “VIII – The Time Unchainde” aufnahmen. Alles lief von Anfang bis Ende falsch und ich habe sogar darüber nachgedacht, die Band zu verlassen und die Kontrolle an Ari und Toni zu übergeben. Wir haben die Leidenschaft für die Musik verloren und die Freude am Spielen. Doch mit der Unterstützung der Jungs nahm ich erneut meine Gitarre in die Hand und schrieb den ersten Song “Blood Trails”. Ich war total aufgeregt, schickte ihn an die anderen und fragte nach ihrer Meinung. Sie waren ebenso begeistert und glücklich und als die anderen Songs fertig waren, realisierten wir erst, dass das Album irgendwie anders geworden war. Also war es eine ganz natürliche Entwicklung ohne darüber nachzudenken und nun haben wir unsere Freude am Spielen auch wieder gefunden.

Das Album ist vor ein paar Tagen erschienen. Mit was für Reaktionen darauf habt ihr gerechnet und inwieweit haben sich diese Erwartungen mit dem Feedback gedeckt?

Bisher ist das Feedback wirklich super! Wir haben mit diesem Album viele neue Fans erreicht und auch viele der alten Fans lieben das Album. Natürlich gibt es auch die, die dies nicht tun und die über diese Entwicklung nicht glücklich sind, aber was soll man machen. Man kann es nie jedem recht machen. Ich kann nur raten, dem Album eine Chance zu geben und es nicht nach dem ersten Durchlauf abzustempeln. Es braucht einige Zeit, um den Hörer zu erreichen.

Was denkt ihr überhaupt selbst über “Cavalcade”? Seid ihr zufrieden mit dem Resultat? Oder würdet ihr im Nachhinein einiges verändern wollen?

Ich bin absolut zufrieden damit und ich würde nichts ändern wollen. Ich würde all das nochmal durchleben und alles ganz genauso machen. Ich denke, es ist unser bisher bestes Album und man kann heraus hören, dass die Band es genossen hat, zu spielen und die Musik aufzunehmen, man spürt es einfach. Oh warte! Ich hätte etwas anders machen können: Ich hätte noch mehr Songs drauf packen können, hehe! Aber die Zeit im Studio rückte näher, die anderen Songs waren fertig und da wollte ich nichts mehr übers Knie brechen. Also müsst ihr euch wohl einfach bis zum nächsten Album gedulden!

Wie kam es eigentlich zu der Zusammenarbeit mit Ville Laihiala von POISONBLACK, der euch beim Song “Blood Trails” seine Stimme geliehen hat? Und welche Erfahrungen habt ihr mit ihm gemacht?

Ville zu fragen, ob er als Gastsänger helfen würde, hatten wir schon beim letzten Album vor, aber wir wollten ihn in die Probleme, die wir zu dieser Zeit hatten, nicht einbeziehen. Da dieses Mal alles ganz locker ablief, der Zeitplan aufgegangen ist und wir am Ende sogar noch Zeit übrig hatten, fragten wir ihn einfach. Er war anfangs sehr skeptisch gegenüber dieser Idee, aber als er sich die Songs angehört hatte, war er überzeugt. Er dachte, dass wir immer noch denselben schnellen Black Metal spielen würden, aber dann war er überrascht über unsere musikalische Wendung und er liebte die neuen Songs wirklich. Ich denke, man kann es seiner Stimme anhören, dass er es auch genossen hat, den Song zu singen. Ville ist persönlich ein wirklich cooler Typ und ein ernsthafter und professioneller Musiker. Aber nach den Aufnahmen haben wir ein paar Bier zusammen getrunken und uns das Album immer wieder angehört. Obwohl wir uns schon lange kannten, sind wir jetzt erst wirklich gute Freunde geworden.

CATAMENIA wurden 1995 gegründet. Euch gibt es nun also schon 15 Jahre. Wie gedenkt ihr, das zu feiern?

Verflucht! Sind wir wirklich schon so alt? Aber nein, es gibt keinen Pläne, das zu feiern. Die Jahre sind eben vergangen als Prozess, um das zu erreichen, was wir jetzt haben. Es wird für uns eher Grund zum Feiern sein, unser 10. Album zu veröffentlichen. Dafür haben wir große Pläne, also hoffe ich, dass wir das realisieren können und das kommt größtenteils auf Massacre Records an. Wir wollen ein fettes limitiertes Boxset machen. Aber gut, lass uns erstmal das aktuelle Album fokussieren, hehe.

Wie fühlt es sich für dich als einzig übriges Gründungsmitglied der Band an, auf eine solche lange Zeit voller Hochs und Tiefs für die Band zurück zu blicken, vor allem auf so manchen Besetzungswechsel in dieser Zeit?

Natürlich sind Besetzungswechsel immer eine traurige Geschichte und ich wünsche diese Erfahrung keiner Band, aber auch das war Teil unseres Weges. Die Wechsel waren unabwendbar und haben uns auch zu dem geformt, was wir sind. Manchmal gibt es persönliche Gründe, aber manchmal sind es einfach musikalische Differenzen in der Band. Aber ich fühle mich nicht wie das Gründungsmitglied, sondern nur als Teil der Band. Es fühlt sich an, als wären alle von Anfang an dabei gewesen und deshalb schätze ich die anderen so sehr.

Denkst du, dass euer aktuelles Line-Up diesmal konstant ist? Schließlich ist “Cavalcade” zumindest schon euer zweites Album in dieser Konstellation und das ist meines Wissens nach das letzte Mal bei “Morning Crimson” und “Eternal Winter’s Prophecy” so gewesen.

Man soll niemals nie sagen, aber diesmal, werde ich… oder sollte ich? Hehe, auf jeden Fall ist das momentane Line-Up großartig und auch fest. Es wird sich nur ändern, falls etwas wirklich schlimmes passiert, wie Tod, Verlust von Körperteilen oder sowas, haha! Nein, natürlich können auch persönliche Probleme oder ähnliches auftauchen. Ari sagte das auch schon in mehreren Interviews. Wenn diesmal jemand ausstiege, dann würde es eine wirklich große Änderung sein und es würde lange dauert, das zu überwinden.

Ihr habt bisher all eure Alben bei Massacre Records veröffentlicht. Gibt es neuerdings Verträge auf Lebenszeit :)? Oder seid ihr einfach so zufrieden?

Ja wir sind tatsächlich schon seit unserem Debüt “Halls Of Frozen North” bei Massacre Records und wir werden auch mindestens ein weiteres Album bei ihnen veröffentlichen. Danach habe ich keine Idee, wie es weiter geht. Ich könnte mir aber vorstellen, den Vertrag zu verlängern. Wir sind sehr zufrieden mit ihnen und sie mit uns. Natürlich haben alle Geschichten ihre Hochs und Tiefs, nichts ist perfekt. Wenn sie uns allerdings nicht nochmal signen wollen, werden wir unser Ding trotzdem weiter durchziehen, nur eben woanders und mit jemand anderem. Momentan aber fühlen wir uns als Teil der großen Massacre Records-Familie und nur die Zukunft kann uns sagen, was in ihr passieren wird.

Ihr spielt dieses Jahr auf dem Ragnarök Festival und einige Gigs in Finnland. Habt ihr weitere Live-Pläne für 2010, im Besonderen natürlich für Deutschland?

Ja wir haben einige Pläne für Touren in Europa und Russland. Auch eine Tour in Australien und Amerika ist geplant und wir freuen uns unglaublich darauf. Wir müssen nur warten, wie die Dinge sich entwickeln. Aber natürlich ist Deutschland, als eines der wichtigsten Länder in Sachen Metal, bei einer Europa-Tour mit eingeplant, also keine Angst, wir werden dort auf jeden Fall mehr als einmal in diesem Jahr spielen. Im August spielen wir zudem auf dem Brutal Assault Festival in Tschechien und ich hoffe, dass weitere Festivals folgen.

Mal zusammengefasst: 15 Jahre Bandbestehen, neun erfolgreiche Alben bei einem fetten Label, jede Menge Live-Auftritte und einige Touren. Gibt es eigentlich noch irgendetwas, was du mit CATAMENIA erreichen willst?

Ja, wir haben in den vergangenen Jahren schon einiges erreicht. Aber die Leidenschaft ist immer noch dieselbe, Gigs zu spielen, um die Welt zu touren und neue Alben rauszubringen. Und das werden wir weiterhin tun, so lange, wie wir es genießen und uns damit glücklich fühlen. Ich würde gern noch ein paar Festivals spielen, bevor ich sterbe, z.B. Wacken und With Full Force. Auch haben wir bisher nicht in Amerika getourt, also würde damit auch ein Traum wahr werden. Drücken wir die Daumen, dass all das noch klappt!

Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören dir.

Ich hoffe, wir sehen uns auf unseren Gigs und Touren! Wer unser neues Album “Cavalcade” noch nicht kennt, hört euch unsere neuen Songs auf www.myspace.com/catameniaband an!

02.03.2010

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