Carnal Tomb
Wir spielen Oldschool-Death-Metal mit Schweden-Kettensägen-Sound.
Interview
CARNAL TOMB sind schon lange keine Unbekannten mehr und nur noch schwerlich aus der deutschen Death-Metal-Szene wegzudenken. Mit ihrem neuen Album „Embalmed In Decay“ gibt es nicht nur ordentlich auf die Mütze, sondern die Band beweist auch bei aller Brachialität, wie differenzierter Death Metal funktioniert. Dass es trotz tausendfacher Interpretation noch immer neue, spannende Ansätze geben kann, ohne dabei den eigenen Stil komplett umzukrempeln, zeigen die Berliner mit ihrem neuen Werk. Drummer Daniel „Vomitchrist“ Sturm hat sich die Zeit genommen und unsere Fragen beantwortet.
Glückwunsch zum neuen Album. „Embalmed In Decay“ wird Anfang November veröffentlicht – wie seid Ihr mit dem Ergebnis zufrieden und wie sind die ersten Reaktionen dazu ausgefallen?
Vielen lieben Dank! Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden und freuen uns, endlich das Album auf die Menschheit loszulassen. Ich habe bereits im Juni 2022 die Drums eingespielt und dementsprechend lange warte ich schon auf das Feedback zum Endergebnis. Die Reaktionen auf die ersten Singles waren auch durchweg positiv und ich denke, die Leute haben Lust auf unser Material.
Der Sound ist dieses Mal doch um einiges anders geraten, vor allem der Bass steht insgesamt deutlicher im Vordergrund. Habt Ihr das bewusst so umgesetzt? Mit welchem Ziel?
Findest du? Auf „Abhorrent Veneration“ und „Festering Presence“ hatte der Bass auch schon eine starke Rolle. Seit dem letzten Album haben wir nun auch einen neuen Bassisten, Mustafa, und er ist schon ein Virtuose an seinem Instrument. Musikalisch hat er viele eigenständige Basslinien erschaffen und diese müssen einfach gehört werden. Die Songs klingen dadurch ausgereifter und geben der Band, gerade in unserem Sektor, eine starke eigene Note.
Ihr habt wieder in Berlin aufgenommen, aber diesmal in Schweden mastern lassen. Wie sind die Aufnahmen generell abgelaufen und wie seid Ihr an Sverker geraten?
Die Aufnahmen haben sich dieses Mal leider etwas gezogen. Wie schon erwähnt, wurden die Drums im Juni 2022 aufgenommen. Alles im Kasten war am Ende im November 2022. Bis auf den Bass haben wir wieder alles bei Tobias Engl (Englsound; Anm. des Redakteurs) in Berlin aufgenommen. Mustafa wohnt mittlerweile in Ankara. Um einen Flug zu vermeiden, hat er dort auch den Bass in einem Studio aufgenommen. Nachdem Tobi alles gemischt hat, ging es dann nach Schweden. Als Fans von DIABOLICAL waren wir mit der Arbeit von Sverker (Widgren – Inhaber der Wing Studios; Anm. des Redakteurs) vertraut und einige seiner Produktionen haben uns sehr gefallen. Wir wollten etwas Neues ausprobieren und haben uns mit ihm in Verbindung gesetzt. Die Arbeit verlief super und er wusste sofort, was wir wollen.
Mit Eurem dritten Album habt Ihr die Brücke zwischen stilistischer Weiterentwicklung und Death-Metal-Stiltreue irgendwo in der Mitte gehalten. Wo seht Ihr da Euren eigenen Anspruch, wenn es um Fortschritt im Death Metal geht, ohne dabei Grundfesten aufzubrechen?
Wir experimentieren gerne mit neuen Dingen und Sounds. Wenn eine Idee passt, dann wird diese auch umgesetzt. Unsere musikalische Sozialisation fand überwiegend im Death Metal statt, weshalb dieser nicht wegzudenken ist. Wir haben allgemein den Anspruch, uns als Band mit jedem Release weiterzuentwickeln. Jeder von uns hat zusätzlich noch andere Einflüsse und wir haben keine Angst, diese hier und da einzubringen, solange es dem Gesamtsound auch förderlich ist.
Wie steht Ihr zur aktuellen Entwicklung der Death-Metal-Szene? Was tut sich da und inwiefern beeinflusst Euch das selbst?
Death Metal ist ja nun schon seit Jahren am Aufblühen und es tauchen immer noch fast täglich aus dem Nichts großartige neue Bands auf. Bei der Vielzahl an Kollegen ist es spannend, voneinander zu lernen. Ich persönlich finde es aktuell etwas zu konzentriert auf den amerikanischen Markt. Versteh mich nicht falsch, ich gönne den Bands natürlich ihren Erfolg und viele Bands veröffentlichen dort sehr großartige Scheiben. Ich habe in den letzten Jahren nur das Gefühl, dass diese Bands in Europa auf Konzerten sehr dominieren. Die europäische Szene fühlt sich da etwas ‚untergrundiger‘ an. Einerseits ist das natürlich der Spirit, jedoch finde ich, dass auch Bands aus Europa ähnliche Chancen und Möglichkeiten verdient haben.
Wie würdet Ihr selbst Eure eigene Musik beschreiben? Als Band mit einem Namen wie diesem muss es ja einen Bezug zum Schweden-Death-Metal geben, aber wie sieht es mit anderen Einflüssen aus?
Ich würde zunächst immer ganz klar sagen, wir spielen Oldschool-Death-Metal mit Schweden-Kettensägen-Sound. Wie schon erwähnt, haben wir natürlich auch andere Einflüsse. Von Toni und Mustafa kommen die eher technischen und fast progressiven Ideen. Beide sind beeinflusst von Bands wie beispielsweise NEVERMORE oder DREAM THEATER. Ich hingegen wühle gerne in unorthodoxen und dissonanten Bands im Death- und Black-Metal-Bereich herum, was man zum Beispiel im Intro von „Eyes Of The Chasm“ hören kann.
Bei den ersten Durchläufen hat mich der Gitarrensound schon schwer an alte ENTOMBED erinnert. Im Verlauf gibt es aber auch viele richtig fiese, tiefe Parts, die tiefer graben und in ihrer Art mehr an dreckige Death-Metal-Bands wie UNDERGANG, alte CARCASS oder vielleicht auch GENERAL SURGERY erinnern. Wie kommt das alles für Euch zusammen und gibt es da eine Vision, wie sich das in Eurer eigenen Musik widerspiegeln soll?
Das sind natürlich alles großartige Bands, die meiner Meinung nach gut zusammenpassen und ich sehe das als Kompliment. Unser Ziel ist es allerdings, nicht wie eine Kopie dieser Bands zu klingen. Natürlich wird man stark beeinflusst und eventuell wird hier und da auch mal Anbetung betrieben, jedoch ist unsere Vision, am Ende nach CARNAL TOMB zu klingen. Ich denke nach mittlerweile drei Alben und anderen Veröffentlichungen ist es uns gelungen, unseren eigenen Sound zu kreieren.
Textlich gebt Ihr Euch ja wieder den morbiden Abgründen hin. Wer kommt immer mit so krankem Zeug an? Macht Ihr vor jedem Release einen konzeptionellen Schlachtplan über die Songs und die Texte?
Marc überlegt sich zunächst immer eine Liste an potenziellen Songtiteln. Ich vermute fast, er hat irgendwo ein morbides Wörterbuch ‚rumstehen. Die besten Titel werden von uns daraus ausgewählt und Marc fängt dann mit dem Schreiben der Texte an. Die Arbeitstitel geben dabei ja grob ein Thema vor. Sobald der Text dann steht, wird hier und da der finale Titel nochmal angepasst. In der Regel verfolgen wir bei den Texten kein Konzept.
Berlin ist schon eine Stadt mit vielen Extrembands in Deutschland. Wie fühlt Ihr Euch da verortet?
Bei Bands wie zum Beispiel DEFEATED SANITY, SIJJIN, DROWNED und DEHUMAN REIGN kann ich das nur bestätigen! Berlin hat großartige Bands zu bieten und wir fühlen uns sehr wohl, Teil der Szene zu sein. Zu unserem Tourabschluss im Juni dieses Jahres kamen auch an die 150 Gäste, was für uns natürlich ein sehr großes Kompliment war.
Mit dem neuen Album seid Ihr wieder bei Testimony geblieben. Wie lief die Zusammenarbeit in der Vergangenheit und was erwartet Ihr in Bezug auf dieses Album?
Die Arbeit mit Testimony (Records – Label aus Hamburg, Deutschland; Anm. des Redakteurs) lief bisher sehr gut und wir sind weiterhin sehr zufrieden damit. Die Kommunikation ist schnell und unkompliziert und bei vielen Themen kommen wir problemlos auf einen gemeinsamen Nenner. Mit diesem Album möchten wir natürlich unsere Hörerschaft vergrößern und neue Menschen erreichen. Es werden sich sicherlich auch neue Türen öffnen, was Konzerte, Festivals und Co. betreffen.
Ihr seid auch live eine aktive Band. Wie schaut es denn konkret aus, das neue Album auch live zu promoten?
Wir werden auf jeden Fall einige Shows spielen. Einige Dinge sind bereits in der Planung, können an dieser Stelle aber noch nicht bekannt gegeben werden. Wir hoffen auch auf eine Tour für das Album und nehmen uns auch vor, in Länder und Städten, in denen wir bisher noch nicht waren, zu spielen.
Auch wenn das Release der Scheibe jetzt sicher erst einmal im Fokus steht, was gibt es für Zukunftspläne jenseits der Veröffentlichung?
Wir haben aktuell schon diverse andere Releases in der Planung und schon eine Menge an Songs fertig geschrieben. Die Hörer*innen können in den kommenden Jahren auf jeden Fall noch einiges von uns erwarten.
Vielen Dank für das Interview und auch für den Support!