Carnal Forge
Carnal Forge
Interview
Anlässlich ihres neuen Albums "Testify For My Victims" gewährte uns die schwedische Death/Thrash Formation CARNAL FORGE ein kleines Interview. Für die ernsthaften Antworten war Basser Lars verantwortlich, wohingegen sich Sänger Jens desöfteren als kleiner Witzbold outete! Bei den Themen Plattenfirmen und Bandsupport zeigten sich beide aber ziemlich unversöhnlich!
Euer neues Album “Testify For My Victims“ wurde am 21. Mai veröffentlicht. Erzählt doch mal ein bisschen was darüber. Wo habt Ihr es aufgenommen, wie lange hat es gedauert und natürlich inwiefern es sich von den älteren Aufnahmen unterscheidet. Seid Ihr mit dem fertigen Album zufrieden?
Jens: Wir haben das Album ab Oktober 2006 in unserem eigenen kleinen Studio namens “Fast Forward Studio“ aufgenommen und es im Februar 2007 bei unserem alten Sänger Jonas Kjellgren im “Black Lounge Studio“ abgemischt. Verglichen mit den früheren CARNAL FORGE Alben hat es somit recht lange gedauert, die Produktion abzuschließen.
Lars: Ich denke wir haben uns als Musiker und Songwriter alle verbessert und es ist uns gelungen, das abwechslungsreichste und interessanteste Album unserer Kariere einzuspielen. Mit Jens als neuem Sänger konnten wir, was den Gesang und die Texte betrifft, völlig neue Wege gehen. Wir konnten vor der eigentlichen Aufnahme schon Demos mit Gesang anfertigen, was mit Jonas nie möglich war. Wir schickten ihm die Musik und er vervollständigte alles alleine. Jens ist im Studio die totale Maschine. Da wir früher nicht so arbeiten konnten sehe ich das als grossen Fortschritt an.
Wir haben viel ausprobiert, bis jeder zufrieden war – naja es gibt natürlich immer ein paar Sachen, bei denen man das Gefühl hat, man hätte es besser machen können. Aber so ist das halt wenn man etwas aufnimmt. Trotzdem bin ich verdammt zufrieden mit dem Album!
Wie kam denn der Vertrag mit Candlelight zustande? Einem Label mit einem wirklich guten Ruf, aber nicht gerade als Death/Thrash Label bekannt.
L: Als wir merkten, dass es mit Century Media nicht mehr weitergehen würde und es Zeit war, etwas neues auszuprobieren, verschickte ich ein paar neue Songs an verschiedene Plattenfirmen und Candlelight machten uns das beste Angebot. So unterschrieben wir dann bei ihnen.
Würdet Ihr Euch und die anderen Bandmitglieder bitte einmal vorstellen? Was macht Ihr sonst noch so, ausserhalb der Band?
J: Da gibt es Petri, den blitzschnellen Saitenbieger, dessen Spiel, auch ohne zu üben immer besser und besser wird. Jari, den älteren Bruder und das selbst ernannte Alphamännchen der Band. Er trägt den schwarzen Gürtel in der Kunst des Headbangens. Stefan, den Drummer. Seine bloße Anwesenheit lässt Frauen in Ohnmacht fallen und kleine Hunde weinen. Und zu guter letzt Lars, der zwei Patente auf seine Rock Posen hat.
L: Ich denke, wenn man in einer Band spielt muss man sich auch ziemlich um die Dinge ausserhalb der Band kümmern. Nach 14 Jahren als Toningenieur und Produzent habe ich letztes Jahr einen Job als Graphikdesigner bekommen. Musik und Graphikdesign waren für mich immer meine zwei grössten Interessen, Berufe und Hobbies.
Jens arbeitet als Dekontaminationsexperte in einem Kraftwerk in Södertälje. Petri und Stefan studieren und arbeiten als Pfleger, so wie Jari, der auch Pfleger ist.
Ihr seid leider nicht allzu oft in Deutschland unterwegs. Allerdings, wie ich auf Eurer Homepage lesen konnte, scheint der Auftritt beim Summer Breeze 2006 etwas besonderes für Euch gewesen zu sein.
L: Leider, muss ich sagen, besuchen wir kein Land oft genug. Es war halt eine tolle Show mit einem tollen Publikum. Für einen vierzig Minuten Adrenalin war die Reise aber schon ganz schön lange. Blöd, dass ich danach so besoffen war, dass ich die Backstagebar nicht mehr finden konnte, um mich vollends abzuschießen.
In welchem Land habt Ihr die besten Fans? Was macht sie so besonders?
L: Es gibt da kein besonderes Land. Es macht kaum einen Unterschied, solange die Leute CARNAL FORGE mögen. Aber es gibt schon Unterschiede zwischen den Ländern: von den höflichen Japanern über die relaxten, bekifften Holländer zu den verrückten Amerikanern, die sich im Moshpit verprügeln. Jedes Publikum hat seinen Charme.
Gibt es schon Pläne für eine Tournee zum neuen Album?
L: Ja, Pläne, Pläne und Pläne…aber noch ist nichts bestätigt.
Gibt es irgendetwas, daß Ihr am Leben auf Tour so richtig scheiße findet?
L: Viele Sachen, die einen richtig nerven werden zu guten “Tourgeschichten“. Über die Jahre haben wir so viele beschissene Orte und verrottete Backstageräume gesehen, aber was auf Tour am meisten langweilt, ist das ewige Warten auf die Show, die den Tag dann doch noch lohnend macht.
Ich habe das Gefühl, daß Ihr nicht die Aufmerksamkeit erhaltet, die Ihr verdient. Wahrscheinlich kennen zu wenig Leute CARNAL FORGE. Denkt Ihr, Ihr könntet bekannter sein, wenn Ihr mehr Konzerte geben würdet? Wie erklärt Ihr es Euch ganz allgemein, daß extreme Death/Thrash Bands wie DEFLESHED, DEW-SCENTED oder DIMENSION ZERO, die eigentlich durchweg hochklassige Alben abgeliefert haben, nicht genug gewürdigt werden?
J: Das ist mal echt wahr…haha!!! Das Touren ist das Wichtigste, wenn man eine Band bekannt machen will. Wir arbeiten daran, aber es ist auch wirklich schwierig, gute Angebote zu bekommen. Wir arbeiten oder studieren alle und können das nicht umsonst machen. Wenn man dann keine Unterstützung von seinem Label bekommt ist man am Arsch. Wir hatten viele Angebote, bei denen wir für die Tour bezahlen hätten müssen. Die haben wir aber abgelehnt. So eine Scheisse!
L: Es kommt nur auf die Werbung an. Plattenfirmen hauen Alben raus und kümmern sich dann einen Scheiss um dich, auch wenn du super Reviews bekommst. Das ist etwas, was mich an diesem Geschäft wirklich stört: dein “Schicksal“ liegt in den Händen eines Menschen, der dich nur als Nummer im Programm sieht. Die Veröffentlichungen melken, bis sie haben, was sie wollen und die Band dann völlig ignorieren.
Welche Bands haben CARNAL FORGE beeinflußt, bzw. was sind Eure Lieblingsbands?
L: Nun ja, da ich nicht weiß, welche Bands meine Kollegen beeinflusst haben als sie die Band gründeten, kann ich da nur für mich selbst sprechen. Meine ersten Lieblingsbands waren die BEATLES, THE POLICE, PINK FLOYD, dann siebziger Jahre Hard Rock wie KISS, DEEP PURPLE, BLACK SABBATH und dann, als die erste Thrash-Metal-Welle mit Bands wie METALLICA, SLAYER, S.O.D., EXODUS, TESTAMENT, MEGADETH, ANTHRAX usw., aufkam war es um mich geschehen. Diese Bands haben mich dazu gebracht, 1986 meiner ersten Band, THE HEADKILLERS beizutreten. Es gibt aber noch weitaus mehr gute Bands, die mich auf unterschiedliche Weise beeinflusst haben.
Heute versuche ich wieder mit dem Musikhören anzufangen. Nach 14 Jahren Arbeit in einem Studio hatte ich einfach das Interesse verloren. Traurig aber wahr! Ansonsten höre ich eigentlich alles von klassischem bis hin zu brutalem Metal.
J: Bei mir sieht es, was die Einflüsse angeht recht ähnlich wie bei Lars aus. Allerdings mochte ich nur ein Album von KISS. Danach wandte ich mich mehr dem Punk/Oi/Ska zu, bevor mich der Thrash und manche der New-York-Hardcore-Acts mitrissen. Seitdem begeistert mich die Energie des extremen Metal.
Heute? Shit, ich höre alles! Das habe ich immer gemacht und werde es auch immer tun! Ich habe da ein sehr einfaches System, Musik zu kategorisieren: entweder ist die Musik, oder völlig scheisse! Es kommt immer darauf an, wie ich mich gerade fühle.
Jens, Du hast bekanntlich den alten Sänger Jonas Kjellgren ersetzt. Weißt Du, warum Jonas die Band verlassen hat? Wie sind die Jungs auf Dich gekommen? Kanntet Ihr Euch schon vorher? Hast Du Jonas schon einmal getroffen? Kommt Ihr gut miteinander aus?
J: Er wollte immer Gitarre spielen, doch statt dessen haben ihm die Jungs einfach das Mikro in die Hand gedrückt. Sind wir nicht alle Gitarristen denen andere Aufgaben aufgezwungen wurden? So wie ich und Lars…haha!
Ich wurde von der Band wegen meines göttliche Talents und meiner sozialen Kapazität ausgewählt.
Lars kenne ich schon aus den Neunzigern, als wir zusammen bei SLAPDASH gespielt haben. Die anderen Bandmitglieder kannte ich aber nicht.
Jonas und ich sind beide mehr “Schreier“ als Sänger, aber man hat mir gesagt, dass ich mehr “Ton“ als er in der Stimme hätte. Etwas anderes kann ich dazu nicht sagen, ausser vielleicht, dass ich mehr Haare habe. Wir kommen aber prima miteinander aus. Wir haben das neue Album ja in seinem Studio gemischt. Es gibt da keinen Streit, er ist ein cooler Typ!
L: Jens war von Anfang an meine erste Wahl. Wir riefen ihn an und er sagte zu. Die anderen in der Band waren zwar etwas skeptisch, aber ich wusste, was er drauf hat und machte deshalb nie Sorgen. Und Jens ist ein Glücksfall für CARNAL FORGE!
Habt Ihr außer CARNAL FORGE noch sonstige Projekte am laufen?
L: Es gibt einige Projekte: LEECH: Lars, Jens, Jari, Stefan – ASPERITY: Stefan, Petri – INCENSED: Petri, Jari – KRYPTILLUSION: Stefan… manche machen mehr, manche weniger.
Kennt Ihr den Shitman? (Der verrückte Festivalschwede, der Kohlen frißt und sich im Campingstuhl vollpisst!)
L: Ich habe schon von ihm gehört, hatte aber noch nie das Glück ihn zu treffen!
So, das war es dann auch schon. Viel Glück mit Eurer neuen Platte und Danke für das Interview. Die letzten Worte gehören Euch.
J: Hört Euch unser neues Album an, kauft es, ladet es herunter, klaut es…lasst Euch nur diese geile Thrashplatte nicht entgehen und kommt auf ein oder sechs Biere zu unseren Shows, wenn wir mal wieder in Deutschland sind!
Man kann sich das ganze Album auch auf mp3.com anhören, das erste Video gibt es auf Youtube und unserer Myspace Seite zu sehen. Stay safe but never bored!