Cannibal Corpse
Interview mit Alex Webster zu "A Skeletal Domain"
Interview
Seit über 25 Jahren liefern CANNIBAL CORPSE kontinuierlich Alben von bestechend hoher Qualität ab. Auch „A Skeletal Domain“ macht da keine Ausnahme, ist wieder einmal herrlich brutaler Death Metal mit technischem Anspruch und Charme, wie man diesen Stil besser nicht spielen kann. Wir sprachen mit Bassist Alex Webster.
Wie war die Death-Metal-Szene in Buffalo in den späten Achtzigern, als die Geschichte von CANNIBAL CORPSE dort ihren Anfang nahm?
Da gab es nur einige wenige Bands, und es war eher eine Mischung aus Death und Thrash Metal, als eine strikte Death-Metal-Szene. LEVIATHAN, TIRANT SIN, DARK DECEPTION und BAPHOMET waren einige der wichtigsten Bands, die zu dieser Zeit aktiv waren. Ab Anfang 1989 waren CANNIBAL CORPSE bereit, Konzerte zu spielen, und zum Glück für uns begannen viele nationale Bands in Buffalo zu spielen. Für uns begann es als Opener für DARK ANGEL in Buffalo auf ihrer „Leave Scars“ Tour, zusammen mit BAPHOMET und ATTAKK. Das war eine sehr erfolgreiche Show, und danach fingen viel mehr amerikanische Bands an, in Buffalo Konzerte zu geben, was im Gegenzug wiederum half, die lokale Szene weiterzuentwickeln. 1990 war die Szene in Buffalo stark genug, um als Austragungsort für eines der größten frühen Death-Metal-Festivals, das „A Day Of Death“ zu fungieren, dort spielten Bands wie wir, BAPHOMET, AUTOPSY, IMMOLATION, REPULSION, INCANTATION, SUFFOCATION, DECEASED und einige weitere klassische Death-Metal-Bands.
Was hat sich denn in der Arbeitsweise von CANNIBAL CORPSE seit den frühen Tagen in den Neunzigern verglichen mit heutzutage alles geändert?
Wir haben in den alten Tagen viel mehr Songs gemeinsam im Proberaum geschrieben. Wie die Zeit verging, fingen wir nach und nach an, die Songs jeder für sich individuell zu Hause zu schreiben. Und normalerweise machen wir das auch jetzt so, auch wenn wir trotzdem noch manchmal zusammen im Proberaum neue Stücke schreiben, wie „Scalding Hail“ oder „Severed Head Stoning“.
Ihr habt ein neues Album namens „A Skeletal Domain“ veröffentlicht. Ich finde, es zeigt wieder einmal eine gute Mischung aus Midtempo-Bangern und wirklich schnellem Zeug, eine gute Balance zwischen straighter Brutalität und technischer Musikalität. Wie siehst du selbst „A Skeletal Domain“, und worin siehst du Unterschiede zwischen dem neuen Album und dem Vorgänger „Torture“?
Danke, ich freue mich, dass es dir gefällt! Wir sind ziemlich glücklich mit dem neuen Album. Schon seit einiger Zeit nun arbeiten wir daran Alben zu machen, die diese Vielfältigkeit haben. Der Unterschied zwischen „A Skeletal Domain“ und „Torture“ ist kein großer in stilistischer Hinsicht. Es ist immer noch Death Metal gespielt in der Art, für die wir bekannt sind. Ich denke, der größte Unterschied ist in der Produktion, da Erik Rutan und Mark Lewis unterschiedliche Stile haben.
Für mich ist der Höhepunkt von „A Skeletal Domain“ der Song „The Murderer’s Pact“, welcher sehr vielseitig ist, sogar mit neoklassischer Gitarrenarbeit. Bitte erzähle uns mehr über den Song!
Cool, natürlich! Das ist einer der Songs, die ich für das Album geschrieben hatte, und er ist, finde ich, sehr dunkel. Da sind viele schaurige Harmonien und Rhythmen enthalten, die etwas anders sind für uns. Als es Zeit wurde, dass Pat sein Solo machen sollte, fühlte er, dass das Stück ein eher melodisches Lead benötigt, also hat er genau das getan. Ich finde, er hat einen unglaublichen Job gemacht, auch wenn es melodisch ist, hat es immer noch meiner Meinung nach eine Art bösen Sound. Das ist ein ungewöhnliches Lead für CANNIBAL CORPSE, aber Pat ist tatsächlich diese Art des Gitarrenspielens nicht fremd. Wenn du dich erinnerst, war er in den Neunzigern bei NEVERMORE, und er spielte auch sehr früh in seiner Karriere mit David Chastain zusammen. Er ist also ziemlich erfahren mit neoklassischem Gitarrenspiel, er spielt diese Art nur mit uns nicht so oft.
Was waren die Herausforderungen für euch für das neue Album und die neuen Songs?
Die große Herausforderung für mich ist gewöhnlich immer zu lernen, wie die Songs von Rob und Pat zu spielen sind, da diese immer ziemlich schwierig sind. Ich schätze, so empfinden wir alle über die Songs der anderen. Eine weitere Herausforderung war es, die Texte für die Songs zu schreiben. Ich versuchte wirklich, mit einigen der betrachteten Themen eine andere Richtung einzuschlagen, aber gleichzeitig die Dunkelheit und Gewalt beizubehalten. Es ist immer eine Herausforderung, neue Sachen auszuprobieren und gleichzeitig seinem eigenen Stil treu zu bleiben.
„A Skeletal Domain“ hattet ihr zusammen mit Mark Lewis aufgenommen. Weshalb hattet ihr euch für ihn entschieden? Wie life die Zusammenarbeit, und worin siehst du die Unterschiede zwischen ihm und Erik Rutan?
Wir mögen die Arbeit von Mark mit anderen Bands wie DEVILDRIVER, SIX FEET UNDER und DEICIDE. Sein Audio Hammer Studio ist in der Nähe von uns in Florida, also schien er auch aus diesem Grund eine logische Wahl zu sein. Erik und Mark arbeiten beide wirklich hart, und beide wollen das möglichst heavieste Album machen, sie haben lediglich unterschiedliche Meinungen, wie das zu machen ist. Viele der Unterschiede sind technischer Natur die vielleicht nicht so interessant klingen, tatsächlich aber einen großen Einfluss haben, Dinge wie zum Beispiel, welchen Verstärker man verwendet, in welcher Reihenfolge die Rhythmusgitarren aufgenommen werden, die Arten von Mikrofonen die verwendet werden usw. Ich denke also, dass Erik und Mark grundsätzlich viele Gemeinsamkeiten haben, und lediglich unterschiedliche Meinungen über Klang und Ausrüstung im Studio.
Bitte gib uns einen kurzen Überblick über die beinhalteten Themen der Songtexte!
Die Texte auf „A Skeletal Domain“ wurden von Paul (sechs Songs), Rob (zwei Songs) und mir (vier Songs) geschrieben. Ich erzähle jetzt hier über meine vier Stücke, da ich nicht immer exakt weiß, welche Gedanken den Texten von Paul und Rob zugrunde liegen. Der Song „Headlong Into Carnage“ ist der am meisten typische in unserem Stil meiner Songs. Es handelt sich um ein Bande von Mördern im Amoklauf, die morden ohne zu Zögern. „The Murderer’s Pact“ handelt von einer Person, die erpresst wird, einen Mord zu begehen. Der Text ist also etwas verschieden für uns, da der Hauptcharakter des Songs etwas Gewalttätiges macht aber gegen den eigenen Willen, während normalerweise unsere Stücke Charaktere enthalten, die keine Reue zeigen und von Natur auf gewalttätig sind. „Vector Of Cruelty“ ist ein Song der die Idee erforscht, dass Gewalt und Psychopathie einen genetischen Ursprung haben können. Auch das ist etwas anderes für uns, aber ich fühlte, dass es ein genug dunkles Thema war, das sich für unsere Band eignet. „Bloodstained Cement“ handelt von einer Konfrontation auf der Straße, in welcher der Hauptcharakter durch die Verwendung von extremer Gewalt verteidigt. Die Gewalt die beschrieben wird ist sehr bildhaft, wodurch der Song ziemlich ähnlich zu bisherigen CANNIBAL CORPSE Texten ist, aber der Hintergrund der Gewalt ist ein anderer, und vielleicht etwas realistischer als einige unserer anderen Songs, die oft übernatürliche und surreale Elemente enthalten.
Ich hatte also versucht, in den Songs die ich schrieb die Musik als auch die Songtexte sehr vielfältig zu gestalten, und die anderen Jungs haben das genauso bei ihren Stücken gehandhabt. Ich denke, dieser Ansatz resultiert nun in einem Album, das viele Dinge beinhaltet und ziemlich interessant von Anfang bis zum Ende sein sollte.
Viele eurer bisherigen Geschichten waren fiktiver Horror. Könnte man dann sagen, dass CANNIBAL CORPSE für dich so etwas wie die Flucht von der wirklichen Welt ist?
Sofern ich mich nicht an alles korrekt erinnere, sollten aber alle Songs fiktiver Horror sein, nicht nur die meisten. Wir haben immer versucht zu verhindern über tatsächliche Geschehnisse zu schreiben. Manche Dinge über die wir schreiben mögen zumindest teilweise von der Realität inspiriert sein, aber wir versuchen alle Charakter komplett fiktional zu halten. Generell versuchen wir, unsere eigene Vorstellungskraft für unsere Texte anzuwenden anstatt spezifische Einflüsse, aber manchmal mag eine bestimmte Quelle wie ein Buch oder ein Film einen von uns inspirieren.
Wie auch immer, wir wollen definitiv dass CANNIBAL CORPSE eine Flucht vor der Realität auf dieselbe Weise ist, wie es Horrorfilme und –romane sind. Du kannst unsere Musik anhören und die Texte lesen und dir diese gewalttätigen Szenarien vorstellen, und gleichzeitig weißt du, dass es nicht die Realität ist. Ich denke, diese Art von Unterhaltung sieht für Leute die es nicht verstehen sehr negativ aus, aber der Effekt kann auf ein Individuum tatsächlich ziemlich positiv sein. Es gibt so viele schlechte Dinge in der Welt, und Kunst und Musik über diese schlimmen Dinge kann manchen Leuten helfen, mit diesen hässlichen Realitäten umzugehen, wie eine Art Katharsis. Hässliche Kunst ist nicht zwangsläufig schlechte Kunst, oder schlecht für die Person die sie sich ansieht oder anhört. Es ist alles eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Seit Jahren nun haben CANNIBAL CORPSE ein stabiles Line-Up, verglichen mit vielen anderen Bands. Wie wichtig ist dieser Fakt für eure Arbeit?
Ich denke das ist sehr hilfreich. Wenn alles stabil ist, kann man sich auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren wie Musik schreiben und touren, anstatt sich Gedanken darüber zu machen, wie man den neuen Bandmitgliedern die Songs beibringt, zu hoffen das die Persönlichkeit passt usw. Wir haben ein wirklich gutes Gefühl für Teamwork in dieser Band und hoffentlich zeigt sich das auch in unserer Musik. Ich hoffe, dass dies das endgültige Line-Up von CANNIBAL CORPSE ist, da es definitiv mein favorisiertes ist. Jeder in der Band spielt eine wichtige Rolle.
Was habt ihr in nächster Zukunft mit CANNIBAL CORPSE geplant?
Da das Album im September veröffentlicht wird, haben wir viele Tourneepläne für das nächste Jahr. Zuerst fliegen wir nach Australien und Japan im September, dann kommen wir nach Europa im Oktober und November für eine sehr umfangreiche Tour. 2015 wollen wir in den USA und Kanada spielen. Also ist das Touren für „A Skeletal Domain“ die Priorität für die nächste Zukunft.
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Ich danke auch dir für das Interview! Wir proben das neue Live-Set die ganze Woche und sind sehr aufgeregt darüber. Wir können es kaum erwarten, endlich Live zu spielen, und vor allem das neue Material vorzustellen. Hoffentlich sehen w