Cancer Bats
"No More Bull Shit" - Interview mit Liam Cormier zu "Searching For Zero"

Interview

Cancer Bats

„Superstition or alchemy?“ fragte sich Liam Cormier 2013 angesichts einer fast schon übernatürlich anmutenden Zahl von Schicksalsschlägen und Todesfällen im engeren Bekanntenkreis – und das alles im Jahre ’13, im 33. Lebensjahr des CANCER-BATS-Sängers. Glaubt man in solchen Zeiten noch an Zufälle? „Too many friends died this year“ ist wohl eine der deprimierendsten Songzeilen der kanadischen Hardcore-Kapelle mit der Vorliebe für DOWN und BLACK SABBATH, und das neue Album „Searching For Zero“ das ernsteste bis dato. Unter den Betrauerten findet sich auch Dave Brockie, der am 23. März 2014 verstorbene Sänger von GWAR. Ihm widmeten die BATS den Song „All Hail“.

Aber statt auch musikalisch im depressiven Midtempo-Sludge zu versinken, haben sich die Kanadier dazu entschieden, ein emotionales, trotziges, räudiges und positives Album aufzunehmen. „Ich wollte mich niemals zu sehr in den negativen Aspekten einer Sache vergraben“, erzählt Liam. „Ross (Robinson) sprach während der Aufnahmen immer davon, dass auch wenn man negative Dinge herausschreit, man doch gleichzeitig immer die Tatsache feiert, dass man es da irgendwie durchgeschafft hat und sich jetzt in einer Position befindet, in der man darüber singen kann und man zu dem Song sogar abfeiern kann.“



„Wir haben herausgefunden wo unsere Stärken liegen“

Ross Robinson? Da klingelt doch was. Korrekt, der Mann ist verantwortlich für „Roots“, „The Burning Red“, „Iowa“ und viele mehr. Eine waschechte Produzentenlegende also, die sich die CANCER BATS da an Bord geholt haben. Aber haben sie auch mit den gelinde gesagt „unkonventionellen“ Aufnahmetechniken Robinsons gerechnet? „Wir wussten Bescheid über seinen Ruf, dass er Bands wirklich pusht und das Beste aus ihnen herausholt. Das hat uns zusammengebracht“, sagt Liam.

Im Video-Blog zu den Aufnahmen von „Searching For Zero“ schmeißt er aber zudem Gegenstände und greift Scott Middleton beim Spielen in die Saiten. Dennoch oder gerade deshalb klingen dessen Gitarrenspuren so dreckig und erdig, so echt wie nie zuvor. „Als wir eintrafen um mit Ross zu arbeiten, hatte er ein ganzes Arsenal verschiedener Gitarren und Pedale bei sich. Seine Bude ist ein verdammter Gear-Himmel. Für jeden Song hatten wir andere Einstellungen und eine andere Gitarre, die wir durch fünf oder sechs Effektpedale jagten.“


Und nicht nur soundtechnisch stellt „Searching For Zero“ eine Weiterentwicklung dar. „Satellites“, „True Zero“ und „Beelzebub“ sind nur die drei stärksten Beispiele für einen neuen Aspekt im CANCER-BATS-Gesamtpaket, den man gemeinhin als Eingängigkeit bezeichnet. Tatsächlich kommt das neue Album mit einer fast ungewohnten Hitdichte daher und Liam Cormier krönt fast die Hälfte aller Songs mit wahren Ohrwurmrefrains. Und dieses Wort ist in diesem Fall im denkbar positivsten Sinne gemeint. Einen Grund dafür sieht Liam ganz einfach in den gesteigerten musikalischen Fähigkeiten aller Bandmitglieder: „Ich glaube, dass wir einfach besser darin geworden sind Songs zu schreiben und einfach Musiker zu sein. Ich liebe alle unsere Alben, aber ich glaube, wir haben mit der Zeit wirklich herausgefunden wo unsere Stärken liegen, was live funktioniert, was nicht und darauf dann aufgebaut.“

„Das waren die verrücktesten drei Monate meines Lebens“

Womit er nicht falsch liegt, was aber nur ein Grund für die leichte stilistische Kurskorrektur bei den CANCER BATS ist, wie er kurz darauf selbst erzählt: „Die Touren mit den CANCER BATS, BAT SABBATH (das BLACK-SABBATH-Coverprojekt mit gleicher Besetzung) und AXEWOUND (Liams Supergroup mit unter anderem MATTHEW TUCK von BULLET FOR MY VALENTINE) haben meine Stimme wirklich für verschiedene Gesangsstile geöffnet. Im Sommer 2012 war ich mit den CANCER BATS unterwegs, mit AXEWOUND und wir haben in einigen Ländern BAT-SABBATH-Shows gespielt. Das waren die verrücktesten drei Monate meines Lebens und ich bin in dieser Zeit richtig gut darin geworden, mir Texte zu merken.“

„Alle wollen nur Party und ausrasten“

Apropos AXEWOUND. Tauchten nicht schon 2013 Tweets von Matthew Tuck auf, die die Band im Studio wähnten? „Wir wollen alle wirklich gerne ein paar neue Songs mit AXEWOUND raushauen oder zumindest ein paar Shows zusammen spielen. Diese Band macht einfach unglaublich viel Spaß und ich liebe es, mit den Typen rumzuhängen. Das Problem ist, dass wir alle super beschäftigt mit unseren Hauptbands sind und deshalb kaum die Zeit finden. Hoffentlich klappt es mit ein paar Shows wenn wir alle unsere Alben draußen haben.“

Ab April sind aber erst einmal die CANCER BATS in Europa auf Tour. „Wir lieben es in Europa zu spielen. Die Shows sind immer fantastisch und alle wollen nur Party und ausrasten. Ich kann es kaum erwarten wieder rüberzukommen“, freut sich Liam. Können wir uns bis dahin vielleicht noch mit einem der traditionell verdammt witzigen Musikvideos der BATS vertrösten? Oder ist das Songmaterial dieses Mal einfach eine Spur zu schwermütig für Albernheiten? „Ich denke es wird ein bisschen härter werden, zu manchen dieser Songs ein lustiges Musikvideo zu drehen, aber wir sind noch immer albern und ich versuche auch weiterhin ein bisschen Witz in das Ganze zu bringen. Der neue Tour-Teaser, den wir gerade hochgestellt haben, ist zum Beispiel ziemlich witzig.“

05.03.2015
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