Caliban
Interview zu "Ghost Empire"
Interview
Seit knapp einer Woche steht „Ghost Empire“, das mittlerweile neunte Studioalbum von CALIBAN, nun schon in den Regalen. Wie die Vorgänger versteckt sich auch das neue Album weder vor aktuellen Trends, noch vor Weiterentwicklung, was aber nicht nur zu positiven Reaktionen in der Fangemeinde führt. Drummer Patrick Grün stand uns nun Rede und Antwort – lest hier bei metal.de was die Jungs über ihr Album, ihre Entwicklung und über ihre Zukunftspläne sagen.
Hey Patrick! Wo bist du gerade und wie geht es dir?
Ja, Moin! Just in diesem Augenblick sitz ich auf der Couch und versuche deine Fragen zu beantworten. Die Couch steht bei mir zu Hause, demnach bin ich nicht irgendwo im warmen Süden, wo ich gerade bei der Kälte echt lieber wäre (lacht).
„Ghost Empire“, euer neuntes Werk ist endlich da. Bist du zufrieden mit dem Album? Fließt nach so vielen Jahren und Alben immer noch Schweiß und Blut bei den Aufnahmen oder ist ein neues Album für euch schon Routine?
Also Routine ist es nicht. Und ja, es fließt Schweiß und Blut. Ich bin sehr zufrieden mit dem Album. Ich weiß, jetzt heißt es: Klar ist er zufrieden – ist deren neues Album. Aber es ist wirklich so. Ich bin immer wieder erstaunt, wie wir nach all den Jahren und den vielen Alben in meinen Augen uns immer noch weiterentwickeln und neu erfinden. Da geht mein Respekt ganz klar an Marc und auch Benny, unseren Produzenten.
Studio ist für mich immer Kampf. Hahaha….Bin ich kein großer Fan von, ich bin eher der Live-Mensch. Aber trotzdem ist es dann immer wieder schön, dass auch die Arbeit, die man manchmal nicht so gerne macht, wächst und gedeiht und dann im günstigsten Fall auch Früchte trägt.
„Ghost Empire“ klingt, wie der Großteil eurer letzten Alben, mal wieder ganz anders als sein Vorgänger. Ich würde sogar behaupten das Album ist euer modernstes geworden, mit Djent-Elementen, Elektro-Parts, Synthies und und und. Was meinst du?
Ja, wie eben schon gesagt – wir versuchen uns immer wieder neu zu erfinden, neue Einflüsse einfließen zu lassen und mit denen auch zu „spielen“. „Stillstand ist Rückschritt und der erste Schritt ins Grab“, hat ja Reinhold Würth nicht ganz umsonst gesagt und damit absolut recht. Ins Grab wollen wir noch nicht, dafür macht uns CALIBAN zu viel Spaß!
Müsste ich Vergleiche ziehen, fielen mir spontan BRING ME THE HORIZON oder neuere DEADLOCK ein. Zählen diese Bands zu euren Einflüssen? Oder woher nehmt ihr eure Inspiration für neue Musik?
Das müsste man im Detail Marc fragen, der ja zu 99% verantwortlich für die Musik ist. Woher, von welchen Bands genau, jetzt die Einflüsse kommen, ist glaub ich schwer zu sagen. Wir sind auf der ganzen Welt auf Tour, spielen mit den verschiedensten Bands und hören alle durchweg alle mögliche Genres an Musik. Von daher kann jeder sicher immer wieder andere Vergleiche ziehen, was für mich aber kein Problem darstellt. Das Rad werden wir sicher nicht mehr neu erfinden, CALIBAN aber dennoch immer anders klingen lassen und weiterentwickeln.
Es werden bestimmt einige Stimmen laut, die euch Trend-Eiferei vorwerfen, denn eure Alben passten bisher immer hervorragend ins aktuelle Metal-Geschehen. Habt ihr euch also zu neuen Sounds verpflichtet gefühlt, oder kam das einfach so?
Das kam einfach so. Die Einflüsse kommen ja in der Regel unbewusst. Wie oben erwähnt hören und sehen wir so viele Tage im Jahr die verschiedensten Bands – sei es auf Touren, Festivals oder wo auch immer. Da bleibt das nicht aus. Aber auf diesem Album haben wir auch mal ein bisschen mit Countryeinflüssen gearbeitet. Das ist im Detail für einige sicher gar nicht im ersten Moment sichtbar oder hörbar. Dennoch haben wir uns auch da inspirieren lassen.
„Ghost Empire“ überrascht in vielen Momenten. Es gibt auch wieder einen Song mit deutschem Text, und einem Feature von Basti von CALLEJON. Wird der deutsche Song jetzt zum Ritual? Und wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Basti?
Wir hatten ja auf „I Am Nemesis“ schon einen 50/50 deutsch-englischen Song („Dein R3.ich“). Nachdem wir ja „Sonne“ von RAMMSTEIN gecovert hatten, merkten wir, dass es Spaß macht und uns auch ganz gut steht, mal in eigener Sprache zu singen. Dieses Mal wollten wir dann in die Vollen hauen und komplett eigenes Material auf deutsch haben. Und da wir mit CALLEJON schon lange sehr gut befreundet sind, und für uns keine andere Band in Frage kam mit uns den deutschen Song zu machen, haben wir BastiBasti einfach gefragt und dann mit ins Boot genommen. Er war begeistert und hatte auch super Bock drauf. Ob das jetzt zum Ritual wird, weiß ich zum derzeitigen Zeitpunkt nicht. Vielleicht ist der nächste Song auf Suaheli?! Man weiß nie was kommt….
Die Texte auf „Ghost Empire“ sind erneut recht düster ausgefallen, Apokalypse, Schmerz und Trauer, und vernebeltes Leben. Verarbeitet ihr persönliche Themen?
Durchaus sind auch persönliche Themen mit dabei, Sachen die wir oder speziell auch Andy erlebt hat. Viele Sachen sind aber auch fiktiv oder aus dem alltäglichen Sud von Weltereignissen genommen. Tendenziell wollten wir Themenmäßig an „I Am Nemesis“ anknüpfen.
Wenn wir schon bei den Texten sind, ich habe gelesen, dass ihr dieses Mal zuerst die Lyrics im Studio aufgenommen habt. Eine ungewöhnliche Herangehensweise, wie kam das?
Ja, wir haben diesmal ganz anders recordet, als die Male davor. Aber das kam daher, dass wir diesmal noch mehr und konzentrierter auf die Vocals achten wollten. Wir hatten schon lange die Idee Andy mal anders singen zu lassen. Leider hatte er sich das nie so wirklich zugetraut und oft war die Zeit nicht vorhanden, alles auszuprobieren. Diesmal haben wir aber Nägel mit Köpfen gemacht. So haben wir Andy auf die Vorproduktion singen lassen, probierten und kreierten. Wir wollten uns die Möglichkeit offen halten, alle Instrumente zu ändern, sollte etwas mit dem Gesang nicht harmonieren und nicht auf Teufel komm raus die Gesänge in Harmonien drücken, wo sich Andy oder auch Denis schwer tun. Als wir mit dem Gesang happy waren, ging es dann los die Gitarren aufzunehmen und gegebenfalls umzuarrangieren. Ich war mit den Drums als letzter dran. Komisches Gefühl, konnte ich doch vorher immer schön Bier trinken und duselig im Sudio rumhängen weil ich doch schon fertig war. Hahaha….
Ihr wart mit euren letzten Alben ja auch sehr erfolgreich in China, Russland und Südamerika unterwegs. Habt ihr auch wieder Pläne für solche Touren mit „Ghost Empire“ im Gepäck? Ich hab gesehen, dass ihr auch auf dem Summer Breeze spielt. Freut ihr euch auf die Festivals im Sommer?
Ja, „I Am Nemesis“ ist sehr erfolgreich gewesen und wir haben uns mit dem Album zwei Jahre den Arsch abgetourt. Waren in der ganzen Welt unterwegs und auch das erste Mal in China. Festivalmäßig haben wir 2013 auch so ziemlich alles abgegrast, was so ging. Aber sicherlich werden wir auch für „Ghost Empire“ wieder viel unterwegs sein. Wir lieben das Touren, von daher ist das für uns keine Qual, sondern Spaß. Was bis jetzt ansteht sind unsere drei Releaseshows in Berlin, Köln und München, die ja nach kurzer Zeit schon ausverkauft waren. Dann werden wir die neue Edition der „Progression Tour“ 2014 headlinen und vorher im Februar für einen ganzen Monat nach Russland gehen.
Was an Festivals kommt, weiss ich noch gar nicht. Summerbreeze ist auch das Einzige was ich gerad auf dem Schirm habe. Aber da wird sicher noch das ein oder andere kommen.
Ihr habt schon 15 Bandjahre auf dem Buckel, und seit wahrscheinlich alle schon etwas älter als die meisten eurer Hörer. Stört euch das oder hält einen das junge Publikum frisch und munter?
Andere alte Männer holen sich junge Frauen um sich jung zu fühlen, wir machen das mit der Musik. Hahaha…Nein! Wir lieben was wir tun, sind alle in den mid-dreißigern und fühlen uns noch quietschfidel und fit um mit den noch jüngeren (also NOCH jünger, wie wir es sind) Gas zu geben.
Ich wünsche euch auf jeden Fall alles Gute mit „Ghost Empire“, die letzten Worte gehören dir, Danke für das Interview!
Vielen, herzlichen Dank. Also, alle die da Album jetzt noch nicht gehört haben, checkt das gute Stück aus und legt es euch zu, bei Gefallen. Ich freu mich sehr auf den Release und auf die bevorstehen Touren und Festivals. Hoffe viele von euch zu sehen, um auch wieder 2014 richtig gas zu geben. Danke an alle, die es uns möglich gemacht haben, 15 Jahre das zu machen, was wir wirklich lieben und gern tun.
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