Caliban
Caliban
Interview
Metalcore ist überall. Mittlerweile nimmt dieses Genre schon Symptome der New Metal Episode an. Auch wenn sich seine Vertreter keine allzu große Präsenz in den heute so wichtigen Medien Musikfernsehen und Radio erlauben, so ergießt sich trotzdem ein Schwall mehr oder weniger (meistens weniger) guter Bands in den noch so jungen wie hungrigen kommerziellen Markt. Ebenso zu dieser Welle gehören die Jungs von Caliban, wenn auch schon länger und zudem sehr erfolgreich. Mit "The Opposite From Within" schreibt das Quintett kräftig mit an der Erfolgsstory, die aus ihrer Sicht nicht das gleiche Schicksal ereilen wird, wie Korn und Konsorten. Sänger Andy sagte warum.
Musikalisch der Marc an der Gitarre und textlich mache ich eigentlich alles. Manchmal hole ich mir auch ein paar Texte von ein paar Freunden zusammen, wenn ich mal einen Engpass hab.
„The Opposite From Within“ ist ja etwas melodischer Ausgefallen als der Vorgänger „Shadow Hearts“. War das von Euch beabsichtigt oder hat sich das während des Songwritingprozesses entwickelt?
Ja, das war so gewollt und ich meine das ist für uns einfach eine Entwicklung von der Shadow Hearts, wo ja auch schon relativ viel Gesang dabei war. Aber jetzt ist es halt noch besser ins Songwriting eingebaut worden, es ist jetzt vermehrt melodisch und das war auch songwritingtechnisch so geplant.
Machst Du auch die Clean Vocals?
Nein, die mache ich nicht, das macht jetzt unser Gitarrist Dennis. Im Studio hatte er es noch nicht gemacht, weil wir zu diesem Zeitpunkt noch auf der Suche nach einem sechsten Mann waren, der vielleicht die Clean Vocals hätte machen können. Ich hab es mal in der Vergangenheit versucht aber ich bin immer daran gescheitert. Es ist halt nicht meine Welt und dann hat es halt ein Freund gemacht.
Wir haben dann im Studio festgestellt, dass Dennis singen kann. Wir sind alle mal in die Kabine zum Vorsingen gegangen und Dennis hatte einen guten Background. Da haben wir ihm halt gesagt „Du musst jetzt singen. Für immer und ewig.“, haha. Er nimmt jetzt auch Gesangsstunden. Er ist halt noch nicht Top aber auf jedem Fall eine große Verstärkung.
Die Produktion von TOFW wurde mit Andy Sneap und Anders Friden von In Flames gestaltet. Wie ist das abgelaufen und wie hat sich Friden geschlagen, der ja als Producer gerade erste Erfahrungen sammelt?
Kennengelernt und getroffen haben wir Anders mehr oder weniger über das Management, das bei uns ja dasselbe wie bei In Flames ist. Er hatte tierisch Bock eben weil er noch nicht viel produziert hat. Er kannte uns schon mit der Shadow Hearts und fand uns auch gut. Unser Management hat anklingen lassen, dass wir eine neue Platte machen wollen und er hat angefragt, ob wir schon einen Produzenten hätten. Wir sagten nein und dann hat er sich angeboten. Wir fanden dass natürlich geil, denn ich bin selber großer Fan von In Flames und…ist schon geil, haha! Dann gab es nur noch Vertragskacke wie und was jetzt läuft und dann sind wir hin [ins Stusio]. Es war echt eine coole Zeit in Schweden, wir waren etwa einen Monat da. Anders ist ein gesetzter Typ, sehr ruhig und mit dem kannst Du supergut arbeiten. Da gab es keinen Stress im Studio oder so. Ich meine, manche Leute im Studio kacken Dich voll an oder sonstwas und rasten sofort aus aber er ist echt gelassen. Wenn ihm was nicht passt, dann sagt er dir das und fertig. Es war echt super entspannt, für mich war es sogar die entspannteste Platte, die wir bisher aufgenommen haben. Vielleicht auch deswegen, weil er Sänger ist. Beim Einsingen hat er mir noch ein paar Tips für manche Passagen gegeben, um ein bisschen mehr Reaktion hineinzubringen und damit ich mich ein bisschen mehr traue. Anders hat sich auch etwas in die Songs eingebracht, wir haben mit ihm auch ein paar Melodien im Studio erarbeitet. Es war halt echt entspannt.
Ihr habt gerade zu Roadrunner gewechselt, was kannst Du über die bisherige Zusammenarbeit sagen?
Also bis jetzt sind wir sehr zufrieden: ich hoffe, das Roadrunner auch zufrieden ist aber so weit ich weiss, ist das so. Seitdem wir gewechselt haben ist vielmehr los. Es gibt mehr Konzerte, mehr Interviews, mehr Pressesachen und das wollten wir auch. Es ist jetzt halt ein Fulltime Job, ich meine damit verdienen wir jetzt unser Geld. Deswegen touren wir jetzt die ganze Zeit. Wir waren gerade einen Monat in den Staaten, dann waren wir einen Monat hier und jetzt machen wir diese Tour [mit Machine Head und God Forbid] bis Mitte Dezember. Danach geht es im Januer wieder direkt in die Staaten und so weiter. Ja, seitdem wir gewechselt haben ist echt mehr los, haha!
Natürlich läuft auch der Verkauf viel besser, weil Roadrunner einfach mehr Promotion machen können, weil sie viel mehr Macht haben und weil sie die Sache in der ganzen Welt bewerben. Das war bei Lifeforce so nicht möglich. Wir sind jetzt nicht im Bösen gegangen, sondern uns wurde gesagt „Geht, wenn Ihr die Möglichkeit habt“. Man war am Ende der eigenen Möglichkeiten und sagte uns, wir hätten mehr Potential als sie fördern könnten. Wir sind aber immer noch gute Freunde und der Wechsel war einfach ein Sprung, um noch ein bisschen größer zu werden.
Ihr habt in den letzten zwei Jahren einen ziemlich kometenhaften Aufstieg hinter Euch, z.B. auch durch die Touren mit zugkräftigen Bands. Wie hat das Euer Leben verändert oder hat es überhaupt etwas verändert?
Wir haben dadurch mehr Leute erreicht, auch innerhalb verschiedener Musikrichtungen, wie z.B. In Flames, das wär ja dann die richtige Metalschiene. Viele können vielleicht auch nichts mit uns anfangen, weil wir dann doch mehr ein Mix im Hardcore/Metal-Bereich sind. Aber trotzdem waren viele dabei, die wir dadurch gewonnen haben. Das waren solche, die uns das erste Mal gehört oder gesehen haben und uns gut fanden, aber ansonsten nie auf uns gekommen wären. Man wird seitdem bekannter. Wenn man auf Konzerten ist, dann trifft man Leute von damals vom In Flames- oder Biohazardkonzert, was ja auch eine komplett andere Schiene ist. Die haben einen da zum ersten Mal gesehen und kommen wieder, weil man dann wieder einen Fan, oder wie Du das auch immer nennen möchtest, gewonnen hast. Es halt schon schön, es kommen neue Leute, quatschen mit einem ein bisschen oder so. Man nimmt auch Erfahrungen von den anderen Bands mit, die schon länger im Business dabei sind. Man sieht dann halt wie es läuft, wenn das professionell aufgebaut ist. Wir machen es ja erst seit zwei Jahren professioneller und das ist auf jeden Fall eine gute Erfahrung.
Du hast vor ungefähr einem Jahr mit unserem Redakteur Metalgreg gesprochen und gesagt, dass Ihr Euch gleichermaßen dem Hardcore sowie dem Metal zugehörig fühlt. Wie ist es heute?
Musikalisch geht es jetzt vielleicht mehr in den Metalbereich aber ich würde sagen es ist immer noch 50:50, weil wir ja auch vom Gedanken her bisschen mehr im Hardcore sind. Okay, die Musik ist jetzt halt mehr Metal, die Moshpassagen sind mehr Hardcore für mich und die Melodien schweben mehr in der Mitte. Also ich würde immer noch 50:50 sagen.
Momentan gibt es ja um den Metalcore einen regelrechten Hype. Es werden ständig mehr oder weniger gute Bands auf den Markt geworfen, auch wenn es nicht wie im New Metal die gleiche Präsenz im Musikfernsehen gibt, man also nicht wirklich vom Mainstream sprechen kann. Wie beurteilst Du diese Entwicklung?
Natürlich ist es im Moment ganz gut, dass es so einen Hype gibt, auch für uns. Wobei wir das ja schon lange machen und sich diese Art von Musik immer weiter verändert. Ich finde, dass die Metal und die Hardcore Leute momentan gut zusammenfinden, dass sie mehr Toleranz gegenüber der Musik und den Leuten auf den Konzerten aufbringen. Das war in der Vergangenheit teilweise echt schwer, denn wenn du auf einem Metalkonzert als Hardcoreband oder Mixcoreband gespielt hast, dann wurdest du schon mal schnell verbuht nach dem Motto „Eh, haut ab“, aber das hat sich in letzter Zeit auf jeden Fall gut gemausert. Es ist gut zusammengewachsen und du kannst jetzt auch gemütlich Konzerte spielen, ohne dass du Angst haben oder denken musst, dass die Leute Dich schon wieder rausschreien wollen oder dir den Finger zeigen. Ich finde das die Szene gut zusammengewachsen ist und ich denke, dass das auch so weiterlaufen wird, weil die Tendenz eigentlich ganz gut ist. Es ist natürlich auch schwer für Bands, die gerade erst aus dem Boden gestampft werden oder die gerade erst auf den Zug auspringen. Für die finde ich es ein bisschen schwer, denn die müssen sich erst eine Fanbse aufbauen, was wir ja schon seit ungefähr sieben Jahren haben. Die Fans wechseln natürlich immer ein bisschen, weil manche denken „die Platte ist Kommerz, die mag ich nicht“, aber dafür kommen dann neue dazu und ich bin wirklich dankbar dafür, dass wir diese Leute haben. Nur sehe ich halt Probleme bei Bands, die jetzt erst damit anfangen und versuchen mitzuschwimmen und nicht wieder unterzugehen. Das war früher auch so. Als wir angefangen haben, kamen auch schon viele Bands in dem Bereich auf aber die sind dann schnell untergegangen, denn entweder haben die einen Höhenflug gekriegt und haben gedacht „wir sind jetzt toll“ oder die haben einfach die Leute nicht gecatcht und haben zu wenig Konzerte gespielt.
Also Du denkst, dass es sich so wie Black oder Death Metal längerfristig halten wird.
Ja, ich denke schon. Also ich hoffe es zumindest, wie auch immer. Ich meine, man entwickelt sich ja auch immer weiter, deswegen kann man das nicht so…was Zukunftssachen angeht, da bin ich echt ein schlechter Vorraussager. Ich kann es natürlich nur hoffen, auch in unserem Interesse. Es wird schon werden, haha.
Euer Basser Boris spielt noch nebenbei bei Deadsoli. Gibt es da irgendwelche terminlichen oder bandinternen Probleme?
(Grinsend) Öhm, Boris ist schon nicht mehr dabei…
Ups, das ist ja jetzt ganz schön peinlich…
Haha, nein, das ist nicht peinlich, das ist…
Deswegen hab ich mich auch gewundert, denn auf Eurer Website kann man das Foto von Boris nicht mehr anwählen…
Es ist jetzt…der Marco ist jetzt unser neuer Bassist. Marco Schaller heisst er und ist auch erst seit dieser Tour dabei, er hat auf der Machine Head Tour sein erstes Konzert gespielt. Wir haben bei der Release Show, einen Tag bevor die Tour mit Machine Head losging, mit Boris ein Abschiedskonzert gespielt. Er ist halt nicht mit dem, wie es jetzt ist, klargekommen. So viel touren, so lange weg sein, vielleicht dann auch mal einen Monat kein Geld zu haben…Viele von uns, glaube ich, nagen gerade am Hungertuch, hahaha…Wie auch immer, ich beschwere mich ja nicht. Man kommt schon irgendwie hin, im Moment ist es aber echt krass. Und er kommt damit halt nicht klar, dass du mal einen Monat hast, in dem du dich am Ende deines Dispos bewegst und gucken musst, dass du das irgendwie auf die Kette kriegst. Dann kamen noch persönliche Probleme dazu, die er hatte und dann hat er halt gesagt „tut mir leid Leute, ist leider doch nichts für mich“. Ich meine, das war natürlich super scheisse, weil wir eigentlich gesagt haben, wir bräuchten eine Bassisten, der fest dabei ist und das auch durchzieht. Leider hat es nicht geklappt. Er ist ein super netter Typ, es war auch immer livemäßig und bandtechnisch alles cool, nur hat es leider bei ihm nicht geklappt. Jetzt haben wir halt den Marco, den Ex-Gitarristen von Six Reasons To Kill, von denen übrigens auch unser Drummer kommt.
Und, wie macht er sich?
Bis jetzt ganz gut. Boris ist auch echt spät damit angekommen, dass er aufhört. Das war nur zwei Wochen vor der Tour, was natürlich ein bisschen doof war für uns, dann noch einen Bassisten aufzutreiben, haha. Wir haben ihm dann halt noch schnell elf Lieder reingeprügelt, dafür macht er es aber gut, haha!
Ihr habt Euch nach einer Figur aus Shakespeares „Der Sturm“ benannt. Ich werdet wahrscheinlich ziemlich oft danach gefragt aber was hat diese Figur in Ihrem Kontext für Euch für eine Bedeutung?
Shakespeare ist ja harter Stoff, ich lese jetzt auch kein Shakespeare,haha…Es war unser damaliger Gitarrist, der mit dem Namen ankam, als wir gerade auf Namenssuche waren. Er las das Stück damals, kam dann halt mir der Charakterbeschreibung an und wir fanden die Beschreibung echt gut. Er war beschrieben als eine Art Dämon, als Sklave, als Aussetziger und als Rächer. Die Zusammenhänge passten alle ganz gut. Ich habe mir vor zwei oder drei Jahren ein Buch gekauft namens Die Insel des Magiers, ich glaube das ist von Ted Williams. Darin ist die Geschichte von Caliban beschrieben, wie er auf der Insel mit seiner Mutter aufwächst, wie er nicht sprechen kann, weswegen er ja auch verwildert ist. Er wächst im Wald auf und ist mehr oder weniger ein wildes Tier. Dazu kommt dann der Prospero mit seiner Tochter und wie hieß er noch…Uriel, der Baumgeist…
Ariel
Genau. Ich habe das Buch gelesen und fand es dann natürlich noch cooler, mal die ganze Geschichte als nur eine Charakterbeschreibung zu hören.
Kommen wir zur letzten Frage, einem aktuellen Thema. Heute sind Wahlen in den Staaten…
Fuck Bush, hahaha!
Darauf wollte ich hinaus…kein Bush…?
Kein Bush, nein! Das muss nicht sein.
Ist es für Dich eher etwas wie das kleinere Übel wählen oder stehst Du hinter Kerry, soweit es natürlich von Europa aus möglich ist?
Ich stehe jetzt nicht hinter Kerry, dazu bin ich darin, was er vertritt, zu wenig involviert. Aber ich bin auf jeden Fall dafür, dass Bush weg muss. Was hat er in seiner Amstzeit gemacht? Nur Scheisse! Ich fand es gut, dass gestern noch Fahrenheit 9/11 im Fernsehen lief, obwohl er gerade erst im Kino war. Vielleicht war es auch dafür das deutsche Volk darüber aufzuklären, was Bush eigentlich für ein Riesenarschloch ist und wie unfähig er im Grunde ist. Er ist nicht rechtmäßiger Präsident, Al Gore hatte gewonnen. Egal, was die da auch für einen Scheiss gemacht haben, die ganzen Stimmzettel verschwinden lassen und die Schwarzen wegsperren oder nicht zur Wahl zulassen…Aber die ganze Illuminatengemeinde, die…weisst Du, Fox (US-amerik. Fernsehsender, Anm.d.A.) sagt „Bush ist Präsident“ und dann glauben es alle. Die Amis sind echt…wirklich, ich weiss nicht, hehe…Na ja, auf jeden Fall muss der Weg!
Alles klar, dann danke ich Dir für das Interview und wünsche Dir viel Spaß bei der Show heute Abend.
Danke Dir.