Burning Witches
"Wir machen die Musik, die wir lieben."
Interview
Kurz vor Release ihres vierten Albums „The Witch Of The North“ haben wir uns mit den BURNING WITCHES getroffen. In lockerer Runde erzählten Bassistin Jay und Gitarristin Larissa vom Songwriting, weiteren Plänen und den vergangenen Pandemie-Monaten.
Fangen wir mal mit dem unangenehmen Thema an: Wie war die Situation für euch in den letzten Monaten als international tätige Metal-Band in der Schweiz?
Jay: Trotz Corona – was ja für alle, nicht nur für uns Scheiße ist – hatten wir doch viel Arbeit.
Larissa: Ja, es war immer was los.
Jay: Wir haben das Album aufgenommen, ein paar Konzerte gespielt, Videos gedreht, uns auf den kommenden Livestream zum Album-Release vorbereitet. Es gab eigentlich immer was zu tun. Aber ja, privat konnten wir uns auch mal mit anderen Dingen beschäftigen, für die man sonst nicht so viel Zeit hat, kochen oder lesen zum Beispiel. Insgesamt versuchen wir, aus dem Negativen etwas positives herauszuziehen. Man muss die Situation so nehmen wie sie ist und das beste draus machen.
Hättet ihr denn „The Witch Of The North“ unter anderen Umständen auch zu diesem Zeitpunkt rausgebracht?
Jay: Ich denke, dass wir das schon gemacht hätten. Aber die Zeit wäre etwas knapper gewesen. Es wäre etwas stressiger geworden.
Wie liefen denn die Proben und die Aufnahmen in dieser Situation?
Jay: Am Anfang haben wir gar nicht geprobt.
Larissa: Ja, in der schlimmsten Zeit haben wir uns gar nicht gesehen. Aber nachher, als es wieder einigermaßen ging, haben wir uns wieder regelmäßig getroffen.
Jay: Und zuerst natürlich mit Maske. Da wollten wir auf Nummer Sicher gehen. Aber in der schlimmsten Zeit, als die Zahlen sehr hoch waren, da haben wir uns gar nicht getroffen und sind brav zuhause geblieben (lacht).
Ich frage auch deswegen, weil schon vor der Pandemie viele Bands digital und virtuell gearbeitet haben. Wie ist das bei euch generell?
Larissa: Nee, wir sind eine klassische Proberaumband. Vier von uns wohnen ja sogar am selben Ort, vielleicht 200 Meter auseinander. Laura (Gesang) wohnt in Holland, kommt aber wann immer möglich zu uns in die Schweiz und dann machen wir alles mögliche zusammen. Proben, kochen, essen – trinken (lacht)
„Wir sind eine klassische Proberaumband“.
Was, würdet ihr sagen, ist der größte Unterschied zwischen „The Witch Of The North“ und eurem letzten Album „Dance With The Devil“?
Jay: Ich denke, dass das Tempo schneller geworden ist. (überlegt) Und die Band konnte enger zusammenarbeiten. Beim letzten Album war die Laura gerade mal zwei Monate da und musste direkt loslegen. Jetzt kennen wir einander, wissen wir können und somit ist es dann auch einfacher, neue Songs zu schreiben.
Larissa, wie siehst du als Neuzugang das?
Larissa: Ja, das habe ich eigentlich sehr gut und positiv erlebt. Der Ablauf ist ja immer gleich. Seit es die Band gibt, ist Romana (Gitarre) die Haupt-Songwriterin, die die Gitarrenriffideen bringt. Sie kommt damit in den Proberaum, Lala (Schlagzeug) und Jay spielen dazu und wenn der Song dann einigermaßen steht, wird er an Laura geschickt, die dann Texte und Gesangsmelodien zurückschickt. Dieses Mal konnte auch ich mich natürlich mit Ideen und Soli einbringen. Es lief sehr familiär.
Hat es vielleicht geholfen, dass ihr mit „The Circle Of Five“ bereits vor einigen Monaten eine Single zusammen aufgenommen habt?
Larissa: Genau, das hat auf jeden Fall geholfen. Und sicher auch, dass wir uns alle, vor allem ich und Romana, schon ziemlich lange kennen. Ich glaube, das merkt man auch an der Atmosphäre in der Band.
Wo wir gerade dabei sind: Wie sah eigentlich dein Weg in die Band aus?
Larissa: Das ist einerseits eine sehr lange, aber auch eine sehr kurze Geschichte (lacht). Ich kenne Romana wirklich sehr lange, seit wir sehr klein sind. Wir haben sogar im gleichen Kinderchor gesungen und ich bin zu ihrer Mutter zum Klavierunterricht gegangen. Dann haben wir beide in unseren Teenagerjahren unsere Liebe zum Heavy Metal entdeckt und hatten den gleichen Gitarrenlehrer. Dann haben wir uns aber ein bisschen aus den Augen verloren, weil wir nicht mehr am gleichen Ort gewohnt haben.
„Es ist nicht nur eine Band, sondern eine Familie“.
Vor einem Jahr habe ich mich dann unglaublich gefreut, als dieser Anruf kam, in dem ich gefragt wurde, ob ich als Gast bei der Corona-Akustik-Session dabei sein möchte. Bei den Aufnahmen habe ich schon gemerkt, wie toll es ist. Es ist nicht nur eine Band, sondern eine Familie, denn man macht so viele echt coole und lustige Dinge zusammen. Im letzten Sommer ist es dann so weit gekommen, dass ich komplett einsteigen konnte, was mich noch mehr gefreut hat. Crazy (lacht).
„The Witch Of The North“ dreht sich fast komplett um Themen aus der nordischen Mythologie. Wie ist es dazu gekommen?
Jay: Das ist aus dem Riff zum Titelsong entstanden. Da haben wir alle gemeint, dass das sehr nordisch klingt. Und die nordische Mythologie ist ja auch ein sehr tiefgründiges und interessantes Thema. Ja, und dann entstand der Text zu „The Witch Of The North“, der zum Titelsong wurde und somit auch quasi die Richtung für das weitere Album vorgab.
Werdet ihr euch denn jetzt wie AMON AMARTH und andere Bands komplett diesem Thema verschrieben oder kommt nun vielleicht mit jedem Album ein neues Konzept?
Jay: Darüber haben wir uns keine Gedanken gemacht, aber ich denke nicht, dass wir beim nächsten Album wieder über was nordisches schreiben. Das hat jetzt einfach mega gut gepasst und darum hat Laura auch einige Texte dazu geschrieben. Aber es wird jetzt nicht jedes Album um die nordische Mythologie gehen. Es gibt so viele Themen mit Hexen, da wird bestimmt wieder was interessantes neues kommen.
Traditionellerweise habt ihr jedes Mal einen Cover-Song auf euren Alben. Wieso ist es dieses Mal „The Hall Of The Mountain King“ von SAVATAGE geworden?
Larissa: Das läuft eigentlich immer sehr spontan. Zumindest habe ich es dieses Mal so mitbekommen. Diese Idee kam ursprünglich von Laura und wir waren einfach alle begeistert davon. Der Song passt auch sehr gut, find ich, aufs neue Album. Und dann war der Kontakt schon da, von Romana zu Chris (Caffery, ex-SAVATAGE), der dann auch schnell zugesagt hat, ein Gast-Solo aufzunehmen.
Jay: Ja, das ist sehr spontan entstanden.
Im letzten Jahr konntet ihr trotz der Pandemie einige Konzerte spielen. Wie ist es dazu gekommen und wie liefen sie aus eurer Sicht ab?
Jay: Zunächst einmal dazu, wie es dazu kam: Das lief ganz normal über, soweit ich weiß, die Booking-Firma. Wir hatten (überlegt) zwei Gigs in Deutschland und einen in Tschechien. In Deutschland lief das so: Da ist das Publikum auf den Bänken gesessen und hatte sonst Maske an, aber in Tschechien…
Larissa: Da haben die das nicht so streng genommen (lacht).
„Das war schon komisch, aber besser als gar nichts“.
Jay: Genau, da hatte fast niemand eine Maske an. Da sind wir dann auch nicht an den Merchstand gegangen, einfach aus Selbstschutz. In Deutschland konnten wir das aber machen. Die Leute hatten Abstand und alle Maske an, da ging das. Aber in Tschechien haben wir schon nicht schlecht geguckt, wenn du ins Publikum schaust und nur eine Person hat eine Maske an (lacht). Das war schon komisch, aber besser als gar nichts. Wir waren ja schon froh, überhaupt raus zu gehen.
Jetzt geht es ja erst einmal virtuell weiter. Jay, du hast eingangs einen Livestream am Release-Tag erwähnt. Was erwartet uns denn da?
Jay: Das ist eine Überraschung (lacht). Nee, also natürlich kommt der am selben Tag wie das neue Album und sicher wird es auch was von „The Witch Of The North“ zu hören geben. Der Rest soll aber wirklich eine Überraschung sein.
Bleiben wir mal beim Release-Tag. Mit welchen Erwartungen oder Ritualen nähert ihr euch so einem Tag? Bei dir, Jay, ist es ja schon das vierte Album mit BURNING WITCHES, für dich, Larissa, der erste Langspieler mit der Band.
Jay: Also soweit ich weiß, hat niemand von uns da ein bestimmtes Ritual. Ich finde das immer spannend, die Reaktionen der Fans zu sehen, die sie raushauen, wenn sie das Album haben. Die Reviews, die lese ich natürlich auch, weil ich das ganz interessant finde. Denn wir machen ja die Musik, die wir lieben und da ist es schon spannend, was andere darüber denken. Also, wir bleiben natürlich bei unserer Musik, auch wenn die nicht allen gefällt. Aber gerade bei den Fans finde ich es einfach spannend, was die zum Album meinen und welche Songs ihre Lieblingssongs sind. Ansonsten ist das ein normaler Tag.
„Wir machen die Musik, die wir lieben“.
Larissa: Ein bisschen feiern, auf jeden Fall (lacht).
Jay: Ja, gut, ein bisschen feiern werden wir schon nach dem Livestream am Freitag.
Larissa: Ja genau. Ein bisschen (beide lachen).
Wenn das Album veröffentlicht und der Livestream ausgestrahlt ist: Was sind danach eure weiteren Pläne?
Jay: Wir sind schon vorsichtig und freuen uns nicht zu früh. Im September ist eine Tour angesagt, aber zu 100% ist das natürlich nicht sicher, ob die stattfindet. Wir hätten auch jetzt im Juni ein Konzert gehabt, das aber schon auf nächstes Jahr verschoben wurde. Im Oktober ist hier in der Schweiz was geplant… (atmet durch) Ja, wir warten jetzt einfach mal ab. Im schlimmsten Fall geht es erst nächstes Jahr wieder los. Wir können leider nichts machen als abwarten.
Das war es dann von meiner Zeit. Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für das Gespräch genommen habt. Wollt ihr noch was loswerden?
Jay: Schaut euch den Livestream am Freitag an! Bleibt alle gesund und fit. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.
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Stile | Heavy Metal, Power Metal |
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