Burial Vault
Interview mit Sänger Raimund

Interview

Burial Vault

Während heute eine Vielzahl von Musikrichtungen (wie Metalcore, Pop-Metal ect.) unter dem Banner Melodic Death Metal läuft, könnte man BURIAL VAULT beinahe als konservativ bezeichnen. Nach zwei starken Demos und einer Reihe von Liveauftritten sind die Norddeutschen endlich mit einem Labeldeal ausgestattet, der es ihnen erlaubt, „Ekpyrosis (Periodic Destruction)“ in vernünftigen Rahmen zu veröffentlichen. Wir sprachen mit Frontmann Raimund über alles, was in den letzten Jahren so passiert ist.

 

Burial Vault

Moin Jungs, da das euer erstes Interview bei uns ist, stellt euch doch bitte kurz vor.

Moin. Wir sind Burial Vault, eine fünfköpfige Band aus dem nördlichen Emsland und angrenzenden Ostfriesland. Wir würden unseren Stil selbst als Melodic Death Metal mit Einflüssen aus dem Thrash und Black Metal-Bereich und progressiven Ansätzen beschreiben. Die Band existiert jetzt seit mehr als fünf Jahren, und wir haben seit der Gründung auch schon eine Menge Gigs in vielen Teilen Deutschlands und den angrenzenden Niederlanden gespielt, u.a. auch auf dem Legacyfest 2009 und dem Metalfest Germany 2010.

Mit „Ekpyrosis (Periodic Destruction)“ seid ihr nach zwei Demos bei eurem Debütalbum angelangt. Wie ist das Gefühl? Befreiend, erleichtert oder schlussendlich doch einfach begeistert, dass es veröffentlicht wird?

Es ist von allem etwas da. Wir haben sehr viel Zeit in das Album investiert, bis wir ins Studio gegangen sind, und haben sehr akribisch alle Schritte geplant, weshalb es natürlich auch eine gewisse Form von Erleichterung und Befreiung mit sich birgt, wenn man darüber nachdenkt, dass das Album wirklich über ein Label erscheint und von der Presse auch wirklich sehr positiv aufgenommen wird. Das überwiegende Gefühl ist aber natürlich Begeisterung über das, was sich jetzt so tut. Wir stellen immer die Musik in den Vordergrund. Es ist aber dennoch schön, wenn das Drumherum so gut läuft!

Mit Apostasy Records habt ihr bei einem recht jungem Label unterschrieben, das aber, soweit ich es überblicke, ziemlich gute Promo für euch macht. Da ich ja bereits „…There Is No Ressort“ ziemlich gut fand, stellt sich mir trotzdem die Frage, gab es keine Angebote von größeren Labels? Oder vereinfacht, was ist an Apostasy so gut, dass ihr dort unterschrieben habt?

Zunächst einmal vielen Dank für das Lob. Es ist schön zu hören, dass dir bereits das „Debüt“ so gut gefallen hat.
Es gibt viele Faktoren, die für Apostasy Records sprachen und sprechen. Zum einen hat sich zwischen Tomasz und uns schon vor längerer Zeit eine Freundschaft entwickelt, und er hat schon früh Interesse gezeigt, die CD zu veröffentlichen. Dadurch können wir sicher sein, dass er voll und ganz hinter der Musik steht, was uns sehr wichtig ist. Zum anderen sind dadurch auch die Kontaktwege viel kürzer, und wenn man sich mal „persönlich“ treffen will, gibt es keine allzu großen Barrieren. Außerdem wollen wir keine Band sein, die von einem großen Label in den Himmel „gehypet“ wird und dann fallen gelassen wird, wie eine heiße Kartoffel. Wir wollen dann lieber etwas kleiner anfangen und wachsen.
Um es aber hier noch einmal gesagt zu haben: Das Label Apostasy Records macht wirklich einen sehr guten Job!

Apropos „…There Is No Ressort“, das ist ja jetzt auch schon wieder zwei Jahre her. Da entwickelt man sich als Band sicher auch noch ein Stück weiter, was ist bei BURIAL VAULT passiert und wo spiegelt sich das eventuell auf „Ekpyrosis (Periodic Destruction)“ wider?

Erstmal vorneweg: zwischen der „… There Is No Resort“ und „Ekpyrosis (Periodic Destruction)“ haben wir noch die EP „Come To Grief“ veröffentlicht.
Kompositorisch hat Tobias (Gitarrist) als Hauptsongschreiber bereits direkt nach dieser EP mit dem Schreiben des Albums angefangen. Zu der Zeit hatten wir aber einen Bassistenwechsel, und wir wollten sicher gehen, dass alles stimmt, wenn wir das Projekt angehen. Wir sind der Meinung, dass „Ekpyrosis (Periodic Destruction)“ wirklich das Reifste ist, was wir bis dato veröffentlicht haben. Wir hoffen, dass die Hörer es genau so sehen und die Weiterentwicklung bemerken.

Wie war denn die Zeit im Studio. Stressig oder habt ihr es auch genossen? Gibt es amüsante Anekdoten?

Wir haben uns einerseits sehr unter Druck gesetzt, um bei den Aufnahmen zu überzeugen. Alles in allem, war es aber seine sehr entspannte Atmosphäre. Jörg (Uken) ist ein sehr entspannter und zugleich professioneller Produzent. Wir fühlten uns bei ihm bestens aufgehoben. Eine interessante Situation im Studio war, dass unser Bassist Amko an einem nicht wirklich warmen Tag mit kurzer Hose und T-Shirt auf dem Fahrrad zum Studio kam und sagte, er müsse den Sommer begrüßen (von dem aber weit und breit nichts zu sehen war). Im Nachhinein ist auch der Gedanke ein wenig strange, dass unser damaliger Drummer Daniel und Amko während der Aufnahmen der Gitarren oder des Gesangs mit im Kontrollraum saßen und uralte Versionen von Command & Conquer gezockt haben.

Eure Texte behandeln verschiedene Themen, von persönlichen Gefühlen bis hin zu politischen Missständen, die ihr kritisiert. Magst du uns vielleicht ein paar konkrete Beispiele nennen, die ihr in euren Texten behandelt?

Ich denke, ein gutes Beispiel dafür ist „Those Things Which Were Thought Can Never Be Unthought“. Der Songtext geht auf ein Dürrenmatt-Zitat zurück aus „Die Physiker“ („Was einmal gedacht wurde, kann nicht mehr zurückgenommen werden“). Dieses Zitat haben wir aus dem Zusammenhang genommen und in einen neuen Kontext gesetzt. In dem Text geht es um einen Wissenschaftler, der für den Staat Überwachungsmaßnahmen entwickelt und durchsetzt. Nachdem das System immer lückenloser wird und die Überwachung den Menschen immer gläserner gemacht hat, wird der Wissenschaftler selbst verfolgt, weil er zu viel weiß.
Ein anderes Beispiel ist der Song „Icon Of Indignity“, in dem es um einen Amokläufer geht und darum, welche Logik für ihn hinter seinem Vorhaben steckt. In der heutigen Welt kommt es leider immer häufiger vor. Das Fundament für viele „echte“ soziale Kontakte scheint aus den Fugen zu geraten.

Live habt ihr ja schon auf dem Legacy-Fest (2009) und dem Metalfest (2010) einiges an Erfahrungen sammeln können. Gibt es für das Frühjahr schon Pläne, vielleicht auch mal eine kleine Tour oder ähnliches?

Es gibt keine konkreten Tourpläne, aber wir wollen natürlich so viele Auftritte spielen, wie möglich. Wir hoffen, dass wir einer großen Bandbreite an Menschen unsere Musik präsentieren können und diese davon überzeugen können!

Zumindest auf den Promobildern seht ihr alle noch relativ jung aus. Da ist noch viel Platz und Raum für Träume und Ziele. Was wollt ihr mit BURIAL VAULT noch erreichen, und gibt es einen gemeinsamen Traum, vielleicht mit welcher Band ihr mal auf Tour sein wollt oder ein bestimmter Produzent, der eine eurer Platten produzieren sollte?

Wir wollen auf jeden Fall unsere Musik immer weiter perfektionieren und es gibt wirklich eine ganze Menge Bands, mit denen wir gerne die Bühne teilen würden. Derzeit wäre wohl die Band, die einem am ehesten in den Sinn komme würde: OBSCURA. Wir haben uns mit Jörg (Uken) schon einen großen Produzentenwunsch erfüllt, da wir alle GOD DETHRONED-Anhänger sind und im Vorfeld immer auf den Termin hingearbeitet haben, an dem wir mit ihm zusammen arbeiten konnten. Ein Produzent, der auf jeden Fall auch sehr interessant für uns wäre, ist Neal Kernon, weil er schon mit so vielen unterschiedlichen Bands gearbeitet hat und bei jeder Band den bandeigenen Sound gewahrt hat.

Das Jahr 2011 ist ja erst vor kurzem zu Ende gegangen und viele Alben sind auf den Markt geschwappt, darunter auch viele sehr gute. Vielleicht könnt ihr ja mal eure Top fünf des vergangenen Jahres benennen und warum es gerade diese sind.

Es ist schwer hier für alle zu sprechen, deswegen werde ich diese Frage mal für mich selbst beantworten.
OBSCURA – „Omnivium“
Die Band ist im Moment wirklich das heißeste, was der technische Death Metal Bereich zu bieten hat, da sie über allem Anspruch ein sehr gutes Händchen für Melodien und Songs haben.
PESTILENCE – „Doctrine“
Über die WwiedervereinigteW Band sind die Meinungen gespalten, aber ich kann nur sagen, dass „Doctrine“ wirklich einzigartig ist. Die Gitarren und Bassstimmungen hat man in dieser Form noch nicht gehört, und obwohl das Album auf so enorm tief gestimmten Instrumenten eingespielt wurde ist es sehr abwechslungseich.
OPETH – „Heritage“
Ich muss an dieser Stelle dieses Album nennen. Obwohl ich es einerseits sehr gut finde, dass OPETH nicht schlicht eine Art Erwartungshaltung bedienen, die sich durch „Watershed“ und auch „Ghost Reveries“ aufgebaut haben, läuft die Band Gefahr, ein wenig zu sehr „Opfer der eigenen Einflüsse“ zu werden. Da ich dies aber bei Åkerfeldt und Konsorten nicht erwarte, bin ich jetzt schon gespannt auf das nächste Album. „Heritage“ ist aber dennoch über jeden Zweifel erhaben und sollte bei offenen Ohren durchaus für Begeisterung sorgen.
SEPULTURA – „Kairos“
In Hinblick auf die Texte ist SEPULTURA einer meiner Haupteinflüsse, und ich liebe diese Band wirklich in jeder Formation. Mit „Kairos“ hat die Band wirklich ein Ausrufezeichen gesetzt, und mir macht das Album schlicht und ergreifend riesig Spaß.
ANTHRAX – „Worship Music“
„Was lange währt, wird gut.“ Dass dieses Sprichwort so gut auf die neue Anthrax zutrifft, hätte ich nicht mehr erwartet, nach all den Querelen um Sängerwechsel, etc. Aber ich muss wirklich sagen, dass das Album wirklich für jeden was dabei hat. Selbst ich als Anhänger der John Bush-Ära kann nur sagen, dass die Band alles richtig gemacht hat und sich trotz des ganzen Ärgers nach vorne entwickelt hat.

Dann sollten wir soweit auch erstmal durch sein. Mir bleibt noch mich für das Interview zu bedanken und euch die Gelegenheit zu geben, alles zu sagen, was ihr an dieser Stelle noch loswerden möchtet.

Vielen Dank für das Interview. Wir hoffen, dass euch da draußen die neue Scheibe gefällt und dass wir schon sehr bald einige von euch antreffen werden auf ein erfrischendes Kaltgetränk bei einem der Konzerte.

05.02.2012

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