Burgbrand Open Air
Interview mit den Veranstaltern zum Festival
Interview
Das Burgbrand Open Air ist ein kleines Festival vor malerischer Kulisse in Lauchröden (Thüringen), das 2019 aus der Taufe gehoben wurde. Da es in den vergangenen zwei Jahren aufgrund der Corona-Pandemie leider nicht stattfinden konnte, ist es umso erfreulicher, dass eine nahezu unverändert gebuchte Auflage im Jahr 2022 stattfinden können wird. Grund genug, die kleine aber feine Veranstaltung und ihre touristisch empfehlenswerte Umgebung vorzustellen und die sympathischen Veranstalter zum Interview zu bitten.
Wie kam es zur Initiierung des Burgbrand Open Air?
Ursprünglich war es wie bei vielen dieser Veranstaltungen, zwei Freunde und ich haben Geburtstag gefeiert – in einer Burgruine im Hainich (Thüringen). Auf einmal hatten wir sieben Bands dabei und mussten uns um Technik usw. kümmern. Im Jahr darauf feierten wir schon zu fünft. Also haben wir die Party auf zwei Tage ausgedehnt und hatten 13 Bands am Start (u.a. FATEFUL FINALITY, CHURCH OF MENTAL ENLIGHTMENT, VICTIM und MADSTOP). Das ganze lief unter “Battle Over Nazza”. Allerdings waren die Anwohner nicht so sehr erfreut, über die sanften Klänge aus der Burgruine und so mussten wir uns eine Alternative überlegen. Also haben wir uns eine neue Burg gesucht und sind vor der Brandenburg in Lauchröden gelandet!
Die erste Ausgabe fand 2019 statt, danach kam euch vermutlich Covid in die Quere. Wie schwer hat es euch als Veranstalter:innen getroffen?
Es ging. Natürlich war es ärgerlich, dass die Planung nicht umgesetzt werden konnte und bestimmte Dinge, wie Marketing Geld gekostet haben. Allerdings konnten wir uns auch ein paar Fördermittel sichern, wodurch diese Posten etwas ausgeglichen werden konnten. Dazu sind wir ja noch eine recht kleine und junge Veranstaltung, was in dieser Situation ein Vorteil war, da hier nicht so viele Fixkosten angefallen sind. Natürlich waren wir nicht untätig und konnten weitere Vereinsmitglieder gewinnen (hinter dem Festival steht ein gemeinnütziger Verein – der Burgbrand Musikkultur Club e.V.) und haben zwei Lesungen/Soloprogramme (Michael Goehre, Krachmucker TV Live), sowie ein Konzert (Osaka Rising) mit OHM Live Rituals und dem Kasseturm e.V. Weimar veranstaltet. Außerdem hat der Verein zwei Arbeitseinsätze zum Erhalt der Brandenburg geleistet. Es gab also auch so genug zu tun! Sollte es Interesse geben, sich in unserem Verein zu engagieren, kann man sich unter info@burgbrand.de bei uns melden.
Inwiefern unterscheidet sich die Ausgabe 2022 von der ursprünglich geplanten 2020?
Eigentlich gar nicht so sehr! Leider hat uns mit MILKING THE GOATMACHINE ein Headliner (aus völlig nachvollziehbaren Gründen mit gutem Vorlauf) abgesagt. Damit waren dann auch SKINNED ALIVE raus. Wir haben dann mit ENDSTILLE und NORKH zwei adäquate Ersatzbands gefunden, sind dadurch am Freitag jedoch wesentlich Black Metal-lastiger unterwegs. Eigentlich hatten wir 2020 noch geplant für den Samstag einen zusätzlichen Headliner zu buchen, sind aber dann davon abgekommen, da wir mit dem gegenwärtigen Lineup sehr zufrieden sind.
Wir haben jetzt die erste halbwegs intakte Festival-Saison seit 2 Jahren. Worauf freut ihr euch am meisten (insbesondere in Bezug auf das eigene Festival)? Besucht ihr selbst noch andere Festivals?
Eigentlich freuen wir uns am meisten auf die Menschen. Das man sich endlich mal wieder sieht, egal ob innerhalb des Vereins oder unsere Gäste (einige kennt man ja von diversen Veranstaltungen) und einfach wieder die Freude an der Musik mit Menschen teilen kann. Das ist ganz wunderbar. Natürlich freuen wir uns auch auf die Bands und wieder Livemusik erleben zu können.
Einige von uns haben dieses Jahr bereits als freiwillige Helfer auf Festivals gearbeitet (Schwarzburger Metalwiese, Stoned From The Underground), viele werden das Party.San besuchen, ein paar waren auf dem In Flammen. Nach uns steht dann noch die Saalepartie in Auerstedt – ein wundervolles, kleines Stoner und Blues Festival in Thüringen – und natürlich das Swamp Fest in Berlin an! Es gibt also noch genug zu erleben.
Mit ENDSTILLE, GORILLA MONSOON und Co. habt ihr erprobte Headliner am Start. Was wären Traumwünsche für 2023, utopisch oder nicht?
Zuerst sind wir wirklich froh, dass uns die Bands seit 2020 die Treue gehalten haben – dafür wollen wir uns auch an dieser Stelle nochmal bedanken.
Selbstverständlich feilen wir auch schon an einem Lineup fürs nächste Jahr. Wir wollen etwas mehr Thrash, Heavy und Stoner/Doom Metal und schauen uns auch dementsprechende Bands an. Wenn ich es mir aussuchen könnte, hätte ich gerne MUNICIPAL WASTE oder SACRED REICH und ALL THEM WITCHES oder COLOUR HAZE als Headliner – was aber leider völlig utopisch ist! Was realistisch ist, müssen wir uns anschauen, aber wir haben bereits die Headliner und Co-Headliner für 2023 im Blick.
Mit der Burgruine und Quasi-Namensgeberin der Brandenburg habt ihr eine traumhaft malerische Kulisse. Was sollte man sich vor oder nach dem Festival in der Umgebung noch ansehen, wenn man ins grüne Herz Deutschlands gereist ist?
Da gibt es schon so Einiges! Zuerst sollte man natürlich die Brandenburg besichtigen. Es gibt hier ein kleines Museum, was von einem Verein ehrenamtlich gepflegt wird. Dann ist natürlich ein Besuch in Eisenach und auf der Wartburg Pflicht. Auch die umliegende Natur bietet einige Highlights, wie zum Beispiel die Drachenschlucht bei Eisenach. Etwas weiter weg (ca. 30 km) befindet sich Mühlhausen. Diese Stadt war eines der Zentren des Bauernkrieges und man kann hier eine wundervoll erhaltene mittelalterliche Altstadt, mit einer begehbarer Stadtmauer besichtigen. Sonst sind natürlich auch Erfurt und Weimar immer eine Reise wert!
Ihr positioniert euch sehr sympathisch für das Wohlbefinden aller auf eurem Festival und gegen Faschismus. Nicht alle tun das so deutlich und humorvoll. Speist sich dies aus der Erfahrung mit anderen Veranstaltungen? Musstet ihr euch dafür schon dumme Sprüche anhören?
Ich muss sagen, dass ich bis jetzt auf keiner Metalveranstaltung negative Erfahrungen in diese Richtung gemacht habe, daher kann ich hier auch nicht auf Erfahrungen mit entsprechenden Veranstaltungen verweisen. Es ist eher eine regionale Sache…
Eisenach ist leider ein überregionaler Knotenpunkt der rechtsextremen Szene. Im sogenannten “Fliedervolkshaus” finden regelmäßig fragwürdige Veranstaltungen statt, außerdem gab es erst dieses Jahr eine Razzia, bei der auch vier Leute aus der Szene festgenommen wurden (und immer noch in Untersuchungshaft sitzen – u.a. Focus und Spiegel berichteten). Weiterhin sitzt die NPD mit vier Leuten im Stadtrat. Daher ist es aus meiner Sicht wichtig, hier etwas dagegen zu setzen. Das soll aber auch bitte nicht den Eindruck erwecken, dass Eisenach eine No-Go Area, o. ä. wäre. Es gibt hier viele tolle Menschen und ich persönlich habe mich bis jetzt noch nie bedroht gefühlt. Es erklärt aber, warum wir uns hier positionieren müssen – wenn man einmal in einer fragwürdigen Ecke steht, ist es einfach sehr schwer da wieder raus zu kommen.
Dumme Sprüche haben wir dafür (bis jetzt) auch nicht bekommen. Wir machen es ja recht humorvoll und auch subtil. Ehrlich gesagt seid ihr die ersten, die uns auch so direkt darauf ansprechen.
Was wollt ihr sonst noch mit uns teilen?
Kauft Tickets von kleinen Veranstaltungen! Damit ziele ich gar nicht so sehr auf uns ab, aber es gibt einfach viele kleine, liebevoll konzipierte Veranstaltungen (z.B. die Saalepartie, die Schwarzburger Metalwiese, das Metal Underground Resistance, usw.), die extrem zur Vielfalt der Szene und der Entwicklung von Nachwuchsbands beitragen. Außerdem ist das Bier dort billiger!
Danke für das freundliche Interview!
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