Brought By Pain
Interview mit Olivier Bourbonnais-Allaire zu "The Dreamer's Will"
Interview
Nach ihrem fantastischen, in Eigenregie veröffentlichten ersten Album war klar, dass wir uns die Gelegenheit, mit dem Kopf der Band zu sprechen, nicht entgehen lassen dürfen. Gitarrist Olivier erwies sich nicht nur als sehr sympathischer Gesprächspartner und auskunftfreudig, er konnte auch einen ehrlichen und gesunden Blick auf seine Band, die Szene und das Business insgesamt vorweisen.
Hi Olivier, bevor wir in euer Album „The Dreamer’s Will“ eintauchen hätt ich gern, dass du euch einmal kurz vorstellst; woher ihr seid, wie ihr als Band zusammengefunden habt, inklusive der Verknüpfung zu BEYOND CREATION und was BROUGHT BY PAIN zu dem gemacht hat, was es heute ist…
OK, also erstmal hi metal.de! BROUGHT BY PAIN ist eine Death-Metal-Band aus Montreal, Kanada. Unsere Geschichte ist ziemlich lang und komplex; ich versuche das deshalb mal kurz zusammenzufassen. Alles begann als wir noch auf der High School waren, allerdings war die Band damals noch nicht das, was sie heute ist, denn wir waren nicht sehr diszipliniert. Die ersten Mitglieder waren ich, Gabriel Choinire-Fortin, Laurent Allard (Gitarre/Gesang) und Francois Jouvet (Bass). Nachdem Francois und Laurent ausgestiegen sind haben wir einige Monate später Kevin Chartré und Samuel Ouimet gefragt, ob sie mitmachen möchten, und sie wollten! Kevin war damals übrigens noch nicht bei BEYOND CREATION. Wir haben dann ein paar Shows gespielt, bei denen uns Francois Jouvet noch ausgeholfen hat. 2010 haben wir dann ein 3-Song-Demo aufgenommen. Nachdem wir ein paar Shows in Montreal gespielt haben, hat uns William Paré angerufen um bei uns als Bassist einzusteigen, er musste allerdings nach ein paar weiteren Shows wieder ausgestiegen. In 2011 haben wir uns dann mit Marc-André Juneau getroffen, einem jungen Bassisten; das war zu der Zeit, als wir begonnen hatten, das Album aufzunehmen. Aus rein (Hardware-)technischen Gründen hat Marc-André den Bass auf „The Dreamer’s Will“ allerdings nicht gespielt. Den Bass bei den Aufnahmen hat Brendan Dean gespielt, der die Stücke verdammt schnell gelernt hat. Und seit gestern haben wir nun einen neuen Bassist, der auf den Namen Hugo Doyon-Karout hört und sehr talentiert ist. In 2012 ist BROUGHT BY PAIN:
Samuel Ouimet – Vocals
Olivier Bourbonnais-Allaire – Guitars
Kevin Chartré – Guitars
Guyot Begin-Benoit – Drums
Hugo Doyon-Karout – Bass
Nun haben wir endlich ein komplettes Line-up, mit dem wir einige Shows diesen Frühling spielen können.
Vielen Dank für die detailierte Ausführung! Nun direkt zum aktuellen Output. „The Dreamer’s Will“ ist ein beeindruckendes Album geworden, sehr melodisch und heavy, gerne auch mal schnell und vor allem progressiv. Kannst du dich mit dieser Beschreibung anfreunden?
Danke! Es ist definitiv heavy und melodisch. Was das Progressive angeht, das kommt vermutlich dadurch, dass wir es nicht mögen, wenn sich Musik ständig wiederholt. Wir mögen Überraschungen und bauen diese auch gerne bei uns ein. Ich meine nicht, dass es nie Wiederholungen geben darf, ich mag nur nicht diese ausgelutschten Pop-Strukturen Intro/Verse1/Chorus/Verse2/Chorus/Break/Chorusx2. Ich mag es sehr, wenn ein Lied mit einer bestimmten Stimmung beginnt und dann mit einer ganz anderen endet, wie zum Beispiel „A Soft Sip Of Poison“, das eher etwas sonderbar und langsam beginnt und dann immer melodischer und griffiger wird. Es ist wie eine Reise.
Ihr habt demnach einen speziellen Anspruch wenn ihr neues Material schreibt, oder vielleicht eine bestimmte Formel, nach der ihr eure Musik konzipiert?
Damals am Anfang schrieb unser erster Gitarrist Laurent ein paar Riffs für die älteren Songs und ich habe ebenfalls einige geschrieben. Dann ist er ausgestiegen und ich wurde zum Hauptkomponist für die neueren Songs wie „Infinity“ oder „The Dreamer’s Will“. Für „The Immaturity Of Verity“ half mir noch Gabriel bei den Arrangements und einigen Riff-Melodien aber diese Dinge haben sich nun geändert, seitdem er nicht mehr in der Band ist. Wir haben unsere Art an neuen Songs zu arbeiten verändert. Nun schreibe ich üblicherweise den ersten Entwurf, nehme ihn in meinem Heimstudio auf und spiele es dann den anderen Jungs vor. Dann arrangieren wir alles Weitere gemeinsam, so dass sich die Songs entwickeln, bis sie fertig sind für die endgültige Aufnahme.
Verändert ihr dann die Musik trotzdem noch während des Aufnahmeprozesses, wenn jemand spontan eine frische Idee hat oder seid ihr da eher diszipliniert?
Ne, wenn wir einmal im Studio sind verändern wir die Gitarrenriffs nicht mehr. Für die Aufnahmen sind wir intensiv mit den Proben beschäftigt, damit jedes Detail sitzt und es keine böse Überraschung im Studio gibt. Manch Solo wird eventuell noch ein wenig verbessert und manche werden erst während der Aufnahme-Sessions geschrieben aber an die Song-Strukturen gehen wir nicht mehr ran. Wir versuchen so diszipliniert wie möglich zu arbeiten, damit wir nicht soviel Zeit während der Aufnahmen verlieren.
Hast du einen Favoriten auf dem Album?
Nur einen Song auszuwählen ist hart! Vielleicht „Infinity“ oder „The Immaturity Of Verity“; das sind die neueren Stücke und die Einzigen, die auf 7-saitigen Gitarren komponiert und eingespielt wurden. Ich glaub, sie fließen einfach am besten.
Wie würdest du denn die Musik von BROUGHT BY PAIN jemandem erklären, der die Band noch nicht kennt?
Es ist immer schwer, Musik mit Worten zu beschreiben, aber ich würde sagen, wir spielen Melodic Death Metal mit progressiver Schlagseite; schnell und aggressiv mit kitschigen Parts. Wir mögen ausufernde, kitschige Parts.
Ist Technik ein wichtiger Aspekt in eurer Musik?
Das Technische ist sicher ein wichtiger Aspekt Im Sound von BROUGHT BY PAIN. Komplexität ist etwas, das wir sehr gerne hören und selbst in unsere Musik einbauen. Wenn wir komponieren, ist Technik dabei also offensichtlich ein wichtiger Punkt. Wir versuchen jedoch nie so technisch wie nur möglich zu sein, es kommt halt mit den Ideen zusammen, die ich umsetze, wenn ich für BROUGHT BY PAIN komponiere. Wir haben ja auch einige Riffs, die nicht so sehr technisch sind. Solange das Feeling stimmt und es gut für den Song ist, ist alles richtig.
Wie händelt ihr denn genau die Balance zwischen Seele und technischem Overkill?
Wenn ich für BROUGHT BY PAIN komponiere, kommen mir oft Ideen, die sehr technisch sind, aber ich schließe auch nie ein Riff aus, nur weil es vielleicht nicht komplex genug ist oder so. Wenn wir denken, dass es gut klingt, dann ist es richtig. Wir versuchen eher, einige epische Parts einzubauen, die den Hörer begeistern.
Versteh mich nicht falsch, aber manchmal erinnert mich eure Musik ein wenig an BEYOND CREATION, auch wenn ihr nicht so schnell seid und mehr im Midtempo agiert und auch die Melodien anders klingen. Vielleicht ist es auch der hohe und tiefe Wechselgesang, der mich daran erinnert. Ist dieser Vergleich eigentlich OK für dich oder siehst du in BEYOND CREATION eher so etwas wie den „großen Bruder“, von dem ihr euch musikalisch distanzieren möchtet?
Wir möchten uns nicht unbedingt von ihnen distanzieren aber das Ziel ist natürlich nicht so zu klingen wie sie! Ich kann nachvollziehen, dass es Parallelen gibt, wie eben den tiefen und hohen Gesang und beide Bands spielen auch melodischen Death Metal mit vielen Gitarrensolos aber… vielleicht sage ich das auch, weil ich bei BROUGHT BY PAIN bin, aber ich denke nicht, dass die Bands gleich klingen. Jede Band hat ihre eigene Ausstrahlung. Ich finde BEYOND CREATION zum Beispiel viel romantischer, wenn ich das so sagen darf, haha. Ich liebe BEYOND CREATION! Ich denke, dass es eine der großartigsten Metal Bands der heutigen Zeit ist.
Dem kann ich zustimmen. Nun zum Sound! Ich mag einerseits die moderne Art der Produktion und trotzdem auch das leicht rohe Feeling, das Unperfekte im Sound, zum Beispiel die Snare oder die sehr natürlich ausgesteuerten Cymbals. Es klingt alles sehr ehrlich, was mir echt gut gefällt. Meiner Meinung nach zeigt das, dass ihr wisst, was ihr wollt und ihr euch nicht scheut, auch „echt“ zu klingen. Zudem behaupte ich, dass ihr einfach das Beste rausgeholt habt, was eure finanzielle Situation hergegeben hat. Seid ihr denn glücklich mit dem Ergebnis und war es sehr schwierig für euch, das Album ohne Label im Rücken herzustellen und zu veröffentlichen oder war es von vorneherei euer Ansinnen, alles alleine zu regeln?
Außer mit dem Schlagzeug sind wir sehr zufrieden mit dem Album. Wir hatten mit dem Schlagzeug im Studio einige unvorhersehbare Schwierigkeiten, aber was den rauen Sound angeht, ist es genau das, was wir wollten. Ich habe das Album zusammen mit Mathieu Marcotte (Gitarrist bei AUGURY) produziert und er hat wirklich verstanden, was ich wollte. Ich hab ihm gesagt, dass wir keinen perfekten Plastik-Sound wollen und so hat er das Album auch abgemischt. Ich bin kein großer Fan von überproduziertem Mist, der sowieso alles unecht klingen lässt. Wenn du uns live gesehen hast, würdest du nicht sagen, dass das Album 10x besser klingt als live.
Diese lobenswerte Einstellung wird leider immer rarer und harmonisiert sicher auch nicht mit den aktuellen Vorstellungen der Labelbosse. Haben sich eigentlich schon Labels bei euch gemeldet?
Ein oder zwei aber wir haben uns auch noch nicht richtig darum gekümmert. Wir möchten keinen Vetrag, der uns alle Rechte an der Musik und am Merchandise nimmt und so, also warten wir auf ein gutes Angebot. Wir stehen da nicht unter Druck. Das Wichtigste für uns ist, Musik zu machen!
Das Business verändert sich in den letzten Jahren eh ganz schön und eine immer häufiger genutzte Möglichkeit von Bands ist, sich selbst zu managen. Denkst du, dass Labels überhaupt noch eine Zukunft haben, wenn Bands immer mehr das Internet und die damit verbundenen Möglichkeiten der Kommunikation, Vermarktung und Werbung etc. nutzen können?
Ich glaube, wir sind nicht die richtige Band für eine derartige Frage, da wir bislang noch nicht wirklich mit einem Label zusammengearbeitet haben, aber ich werde mal meine persönliche Meinung dazu sagen: Die CD-Verkäufe laufen bei uns sehr gut und schnell und den Labels ist dadurch sozusagen eine Menge Geld entgangen. Die Angebote der Labels sind oft echt schlecht, so dass viele kleinere Bands lieber alles selbst machen. Es fühlt sich allerdings auch gut an, „frei“ und niemandem etwas schuldig zu sein.
Jo, das glaub ich gern. Wo liegen denn eigentlich eure musikalischen Wurzeln? Einflüsse, andere Bands, Projekte…
Ich spiele seit acht Jahren Gitarre. Angefangen habe ich mit Sachen, die wie METALLICA klingen. Mittlerweile bin ich von vielen Bands beeinflusst, egal ob Metal oder nicht. Hier ein paar Namen: PSYCROPTIC, SPAWN OF POSSESSION, THE BLACK DAHLIA MURDER, THE FACELESS, BEYOND CREATION, UNHUMAN, AUGURY, GOROD and viele mehr… Kevin spielt bei BEYOND CREATION und UNHUMAN. Er spielt seit rund zehn Jahren Gitarre. Guyot spielt auch bei BEYOND CREATION. Er studiert Musik und Percussion. Samuel und ich haben bis jetzt keine weiteren Projekte laufen.
Sauber! Das wärs dann auch. Danke, dass du dir die Zeit genommen und meine Fragen so ausführlich beantwortet hast. Ich hoffe sehr, dass wir noch einiges von euch hören werden in der Zukunft. Alles Gute für euch! Cheers!
Danke dir! Ach übrigens, wir arbeiten derzeit hart an neuen Songs. Ihr könnt also auf ein zweites Album hoffen.
Perfekt!
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Stile | Death Metal, Melodic Death Metal, Progressive Death Metal, Technical Death Metal |
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