Bonded
Tarantino-Thrash mit Augenzwinkern
Interview
„Das ist ein Schritt in die richtige Richtung.“
In Sachen Songwriting hatte ich bei „Rest In Violence“ das Gefühl, dass durchaus Ideen zum Zuge kamen, die mal für den Nachfolger von SODOMs „Decision Day“ gedacht waren. „Into Blackness“ wirkt auf mich deutlich eigenständiger. Habt ihr etwas am Songwriting-Prozess für BONDED geändert?
Bernemann: Ne, gar nicht. Vielleicht fehlt mir da der Abstand, aber die Arbeitsweise, mit der wir jetzt aufgenommen und erarbeitet haben, ist nichts anderes als das, was ich in 22 Jahren SODOM gemacht habe. Ich sammle Riffs, entwickle mit Makka [Markus Freiwald, Schlagzeuger – Anm. d. Red.] die Strukturen. Danach stellen wir das der Band vor und erarbeiten die Feinheiten mit dem Produzenten. Daran hat sich nichts geändert. Aber ich empfinde auch, dass es zwischen den Platten einen Unterscheid gibt. Das ist die Fortsetzung einer Entwicklung, die schon lange vor „Decision Day“ anfing.
Als wir „Rest In Violence“ aufgenommen haben, ist Ingo quasi ein paar Tage vorher erst zur Band gestoßen und musste direkt abliefern. Wir hatten also nicht allzu viel Zeit für Experimente. Diesmal ist es meinem Empfinden nach so, dass gerade die Gesangslinien noch besser zum Riffing und den Songs passen. Daher wirkt das ganze vielleicht ein bisschen anders. Aber wir haben grundsätzlich genauso gearbeitet, wie viele Jahre zuvor. Nur hatten wir einfach mehr Zeit. Das ist definitiv ein Schritt nach vorne in die richtige Richtung.
Dann noch mal eine Frage zu SODOM, da du schon angesprochen hast, dass die BONDED-Platten eine musikalische Fortsetzung von „Decision Day“ sind. Hast du das Kapitel SODOM für dich komplett abgeschlossen oder verfolgst du noch, was da passiert?
Bernemann: Also ich sag mal so: weder noch. Zum einen verfolge ich das nicht mehr unbedingt. Das lässt mich relativ kalt. Andererseits habe ich da 22 Jahre gespielt und bin immer mit dem Herzen dabei gewesen. Ich blicke nicht wütend zurück, sondern habe da eine tolle Zeit gehabt. Aber im Moment kümmere ich mich lieber um unsere Sachen. Und das war ja auch ein Grund, warum wir uns getrennt haben. Tom [Angelripper, SODOM-Frontmann – Anm. d. Red.] wollte halt in eine ganz andere Richtung gehen als wir das jetzt gemacht haben. Von daher verfolge ich das nicht immer so. Aber da ist kein Blick zurück im Zorn. Es war eine tolle Zeit, ich telefoniere auch ab und zu wieder mit Tom, da ist eigentlich alles in Butter zwischen uns.
BONDED ehren die Vergangenheit
Beim Thrash Speed Burn vergangenes Jahr hattet ihr noch SODOM-Songs im Set. Werdet ihr das zukünftig auch noch so handhaben oder war das eher eine Notlösung, weil ihr für Headliner-Shows noch nicht genug BONDED-Material hattet?
Bernemann: Das war definitiv so. Wir hatten gar nicht genug Songs, um die Zeit zu füllen. Das ist jetzt anders, aber wir werden wahrscheinlich „City Of God“ weiterhin spielen. Das ist ein Song, der zu mir gehört, den ich komponiert habe und der bei uns gut ins Set passt. Ich verleugne die SODOM-Zeit ja auch nicht. Aber das neue Album und „Rest In Violence“ haben ganz klar Priorität. Ob wir „City Of God“ spielen, richtet sich auch danach, ob wir auf einem Festival oder in einem Club spielen und wie viel Zeit wir haben. Aber grundsätzlich soll das Set zukünftig jeweils zur Hälfte aus Songs von „Rest In Violence“ und „Into Blackness“ bestehen.
Ingo: Ich muss aber auch sagen, dass das völlig legitim ist. Bernemann hat über 20 Jahre bei SODOM gespielt, viele Songs geschrieben und da seinen Stempel hinterlassen. Ich würde selbst sagen, dass sind starke Nummern, es wäre doch eine Schande, die nicht in unserer Interpretation zu bringen. Zumal es fraglich ist, ob Tom die mit seinem Old-School-Kurs live überhaupt noch bringen wird. Aber selbst wenn, werden die definitiv anders klingen als bei uns. Wir sind eben nicht ex-SODOM oder eine Nachfolgeband, sondern eine eigenständige Band. Aber nichtsdestotrotz wäre es doch unclever, solche Songs nicht zu bringen und ich muss sagen, mir macht das Spaß. „City Of God“ ist ein hammerstarker Song und ich habe auch Spaß, den zu singen.
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