Bonded
Tarantino-Thrash mit Augenzwinkern
Interview
Mit ihrem Debüt „Rest In Violence“ legten BONDED 2020 eines der besten Thrash-Metal-Alben des Jahres ab. Der Nachfolger „Into Blackness“ steht der Klasse dieser Platte in Nichts nach. Gitarrist Bernemann Kost und Sänger Ingo Bajonczak sprühen im Interview nicht nur vor Enthusiasmus, sondern finden auch klare Worte zu Verschwörungstheoretikern.
„Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“
Erstmal herzlichen Glückwunsch zu eurem neuen Album. Mir gefällt es ehrlich gesagt noch besser als der sehr gute Vorgänger. Das erstaunt mich ein wenig, weil ihr nicht mal zwei Jahre daran gesessen habt. Wie ging das so schnell?
Ingo: „Corona sei Dank“, könnte man letzten Endes sagen. Dass das so zeitnah passiert ist, ist wohl der unglücklichen Situation geschuldet, dass durch Corona alles andere ausgefallen ist und wir leider nicht die Gelegenheit hatten, das erste BONDED-Album standesgemäß zu promoten. Ich glaube, wir haben zwei Liveshows gespielt, das war es mehr oder weniger. Wir saßen erstmal alle schwer zu Hause. Als ein bisschen Kontakt wieder möglich war, dachten wir uns: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“, also kam die nächste Platte.
BONDED waren zu diesem Zeitpunkt noch recht frisch und kurz nach dem ersten Album ging nichts mehr. Wie habt ihr in dieser Situation eure Motivation aufrechterhalten?
Bernemann: Das war gar nicht so schlimm gewesen. Wir haben nicht vergessen, dass es für andere viel schwieriger war, weil sie von der Musik abhängig sind und den Kühlschrank davon vollkriegen müssen. Aber das war natürlich trotzdem scheiße für unsere Promotion. Du hast ein Album am Start, alles läuft wie geschnitten Brot und dann ist mit dem Lockdown alles beendet. Aber was solls? Wir haben uns einmal geschüttelt und es ging sofort weiter. Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht. Spätestens im März vergangenes Jahr ging es mit dem Songwriting für das neue Album los.
Durch Covid war ich viel in Kurzarbeit und hatte so viel Zeit wie nie zuvor, wodurch ich ohne Ende Riffs gesammelt habe. Richtung Oktober, November vergangenes Jahr hatten wir die Struktur für ungefähr 45 Songs fertig, ähnlich wie schon bei „Rest In Violence“. Die waren natürlich nicht fertig arrangiert. Wir sammeln immer viel und dann stürzen wir uns auf die Rosinen und arbeiten die als Band gemeinsam aus. Wir haben uns das ganz in Ruhe ausgesucht, bevor wir die Vorproduktion angegangen sind. So viel Zeit hatten wir noch nie.
Ingo: Dass wir die Zeit für eine sehr ausgiebige Produktion nutzen konnte, war ein Vorteil für uns, um die Quintessenz aus den Songs herauszufiltern. Bei der finalen Aufnahme mussten wir nicht mehr groß überlegen oder arrangieren. Da ging es nur noch darum, die bestmögliche Performance aufs Band zu knallen. Das war ein großer Vorteil, obwohl die Situation an sich ein Downer war. Nach dem Debütalbum waren wir richtig heiß, die Platte zu promoten, hatten überall gute Rezensionen bekommen und auf einmal wurde der Stecker gezogen.
Mir ging es sogar in doppelter Hinsicht so, weil kurz nach „Into Blackness“ das aktuelle ASSASSIN-Album rauskam. Da war es natürlich die gleiche Situation. Das Ding ist rausgekommen, hat durchaus gute Rezis bekommen und ist komplett abgesoffen. Aber was soll man jammern oder meckern? Am Ende ging es der gesamten Szene so. Aber das Leben geht weiter. Ich glaube, uns ist das letzten Endes alles gut gelungen.
BONDED lassen sich Zeit für Details
Jetzt hab ihr gerade gesagt, dass 45 Songs für „Into Blackness“ zur Diskussion standen. Habt ihr die alle von der Pike auf entwickelt oder kamen Ideen zum Zuge, die ursprünglich für „Rest In Violence“ gedacht waren?
Bernemann: Das haben wir tatsächlich neu gemacht. Vielleicht sind da ein oder zwei Riffs dabei, die wir vorher schon hatten. Das war bei „Rest In Violence“ schon ähnlich. Aber die 45 Songs waren wie gesagt nicht fertig. Wir haben immer geschaut, wo es sich lohnt, ins Detail zu gehen. Ingo brauchte jetzt nicht für 45 Songs den Gesang machen. Da ist schließlich auch nicht alles toll gewesen. Das bleibt in der Schublade stecken. An und für sich ist das aber eine sehr gute Arbeitsweise, mit der wir schnell vorwärtskommen.
Ingo: Manchmal steckt man auch einfach nicht drin. Bei manchen Ideen fand ich die Riffs geil und habe überlegt, was ich dazu machen kann, bin aber nicht so wirklich auf den Punkt gekommen. Bei manchen Riffs hat mir das leidgetan, aber die sind ja nicht aus der Welt und vielleicht klappt es beim nächsten Mal. Aber ich denke, wir haben wirklich das Maximum aus den Ideen rausgeholt, was der Vorteil der langen Vorproduktion war.
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