Bolt Thrower
Bolt Thrower
Interview
Wie heißt es so schön? Gut Ding will Weile haben. Die britische Vernichtungsmaschinerie BOLT THROWER hat ganze vier Jahre benötigt, um dieser Tage das neue Kanonengeschoß "Those Once Loyal" abzufeuern. Doch dieser Angriff hat es in sich! Die Band bleibt Ihrem gewohnten Stil treu und wird damit den eigenen als auch den Erwartungen der Fans gerecht. Es war mir eine Freude, mit einem trotz großem Interview-Streß gutgelaunten Gavin Ward (Gitarrist) zu sprechen!
Endres: Hallo Gavin! Laß uns doch gleich mit eurem neuen Longplayer „Those Once Loyal“ beginnen! Dieses ist, wie nicht anders zu erwarten, wieder ein typisches BOLT THROWER Album geworden. Gleich von den ersten Riffs an hört man, wer da spielt. Und wenn ich mich nicht täusche, führt ihr mal wieder mit dem Song „The Killchain“ eine Tradition fort?
Gavin: Hallo! Klar, es ist das gleiche Riff wie z. B. bei „Cenotaph“! Es ist eine Kombination von insgesamt sechs Songs, die zusammengehören. „The Killchain“ ist der letzte Song dieser Kette. Sie begann mit „In Battle“, führte weiter zu „World Eater“, zu „Cenotaph“, weiter zu „Embers“ über „Powder Burns“ bis eben hin zu „The Killchain“!
Endres: Ich denke, der größte Unterschied zwischen „Those Once Loyal“ und dem direkten Vorgänger „Honour – Valour – Pride“ aus dem Jahr 2001 liegt an den unterschiedlichen Sängern. Karl ist wieder zurückgekehrt. Worin siehst Du die weiteren Unterschiede zwischen diesen Alben und wie fühlt es sich an, Karl wieder in der Band zu haben?
Gavin: Oh, Karl wieder in der Band zu haben ist wirklich toll! Wir sind wirklich sehr glücklich darüber, dass er wieder dabei ist! Es fühlt sich klasse an! „Honour – Valour – Pride“ war zu lang, die Songs selbst waren auch zu lang, etwas langatmig und langsam. Wir wollten das neue Album kürzer haben, die Tracks sollten auch kürzer sein und teilweise auch etwas flotter. Auch waren die Gitarren bei „Honour – Valour – Pride“ zuviel, die anderen Instrumente gingen dadurch etwas unter. Wir wollten daher die Produktion verbessern, die Gitarren etwas zurückschrauben, damit Bass und Schlagzeug besser rauskommt. Ich denke, das ist uns auch ganz gut gelungen!
Endres: Ihr bevorzugt also eher kürzere Songs?
Gavin: Nun, es hängt eher vom jeweiligen Song ab.
Endres: Ok! Warum gab es eigentlich so eine Zeitspanne zwischen diesen beiden Alben?
Gavin: Hm, also zum einen lag es daran, dass Dave (Ingram, Sänger auf „Honour – Valour – Pride“, Anmerk. d. Verf.) die Band aus persönlichen und gesundheitlichen Gründen verließ, später Karl wieder zu uns kam. Wir begannen, neues Material zu schreiben, fanden es aber nicht gut genug und begannen wieder von vorne. Wir schrieben viel zu viel. Wir hatten viele einzelne Parts, die wir zusammenfügten. Dieser Prozess dauert bei uns leider einige Zeit. Wir planen immer noch an einem zweijährigen Veröffentlichungsturnus. Aber es dauerte doch 3 bis 4 Jahre. Wir werden aber niemals etwas veröffentlichen, solange wir es noch nicht für gut genug erachten!
Endres: Nun, das ist doch löblich! Wie schreibt Ihr eigentlich Songs?
Gavin: Puh! Normalerweise beginnt es mit Baz (Barry Thomson, Gittarist, Anmerk. d. Verf.), er schreibt die Riffs und legt die Grundstruktur fest. Dann kommt die Band dazu und es wird herausgefiltert, was wir mögen und was wir nicht mögen. Die Struktur verändert sich. Es kommen dann die Drumparts und die Bassparts dazu. Wenn dann alle Riffs feststehen, machen wir uns Gedanken über den Gesang. Es geht dann mit der Pre-Produktion weiter, der Gesang und die Soli. Wir hören es uns dann als Band zusammen noch einmal an, ob es uns gefällt, ob der Gesang etc. passt.
Endres: Das neue Cover-Artwork wirkt auf mich wie ein Bild aus Metall! Was kannst Du uns hierüber erzählen?
Gavin: Wir sahen dieses Bild vor einigen Jahren auf einer Website. Wir fanden es großartig und erkundigten uns danach. Es ist Bestandteil eines Steinkunstwerkes, wobei es sich bei dem gezeigten Teilstück um ein Metallrelief handelt. Hierfür wurden eingeschmolzene Kanonen verwendet. Das Denkmal soll an den ersten Weltkrieg erinnern. Das Bild wurde dann für unser Cover am Computer noch etwas nachbearbeitet.
Endres: Seit Ihr noch in Kontakt mit David Ingram? Wie geht es ihm?
Gavin: Wir haben mit Ihm schon eine ganze Weile nicht gesprochen. Wir denken aber, dass er ok ist, zumindest wissen wir das von einer dritten Person.
Endres: Also geht es ihm etwas besser?
Gavin: Nun, ich bin mir nicht ganz sicher. Er sollte wohlauf sein, falls dem nicht so wäre, hätten wir bestimmt davon gehört.
Endres: BOLT THROWER kommen mal wieder im Januar auf Europatour. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Eure Touren immer im Januar stattfinden. Gibt es hierfür einen bestimmten Grund?
Gavin: Nein, da ist es einfach nur kalt!
Endres: Hahaha, wie bitte?
Gavin: Haha, ja unsere Touren scheinen immer im Januar zu sein! In den frühen Jahren war es immer Januar, und so wurde es fortgesetzt. Wir wollten immer die erste Tour des Jahres durchziehen. Aber jetzt touren so viele im Januar. Trotzdem behalten wir das bei.
Endres: Kannst Du mir schon sagen, wer die Support Band sein wird?
Gavin: Zu diesem Zeitpunkt haben wir uns noch nicht entschieden. Derzeit erhalten wir von vielen Plattenfirmen und Bands Material und CD’s. Wir müssen uns da erst noch durcharbeiten, allerdings fehlt hierfür momentan einfach die Zeit dafür. Es gibt noch so vieles zu tun. Aber die Termine stehen fest!
Endres: Also Ihr entscheidet selbst, wer für Euch Support spielen darf?
Gavin: Immer! Wir entscheiden alles! Wir legen die Eintrittspreise fest, die Preise für das Merchandise, die Bands!
Endres: Das ist natürlich perfekt für Euch!
Gavin: Auf jeden Fall! Nur so sollte es sein!
Endres: Was war denn Eure beste Tour bisher?
Gavin: Puh! Schwer zu sagen! Vielleicht… hm, eigentlich war jede Tour cool, es war immer etwas Besonderes! Ich erinnere mich gerne an unsere erste Tour, nur einige Gigs in Holland, mit AUTOPSY und PESTILENCE. Es war ein tolles miteinander, keiner wollte headlinen, jeder wollte nur Party machen. Wir hatten eine gute Zeit miteinander. Aber jede Tour war cool! Es ist schwierig, eine bestimmte herauszusuchen. Ich erinnere mich eben gerne an diese erste Tour. Auch zum Beispiel unsere erste durch die USA! Es war klasse. Und zum ersten Mal in Deutschland spielen war wohl auch so mit das Beste! Es ist einfach cool. Es gibt nichts besseres, als die Musik live zu spielen, welche man liebt!
Endres: Wie ist denn derzeit die Szene in England? Immer noch so trendy, oder hat sich da inzwischen was getan? Wie läuft es gerade für BOLT THROWER in England?
Gavin: Hahaha, die Szene ist noch immer Trendverseucht! Immer noch so Scheiße, wie sie immer war! Wir haben 4 Jahre nicht mehr in England gespielt, nur einen einzigen Auftritt. Davor haben wir 7 Jahre hier nicht mehr gespielt! Das bedeutet, dass wir in den letzten 11 Jahren gerade einmal zwei Gigs in England gaben! Aber, sie waren trotzdem gut! Für die Fans hier werden wir eine Tour im April starten. Mal schauen, wie es nach all den Jahren läuft. Ich denke, es wird für uns genauso sein, als ob wir in einem fremden Land spielen.
Endres: Seltsam!
Gavin: Oh ja, das wird es sein!
Endres: BOLT THROWER sind ja schon eine sehr lange existierende Band. Bisher gibt es von Euch aber kein Live-Album oder eine DVD. Ist in dieser Richtung irgendetwas geplant?
Gavin: Wir dachten über ein Live-Album nach und diskutierten es mit unserem Label. Aber sie wollten es nicht zu dem Preis, welcher uns vorschwebt, herausbringen. Wir wollten es zu einem richtig günstigen, niedrigen Preis. Aber unser Label konnte sich hierzu nicht durchringen. Deshalb wurde noch kein Live-Album veröffentlicht. Aber wer weiß, vielleicht in der Zukunft? Und eine DVD – nun es gibt von uns viel Filmmaterial, wir wollen auf jeden Fall eine DVD, aber es ist noch nichts Konkretes geplant. Es gibt einige Dinge, die wir noch nicht gemacht haben. Ich möchte unbedingt mal eine Single veröffentlichen! Wir hatten noch nie eine, hahaha!
Endres: Aber gab es damals nicht eine Single für „Cenotaph“?
Gavin: Yeah, hahaha, es war eine 12inch, und es ist verdammt lange her!
Endres: Ja stimmt, hahaha! Kommen wir zur letzten Frage! Was bedeutet Metal für Dich?
Gavin: Nun, ich denke Musik! Es ist für mich die Musik, die mein Adrenalin ausschüttet! Andere Musik mag ich nicht wirklich, wie sie zum Beispiel im Fernsehen kommt. Es interessiert mich einfach nicht! Ich liebe Metal!
Endres: Und welche Metal-Stile magst Du besonders?
Gavin: Nun, ich denke weniger an Stile. Mehr an einzelne Bands oder Songs! Ich höre viel altes Zeug, die alten VENOM, VOIVOD, KING DIAMOND, MERCYFUL FATE und BLACK SABBATH. Es sind oftmals eher traditionelle Sachen. Es ist auch so, wenn man lange Zeit im Studio verbringt möchte man im Anschluß nicht zu aggressive Musik hören.
Endres: Dann möchte ich mich bei Dir für die Zeit und das Interview bedanken!
Gavin: Ich weiß das zu würdigen! Es war mir ein Vergnügen!
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